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Ausweichurlaub zum II. Teil 3

Dienstag, August 30, 2011

Auch der Donnerstag fing wolkig an, aber es klarte deutlich schneller auf als am Vortag. Wir hatten den Start zur heutigen Tour bereits am Vortag ausgekundschaftet, weil die Beschreibung im Klettersteig-Führer mal wieder vom oberen Ende der Bahn anfing, wir aber am unteren Ende (oder in der Nähe starten wollten).

Die Bahn war der Ciampiac von Alba/Penia und wir wollten den ernsthaften (steht so im Führer) Nordwand-Klettersteig dei Finanzieri machen. Nordwand, auch ein Grund, nicht gar so früh am Einstieg zu sein, der Steig sollte oft nass und rutschig sein.

Zu Fuss zur Bergstation des Ciampiac zu kommen war ein bisserl umständlich, wollte man nicht direkt auf der steilen Skipiste aufsteigen, aber wir fanden den Weg ziemlich problemlos. Auch so war der Aufstieg auf der Forststrasse – glücklicherweise im Wald – reichlich steil und heiss.

Natürlich kamen wir erst nach den ersten Gondeln oben an, aber das war durchaus so geplant. Wir hatten gehofft, dass sich nach den allerersten Kletterern eine Lücke zu den nächsten Kletterern auftun würde und dieser Plan ging auf. Weit über uns hangelte sich eine Kette bunter Bergsteiger durch die Wand, hinter uns war es meilenweit leer. Wunderbar, so soll das sein!

Der Steig fängt mit 10 Klettermetern an, dann marschiert man ein Stück durch gut gespurte Schrofen, bevor man dann zur eigentlichen Wand kommt. Nach ein paar einfachen Metern quert man nach links und muss sich dann auf nassen glitschigen stark geneigten Platten und gelegentlichen Klammern am Seil die Wand hinauf hangeln.

Das fanden wir beide blöd und waren grad so mitten drin im Schimpfen, als sich der Steig von den Platten weg nach rechts in eine leicht überhängende Verschneidung wandte, die komplett mit Klammerleitern, mal rechts, mal links, versehen war. Hui, was ein Spass!

Unten waren die Klammerleitern etwas abdrängend, doch wenn man sich geschickt anstellte, dann musste man nicht mal allzuviel Kraft aufwenden, um die Überhänge zu bezwingen. Zum Umhängen hakte ich einfach einen Arm in eine Klammer, was mir eine hübsche Serie blauer Flecken an beiden Armen einbrachte ;-) (Da ich mir natürlich zusätzlich die Knie und Beine an Fels und Metall blau geschlagen hatte, fürchtete der beste Allgäuer von Allen mal wieder um seinen guten Ruf - schwaches Bindegewebe sucks!)

Nach dem Stück mit den Klammerleitern legt sich die Wand etwas zurück und es folgen viele Klettermeter netter anregender Kletterei im Fels, man muss nur gelegentlich mal einen Stift oder eine Klammer benutzen. So soll ein Klettersteig sein!

Als wir oben am Gipfel ausstiegen, war es relativ voll da oben, aber es fand sich noch ein nettes Plätzchen für uns zum Pause machen. Die grossen Gruppen vor uns stiegen mit nach wie vor angelegtem Klettersteigset ab. Im Führer fand sich aber kein Hinweis darauf, dass auch der Abstieg ein Klettersteig sei. Da war nur die Rede davon, dass der Abstieg deutlich leichter und mit einem gelegentlichen Seil versehen sei.

Prinzipell stimmt das auch so, aber es war doch ein komplett von oben bis unten versicherter Steig, der durch die vielen Felsentürme des Abstiegswegs führte. Landschaftlich ist der Abstieg vom Colac sogar interessanter als der Aufstieg und bietet jemandem, der die Nordwand geschafft hat, keine Probleme.

In der Scharte hinter dem Collac machten wir Pause. Ein Fehler, da dort kein Wind wehte, war es unerträglich heiss. Meine eh schon knappen Getränke-Vorräte ‚verdunsteten‘ im Handumdrehen, aber Durst hatte ich immer noch. Wir beschlossen den langen Abstieg über das Rifugio Contrin zu nehmen und dort einzukehren.

Fast alle Klettersteiggeher kehrten an der Scharte zur Ciampiac Bahn zurück oder stiegen direkt ins Valle Contrin ab, so dass wir auf dem Weiterweg zunächst wieder allein unterwegs waren. Erst auf dem Weg vorbei am Sass de Rocca weiter zum Passo San Nicolo trafen wir wieder auf Leute. Der Sass de Rocca ist wieder so ein Kriegs-Relikt und käse-artig mit Tunnels, Befestigen und Schiessscharten durchlöchert. Sieht interessant aus, wird aber gruselig, wenn man länger drüber nachdenkt.

Am Passo San Nicolo steht ein kleines Rifugio, in das wir halb verdurstet einfielen, um alkoholfreies Bier und Wasser zu tanken. Das alkoholfreie Bier musste erst gesucht werden, die Nachfrage ist wohl eher schleppend.

Für den weiteren Abstieg ersparten wir uns den langen Umweg über das Rifugio Contrin und steigen direkt ins Valle Contrin ab, was uns erneut einen nahezu einsamen Spaziergang und eine halbe Stunde einsames Sonnen in einer eher überfüllten Gegend einbrachte.

In der Baita Contrin gab es dann noch feinen Latte Macchiato, bevor wir nach der langen Runde (gut über 10 Stunden) dann wieder am Auto ankamen. Nach dem Abendessen in Canazei suchten wir uns einen neuen Standplatz für den Kangoo am Pordoijoch und fanden ihn in Kehre 21 knapp unter dem Joch.


Unser Ziel, der Colac, im ersten Morgenlicht (beim Frühstück)


Der idyllische Zgang zum botanischen Park am Ciampiac.
Dort hindurch geht es zum Einstieg der Via ferrata dei Finanzieri.


In den glatten feuchten Platten


Im Klammernsteig (der überhängende Teil ist direkt unter mir)


Tiefblick nach Canazei


Im Abstieg vom Colac


Rundblick im Abstieg vom Passo San Nicolo.
In der Mitte die Marmolada.

Von engel am 30.08.2011 20:47 • outdoorberg
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