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Ausweichurlaub zum II. Teil 1

Donnerstag, August 25, 2011

Die Vorhersage für letzte Woche sah zwar nicht so unsicher aus wie die in der letzten Urlaubswoche, aber richtig stabiles Wetter ist etwas Anderes. Da zudem die Preise in der Schweiz zur Zeit geradezu astronomisch sind, verwarfen wir Plan A ohne richtig drüber nachzudenken und gingen gleich zu Plan B über: Nochmal Dolomitenklettersteige. In der Sella/Marmolada-Region gab es da noch ein paar Dinge zu erledigen, die uns schon seit 15 Jahren das Wetter verhagelt hatte.

Aus verkehrstechnischen Gründen wollten wir auf jeden Fall erst am Sonntag fahren. Der Samstag bestach zwar durch Superwetter, aber der innere Heimwerker des besten Allgäuers von Allen war mit der Handhabung der Schlafgelegenheit im Kangoo unzufrieden. Wir investierten den Tag also in Baumarkt und allerlei Gewerke am Auto und konnten uns Abends an einer fest eingebauten Plattform erfreuen, die zudem noch eine ganze Menge mehr Stauraum bietet. So langsam verdient das Kangoo-Wohni den Namen tatsächlich.

Sonntag warfen wir also haufenweise Zeug in den Kangoo (diesmal sowohl die warmen als auch die Sommer-Schlafsäcke) und starteten zum Gardasee. Am Montag sollte dort nämlich schönes Wetter sein, während die Dolomiten nochmal von einer durchziehenden Regenfront beglückt werden sollten. Sonntag Abend sassen wir kurzärmelig und in kurzen Hosen in einer Pizzeria bei Pietramurata bei 26 Grad im Freien und freuten uns an dem ungewohnten sommerlichen Gefühl. Den Einstieg zum geplanten Klettersteig und einen feinen Platz zum Übernachten hatten wir bereits gefunden und der Wecker stand auf 5:30h. Später sassen wir bei Vollmond mit Bier vor dem Auto und betrachteten die grosse Wand gegenüber. 1000 Meter südseitiger Klettersteig, das würde Klasse werden!

Montag morgen weckte uns nicht nur der Wecker sondern vor allem prasselnder Regen und Donnergrollen. Na prima! Wir verschoben das Aufstehen, der grosse Steig war eben ertrunken. Aber so ein Gewitter zieht ja irgendwann vorüber und in der Gegend gab es ja noch haufenweise nette kleinere Steige, die auch Spass machen würden. Gegen 8 standen wir dann in noch immer strömenden Regen und erneut grollendem Donner auf und frühstückten erstaunlich gemütlich unter der Heckklappe. Der Versuch, dem Gewitter an den Gardasee zu entfliehen, endete in Stau (im Regen) in Riva del Garda. Hochgradig genervt, fuhren wir in die Dolomiten, ein Unternehmen, das durch Stau auf der Autobahn und weiterhin Regen allüberall nicht einfacher wurde.

Am Karersee hellte es sich dann endlich etwas auf und im Fassatal sahen wir das erste Mal blauen Himmel. Am Fedaiasee tröpfelte es zwar noch gelegentlich, aber alles in allem blieb der nachmittägliche Spaziergang um den See trocken. Zumindest hier schien der Wetterbericht zu stimmen.


Der ‘Che Guevara’ führt durch die grosse konkave Wand mit der Wolke.
Auch wenn man es auf dem Foto nicht sieht: es regnet heftigst.


Sonne am Fedaia-See

Dienstag in der Früh sahen wir beim Frühstück auf einem der vielen schönen Rastplätze am Fedaia-Pass Sonne an der Marmolada und am Gran Vernel. Na also, geht doch! Wir parkten am Staudamm des Fedaia-Sees und steigen gemütlich zur Porta Vescovo auf, hinter der wir die steile schattige Wand des Einstiegs zur Via Ferrata delle Trincee sehen konnten. Am letzten Sonnenflecken vor dem Klettersteig zogen wir uns um und wurden von heftig keuchenden Italienern eingeholt, die wie wir versuchten, vor den Seilbahnfahrern am Einstieg zu sein. Während die Italiener fröstelnd im Schatten vor der Wand in ihr Klettersteigzeug steigen, gingen wir zum Einstieg. Wieder mal die ersten :-)

‘Überraschend glatt’ und ‘Schlüsselstelle’ steht im Klettersteigführer zur Einstiegswand des Trincee-Steigs. Da kann man nur zustimmen. Wenn man aber erst mal die ersten 10 Meter am Seil hinter sich gebracht hat, finden sich dann doch wieder Tritte und Griffe und der Spass kann beginnen. Der Steig führt in schöner Linie fast immer am Grat über die vielen Türmchen am Bec de Mezdi, erfreut durch eine lustige Hängebrücke, senkt sich wieder zum grasigen Grat ab ... und ist auch schon wieder aus.

Das macht aber nichts, denn ein weiterer gesicherter Steig führt am restlichen Padon-Kamm entlang mit einigen Seilen (und auch schwereren Stücken), oftmals über Gehgelände (teils ausgesetzt) und vor allem vorbei an vielen Relikten aus dem ersten Weltkrieg wo sich bedauernswerte italienische und österreichische Soldaten unter schwierigsten Bedingungen gegenüber standen. Wir krabbelten in fast alle Löcher am Wegesrand und guckten durch viele Schiessscharten und dachten immer wieder mit grossem Mitleid an die armen Schweine, die auf diesem Kamm (immerhin fast immer über 2600m) bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit ausharren mussten.

Der Höhepunkt des Steigs ist der lange Tunnel am anderen Ende des Padonkamms, wo man einen ganzen Teil des Kamms statt zu überklettern durchschreitet. Eine ordentliche Lampe wäre gut gewesen, in solch stockdusteren Gängen kommen unsere Notlampen (die wir eigentlich vor allem für Hüttenübernachtungen haben) doch arg an ihre Grenzen. Gelegentlich waren die Stufen mehr zu ahnen als zu sehen und die Helme waren in den Tunnels sehr nützlich.

Wir stiegen noch auf La Mesula, den höchsten Punkt des Kamms und kehrten dann im Refugio Padon ein, wo es guten Kuchen und Unmengen Menschen gab. Auf dem Rückweg bogen wir an einem unbezeichneten Weglein, das ich der Karte entnommen hatte, zum Fedaiasee ab, um nicht mit den Massen zurück zur Bahn an der Porta Vescovo laufen zu müssen. Dort konnten wir uns unbehelligt lang in die Sonne legen und dann gemütlich zum See absteigen.

Das dicke Ende folgte wie immer zum Schluss. Unser Weglein war nämlich den Bauarbeiten zu den Lawinengalerien am Fedaia-See zum Opfer gefallen. Unten brach es plötzlich fast senkrecht ab. Wir krabbelten mehr schlecht als recht an den Metallnetzen, die das steile Gelände an Ort und Stelle halten sollen zur Strasse ab. Ich kann nicht sagen, dass mir dabei wohl gewesen wäre. Dagegen war der ganze schwere Klettersteig ein Klacks!

Der Kaffee danach war wohlverdient :-)

Fortsetzung folgt.


Blick auf die Marmolada und den Fedaia-See


Auf einem der vielen Türmchen des Bec de Mezdi


Abstieg zwischen diversen Kriegs-Anlagen
Hier mussten auch die Soldaten rauf und runter.


Zur Abwechslung geht es *durch* den Berg statt *drüber*


Abkrabbeln am Metallnetz (das ist senkrecht!)

Von engel am 25.08.2011 06:46 • outdoorberg
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