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Montag, 11.03.2019: Whiteout

Dienstag, März 19, 2019

In der Nacht hatte es gefroren und ein wenig geschneit, aber schon beim Frühstück war blauer Himmel zu sehen. Das würde allerdings ein kurzes Vergnügen sein, denn schon für den frühen Nachmittag war wieder schlechtes Wetter und Schneefall angekündigt.

Wir wollten auf die Sattelspitze, den spitzen Berg direkt gegenüber vom Hotel, auch wenn fast klar war, dass wir es wohl nicht bis zum Gipfel schaffen würden. Aber erst mal losgehen, dann würde sich schon zeigen, wie weit wir kommen.

Wir gingen zum Brückle über den Bach und bogen am E-Werk in den Wald ab. Der Schnee war hart gefroren und hatte eine minimale Neuschneeauflage. Das war im Flachen gut zu gehen, im Steilen brauchten wir aber bald Harscheisen.

Der Einstieg zum schmalen Weg durch den Wald wäre ohne Navi wohl schwerer zu finden gewesen, so aber waren wir bald auf einer Skispur. Die führte erst quer über ein kurzes Steilstück im Wald und dann sehr schön und mäßig steil durch lichten Lärchenwald. Ich finde Lärchenwald toll, wahrscheinlich, weil es das bei uns nicht gibt :-)

An der nächsten Steilstufe bog die Spur nach rechts ab. Mein Navitrack ging da geradeaus nach oben, aber das war ein anhand der Höhenlinien auf der Karte ‘geratener’ Track, keiner, den irgendwer tatsächlich aufgezeichnet hatte, da waren Abstecher nach beiden Seiten zu erwarten.

Die Spur führte dann aber leider sehr weit weg von der gedachten Route und sie führte vor allem in sehr steiles Gelände, das auch mit Harscheisen nicht einfach zu gehen war (im Nachhinein: wer immer die Spur angelegt hatte, hatte sich auch nicht ausgekannt). Umdrehen oder eine eigene Spur anlegen war bei den Bedingungen im Steilgelände aber auch keine gute Option, also folgten wir der Spur weiter. Der beste Allgäuer von Allen schnallte zwischendurch sogar mal ab, aber ich habe vor Steilgelände ohne Ski mehr Angst als mit, ich kämpfte mich Skiern weiter. Am Ende führte die Spur dann aber tatsächlich dorthin, wo wir hin wollten.

In nun wieder flacherem Gelände und mit mehr Neuschnee als unten war die alte Spur bald nicht mehr zu erkennen und wir machten uns unsere eigene Spur, immer in der Nähe des gedachten Anstiegs und das klappte gut.

Der Himmel war inzwischen zugezogen, aber die Sicht war noch gut. Wir ließen den Lärchenwald hinter uns und stiegen nach links in ein weites mäßig steiles Kar ein, dort stiegen wir auf der rechten Seite über viele Mulden und Hügel weiter auf. Irgendwo vor uns waren Leute, aber deren Spur sahen wir nicht. Es hatte im Kar um die 10 Zentimeter Neuschnee, da war das Gehen nicht sonderlich beschwerlich.

Nach etwa einem Drittel des Anstiegs im Kar fing es leicht an zu schneien und die Sicht wurde schlechter. Aber weil das Gelände freundlich war, wollten wir noch ein Stück weiter aufsteigen, auch wenn sehr klar war, dass wir den Gipfel nicht erreichen würden. Unsere Vorgeher sahen wir auf einem Hügel umdrehen.

Das Wetter wurde kurzzeitig schlechter und wir waren schon fast dran, auch umzudrehen, da klarte es wieder auf und es kam sogar fast sowas wie Sonne. Wir stiegen erfreut weiter auf.

Kurz darauf kam Wind auf und die Wolken mit Schneefall, die wir schon eine Weile auf der anderen Talseite gesehen hatten, hüllten uns ein. Innerhalb weniger Minuten standen wir in einem ordentlichen Schneesturm mitten in den Wolken mit Nullsicht. Die Temperatur fiel (gefühlt zumindest) um 10 Grad. Der Hügel, auf den wir zugesteuert hatten und der etwa noch 20-30 Meter entfernt gewesen war, war nicht mehr zu sehen.

Wir blieben stehen wo wir waren und rüsteten zur Abfahrt auf. Die war dann ... anspruchsvoll. Es waren absolut keine Konturen mehr zu erkennen oder festzustellen, wo wir uns im Kar befanden, denn die Wände rumrum waren weg. Ich fuhr voraus, langsam und vorsichtig mit Stemmbogen immer etwa 5-10 Meter nach unten, dann checkte ich auf dem GPS, ob wir uns noch in der Nähe der Aufstiegspur befanden. Der beste Allgäuer von Allen folgte und wir ließen uns nie aus den Augen.

Auf diese Weise arbeiteten wir uns langsam nach unten, fuhren gelegentlich gegen einen Hügel oder sackten in eine Mulde, kamen aber gut bis ans untere Ende des Kars, wo sich die Sicht langsam besserte. Zwischen den Lärchen hatte es inzwischen fast schon 10 Zentimeter Neuschnee und da ließ es sich dann schön fahren.

Den Bogen durch den Steilwald, wo der Aufstieg so doof gewesen war, ließen wir aus und fuhren stattdessen - laut GPS war das möglich und es hatte auch einige Spuren - direkt nach unten ab. Das klappte gut und wir fanden weiter unten zurück auf die Aufstiegspur. Auch hier war das GPS hilfreich, denn die Aufstiegspur befand sich unten 5 Baumreihen weiter links und ob wir das so schnell erkannt hätten, kann man nachträglich nicht gut sagen. Geradeaus runter sah es nämlich auch ganz gut fahrbar aus, aber die ganze Gegend ist knapp über dem Talgrund extrem steil und hat allerlei Abbrüche.

Wir fanden jedenfalls gut hinab. Trotz aller Widrigkeiten war das eine echt coole Tour. Ich bin aber auch jetzt noch froh, dass wir mein GPS hatten und mit Ralles GPS auch noch eines als Backup. Ohne die Technik hätten wir definitiv früher umkehren müssen.


Wir starten bei bestem Wetter


Aufstieg durch lichten Lärchenwald ...


... und arg steilen Bergwald


Im Einstieg ins Kar rückt das schlechte Wetter an ...


... und es beginnt zu schneien


Ganz kurz sieht es so aus, als würde es aufklaren ...


... aber das täuschte


Abfahrt in Stemmbogen ...


... bei echt wenig Sicht

Von engel am 19.03.2019 21:16 • outdoorski
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