Dein Browser kann leider nicht vernünftig mit CSS umgehen. Den Inhalt siehst du, das Design dagegen ist futsch.

Holzgauer Wetterspitze (naja, fast)

Dienstag, April 10, 2007

Für den Samstag hatten wir eigentlich eine kleine Runde mit dem Rad vorgesehen, zur Erholung von gestern und zur Vorbereitung für den grossen Tag am Sonntag. Aber mit lauter ‘Wir haben ja noch Zeit!’ und ‘Ich muss noch schnell…’ und der wunderbaren Sonne auf der Terrasse verging der Tag irgendwie und plötzlich war es Nachmittag und wir mussten packen.

Gegen Nachmittag hatte es wie angekündigt etwas zugezogen, doch der Wetterbericht war recht zuversichtlich, dass es am Sonntag wieder schön werden würde. Wegen der Wolken Nachts würde es allerdings nicht allzu kalt werden, was uns etwas beunruhigte, aber für eine richtig lange Tour wie die Holzgauer Wetterspitze (1800 Höhenmeter Aufstieg, ich bin gar nicht sicher, ob ich das mit Skiern schaffe!) musste es der Sonntag sein, Montag ging nicht wegen früh Aufstehen am Dienstag.

Die Planung sah vor, richtig früh mit Stirnlampen loszuradeln, und möglichst weit in das lange Sulztal hinter zu fahren und dann mit den Minis ins Fallenbacher Joch und bis zum Gipfel-Aufbau aufzusteigen. Ob und wie der Gipfel selber zu machen war, würde sich erst vor Ort zeigen, schliesslich muss man da auch im Sommer klettern.

Um 9.00h war alles gepackt und fertig und wir gingen ins Bett. Aufstehen um 2:45h, schliesslich hatten wir aus dem Rosskar gelernt. Mittags am Gipfel. Spätestens!

Um Mitternacht wurden wir beide wach. Vor dem Fenster regnete es. Nicht nur ein bisschen, in Strömen! Ohweh, nicht gut. Der Ralle schlief den Rest der Nacht nicht mehr gut und war wach, als mich mein Wecker um Viertel vor Drei aus dem Bett warf. Regnete es noch? Nein. Aber die Strasse draussen war sehr nass. Wir diskutierten ein paar Minuten und beschlossen dann, es zu versuchen.

Ein kurzes Frühstück und es ging los. Den Blick auf’s Thermometer hätte ich besser nicht getan: 7 Grad! Um halb 4 mitten in der Nacht! Abbrechen? Nein, jetzt waren wir schon wach und gestiefelt und gespornt.

Die Fahrt ins Lechtal war nicht vielversprechend. Zwischen einzelnen trockenen Teilstücken regnete es oder nieselte. Am Oberjoch und am Gaichtpass hatte es Nebel so dicht, dass ich im Dunklen kaum von einem Begrenzungspfahl zum nächsten sah. Schliesslich waren wir in Stockach, wo ich den riesigen Parkplatz erst auf den dritten Anlauf fand.

Im leichten Nieselregen und im Licht der Stirnlampen bauten wir die Räder zusammen. 5 Uhr. Wir froren beide. ‘Hast Du eigentlich Lust?’ - ‘Nö. Du?’ - ‘Nicht wirklich.’ - ‘OK, lass uns losfahren.’

Nach kaum einem halben Kilometer ‘einradeln’ ging es steil bergauf. Kalt war es nicht mehr, im Gegenteil, wir legten bald alles bis auf die Pullis ab. Der erste Teil der Strasse ins Sulztal ist so steil, dass man aufpassen muss, dass einem das Vorderrad nicht dauernd entgegen kommt. Die Beschaffenheit der Strasse im knappen Licht der Stirnlampen abzuschätzen war auch nicht gerade einfach.

Schwer schnaufend entschieden wir, dass es sinnlos war, alle Kräfte schon hier unten zu verheizen und schoben die steileren Stücke. Kurz bevor wir die Tunnels erreichten, dämmerte es. Zwischen den einzelnen Tunnels galt es, ein paar Felsrutsche und Lawinenreste zu überklettern. Bald hatten wir die Tunnels geschafft. Es war inzwischen hell genug, die Lampen wegzustecken.

Die Strasse ins Sulztal verläuft ziemlich nordseitig, so ist es kein Wunder, dass wir direkt nach den Tunnels den ersten Schnee antrafen. Und was für Schnee! Nass, schwer und weich. Die unbelasteten Räder allein sanken da schon ein, wir brachen komplett durch. Schwere Zweifel bezüglich der langen nordwestseitigen Rinne zum Fallenbacher Joch befielen uns. Über uns waren Wolken, von der versprochenen Wetterbesserung war bisher nichts zu sehen.

Wir kämpften uns weiter, abwechselnd radelnd und durch Schnee schiebend. Kurz vor der Sulzalm dann der erste Lawinenstrich, dahinter (weil noch immer Nordseite) Schnee. Lohnte es sich, die Bikes über den Lawinenstrich zu tragen? Wir entschieden uns dagegen, sperrten die Bikes ab und gingen zu Fuss weiter, auch wenn zu erwarten war, dass das Sulztal nach der Alm wieder ein gutes Stück schneefrei sein würde.

Selbst der Lawinenschnee war weich. Und dann waren wir in den Wolken. Um uns herum Nebel. Dicker fetter Nebel, genauso dicht wie an den Pässen. Und es nieselte nach wie vor. Weil gerade ein Bänkchen vor uns stand, liessen wir uns erst mal da nieder und gestanden uns dann ein, was wir eigentlich schon seit dem mitternächtlichen Regen wussten: Dieser Tag war kein Wetterspitz-Tag. Ohne Sicht und mit diesem viel zu weichen viel zu warmen Schnee hätten wir vernünftigerweise nur bis zu Simms-Hütte gehen können. Aber was ist das denn für ein Ziel? Eine Hütte! Und dann nicht mal Sicht.

Auf unserem Bänkchen im Nebel tranken wir unseren Tee, hörten zu, wie rund um uns herum das Wasser tropfte und floss und irgendwo Steinchen herunter kullerten. Dann eben nicht. Abbruch.

Der Rückweg war dann ganz nett. Die Wolken hatten sich gesenkt und nebelten inzwischen auch die Tunnels ein. Da wir jetzt viel, viel Zeit hatten, konnten wir da auch ein wenig rumspielen.

Um kurz vor 9 Uhr waren wir zurück am Auto. Im Tal nach wie vor trübes Wetter mit leichtem Niesel. Irgendwie wurmt einen so ein Abbruch ja doch immer ein wenig, aber wir trösteten uns gegenseitig und gingen nach einem Frühstück mit frischen Brezeln (ein Hoch auf die Tankstellen mit Backshop!), erst mal ein Stündchen schlafen.

Das Wetter wurde im Allgäu erst am Nachmittag besser. Zeit genug für lästige aber notwendige häusliche Arbeiten und ein Dart-Match am Gartenhäuschen. Ich hab gewonnen! Aber nur, weil der beste Allgäuer von allen ‘doppelt’ raus kommen musste und ich egal wie ;-)

Von engel am 10.04.2007 19:46 • outdoorski

Aja… Teil zwei ;-)
Diesem herrlichen Schutthaufen sollte ich auch mal wieder einen Besuch abstatten.
Mit Dohle im Winterraum…das hat was *g

[1] Von hawkeye am 10.04.2007 21:11

Wir hatten an dem Tag einen ähnlichen Vorsatz! Bei uns sollte es die Feuerspitze sein, aber gleich nach dem Aufstehen um 5 Uhr meldete Kollege Much, dass es nachts geregnet hatte und wir beschlossen gleich wieder ins Bett zu gehen ;-)

Wie dein Beitrag eindrücklich schildert, war es die richtige Entscheidung…

[2] Von Kalle am 10.04.2007 21:33

*lol* Aber nur wenn nicht noch wer da ist, hawkeye, oder. Winterräume sind mir seit den Pyrenäen ein wenig verleidet, die waren dort einfach nur widerlich, dreckig und verkommen.

Ja, Kalle, das war die richtige Entscheidung. Machen wir beim nächsten Mal auch so ;-)

[3] Von engel am 11.04.2007 06:03
Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.

Reiseberichte

Bücher :-)

Letzte Einträge

Letzte Kommentare


Have fun!