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Ausweichurlaub zum II. Teil 2

Montag, August 29, 2011

Mittwoch morgen empfing uns mit Wolken und Nebel. Der Nebel war so dicht, dass die Feuchtigkeit in Rinnsalen an den Kangoo-Fenstern herunter lief. Ein bisserl frustriert frühstückten wir. So hatte die Vorhersage für die Dolomiten aber nicht ausgesehen! Mit dem Aufsteigen der Sonne hoben sich glücklicherweise auch die Wolken. Na also!

Wir fuhren zurück zum Fedaia-See. Heute sollte es über den Hans-Seyfert-Weg, den Westgrat, auf die Marmolada gehen. Mit dicken Stiefeln, Seil, Pickel und Gletscherzeug zusätzlich zum Klettersteig-Geraffel belastet, stiegen wir Richtung Rifugio Pian dei Fiacconi auf. Dort hinauf fährt auch eine Bahn, aber wir wollten die Marmolada by fair means besteigen. Auf halbem Weg zum Rifugio fuhren die ersten Bahnfahrer an uns vorbei.

Da so viele Leute die Bahn benutzen, führen alle Beschreibungen und bezeichneten Wege zum Rifugio hinauf. Von dort muss man dann erst mal absteigen, um einen Gratausläufer zu umgehen und dann zur Westgrat-Scharte aufsteigen zu können. Diese 200 Höhenmeter wollten wir uns ersparen. Zwar gab es nirgends einen richtigen Weg, Aber das Gelände sah unschwierig aus. War es auch. Mit einigen wenigen kleinen Klettereinlagen konnten wir ohne grossen Höhenverlust unter den Gratausläufer queren, wo wir auf den markierten Steig zum Westgrat trafen.

Bald erreichten wir den unteren Teil des Vernel-Gletschers, eher ein grosses Schneefeld, und nach einem Felsriegel bald den oberen Teil. Da konnte man oben rechts im Eck schon ein paar Leute sehen, die eben in die versicherten Felsen zur Westgrat-Scharte einstiegen. Der obere Teil des Vernel-Gletschers ist halbwegs steil (gut 30 Grad, schätze ich), aber da er nur im mittleren Teil aper war, verzichteten wir auf die Steigeisen und stapften im weichen Firn um das Eis herum.

Diesmal waren wir natürlich nicht die ersten (die Hüttengäste und die Bahnfahrer waren alle vor uns), aber wir erwischten eine sehr schöne breite Lücke zwischen den Vorsteigern und den Nachsteigern (jeweils um die 50 Höhenmeter), so dass wir effektiv allein im Steig waren.

Der war nun völlig anders als erwartet. Bis auf einige wenige Stellen steigt man den ganzen Steig entlang auf hohen Klammern am Rand der Nordseite den Westgrat hinauf. Mit ‚hohen‘ Klammern meine ich, dass man sich immer um die 20cm vom Fels entfernt befindet. Die Klammern sind durchaus nötig, den die ehemals vergletscherte Nordseite ist zwar nur mässig steil, dafür aber vom Gletscher glattgeschliffen. Daas da so viele Menschen hinauf steigen tut dem Fels auch nicht gut, der ist dort wo man ihn benutzen kann, spiegelglatt poliert.

Zusammen mit dem langen Aufstieg vom See war der Steig am Ende dann doch ziemlich anstrengend. Ich war froh, als wir schliesslich oben den Gletscher betraten und die letzten Höhenmeter zum Gipfel (wo sich eine bewirtschaftete Hütte befindet) zugelegt hatten. Endlich auf der ‚Königin der Dolomiten‘!

Die Aussicht von da oben liess allerdings etwas zu wünschen übrig, weil die Königin dazu neigt, alle Wolken der Umgebung um ihre Krone zu sammeln. So konnten wir zwar auf jeder Seite nach unten gucken, aber nirgends in die Ferne.

Für den Abstieg legten wir die volle Gletscherausrüstung an, weil es hiess, der Marmolada-Gletscher sei zwar klein, aber spaltig. Erst muss man einen Firngrat absteigen, dann klettert man über Rinnen und Kamine auf den unteren Gletscher ab. Laut Führer unversichert, aber das stimmt inzwischen nicht mehr. Der gesamte Abstieg ist jetzt mit einem Drahtseil entschärft.

Der Gletscher hat tatsächlich einige Spalten, aber die gut ausgetretene Spur über die Schneebrücken hielt prima. Ich hatte die neuen Hochtourenstiefel an (irgendwann irgendwo müssen sie ja eingelaufen werden) und auf dem Westgrat am Ende üble Schmerzen in den Füssen (harte Stiefel sind so eine Sache). Im Schnee war aber alles wieder wunderbar, so dass ich das schon fast wieder vergessen hatte, als wir auf den Felsen unter dem Gletscher ankamen. Da war es gleich wieder aus mit den gemütlichen bequemen Stiefeln!

Wir kehrten im Rifugio Pian dei Fiacconi, der Seilbahnstation, ein, um uns den wohlverdienten Kaffee und Kuchen zu gönnen. Die Hütte ist wirklich nett und die jungen Wirtsleute geben sich alle Mühe, die Hütte gemütlich zu machen. Was durchaus klappt.

Wegen Füsse-weh, allgemeiner Unlust am Absteigen und weil die Seilbahn noch eine Steigerung der lustigen 2-Gondel zur Langkofelscharte ist, stimmte der beste Allgäuer von Allen meinem Vorschlag, runterwärts nun die Bahn zu nehmen, zu. Ich war sehr erleichert.

Die Bahn ist wieder so ein 2-Ding, in das man mit Anlauf hinein und hinaus springen muss. Nur gibt es hier keine geschlossene Gondel, sondern nur einen offenen Metallkorb, knapp über hüfthoch, der hinten mit einem windigen Türchen geschlossen wird. Mit den dicken Rucksäcken, an denen noch dazu so scharfe Geräte wie Pickel und Steigeisen befestigt waren, war das ein kleines Problem. Als die Tür hinter dem Ralle eingehängt worden war, konnten wir uns nicht mehr rühren. Prima war es trotzdem, so gemütlich dem Fedaia-See entgegen zu schweben!

Fortsetzung folgt.


Blick zur Sella. Am Prodoijoch bilden sich schon die ersten Wolken


Auf der Querung zum Westrgrat-Steig


Wir nähern uns dem Einstieg


Auf den Klammern des Westgrat-Steiges


Am Gipfel der Marmolada


Im Abstieg auf dem Firnrücken


Rückblick zur Marmolada


Die einfache Körbchen-Seilbahn

Von engel am 29.08.2011 21:08 • outdoorberg
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