Dein Browser kann leider nicht vernünftig mit CSS umgehen. Den Inhalt siehst du, das Design dagegen ist futsch.

Geführtes Kraxeln

Samstag, Juli 30, 2011

Über Klettersteige kann man geteilter Meinung sein. Für die einen ist es ein ‘Weg zum Berg’ (so was in der Art habe ich vom Klettersteig-Papst gelesen), für die anderen so eine Art sportlicher Spielplatz und für noch andere etwas für Doofe, die nicht in der Lage sind, selbst zu sichern und den Weg zu finden.

Selber bin ich da ein bisserl zwiegespalten. Einerseits finde ich es fein, nicht aufwändig sichern zu müssen und sicher sein zu können, mich nicht bös in einer Wand zu versteigen. Andererseits graut mir vor den Unmengen - nicht selten unzureichend ausgerüsteten und überforderten - Möchtegern-Kletterern, die man in Klettersteigen antreffen kann. Kann, nicht muss.

Wahrscheinlich hängt es von der Sorte Klettersteig ab, wen und was man da drin vorfindet. Die 3 Steige, die wir in den Dolomuten gemacht haben, bevor uns das Wetter - insbesondere Gewitter - wieder heim getrieben haben, zählen schon zu den eher alpinen Steigen (mehr oder weniger). Und wenn man dann auch noch früh genug einsteigt, dann kann man einen ganzen Klettersteig lang in wunderbarer Einsamkeit zu zweit geniessen. Auch wenn das Wetter Anlass zur Sorge gibt und Schnee den Steig ‘a weng’ schwieriger macht.

Am Sonntag Nachmittag ging es los. Vorm Fernpass hatte es plötzlich Stau, so dass wir (vermutlich illegal) auf der B179 kurz hinter dem Tunnel umdrehten und problemlos übers Hahntennjoch nach Imst und problemlos weiter ins Grödner Tal fuhren. Dort kamen wir grad recht zum feinen Abendessen in Wolkenstein an. Danach ging es nur noch über den Grödnerpass zum Parkplatz unter dem Pisciadu, wo wir es uns gemütlich machten—- mehr oder weniger jedenfalls. Es war eine bescheuerte Idee, mitten im Sommer die Sommerschlafsäcke mitzunehmen!!! Draussen hatte es um die Null Grad, mit Daunenjacke und langen Hosen im Schlafsack war es grad so aushaltbar. Gemütlich ist anders.


Nicht so gemütlich wie es den Anschein hat

Entsprechend lang brauchten wir am Montag morgen, um aufzutauen und in die Gänge zu kommen. So kamen schon die ersten Autos, bis wir endlich loskamen. Aber wir konnten die ersten beiden Steiggeher schnell überholen und waren dann den ganzen Pisciadu-Klettersteig über allein unterwegs. In der Pisciaduhütte gab es ein zweites Frühstück, feine Bratkartoffeln mit Speck und Spiegelei, dann stiegen wir noch auf die Cima Pisciadu, wo es für mitten im Sommer erstaunlich viel Schnee und Eis hatte. Abends stockten wir in Colfuschg die Vorräte auf und assen - leider eher mittelmässig - zu Abend. Danach suchten wir uns ein Plätzchen kurz vorm Sellajoch zum Übernachten.


In der oberen Einstiegswand des Pisciadu-Steigs


Im leichteren Zwischenstück

Die Nacht zum Dienstag war ähnlich fröstelig wie die vorige, auch wenn wir diesmal die vorhandene Wärme schlauer konservierten. Morgens sah das Wetter erst mal recht unsicher aus, dann kam aber die versprochene Sonne raus. Diesmal waren wir in der Früh zwar auch nicht schneller, aber trotzdem die ersten am Einstieg. Den Pössnecker-Klettersteig machen vermutlich nicht so viele, schon gar nicht bei diesen Bedingungen. Der Steig ist an sich schon recht anspruchsvoll, oben kam dann noch Eis und Schnee dazu, was zusamen mit dem eher spärlich versicherten Steigs zwischendurch durchaus aufregend war. Als es bei Kaffee und Kuchen im Sellajochhaus zu regnen anfing, nahmen wir dort ein Zimmer. Endlich mal eine rundrum warme gemütliche Nacht!


Ungesicherte Querung im Schnee


Am vereisten Seil über vereiste Felsen

Der Mittwoch empfing uns mit feinem Frühstück und Sonne. Da wir relativ spät dran waren (Frühstück erst um 7:30h), gönnten wir uns die urige Zweier-Stehgondel zur Langkofelscharte, was sich als wirklich witzig erwies. Man muss nämlich einen Sprint einlegen, um in die Gondel zu hüpfen und oben aus voller Fahrt rausspringen. Entgegen aller Befürchtungen war es nicht sehr voll am Oskar-Schuster-Klettersteig. Die 3 Herrschaften hinter uns waren relativ langsam, die zwei Einzelgeher vor uns ziemlich schnell, so dass wir in aller Gemütlichkeit ganz allein im Steig waren. Mitten in der Wand fing es zu graupeln an, aber am Gipfel hatten wir kurz Sonne. Auf dem langen Weg zurück um Grohman- und Fünf-Finger-Spitze war das Wetter ähnlich wechselhaft, es bescherte uns aber immerhin nochmal kurz Sonne für Kaffee und Kuchen. Kurz vor dem Selljoch erwischte uns dann ein Gewitter mit voller Breitseite, so dass wir recht nass am Auto ankamen.


In der ersten Rinne


Vor der Ausstiegsrinne

Da die weiteren Aussichten noch unbeständiger waren, als wir es erlebt hatten, nahmen wir das zum Anlass, wieder heim zu düsen.

Alles in allem waren das 3 wirklich nette Steige. Der Pisciadu-Steig ist dabei der meist-frequentierte (klar, 5 Minuten bis zum Einstieg), aber er ist trotz der spektakulären Brücke so geschraubt, dass man schönen logischen Linien im Fels folgen kann und sich fast nie am Seil hochziehen muss. Hier steigen aber auch Leute ein, die der Sache nicht gewachsen sind. Während wir da waren, musste jemand mit dem Hubschrauber aus dem Steig geholt werden. Der Pösnecker-Steig ist auch ohne Eis und Schnee sehr alpin und anspruchsvoll und ausgesetzt. Auch er folgt einer wunderschönen direkten Linie durch den Fels und man kann (wenn man kann) so gut wie immer ohne das Seil zum Festhalten auskommen. Beim Oskar-Schuster-Steig wurde der mittlere Teil nach einem Felssturz erneuert. Dabei wurde die frühere schöne Route durch die Wand durch eine direktere ersetzt, was dem Steig nicht gut getan hat. Der neue Teil ist nicht schwerer als der alte, aber er ist bei Weitem nicht mehr so schön zu gehen.

Von engel am 30.07.2011 12:53 • outdoorsonst

Das letzte Bild ist so richtig klasse!!!
Grüßle aus dem leider (noch) total verregneten Elbsandsteingebirge!

[1] Von Ilona am 30.07.2011 19:58

Elbsandstein? Klingt interessant! Ich hoffe, ihr bringt schöne Bilder zum Begucken mit :-)

[2] Von engel am 01.08.2011 06:49

Bilder kommen hochaktuell, soweit ich abends noch Zeit und Lust habe. Ferienwohnung mit WLAN machts möglich. ;-)

[3] Von Ilona am 01.08.2011 10:20

Hi,
da ham wir uns ja mal knapp verpasst. Am Di mittag saß ich auf der Cirspitze (Grödner Joch)und hab ein wenig gefrustet auf die weiße Sella geblickt. Und am Mittwoch hat’s nur für Col Rodella als Halbtagestour ab Sellajoch gereicht, das Gewitter haben wir ausgelassen ;-)
Das Wetter am Do und Fr war übrigens viel besser/stabiler als angedroht, aber getraut hab ich mich auch nicht; zweiter Fust. Die anderen Touren (Pisciadu, Oskar Schuster) gab’s dann bei trockenem Wetter ohne Schnee und Eis ab Sonntag. Auf dem Plattkofel sitzen und zusehen, wie es die Marmolada zuschüttet ;-) hat auch was ...
Gruß, Uli

[4] Von Uli am 07.08.2011 12:54

Feine Bilder bei Dir, Ilona, wie ich drüben ja auch schon angemerkt hab :-)

Das mit dem bessern Wetter am Donnerstag und Freitag hätte ich ja jetzt nicht unbedingt wissen müssen, Uli ;-) Daheim war es nämlich dann vor allem nass.

[5] Von engel am 08.08.2011 18:25
Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.

Reiseberichte

Bücher :-)

Letzte Einträge

Letzte Kommentare


Have fun!