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Dreiländerspitze (fast) und Ochsenkopf

Donnerstag, Oktober 08, 2009

Für den nächsten Tag wandten wir uns bei allerbestem Wetter in die andere Richtung und stiegen zum Vermuntferner und zur Ochsenscharte auf, um zur Dreiländerspitze zu gelangen. Der Gletscher ist flach und war komplett aper, so dass wir gemütlich seilfrei zur Ochsenscharte aufsteigen konnten.


Blick hinab ins Ochsental zur Wiebadner Hütte

Dort zeigten sich dann doch gewaltige Spalten, die wir in grossem Bogen umgingen. Beim Betrachten der Dreiländerspitze sah man zwei schwach ausgeprägte Spuren, die eine schien in eine sehr steile Eisflanke der Nordseite zu führen, die andere auf die untere Scharte des Westgrates.


Wir nähern uns der Dreiländerspitze

Wir stiegen zunächst der deutlicheren Spur in die Nordflanke nach und betrachteten dann den eisigen Aufstieg. Nein, das konnte nicht der Weg für den ganz späten Spätsommer sein. Wenn zu steil und eisig, meinte der Führer, müsse man ausweichen - logisch, in die Schulter im Westgrat, zu der die andere Spur ging (Fehler, dazu komme ich noch) ...

Da hinüber war es aber auch eisig und steil, so dass wir die Strecke gesichert zurück legten, 3 Seillängen mit dem 30m-Seil (Fehler, dauerte elendslang und war eiskalt, wären wir mal besser abgestiegen und dann wieder aufgestiegen).


Die Querung zur unteren Westgratschulter

Als wir drüben vor der Gratschulter waren, krabbelten wir eine glatte sand-bedeckte Rinne hinauf zum Grat (ziemlich unangenehm) und bestaunten den glatten steilen und ausgesetzten Felsaufbau vor uns. Das soll ein Ier-Grat sein? Durchgefroren und demotiviert beguckten wir uns den Weiterweg und beschlossen dann, dass das mit einem 30-Meter Halbseil (ohne weiteres Material) kaum abzusichern sei und ohne Sicherung nicht vertretbar. Rückzug.


Das wäre unser Grat gewesen

Zurück auf dem Gletscher trafen wir auf einen Holländer aus der Hütte, der uns erzählte, das sei alles überhaupt nicht schwierig, hätte er schon zwei Mal gemacht, maximal eine halbe Stunde zum Gipfel. Zweifelnd schauten wir uns an, aber so recht Lust hatten wir nicht mehr.

Lieber wandten wir uns dem Ochsenkopf auf der anderen Seite der Ochsenscharte zu, um erst mal in der Sonne Pause zum Aufwärmen zu machen. Dabei beobachteten wir die Dreiländerspitze. Der Holländer stieg der Spur nach zum Grat hinauf und brauchte die erste halbe Stunde erst mal, um in die Schulter zu kommen, wo er dann eine ganze Weile scheinbar bewegungslos verharrte.

Unterdessen zogen wir nochmal den Führer zu Rate: ‘... weicht man in Felsen des Nordgrats aus, um von dort auf die obere Westgratschulter zu gelangen.’ OK, das erklärte dann auch, wieso der angebliche Ier gar so schwer schien, das war gar nicht die richtige Route. Hätten wir besser vorher nochmal nachgeguckt. Und jetzt wo wir das wussten, konnten wir mit dem Fernglas auch eine undeutliche Zickzack-Spur durch das Geröll der Nordseite erkennen.

Trotzdem machten wir uns auf den Weg zum Ochsenkopf, nochmal auf die Dreiländerspitze zu gehen hatten wir einfach keine Lust. Der Grat sollte ebenfalls weitgehend I sein, mit ein paar IIer-Stellen, die man umgehen könne. Von unserem Pauseplatz knapp über dem Gletscher unter der Unteren Ochsenscharte sah die Angelegenheit blockig, brüchig und ausgesprochen unschön aus. Wir bereiteten uns geistig darauf vor, auch hier zu scheitern und liessen die Rucksäcke zum Zweck der Lasterleichterung im Geröll zurück.


Rucksackdepot

Aber oh Wunder! Kaum waren wir oben auf dem Grat, fanden wir weitgehend festen Fels vor, in dem das Überklettern der vielen luftigen Türmchen enorm Spass machte.


Der Grat zum Ochsenkopf

Trotz des wüsten Anblicks des Grates fand sich immer ein Weg, wir mussten nur selten mal ein paar Meter zurückgehen. Mag schon sein, dass da auch IIer-Stellen dabei waren, das Umgehen auf der Südwestseite wäre aber m.E. gefährlicher gewesen als die Kletterei.

Als wir nach etwa einer Stunde am Gipfel waren, konnten wir drüben an der Dreiländerspitze den Holländer ebenfalls am Gipfel sehen. Hatte er das also geschafft, aber von einer halben Stunde konnte keine Rede sein, das waren eher 2 Stunden gewesen.


Blick über ‘unseren’ Grat zur Dreiländerspitze

Wir fanden nicht genau dieselbe Route auf dem Rückweg, kamen aber problemlos wieder zu den Rucksäcken zurück. Beim Abstieg über den Vermunt-Gletscher sahen wir immer wieder mal den Holländer, der sich sehr sehr langsam am Grat zurück auf die untere Schulter zu bewegte. Konnte nicht ganz einfach sein.


Auf dem Rückweg zum Rucksackdepot

Wir kamen fast früh zur Hütte zurück, etwa Viertl nach Fünf. Genügend Zeit, um vor dem Abendessen noch Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen, fanden wir. Allerdings gab es keinen Kuchen, so dass wir uns einen Germknödel teilten. War sehr sehr fein, der Knödel, da konnte der Kaffee bei weitem nicht mithalten!


Unser Germknödel

Abends sassen wir mit 2 überaus lustigen Schweizern und einer Vorarlbergerin zusammen und unterhielten uns prächtig. Der Holländer kam erst nach dem Dunkelwerden an der Hütte an und berichtete, dass der Grat sehr glatt, sehr ausgesetzt und seitlich extrem brüchig gewesen sei. Als wir unseren und seinen Fehler erklärten, meinte er, ja das habe er auch leichter in Erinnerung gehabt.

Von engel am 08.10.2009 20:55 • diaryurlaubsilvretta2009outdoorberg
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