Dein Browser kann leider nicht vernünftig mit CSS umgehen. Den Inhalt siehst du, das Design dagegen ist futsch.

Nochmal Eis und Schnee

Sonntag, Mai 15, 2011

Beim letzten Mal Bernina waren wir ja ein wenig lädiert, so dass nicht ganz das rauskam, was wir uns vorgestellt hatten. Da die Hütten noch genau bis zum Wochenende auf hatten, beschlossen wir kurzerhand, nochmal hinzufahren. Donnerstag ging für Material-Pflege drauf (Löcher in den Skistiefeln reparieren, um Blasen vorzubeugen), am Freitag ging es los.

Freitag, 06.05.2011: Piz Trovat

Start gemütlich um 9, das sollte genügend Zeit für den Aufstieg von Morteratsch zur Diavolezza-Hütte lassen. Mit Unbehagen dachte ich an den langen schneefreien Talhatsch zur Gletscherzunge in Skistiefeln und erwähnte beiläufig, Preise und Abfahrtszeiten der Seilbahn zur Diavolezza und die kleinen Akklimatisationstouren von dort. So ganz schien dem Ralle der Talhatsch auch nicht zu gefallen, daher stiegen wir um halb zwei in die Seilbahn und liessen uns gemütlich auf 3000 Meter hinauf fahren :-)

Viel war nicht los auf der Diavolezza. Ein paar Skitourer beim Nach-der-Tour-Weissbier, ein paar Skifahrer, wir. Lagervergabe war erst um vier, aber wir konnten die Rucksäcke in der Hütte abstellen und machten uns unbeschwert auf den Weg zum Piz Trovat. Nicht weit, nicht hoch, was braucht man da schon?

Hmmm. So ganz ohne ist der auch nicht, der Piz Trovat. Ohne Spur im windgepressten Steilhang musste man dann beim Gehen schon ein bisserl aufpassen, nach unten ist es nämlich weit. Oben ein Klasse Ausblick nach allen Seiten und gemütliche Steine zum Rumsitzen in der Sonne. Haufenweise Stahlstifte und eine dicke Kabeltrommel mit Stahlseil legten den Verdacht nahe, dass der Piz Trovat bald noch mehr Klettersteige haben wird (wir sahen mindestens 2). Dabei ist der ganz schön bröselig, der Berg!

Die Abfahrt ging problemlos, war aber wegen der windgepressten Platten nur mässig schön zu fahren. Zurück auf der Diavolezza, die wirklich an einem der grossartigsten Plätze der Alpen errichtet wurde, konnten wir endlos lange windgeschützt in der Sonne sitzen, gemütlich Weissbier trinken und die phantastische Aussicht geniessen. Die Boval-Hütte 500 Meter unter uns hatte da schon lange Schatten.

Das Abendessen auf der Diavolezza hatte nichts von Hüttenessen sondern eher etwas von gehobenem Restaurant. Man sitzt an Einzeltischen, bekommt jeden (ausgezeichnet angerichteten und schmeckenden) Gang vom Ober serviert und hat zudem die beste Aussicht die man sich denken kann. Man kann nachnehmen so viel man will, was aber völlig unnötig ist, denn wir assen auch ohne Nachschlag zuviel.


Berghaus Diavolezza


Rundblick, ganz links der Piz Trovat


Im Aufstieg zum Piz Trovat


Gemütliches Weissbier


Abendstimmung

Samstag, 07.05.2011, Piz Palü

Wer zuviel isst, schläft schlecht (vor allem in der Höhe), musste der Ralle feststellen, der das reichhaltige Frühstück ausliess und gerädert aussah. Wir waren die letzten, die sich von der Diavolezza einen Weg durch die hartgefrorenen Schneereste hinab zum Vadret de Pers suchten. Mit zwei Verhauern ging das eigentlich ganz gut.

Der Aufstieg zur Ostschulter des Piz Palü ist dann ziemlich lang und anfangs auch ziemlich schattig und kalt. Wir waren zwar recht langsam (noch immer nicht komplett gesund, ‘unten’ merkt man das nicht so), schraubten uns aber stetig durch die verschiedenen Bruchzonen nach oben.

Das Seil war bis auf die Überquerung der Riesenspalte direkt unter der Ostschulter nicht nötig, das schleppte der Ralle umsonst mit. Da allerdings hätten wir es nehmen sollen, auch wenn es wirklich nur auf 3 Metern nötig gewesen wäre. Die Schneebrücke über die Spalte schien zwar stabil, war aber supersteil, so dass man längs zur Spalte hinauf treppeln musste (oder ohne Ski zu Fuss direkt ansteigen) und dabei auf keinen Fall abrutschen durfte. 2 Minuten lang war es mir da ganz entschieden extrem unwohl.

Am Skidepot entschieden wir, den Gipfel ohne Gepäck (also auch ohne Seil) anzugehen. Im steilen Zustieg hätte das eh nichts gebracht und die Gratschneide zwischen den beiden Gipfeln trauten wir uns auch seilfrei zu. Wir nahmen allerdings die Eisbeilchen anstelle der Stöcke mit. Letzteres wäre nicht nötig gewesen (die Spur war so gut ausgetreten, dass die Stöcke leicht gereicht hätten), machte den Anstieg dann aber um einiges anstrengender ;-)

Die Gratschneide zwischen Ost- und Hauptgipfel hatte ich deutlich exponierter in Erinnerung (vielleicht war damals die Spur nicht so gut?). Natürlich musste man bewusst gehen, aber schwierig war es nicht. Wir blieben nicht lang am Hauptgipfel, die Brotzeit wartete ja an der Ostschulter, und stapften nach ausgiebigen Rundblicken wieder zurück.

Es war warm und gemütlich an der Ostschulter, daher liessen wir uns da viel Zeit. Und diskutierten Optionen: Boval oder nicht Boval? Dem Ralle graute vor der Hütte, der Toilette, dem Essen, dem Schlafen, dem Frühstück. Mir nur vor dem elendslangen Talhatsch zur Bahnstation. Ob morgen der Piz Bernina drin sein würde, durfte angesichts des überaus anstrengenden Anstiegs etwas bezweifelt werden. Zudem schien sich das Wetter schneller zu verschlechtern als vorher gesagt. Aber nach einer Tour schon wieder heimfahren? Nein, dann doch lieber Boval!

Die Abfahrt den Gletscher runter war oben noch leicht pulvrig, in der Mitte hart, unten schön aufgefirnt und kurz vor dem Morteratsch-Gletscher sulzig und faul. Alles was das Herz begehrt ;-)

Der Weg zur Bovalhütte war vom Gletscher aus zwar nicht mehr lang aber ziemlich umständlich, weil der Schnee immens zurück gegangen war. Nach vielen Kurven um die schneefreien Flecken herum mussten wir die letzten Meter zu Fuss zurück legen. Beim Anblick der Terrasse der Boval-Hütte staunten wir nicht schlecht. Wo vor 2 Wochen noch eine riesige Schneewand gewesen war, sah man nun 2 Tische und die Gesamtfläche der Terrasse hatte sich locker verdreifacht.

Entgegen aller Befürchtungen (Wochenende) war die Hütte ziemlich leer und weil sich der Wirt noch an uns erinnerte, bekamen wir wieder ein ganzes Lager für uns allein. Diesmal ‘Prievlus’ :-)


Morgen-Rundblick


Rückblick


Im Anstieg zum Piz Palü Ostgipfel


Auf dem Weg zum Piz Palü Hauptgipfel


Am Piz Palü Hauptgipfel


Rückweg


Rückblick zur Gratschneide


Rückblick auf gleissendes Eis


Murmel an der Boval-Hütte

Sonntag, 08.05.2011, Fortezza

Die Nacht in unserem Privatzimmer war zwar besser als die vorige, aber als wir (wieder mal) als die letzten vom Frühstück aufstanden, sah der Ralle noch immer ziemlich gerädert aus. Im Aufstieg über die steilen Gletscher-Hänge zum Buuch zeigte sich dann, dass der Piz Bernina auch dieses Mal kein sinnvolles Ziel war. Zudem lagen alle Bergspitzen in den Wolken und die schienen recht schnell zu ziehen.

Nach einer kleinen Pause in der Sonne disponierten wir daher um: Fortezza statt Bernina. Das bescherte uns einen grandiosen Aufstieg durch den Bruch unterhalb der Fuora, wo wir zwei beeindruckende Eislawinen bestaunen konnten. Diese Lawinen hielten aber 2 Italiener, die von der Fortezza kamen, nicht davon ab, trotz der herrschenden Wärme unter den beeindruckenden Eisbrüchen zum Loch aufzusteigen. Nunja.

Wir machten uns zur Querung zur Fortezza auf. Nachmittags ist Sonne in der steilen Flanke, jetzt am Vormittag war der Schnee hart gefroren. Aber die Spur war gut. Ralle war schon die ganze Zeit mit Harscheisen aufgestiegen, ich hatte darauf verzichtet, weil meine Ski insgesamt besser halten.

Und so spazierten wir in der Spur in die Querung hinein, an deren Ende ein kleines Stück Geröll/Fels zu queren war. Unter uns eine steile Flanke, die immer steiler wurde. Darunter ein Felsriegel und noch darunter der Gletscher mit grösseren Spalten. Kurz vor dem Geröllstück hielt der Ralle plötzlich an. Die Spur verlief entlang einiger flacher Felsen, senkte sich etwas ab und verschwand dann. Vor uns steiler abgeschabter Firn, 3 Meter weiter vorn und ein Stück weiter oben dann ein schöner Absatz zum Skiausziehen, um das Geröllfeld zu queren. Oha.

Ralle kam mit seinen Harscheisen mit einiger Anstrengung über die Steilstelle, ich konnte noch 2 Schritte machen, dann war Schluss. Wegen des flachen Felsens konnte ich rechts den Stock nicht nutzen und den Skiern allein traute ich nicht. Abrutschen hätte sicherlich sehr ungute Folgen gehabt. Noch stand ich gut, aber wie weiter? Zurücklaufen? Da hätte ich fast den ganzen Hang zurück queren müssen. Allzu sicher läuft man nicht mit Fellen unter den Skiern rückwärts. Vorwärts? Und wenn die Ski nicht hielten? Harscheisen oder das Eisbeil wären gut gewesen.

Ralle sah mich wohl schon 200m tiefer liegen. Er versuchte verzweifelt, irgendwas zum Sichern aufzubauen, aber um ihn herum gab es nur loses Geröll. Mit Steigeisen und dem Eisbeil kam er zu mir. Ich gab den rechten Stock ab und nahm das Eisbeil. Mit dem konnte ich mich nun auch rechts vernünftig abstützen. Eine sichere Querung ist etwas anderes, aber mithilfe des Eisbeils und Ralles mit den Steigeisen gekratzten Spuren kam ich am kleinen Plateau an. Puh! Ich würde sagen, das war die bislang brenzligste Situation, in die ich mich mit Nicht-Nachdenken reinmanövriert habe.
(Rückblickend: Wenn man schon weiss, dass eine Querung hart und eisig und steil ist, von Anfang an mit Harscheisen gehen oder noch besser, gleich Steigeisen nehmen! Das hilft vermutlich auch gegen spätere Alpträume.)

Der Rest war wieder einfach. Ein paar Meter loses Geröll, noch ein bisserl Querung mit ordentlicher Spur, dann waren wir auf dem Fortezza-Grat, knapp unterhalb des Felsgrates. Wir fellten ab und machten eine kleine Pause, auch um das Adrenalin noch ein wenig ‘versurren’ zu lassen. Das Wetter war nicht mit uns, denn der Wind hatte aufgefrischt und die Wolken waren deutlich mehr geworden. Bald war es kalt.

Die Abfahrt auf dem Grat selber war ziemlich scheusslich, weil windgepresst. Kurz drauf fanden wir aber schönen Firn vor und konnten wunderbar bis zum Pers-Gletscher abschwingen. Dort blieben die Ski im flachen Sulz fast stecken, aber wir schafften es beinahe ohne Schieben mit nur einmal ausweichen bis hinab zum Morteratsch-Gletscher. Von da war es nicht mehr weit zum Gletschertor, wo uns diesmal kein schönes weisses Band sondern ein elendslanger Skistiefel-Marsch zur Station Morteratsch der Rhätischen Bahn erwartete. Aua!

Die 3 Tölzer, mit denen wir abends am Tisch gesessen hatten und die wir am Gletschertor trafen, berichteten, dass man am Piz Bernina nur bis zum Skidepot hatte gehen können. Der Wind dort oben sei zu stark gewesen. Na, dann hätten wir den Piz Bernina auch in besserer Verfassung nicht geschafft.

Mit der Rhätischen Bahn ging es zurück zur Station Diavolezza und zum Auto. Der Zug ist Klasse und weniger teuer als erwartet. Naja, 8 oder 9 Kilometer sind ja auch nicht viel.

Auch dieser Abstecher war Klasse, aber wir werden wohl noch mal wieder kommen müssen :-)


Das Wetter sieht schon in der Früh nicht mehr ganz so toll aus


Aufstieg im Buuch


Neben einem der grossen Brocken der Eislawine


Vor der Querung zur Fortezza


Unten auf dem Pers-Gletscher


Ab hier geht es zu Fuss weiter


Warten auf die Bahn

Von engel am 15.05.2011 16:34 • outdoorski

gratuliere zum Palü :-)

[1] Von Reiner am 16.05.2011 23:56

Danke, Reiner :-)

[2] Von engel am 19.05.2011 22:08
Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.

Reiseberichte

Bücher :-)

Letzte Einträge

Letzte Kommentare


Have fun!