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Galtjoch

Montag, Februar 04, 2008

Für den Sonntag war Superwetter angekündigt und wegen der samstäglichen Schneefälle und den endlich mal zu erwartenden nächtlichen Minus-Temperaturen war auch mit frischem pulvigem Neuschnee zu rechnen (also alles perfekt, wie sich das für diesen Tag gehört), ganz klar, ein Tag für eine Skitour. Auf einen ‘neuen’ Berg am besten. Wir entschieden uns für die Pleisspitze von Bichelbächle aus, das schien auch bei der aktuellen Lawinensituation vertretbar.

Als wir dann am Sonntag in der Früh im ersten Licht (noch weit vor dem Grenztunnel) die Lechtaler Berge sahen, wunderten wir uns sehr: Das über den Bergen waren doch nicht etwa Schneefahnen? Die aufgehende Sonne bestätigte die Befürchtungen: die höheren Gipfel waren von riesigen Schneefahnen - dem Anschein nach teils mehrere hundert Meter hoch/lang gekrönt. Schlechtes Zeichen.

Als wir die Pleisspitze von Heiterwang aus zum ersten Mal sahen, hatte auch die eine riesige Schneefahne. Gaaanz schlechtes Zeichen. Nun wollten wir zwar auf der Luv-Seite des Berges hinauf, so dass zumindest die zu erwartenenden tückischen Schneeverwehungen kein Problem sein dürften, aber wenn Schnee irgendwohin geweht wird, dann muss er ja von irgendwoher kommen. So war es auch: der komplette sichtbare Gipfelbereich der Pleisspitze war mehr oder weniger blank.

Wir fuhren zwar bis nach Bichelbächle zum Gucken (und selbstverständlich fellten da diverse Skitourer bereits auf), aber Lust auf den Berg hatten wir keine mehr. Umdisponieren also. Die Karlespitze oder nochmal der Tschachaun wären vertretbar gewesen, deswegen drehten wir um und fuhren über Berwang Richtung Namlos. Als wir aber auf Rinnen zufuhren, lachte uns das Galtjoch an. Weite weisse sanft geneigte Hänge, am Gipfel keine Spur von Schneefahne. Ein kurzer Blick in Karte und Führer - den nehmen wir!

Von Rinnen aus kann man ein schmale Strasse hinab nach Rauth fahren, wo die Tour eigentlich beginnt. Weil wir das aber nicht wussten und die Strasse wirklich schmal aussah, und noch dazu steil und schneebedeckt war, parkten wir oberhalb von Rinnen. Was sind schon 100 Meter Gegenanstieg am Ende der Tour gegen ein Auto im Graben?

Die Vorsicht erwies sich im Nachhinein als überflüssig, die Strasse kann man ganz gut fahren und unten hat es diverse Parkmöglichkeiten, die auch fleissig genutzt wurden. Ausser uns hatten ganze Heerscharen anderer Skitourer das Galtjoch als Ziel.

Es ist gar nicht so schlecht, ein paar Mittourer zu haben, wenn man sich nicht auskennt (und nicht wirklich vorbereitet ist), so findet man den Weg leichter. Wir hätten beinahe schon am Anfang die falsche Brücke genutzt. Dem Forstweg zu folgen war natürlich einfach, später den Weg durch den lichten (und teils nicht ganz so lichten) Wald zu finden, wäre schon schwieriger gewesen.

Von der breiten Spur zweigten bald diverse schmalere Spuren nach links oben Richtung Galtjoch ab, wir folgten aber erst mal dem mit Schildern ausgezeichneten breiten Skiweg, der sich malerische Landschaft und Wald wand. Es war nirgends auch nur annähernd steil, so dass man diesen Weg m.E. auch bedenkenlos bei Warnstufe 4 gehen kann, zumindest bis zur Ehenbichler Alpe.

Auf dem ‘Rundweg’ (der weit aussen um den Berg zog) waren wir stellenweise allein gewesen, bei der Alpe trafen wir dann wieder auf den Rest der vielen vielen Tourengeher und stiegen an der Abendspitze vorbei hinauf zum Galtjoch. Es war nahezu windstill, nahzu warm und einfach nur nett zu steigen.

Bis wir an den Buckel kamen, der den eigentlich Gipfel (etwa 100 Höhenmeter über uns) verdeckte. Dort erwischte uns der Fönsturm mir voller Wucht. Waren wir bis dahin im Fleecepulli und mit blossen Händen gestiegen, mussten wir uns ab dem Buckel in winddichtes Zeug und Mützen und Handschuhe packen, wurden vom Sturm gebeutelt und bekamen haufenweise Flugschnee ins Gesicht. Mit einem Schlag hatte sich der harmlose Sonntags-Ausflug in eine ernsthafte Tour verwandelt und es wurde plötzlich richtiggehend anstrengend zu steigen.

Am Gipfel liessen wir uns grad mal soviel Zeit, dass es für ein paar Fotos reichte und fellten ab. Zum ersten Mal hatten wir die Skihelme dabei, weil so ein Helm ja auch Off-Piste durchaus nützlich sein kann. Was soll ich sagen? So ein Helm ist sehr nützlich!

Kurz vor dem kleinen Buckel unter dem der Wind nachlassen würde, fuhr ich locker über eine Bodenwelle - und auf der anderen Seite in eine bodenlos tiefe triebschneegefüllte Mulde, in der meine Ski mehr oder weniger einfach anhielten. Ich selber hatte jedoch noch ordentlich Schwung und konnte dem Gesetz der Massenträgheit folgend nicht ganz so schnell anhalten wie meine Ski, stach kopfüber mit dem Helm zuerst in den tiefen Schnee vor mir, überschlug mich und blieb dann nach Luft schnappend (und mit haufenweise Schnee im Kragen) im Tiefschnee sitzen. Der Skifahrer neben mir meinte anerkennend: Klasse Sturz!

Das Ganze ging so schnell, dass ich nicht mal Zeit hatte, mich zu erschrecken ;-)

Nachdem ich mich derappelt hatte, fuhren wir noch ein Stück weit im windstillen Bereich ab (Superschnee, 10 cm lockerer unverspurter Pulver über hartem Firn) und machten dann gemütlich in der Sonne Pause, warm, gemütlich, mit beinahe so guter Aussicht wie am Gipfel.

Die restliche Abfahrt durch den teils lichten Wald glich einem Ski-Cross. Oft war nur eine einzige Spur durch die Bäume möglich, so dass wir wie auf einer Eisbahn den ‘vorgefertigten’ Kurven folgend durch den Wald sausten. Es machte irre Spass :-) Der Forstweg am Ende war dann etwas nervig, wie schmale Forstwege halt sind. Der Gegenanstieg zum Auto dagegen war weniger anstrengend als ich befürchtet hatte.

Bis dahin ein Klasse Tag. Und er wurde noch besser. Vom Auto aus riefen wir daheim an, wo die beste Mama von Welt die Krapfen ins Fett warf, die wir dann eine gute Stunde später vorgesetzt bekamen. Yummie!

Hach, was für ein Tag! Besser geht es nicht :-)

Von engel am 04.02.2008 20:27 • diaryoutdoorski

*ganz breit grins*
Ist doch immer wieder eine nette Tour und bei den Bedingungen…
Ein feines Geburtstagsgeschenk, wenn ich mich nicht irre ;-))
Jaja, der Gegenanstieg zum Schluss, davor graut mir auch immer.
Und die Tour geht auch bei einem hohen 3er noch, wenn man aufpasst und weiss wo es lang geht.
Aber der Hammer ist ja, dass der Berg zweimal am gleichen Tag von verschidenen Leuten im SAN-Tourenbuch steht. *ggg
Gut, ihr kennt euch nicht IRL ;-)

[1] Von Hawkeye am 04.02.2008 21:13

Du irrst Dich nicht, hawkeye :-) Ja, das war eine feine Tour bei feinen Bedingungen.
Stimmt die Tour ist mir auch gleich im Tourenbuch aufgefallen. Aber wir kennen weder Mali noch NLA und die kennen uns nicht. Bei den Mengen Menschen am Berg hätte man allerdings auch leicht Bekannte übersehen können ...

[2] Von engel am 04.02.2008 21:37
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