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Allgäu-Urlaub IV

Mittwoch, August 29, 2012

Nachdem wir uns Mittwoch und Donnerstag gründlich erholt hatten, stand für Freitag wieder eine ordentliche Tour auf dem Programm. Der frühe Start wurde jedoch dadurch massgeblich verzögert, dass der beste Allgäuer von Allen die Nacht mehr schlecht als recht verbracht hatte und komplett unausgeschlafen und regelrecht zermatscht zum Frühstück auftauchte.

Die Entscheidungsfindung (Gehma oder gehmanet, das ist hier die Frage) dauerte eine Weile, aber schliesslich starteten wir doch. Das Wetter sollte ja grossartig werden.

Wir stellten das Auto am Parkplatz Gruebplätzle bei Hindelang ab und radelten ins Retterschwanger Tal hinein. Es war noch reichlich frisch, aber das sollte sich ja beizeiten ändern, hatte der Wetterbericht versprochen. Die Räder parkten wir an der Abzweigung zum Grossen Daumen, dann spazierten wir gemütlich bis zur Oberen Haseneckalpe, wo wir uns ein zweites Frühstück genehmigten und unser Ziel - den Grossen Daumen Nordwestgrat - nochmal gründlich betrachteten. Doch, das sah interessant aus.

Weil es so gemütlich da in der Sonne neben dem Hüttchen war, gönnten wir uns noch ein kleines Schläfchen (mein Allgäuer hatte ja Nachholbedarf), bevor wir den grasigen Rücken zum Nordwestgrat hinauf stiegen. Man soll ja nichts überstürzen.

Mit dem Start der Felsen legten wir das Sicherungszeug an, verstauten das Seil griffbereit in Ralles Rucksack und stapften den ersten Aufschwung hinauf. So ohne Markierungen ist die Wegfindung auch auf einem Grat nicht immer einfach (auch wenn man sich natürlich nicht grossartig verlaufen kann). Es dauerte nicht lang, bis wir das Gefühl hatten, in der bröseligen Gratflanke (der Weg oben drüber hatte viel schwerer ausgesehen und da waren ganz deutliche Trittspuren) wäre Sichern doch angebracht.

Zurück auf der Gratschneide war der Fels wieder schön fest und die Kletterei machte wieder Spass. Es war nicht wirklich schwierig, aber der Ausgesetztheit wegen sicherten wir weiter, bis wir wieder Gehgelände erreichten. So ging es weiter. Ausgesetzte Gratkletterei, die wir sicherten, wechselte sich mit eher unschwierigem Gehgelände ab. Schwierig waren genau genommen nur 2 Stellen, an denen ich froh über das Seil war.

An einem grasigen Plateau machten wir Pause. Als wir kurz drauf weiter stiegen, trafen wir auf das Routenbuch, das ordentlich eingepackt unter einem grossen Stein lag. Laut Routenbuch waren wir die 9. und 10. Person, die in diesem Jahr den Grat begingen :-) Naja, nicht jeder trägt sich da ein oder findet das Buch, ein paar mehr werden es schon gewesen sein.

Kurz drauf, vielleicht irritiert vom unerwarteten Routenbuch, machten wir wieder den Fehler, seitlich in die Flanke auszuweichen. Man sollte wirklich immer auf der Schneide bleiben, seitlich wird der Grat umgehend bröselig und instabil. Seeeeehr unangenehm.

Nun waren wir bald am Gipfelaufbau, den man laut Führer relativ leicht rechts umgehen kann oder geradeaus über ‘ein System senkrechter Rinnen’ direkt beklettern kann. Der Versuch geradeaus hinauf zu klettern (gesichert, es sah nicht wirklich einfach aus), endete in haufenweise Bröselgestein, das mir um den Helm flog.

Wir wichen nach rechts aus, wo das Gestein wieder fest ist, und gelangten nach nur wenigen Metern ins Gras des sanft geneigten breiten Gipfel des Grossen Daumen, wo wir uns mutterseelenallein an der grossartigen Sicht und Landschaft erfreuen konnten. Und das obwohl es da oben oft zugeht wie am Stachus, schliesslich ist der Grosse Daumen üblicherweise der Umkehrpunkt für die Begehung des Hindelanger Klettersteigs. Vielleicht lags an der Zeit: Dreiviertel Sechs ;-))))

Nach einer gebührend langen Pause machten wir uns an den Abstieg. Die späte Uhrzeit brachte uns in den Genuss eines wunderbaren Sonnenuntergangs, aber als wir bei den Rädern ankamen, war es dunkel. Und eine Lampe (so man die Notfallfunzel tatsächlich so bezeichnen kann) hatte nur ich dabei.

Die ‘Abfahrt’ (gefühlsmässig war das eher Tiefflug denn Abfahrt) war entsprechend schwierig. Wir fuhren nebeneinander und ich versuchte die Strasse mit meinem Stirnfunzelchen halbwegs auszuleuchten, was mehr schlecht als recht gelang. Grosse Probleme hatten wir dank Ortskenntnis und der guten Strasse nicht, aber beste Allgäuer von Allen wäre beinahe in ein Viehgatter gesaust und ich wäre fast wegen einer Verwerfung im Teer abgesegelt. Nunja, alles wurde gut, nach gut 13 Stunden (schon wieder!) waren wir zurück am Auto.

Aber, aufgemerkt: als Mitglied der SAN ist eine Lampe im Rucksack Pflicht!


Mit dem Rad geht es ins Retterschwanger Tal


Entschenkopf und Schnippenkopf an einem perfekten Tag


Pause an der oberen Haseneck ...


... mit Blick auf den Nordwestgrat


Erst mal geht es durch steiles Gras nach oben ...


... dann in lustigem auf und Ab über den Grat.


In der Pause wird noch mal die Routenbeschreibung gelesen.


Hmm. Rinne? Wo?


Am Gipfel.


Rundblick mit Hochvogel und Höfats


Im Abstieg nochmal der Grat


So langsam geht die Sonne unter ...


... und es wird dunkel.


Verdammt dunkel, bis wir unten sind.

Von engel am 29.08.2012 21:58 • diaryurlauboutdoorbergmtb
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