Dein Browser kann leider nicht vernünftig mit CSS umgehen. Den Inhalt siehst du, das Design dagegen ist futsch.

Lechquellengebirge, Teil IV

Montag, Oktober 17, 2011

Dienstag, 04.10.2011

Für diesen Tag – unter der Woche und auch in Deutschland kein Feiertag mehr – hatten wir uns den prominentesten Berg des Lechquellengebirges ausgesucht, die Rote Wand. Da wollte ich schon lang mal rauf, denn die sieht man von uns aus wirklich überdeutlich.

Trotz der Massenvermeidungsmassnahmen waren wir sehr erstaunt, dass ausser uns nur 2 Frauen im Bus waren, die mit uns zum Formarinsee fuhren. Da die beiden kurz nach dem Buswendeplatz umdrehten, nahm ich an, dass sie sie den Höhenweg gehen wollten, dass wir tatsächlich ganz und gar allein an der Roten Wand unterwegs sein würden. Unfassbar :-)

Der Formarinsee liegt in einer tiefen Mulde und die war auch heute wieder voller Nebel. Unser Weg, die Fahrstrasse zur Ravensburger Hütte, führte uns zunächst mitten in den Nebel hinein, was eine recht frostige Angelegenheit war. Wortwörtlich, auf dem Gras lag Reif.

Nachdem wir auf den Bergweg zur Roten Wand abgebogen waren, kamen wir schnell in die Sonne und die Temperaturen wurden angenehm. Im unteren Teil ist die Gegend derart zerlaufen, dass es nicht ganz einfach ist, immer gleich den richtigen Weg zu finden. Aber so schwierig ist es dann auch wieder nicht, daher wunderte ich mich sehr, als die beiden Damen aus dem Bus plötzlich vor uns auf dem Weg waren. Irgendwas hatten die schlauer gemacht.

Der Weg zur Roten Wand führt recht idyllisch durch schöne Matten, auf die das Rothorn (neben der Roten Wand) dekorativ Riesenfelsen geschmissen hat, die nun nett mit Latschen bewachsen sind. Weiter oben hat es 2 kleine Seen, die dem Wetter angemessen schön blau leuchteten.

Danach nähert man sich der ersten Scharte. Von Weitem schon sahen wir grosse braune Tiere, die sich beim Näherkommen als Steinböcke herausstellten. Die sind zwar nicht wirklich scheu, aber als sich die beiden Damen der Scharte näherten (zugegeben langsam und vorsichtig), zogen sich die Tiere doch etwas zurück. Schade.

Wir blieben eine ganze Weile an der Scharte stehen (wo es ziemlich kühl und zugig war), guckten dem Rangkampf von 3 jungen Böcken zu und machten haufenweise Fotos. Das war ein prima Schauspiel!

Auf dem Weiterweg, wo man unter den Felswänden der Roten Wand ein steiles Geröllfeld queren muss, machten uns die Tiere allerdings weniger Freude. die turnten nämlich fröhlich über uns durch die Felsen und warfen immer wieder Steine runter, aus denen teilweise sogar kleine Geröllrutsche wurden. Wir sausten so schnell wie möglich durch die Gefahrenzone und waren heilfroh, unbeschadet in der nächsten Scharte anzukommen. Die ist felsig und ein bisserl klettrig und weist ein superdickes Stahlseil (Durchmesser locker 3 cm) auf, das ein prima Geländer abgibt.

Nach der zweiten Scharte steigt man quer über ein weiteres Geröllfeld ab, bis man an den Grat (unten eher ein Rücken) kommt, über den der Aufstieg erfolgt. Der Steig ist zunächst ganz gut und führt in vielen Kehren steil nach oben. Schliesslich kommt man an die ersten Felsen, wo man gelegentlich mal Hand anlegen muss aber meistens ganz normal weiter steigen kann.

Wo der Grat abflacht und man endlich auf kleinen Gletscher gucken kann, wird es ein bisserl abenteuerlich, denn die Rote Wand ist aus seltsam schieferigem Gestein aufgebaut, das nicht wirklich vertrauenserweckend wirkt. Man steigt abwechselnd glatte Rinnen hinauf oder hinab oder krabbelt ganz oben über die Felsen. Nicht wirklich schwierig das alles, aber recht ausgesetzt und es hat nirgends ein Seil (soll nicht heissen, dass eins nötig ist, aber nachdem die Querung unten versichert ist, wundert man sich schon). Der letzte Aufschwung zum Gipfel schaut nochmal schwer aus, ist dann aber erstaunlich einfach.

Oben trafen grad noch die beiden Damen und dann waren wir lang allein am Gipfel und konnten in aller Gemütlichkeit den grossartigen Ausblick bewundern.Allerdings war es nur gemütlich, wenn einen nicht grad der kühle Wind erwischte. Am Gipfel hat es wieder so einen Stempelapparat und ich prägrte auch die Rückseite des Busfahrplans ;-) Schliesslich machten wir uns an den Abstieg, wobei wir an einer der ausgesetzten Stellen am Grat einer Frau Mut machten ‘Ist nimmer weit, das Schlimmste hast Du hinter Dir.’ Keine Bergsteigerlüge, sie hatte tatsächlich fast alle Schwierigkeiten geschafft, allerdings nur in die eine Richtung ...

Der Abstieg war gemütlich. Die Steinböcke trieben sich noch immer am ersten Joch herum, so dass wir da nochmal eine Weile zuguckten. Danach versuchten wir (leider nur mässig erfolgreich) noch ein windgeschütztes Plätzchen zum Sonnen zu finden. Kurz vor dem Formarinsee probierten wir einen unbezeichneten Pfad aus, der uns zur Bushaltestelle bringen sollte. Irgendwo hatten die beiden Damen von heute Morgen ja so schnell herkommen müssen. Wir gelangten zwar irgendwie relativ problemlos zum Wendeplatz, aber ob das der richtige Pfad gewesen war, ist zweifelhaft, denn der Pfad verschwand immer wieder mal, um dann leicht versetzt wieder aufzutauchen. Den Bus erwischten wir praktisch auf die Minute.

Für den letzten Abend gingen wir in die Lecher Stube im Hotel Gotthard, gegenüber vom Hus Nr 8. Dieses Restaurant war ein Volltreffer: ausgezeichnetes Essen in angenehmem Ambiente. Und vor allem mit richtig viel Beilagen zum Sattwerden. Genau richtig für den letzten Abend, um uns Lech in bester Erinnerung zu erhalten :-)


Der Formarinsee unter seiner Nebeldecke


Rothorn (links) und Rote Wand im Aufstieg


Steinbock beim gelassenen Rückzug


Kurz vor der zweiten Scharte


Der erste Blick auf das Rote-Wand-Gletscherchen


Gratkrabbeln


Gipfelteam


Tiefblick Richtung Rheintal


Wir werden beobachtet


Herbsttraumwetterlechquellgebirgerundblick

Von engel am 17.10.2011 20:12 • outdoorberg
Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.

Reiseberichte

Bücher :-)

Letzte Einträge

Letzte Kommentare


Have fun!