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Aufstieg zur Oberwalder Hütte

Mittwoch, Mai 28, 2008

In den Nationalpark Hohe Tauern ist es nicht ganz so weit wie bis ins Wallis, aber man ist doch eine ganze Weile unterwegs. 5 Stunden Fahrzeit vom Allgäu bis an den Grossglockner. Wenn man dann auch noch am Anreisetag auf die Hütte will, dann erfordert das doch einen halbwegs zeitigen Start. Um 7:30h.

Hawkeye sammelten wir wie ausgemacht um neun in München ein, doch als wir um halb zehn in dem kleinen Kaff kurz vor der österreichischen Grenze aufliefen, empfing uns Yak ungepackt und noch in Schlafklamotten. Nun denn, Übung macht den Meister, nach einer knappen halben Stunde konnten wir mit allem Nötigen plus 5 Litern Cola und 3 sorgfältig verpackten Tüten Chips gen Grossglockner starten.

Je näher wir den Hohen Tauern kamen, umso schlechter wurde das Wetter. Auf der Grossglockner Hochalpenstrasse wurschtelten wir uns durch teils derart dichten Nebel (Wolken), dass die vielen Radler in dunklen Klamotten akut gefährdet waren, obwohl ich wirklich nicht schnell unterwegs war. Um halb zwei waren wir dann schliesslich auf der Franz-Josefs-Höhe, wo wir im - es ist schier nicht zu glauben - umsonstenen (!) Parkhaus direkt neben dem Auto von Alex, Mali, Pet, Christine und Berni parkten.

Das Wetter liess stark zu wünschen übrig, leichter Nieselregen, nicht weit über uns die Wolkendecke. Von der vielgerühmten wunderschönen Gegend sahen wir genau gar nichts. Lediglich den schmutziggrauen Gletscher der Pasterze konnten wir sehen, alles was weiss und schön und bergig gewesen wäre, lag in den Wolken. Enttäuschend, aber wir glaubten fest an eine Wetterbesserung morgen.

Über den Gamsgrubenweg zur Oberwalder Hütte sollte man laut Hüttenhomepage und anderen Beschreibungen etwa 2 Stunden brauchen, was uns zu diversen amitionierten Planungen (um 3 auf der Hütte, dann könnte man ja noch ...) hingerissen hatte. Die Besonderheit des Gamsgrubenweges ist, dass diverse Abschnitte des Weges durch Tunnel führen, die jedoch zur Zeit wegen des Schnees zum Teil noch geschlossen sind. Achja, und Lawinengefährlich ist er auch der Weg.

Die ersten beiden Tunnel, die sich nicht umgehen lassen, waren wie beschrieben ‘offen’. Nunja, zumindest waren die Schlupflöcher in den Toren offen. Wir krabbelten durch und sahen die Hofmannshütte vor uns, die etwa ein Drittel des Weges zur Hütte markiert. Ha, gar net weit weg, da simmer doch gleich.

Auf dem Gamsgrubenweg galt es diverse steile Firnfelder und Schneerinnen zu queren, was Mali und Pet nicht wirklich prickelnd fanden. Schnell waren wir über die ersten Rinnen drüber als es über uns zu grollen und zu rumpeln anfing. Die meisten standen gerade zwischen den beiden steilsten Rinnen, Berni und Christine aber querten eben ein Schneefeld. Die beiden gingen so schnell wie möglich weiter, wir suchten Deckung unter einem Felsen und harrten dann der Dinge, die da kommen würden.

Lang kam gar nichts und ich dachte schon, die Lawine hätte sich wohl weit oben tot gelaufen, dann aber rauschte in den Rinnen rechts und links nasser Schnee zu Tal. Nicht schnell, nicht viel, aber lang und nass und schwer. Verschüttet hätte der Schnee wohl niemanden, aber das schwere Zeug hätte uns problemlos alle die 300 Meter die steile Flanke hinab zur Pasterze gespült. keine schöne Vorstellung.

Pet weigerte sich auch nur einen einzigen Schritt weiter zu machen und wir mussten zugeben, dass die Sache mit dem nassen Schnee in unbekanntem, steilen Gelände über uns und den vielen Lawinenstrichen vor uns keine feine Vorstellung war. Wir beschlossen, den langen Weg über die Pasterze zu nehmen.

Also erst mal zurück zur Franz-Josephs-Höhe und dann auf dem Gletscherpfad hinab zur Pasterze. Der Abstieg war sehr lehrreich, denn etwa auf halbem Weg fingen Schilder an, die im Abstand von 5 Jahren den ehemaligen Gletscherstand anzeigten. Die Pasterze hat seit 1980 um die 150 Höhenmeter an Mächtigkeit verloren. Dabei ist das Tal nicht wirklich schmal. Das sind Mengen an Eis, die sprengen meine Vorstellungskraft.

Unten seilten wir uns zur Freude der Gletscher-Besucher alle an und spazierten die flache Pasterze hinauf. Laut Karte sollte der Aufstieg zur Oberwalder Hütte kurz nach der Hoffmanshütte beginnen. Wir suchten alle den steilen Hang unterhalb der Hütte ab, aber irgendwas das aussah wie ein Weg war beim besten Willen nicht zu erkennen. Im Gegenteil die abfallenden abgeschliffenen Felsen sahen ausnehmend uneinladend aus.

Schliesslich fanden wir ein paar grosse Markierungen auf halben Höhe und hielten - eine Bruchzone umgehend - darauf zu. Wie genau wir da hinauf kommen sollten, war erst mal nicht klar, alles sah ziemlich abweisend aus. Aber je näher wir kamen, umso besteigbarer sah der Hang aus und als wir da waren, stellte sich der Weg als durch aus begehbar heraus. Und wo es über die abfallenden Felsen ging, fanden wir ein Drahtseil vor.

Kein Problem also. Technisch nicht, zumindest, allerdings war der Anstieg zur Hofmannshütte mit dem ganzen Gerödel am Rucksack ausnehmend anstrengend. Dass es auf halben Weg anfing zu regnen, machte den Anstieg auch nicht angenehmer. Um halb sechs waren wir am Hüttchen und machten erst mal Pause. Im Rückblick sahen wir die Gebäude der Franz-Josephs-Höhe zu Greifen nahe vor uns. 4 Stunden für einen guten Kilometer Weg und Null Höhenmeter. Frustierend!

Ein bisserl gedämpft machten wir uns auf den Weiterweg. Bald hinter dem Hüttchen fingen die ersten Schneefelder an und der Regen ging (glücklicherweise) in Schnee über. Der Schnee unter unseren Füssen konnte kaum als solcher bezeichnet werden, das Zeug war nass und schwer, kaum fester als stehendes Wasser. Ralle uns ich legten unsere Minis an, die anderen die Schneeschuhe, aber allzu viel besser konnten wir trotzdem nicht laufen.

Dass wir inzwischen in die Wolken geraten waren, hob die Stimmung auch nicht direkt. Man sah kaum, wo man hinlief oder wie weit oder wie hoch man bereits war oder wie weit oder wie hoch es noch war. In uniformen Grau-in-Weiss folgten wir der markierten Spur. Auf der Hütte hatten wir Bescheid gesagt und man hatte uns versichert, dass das Essen warm gehalten würde. Na, immerhin was, ich hatte mir inzwischen ausgerechnet, dass wir frühestens um Acht da oben sein würden.

Inzwischen rächte sich ganz furchtbar, dass Ralle und ich von 2 Stunden lockerem Weg mit ein paar wenigen Höhenmetern ausgegangen waren. Wir hatten nämlich auf etwas zum Trinken verzichtet, weil wir dachten, eh gleich auf der Hütte zu sein. Böser Fehler!

Ich war inzwischen so dehydriert, dass ich schon nicht mal mehr Durst hatte. Jeder Schritt kostete grosse Überwindung. Alex lief neben mir uns jammerte ebenfalls, wie schwer ihm der Aufstieg fiele (kein Wunder, schleppte der doch eine ganze Eisenwaren-Handlung den Berg hinauf). Er rettete dann vermutlich meinen Aufstieg, weil er mir etwas zu Trinken abgab, ich war kurz davor zusammenzubrechen. Nie wieder ohne Trinken, egal wie kurz der Aufstieg sein soll!

Schliesslich schafften wir es doch alle zur Hütte. Das Essen war uns wie versprochen warm gehalten worden, aber das Wichtigste war eh etwas zu Trinken. Das erste Radler verdunstete quasi bevor ich dran nippen konnte, das zweite verschwand genauso schnell, erst das Dritte konnte ich geniessen.

Unsere Gruppe war die Letzte, die gegen Elf in unser wunderbares riesiges Zimmer mit dem vielen Platz und den guten Betten (die Oberwalder ist eine Luxushütte :-)) verschwand, aber wir waren ja auch als Letzte gekommen ;-) Die Aussichten wir den nächsten Tag waren alles andere als erfreulich, aber wir hofften trotzdem das Beste.

Von engel am 28.05.2008 19:57 • outdoorski
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