Dein Browser kann leider nicht vernünftig mit CSS umgehen. Den Inhalt siehst du, das Design dagegen ist futsch.

Montag, 10.09.2018: Walcherhorn

Donnerstag, September 20, 2018

Wir standen wie am Vortag um 6:00h auf und frühstückten gemütlich. Dann stiegen wir zum Bahnhof ab und kamen genau richtig, um den ersten Zug um 7:17h zu erwischen. Der war schon recht voll, im Wesentlichen mit Bauarbeitern und Bahnmitarbeitern.

An der Kleinen Scheidegg muss man umsteigen, dann fährt der Zug mitten rein in die Nordwand. Das ist natürlich eigentlich langweilig, denn ein Tunnel sieht halt aus wie ein Tunnel, egal wo er sich befindet, aber - Hey! Nordwandtunnel! An der Station Eismeer (quasi auf der anderen Seite der Nordwand), hält der Zug 10 Minuten und man kann aus den großen Panorama-Fenstern auf den wild zerrissenen Gletscher rausschauen. Ich vermute, der Gletscher war mal viel weiter oben vor den Fenstern, jetzt schaut man weit runter, aber das ist trotzdem beeindruckend.

Wir hatten uns schon beim Frühstück und auf der Fahrt gedacht, dass das Wetter wohl nicht so toll sei. Hier kam die Ernüchterung: alles voll dickem fetten Nebel! Tja, da hatte der Wetterbericht dann wohl stark übertrieben mit dem besten aller tollen Wetter bis mindestens Mittwoch :-(

Die Trauer ums Wetter war aber glücklicherweise verfrüht, denn als wir oben am Jungfraujoch an die Panorama-Fenster traten, strahlte der Jungfraufirn in blendendem Weiß unter stahlblauem Himmel mit vereinzelten Schäfchenwolken. Yay!

Wir suchten uns den Weg zum Sphinxtunnel (man muss durch das 360-Grad-Panorama durch und an der Abzweigung zum Gletschertunnel mit einer überdimensionalen Schweiz-Schneekugel vorbei) und traten hinaus auf den Gletscher. Da hat man einen großartigen Blick den Jungfraufirn runter bis zum Aletschgletscher und das Rhonetal. Links ist der Mönch und der Trugberg, rechts das Joch und die Jungfrau. Hach!

Zur Mönchsjochhütte gingen wir betont langsam, in der Hoffnung, mit Nicht-Anstrengung die Akklimatisation zu befördern. Der Weg war trotzdem anstrengend, was vermutlich vor allem daran liegt, dass man da sehr langweilig auf einer Pistenraupenspur läuft. Der Vorteil ist, dass man sich nicht mit Seil und sowas rumschlagen muss.

An der Hütte angekommen, wollten wir direkt einchecken, aber so früh machen die das nicht. Wir sollten erst mal unsere Tour machen und dann wieder kommen. Pfff! Ich hatte gehofft, so früh gute Betten zu bekommen. Wir gönnten uns einen Obstkuchen und Kaffee und räumten dann das Hüttenzeug aus den Rucksäcken, um mit der Akklimatisationstour zu beginnen.

Der Weg zum Walcherhorn begann direkt an der Hütte mit einem guten Meter Eiswall vor einer Spalte, über die man runter und rüber musste. Am einfachsten war es natürlich, einfach zu springen, aber mit Springen tu ich mich ja schwer. Half aber nix und weil danach direkt fast frischer Pulverschnee kam, war das dann doch nicht schlimm.

Dann standen wir auf dem endlosen Ewigschneefäld. Links ging es rauf zu den Eigerjöchern, rechts war der Trugberg (an dem wir vorher zwei Leute echt übel steil hatten Eis und Fels klettern sehen) und vor uns ein riesiges, breites Schneefeld. Ewig halt :-) Vorn war das Walcherhorn, danach kamen die Aufschwünge zu den Fiescherhörnern.

Wir marschierten erst mal ein gutes Stück das Ewigschneefäld runter, bis wir meinten, einen guten Aufstieg zum Walchergrat gefunden zu haben. Da stapften wir dann rauf. Auf dem Grat sahen wir das erste Mal den Eiger quasi von hinten. Ganz schön massig und der Südgrat sah arg lang aus. Unten war der Challifirn (über dem die Station Eismeer liegt) und ich meinte auch, den Weg von da zur Mittelleggihütte erkennen zu können.

An sich hatten wir von da aus über den Grat zum Walcherhorn gehen wollen, aber der Grat sah sehr lang aus und es war nicht mehr ganz früh. Wir beschlossen, doch wieder abzusteigen und über den Gletscher aufzusteigen. Wir gingen also das Schneefeld wieder runter und zurück auf Ewigschneefäld.

Als nächstes galt es einen Felsriegel mit einem Eiswall von vielleicht 30 Metern Höhe zu überwinden. Nach einem Fehlstart, weil man bei sowas dann doch lieber einen Pickel nimmt (bisher waren wir mit Stöcken unterwegs), weil sich drunter natürlich eine große Spalte befand. Gerade als wir wieder losgehen wollten, kam 3 Leute vorsichtig runter. Die einzigen 3 Leute, die uns den ganzen Tag über begegneten.

Wir querten den Wall und stiegen drüben den dort zunächst aperen Gletscher hoch (Südwestseite). Bald lag Schnee auf dem Gletscher und schon kamen Spalten. Die erste war noch gut erkennbar und wir konnten sie mit einem großen Schritt queren. Weiter oben wurde das Ganze schnell sehr unübersichtlich. Es war kaum mehr zu erkennen, wo noch Eis war oder wo wir bereits auf einer Spalte mit Schneebrücke standen. Mal traf der Pickel hartes Eis, mal sauste er fast widerstandslos nach unten. Und es war Nachmittag, der Schnee war schon sehr weich.

Wir verzichteten auf den Gipfel (es hätten noch etwa 50 Höhenmeter gefehlt) und verzogen uns wieder nach unten.

Der Abstieg über den Eiswall war inzwischen auch weicher geworden. Das Eis an sich war hart wie eh und je, aber die bröselige Eiskristallschicht auf dem blauen Gletschereis gab unangenehm nach. Wir setzten zwei Eisschrauben und fühlten uns gleich viel besser beim Abstieg. Man sah auch ganz toll in die Randkluft hinein. Bodenlos, da hätten wir echt nicht landen mögen.

Der Rückweg übers Ewigschneefäld war dann ... ewig. Als wir endlich an der Hütten-Randkluft ankamen, waren wir echt froh :-)

Das Einchecken in der Hütte brauchte dann 3 Anläufe, denn es hat da Regeln (allerdings stehen die nirgends) :/ Weil ich ja gute Betten wollte (dafür waren wir aber eigentlich schon recht spät dran), sauste ich mit Stiefeln und Klettergurt direkt hoch, während der Ralle das Seil auflöste (und entwirrte). Aber: ohne Hüttenschuhe und abgelegtem Gletscherzeug kein Bett.

Ich ging also wieder runter, wir legten alles ab und kamen mit Hüttenschuhen und vollen Rucksäcken wieder hoch. Aber: mit dicken Rucksäcken in der Gaststube kein Bett. Die Rucksäcke müssen draußen bleiben.

Dann schließlich bekamen wir Betten. Allerdings nicht am Fenster, wie ich gern gehabt hätte. In einem 10er-Zimmer, aber kleine Zimmer haben die eh nicht. Und selbstverständlich gab es kaum mehr Platz für unsere Rucksäcke und auch kaum mehr freie Haken. Dafür, dass wir wirklich früh auf der Hütte gewesen waren und noch dazu sogar vorab reserviert hatten, war das ein bisserl enttäuschend.

Die Mönchsjochhütte ist überhaupt etwas enttäuschend. Nicht wegen der Lage, die ist natürlich 1A, sondern wegen des Drumherums (das aber, muss man auch anerkennen, sicherlich zumindest teilweise seinen Grund in der riesigen Menge Leute hat, die täglich als Tagesgäste vom Jungfraujoch kommen).

Mit dem wenigen Platz kann man sich schon abfinden, aber dass es keine Waschräume hat, das ist schon sehr schwach. Es hat einen einzigen ‘Waschraum’ mit 2 Hähnen, der aber erst nach dem Abendessen geöffnet wird. Sonst gibt es an der Außentoilette noch ein einziges Minibecken mit Wasserhahn. Nach der Tour waschen ist so schlicht und ergreifend nicht möglich (vor aller Augen halb nackt im Abendwind auf 3600m waschen?). Und ganz ehrlich - das mit dem Waschen, das mache ich schon gern. Es muss nicht exzessiv sein, aber sich halt so ein bisserl vom Schweiß des Tages befreien, das wär schon was.

Ich hatte glücklicherweise, weil der Weg vom Jungfraujoch halt nicht sehr weit ist, ein Päckchen Baby-Reinigungstücher dabei. Unsere Zimmer-Mitbewohner mussten dann halt da durch, dass wir uns auszogen und damit abrieben. Umweltfreundlich ist das mit den Tüchern nicht, aber immerhin fühlten wir uns danach wohler.

Sonst sind die Hüttenmädels sehr nett und freundlich (der Hüttenwirt selbst ist ein Grantler), das Essen ist OK und reichlich und die Preise sind für die Schweiz im Allgemeinen und Grindelwald im Besonderen wirklich gut.

Weil wir den ganzen Tag sehr wenig getrunken hatten und man für die Akklimatisation ja eigentlich viel trinken soll, versuchten wir abends jeder 1 1/2 Liter zu trinken (kein Alkohol). Zusammen mit dem Abendessen und in der Kürze der Zeit war das aber nicht ganz möglich. Immerhin gaben wir aber unser Bestes.

Sonst war der Abend ganz nett, denn wir saßen an einem Tisch mit lauter Kleingruppen (ein sehr mitteilungsbedürftiger Schweizer, 2 Deutsche, die den Mittelleggigrat komplett gemacht hatten und Vater und Sohn, die eben erst angekommen waren) und es ergaben sich über den Abend interessante Gespräche.


Berge im ersten Licht (vlnr: Finsteraarhorn, Agassizhorn, Kleines Fiescherhorn)


Ausblick aus der Station Eismeer


Ausgang Sphinxstollen


Blick über den Jungfraufirn zum Konkordiaplatz und Aletschgletscher


Mönch


Rückblick zur Station, dahinter die Jungfrau und das Rottalhorn (noch dahinter keine Ahnung)


Mönchsjochhütte


Wir laufen das Ewigschneefäld runter


Vom Walchergrat: Mönch und der lange Grat zum Eiger mit dem langen Mittelleggigrat


Aufstieg über den Eiswall


Die erste Spalte, über die wir noch drüber stiegen


Ewig langer Rückweg übers Ewigschneefäld


Fast zurück an der Hütte!


Die Hütte!


Großes Fiescherhorn im Abendlicht

Von engel am 20.09.2018 22:18 • outdoorbergeis
Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.

Reiseberichte

Bücher :-)

Letzte Einträge

Letzte Kommentare


Have fun!