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Oster-Urlaub, Teil I

Mittwoch, April 27, 2011

Der Teil, an dem wir weg waren :-)

Sonntag, 17.04.2011: Aufstieg zur Chamanna Boval

Nach einem gemütlichen Samstag (teilweise gefüllt mit der Lieblingsbeschäftigung des besten Allgäuers von Allen: Packen) starteten wir am Sonntag Vormittag in die Schweiz und stellten am frühen Nachmittag unser Auto auf den letzten freien Platz vor dem kostenpflichtigen Parkplatz an der Station Morteratsch der Rhätischen Bahn. Yay!

Vor uns grossartiges weisses Bergpanorama, neben uns: Gras! Ohje. Besorgt überlegten wir, wie lang wir wohl die Ski tragen müssten, um sie endlich im weissen Gold versenken zu können. Letzteres dann hoffentlich nicht allzu wörtlich, denn es war besorgniserregend warm.

Nachdem wir die Bahnline überschritten hatten, lachte uns ein weisses Band in nahezu schneefreier Landschaft an, über das quasi im Minutentakt Skibergsteigergruppen kamen, um sich der wartenden Menge an der Bahnstation anzuschliessen. Wo kamen die alle her, so viele Leute können doch unmöglich auf der Bovalhütte übernachtet haben? (Des Rätsels Lösung vermutlich: Die wilde Abfahrt von der Diavolezza-Bergstation über den Persgletscher. Deswegen hatten die wohl auch teilweise so kleine, bzw. nicht-vorhandene Rucksäcke.)

Der Aufstieg zur Bovalhütte ist lang, aber nicht langweilig. Man kommt den Traumzielen immer näher und hat viel zu gucken. Nachdem man neben dem Gletschertor auf den Morteratschgletscher gestiegen ist, muss man immer weiter dem Talschluss entgegensteigen, bis man ein ganzes Stück an der Hütte vorbei gelaufen ist. Dann endlich kann man die Randmoräne überqueren und zur Hütte zurück gehen.

Weil wir uns gleich für ein paar Tage angemeldet hatten, bekamen wir das gesamte Lager Trovat ganz für uns allein. Wenn das mal kein Luxus ist :-)


Am Anfang des Schneebandes ins Morteratsch-Tal


Am Gletschertor des Morteratschgletschers


Endlich an der Bovalhütte!

Montag, 18.04.2011; Piz Tschierva

Für den Piz Morteratsch war Frühstück um fünf. Kurz nach 6 starteten wir hinter der Hütte nach Norden, während sich nahezu der gesamte Rest der Hüttenbelegschaft nach Süden zum grossen Gletscherbruch hin orientierte. Gerade erreichte die Sonne die ersten Bergspitzen, es sah grossartig aus.

Wir stapften gemütlich eine Serie sanfter kleiner Terrassen hinauf, querten einen steilen Abbruch und stiegen dann - nun endlich in der Sonne - durch ein kleines Moränentälchen Richtung Furcola Misaun hinauf. Vor uns eine 4er-Gruppe, die den Zustieg zur Furcola erreichte, als wir noch im im langen Hang des Zustiegs waren. Die brauchten aber seltsam lang in der Quereung, dachten wir noch.

An der Querung zur Furcola angekommen, verstanden wir auch warum. Die Schlüsselstelle in der Mitte der Querung (über einem hübschen steilen Felsabbruch) war mit Skiern nicht zu bezwingen, weil zu steil. Wir schnallten also die Ski ab, stapften über die Schlüsselstelle und schnallten die Ski auf der anderen Seite wieder an.

Das hatten die Vorgänger nicht gemacht, so dass der steile Zustieg zur Scharte (wenigstens 40 Grad und natürlich mit Felsabbruch unten drunter) nun noch ein ganzes Stück schwieriger zu gehen war als sowieso schon. Ein paar der Spitzkehren waren dann so ausgetreten, dass man nochmal die Ski abschnallen musste und einmal hätte ich das besser auch noch gemacht, denn bei einer schwierigen Spitzkehre mit dem schwachen Knie oben schaffte ich es, umzukippen und die Ski durcheinander zu bringen, so dass ich knapp vorm Abrutschen war. Dank der Mithilfe eines Nachsteigers (schlauerweise zu Fuss unterwegs), konnte ich mich wieder aus der Klemme sortieren, ohne einen Ski oder gar mich selber in den Abgrund zu schmeissen. Den Rest der Scharte erklomm ich zu Fuss mit den Skiern in der Hand.

Oben musste ich dann erst mal meine rechte Ferse verpflastern. Dass da irgendwas rieb, hatte ich schon eine Weile gemerkt, aber in der steilen Scharte, war natürlich an Verarzten nicht zu denken gewesen. So hatte ich das Vergnügen, am ersten ‘richtigen’ Tourentag auf 3250m erst mal eine fette Blase aufzuschneiden und mit Compeed zu versorgen. Ein riesengrosses Lob mal wieder auf die Compeed Blasenpflaster, ohne die wäre der Urlaub vielleicht da schon zuende gewesen.

Von der Scharte ging es steil hinab auf den Vadrettin da Tschierva. Dem Abstieg aus der Scharte hätte mehr Schnee deutlich gut getan, denn wo es keinen Schnee mehr hatte, rutschte man auch mit Steigeisen ziemlich blöd auf dem losen Schutt umher. Ein Teil der Nachsteiger gaben schon in der Scharte auf, die anderen liessen die Rucksäcke unter der Scharte liegen und stiegen unbeschwert zum Piz Tschierva auf.

Zum Morteratsch, unserem eigentlichen Ziel, hätten wir drüben die nächste Scharte (samt Abstieg und Gegenanstieg) überwinden müssen und dann die letzten 500 Höhenmeter zum Gipfel spuren müssen, denn da war schon lang niemand mehr oben gewesen. Mit der frischen Blase graute mir davor und ein bisserl kaputt war ich auch schon. Die Höhe!

Ganz ungewöhnlich war auch der Ralle schon etwas erschöpft. Das passiert sonst nie, aber normalerweise schlägt er sich auch nicht vorher wochenlang mit einer Grippe herum. Wir beschlossen auf den Piz Tschierva umzusatteln. Bringt ja nichts, sich schon am ersten komplett zu verausgaben. Das war dann auch noch ein Stück Arbeit.

Die Abfahrt vom Piz Tschierva war bis auf das obere windverblasene Stück sogar richtig schön :-) Nicht so schön war, mit den Skiern am Rucksack über den nun schon ziemlich erwärmten Schnee zurück zur Furcola Misaun zu krabbeln. Auch nicht schön sah die Abfahrt/der Abstieg auf der anderen Seite aus. Ski oder Steigeisen?

Ich geb ja zu, dass ich mir das so leicht nicht hätte vorstellen können, aber angesichts der wenigen Spuren von Skifahrern da hinunter, die alle bis auf einen einzigen Schwung nur quer gerutscht waren, zog auch ich die Steigeisen vor. Immerhin hatte es da eine Spur, die im Aufstieg gehalten hatte und von der man annehmen konnte, dass sie auch jetzt noch halten würde, schliesslich kam auf diese Seite der Scharte kaum Sonne.

Abgesehen davon, dass die Spur recht schmal war, was gelegentliche Balance-Akte erforderte, um das ‘innere’ Steigeisen am Standbein vorbei zu führen, war der Abstieg bis über die Schlüsselstelle hinweg nicht weiter problematisch, nur eben unangenehm. Einmal Stolpern und ... wusch!

Die Abfahrt zur Hütte bot gemischte Bedingungen. Von schönem Pulver über Harsch und Butternfirn bis Faulschnee war alles dabei, einschliesslich einer letzten Sonnenpause auf einem schönen breiten Stein. Von dem wir allerdings alle Mühe hatten, wieder zu den Skiern zu gelangen, denn die halbe Stunde Pause reichte aus, den Schnee so aufzuweichen, dass wir ohne die Ski beinahe zwischen den anderen Steinen absoffen.


Piz Morteratsch und Piz Bernina mit dem Biancograt im ersten Licht


Vor dem Zustieg zur Furcola Misaun


Im Zustieg zur Furcola Misaun


Blick aus der Furcola Misaun zum Piz Tschierva


Am Gipfel desPiz Tschierva


Mühsam geht es zurück zur Furcola Misaun


Rückblick auf die Furcola Misaun

Dienstag, 19.04.2011; Piz Argient Skidepot

Nach einiger Diskussion und nach Rücksprache mit dem Hüttenwirt hatten wir die Bellavista aufgeben und uns für entweder Piz Zupo oder Piz Argient entschieden (der Weg ist nahezu derselbe). Zur Bellavista hätte man entweder über den Fortezzagrat oder über die Fuora aufsteigen müssen. Von beidem riet der Hüttenwirt ab, weil er nichts über die Bedingungen an der Kletterei am Fortezzagrat wusste und weil die Fuora, ‘das Loch’, wegen der Steile und Enge potentiell eisschlaggefährdet ist. In der Abfahrt vielleicht vertretbar, im Aufstieg ... naja.

Wieder wurden wir für Frühstück um fünf eingeteilt. Wie üblich dauerte unser Frühstück ein wenig länger, so dass wir beinahe die Letzten waren, die sich auf den Weg hinunter zum Gletscher machten - über die lästige Randmoräne drüber, bah! Weil wir uns natürlich nicht auskannten, spielte uns das Gelände einen Streich. Schlau wäre gewesen, genau dort anzufellen, wo uns der Schwung von der Randmoräne verliess. Aber weiter vorn sah es so aus, als könne man da nochmal ein paar Meter abfahren. Optische Täuschung, da war nix mit Abfahren, dafür konnten wir da unten schon völlig sinnlos die ersten Kräfte verpulvern.

Im Schatten auf eisharten Gletscherhängen (natürlich schon pistenartig festgefahren) stiegen wir bis unter die Abzweigung zur Fuora auf, wo wir in die Sonne kamen und nach einer kurzen Rast anseilten. Nun galt es, durch das Buuch, einen labyrinth-artigen Gletscherbruch (das eigentliche ‘Labyrinth liegt allerdings rechts davon), Richtung Furcola Crast d’Agüzza aufzusteigen. Nach einer imposanten Querung folgte ein weiterer kleiner Hang (nun schon teilweise pulvrig), dann mussten wir absteigend durch den wirklich beeindruckenden Gletscherbruch Richtung Bernina queren. Einfach nur Wow!

Im der weiten Senke unter der Bernina (natürlich Gletscher und natürlich mit Spalten), machten wir nochmal eine kleine Pause, tranken etwas und tankten Energie in Form von Riegeln nach. Der Anstieg zur Bernina erfreute sich grosser Beliebtheit, aber von unten sah die Querung des steilen Eisfelds knapp unter dem Spallagrat wirklich übel aus. Ob ich mir das zutrauen würde?

Der weitere Aufstieg Richtung Piz Argient war nicht weiter schwierig, aber lang und wurde schwer und schwerer. Ganz ungewöhnlich konnte ich bis zum Ende mithalten, als wir dann vor dem Piz Argient standen und die blanke Eiskappe betrachteten. Inzwischen hatte ich meine Blase vom Vortag trotz Compeed blutig gelaufen. Da mit Steigeisen hinauf zu steigen, würde ich nicht aushalten. Der Ralle sah auch nicht so aus, als hätte er Ambitionen auf den Gipfel, daher liessen wir es vor dem Skidepot gut sein.

Für die Abfahrt wählten wir eine abenteuerliche Route mitten durch den Gletscherbruch des Buuch, wo wir von der Hütte aus einzelne Spuren gesehen hatten und die uns der Wirt ans Herz gelegt hatte. Vorsichtshalber fuhren wir angeseilt ab, ganz was Neues, wo wir durchaus noch Übungsbedarf haben. Das reine Vergnügen ist das Fahren am Seil nicht gerade, aber dafür entschädigte uns diese Abfahrt mit wirklich grossartigen Ausblicken, wunderschönem Pulverschnee und sparte um die 100 Höhenmeter Gegenanstieg.

Zurück auf der eingefahrenen ‘Piste’ packten wir das Seil weg und fuhren in teilweise schönem und teilweise eisigen oder sulzigem Schnee nach unten. Der Gegenanstieg zur Hütte war erstaunlicherweise nur halb so schlimm wie befürchtet ;-)

Abends dann die Entscheidung. So wie wir beinander waren (inzwischen merkte ich, dass ich eine Erkältung bekam) konnten wir uns die ganz grossen und anpruchsvollen Touren hier einfach nicht erlauben. Nicht zu zweit. Morgen also noch eine kleine feine leichte unbeschwerte Tour und dann zurück ins Allgäu.


Morgenstimmung


Unter dem ‘Loch’


Aufstieg durch’s Buuch


Schmal aber tief


Rückblick das Morteratschtal hinab


Anstieg zum Piz Argient


Abfahren mit Seil durch den Bruch


Die Gletscherbrüche unterhalb der Bellavista


Rückblick

Mittwoch, 20.04.2011: Piz Misaun

Wie befürchtet wachte ich mit Halsweh und Husten auf. Wir hatten (Thermos-)Frühstück um sechs bestellt und hatten den ganzen Raum für uns allein. Heute sollte es ‘nur’ der Piz Misaun mit ohne Gewicht im Rucksack (Seil, Pickel, Steigeisen, Gletschergeraffel) werden, so dass wir uns wirklich viel Zeit lassen konnten.

Daher kamen wir auch schon beinahe beim Loslaufen in die Sonne. Anfangs folgten wir demselben Weg, den wir zum Piz Tschierva genommen hatten und bogen dann nach dem Moränen-Tälchen nach rechts ab, um uns gemütlich durch verschiedene Felsstufen Richtung Piz Misaun hinauf zu schrauben.

Bald waren wir am Übergang auf die Nordseite und landeten so schnell am Zustieg zum Gipfelaufbau, dass wir in der Annahme, das sei erst ein Vorgipfel, glatt daran vorbei liefen. War aber doch richtig.

Nachdem wir den Wintergipfel, einen Sattel unter dem eigentlichen Gipfel, der ziemlich steil ist, erreicht hatten, liessen wir die Rucksäcke zurück und stiegen auch noch zum Gipfel hinauf. Wunderbare Blicke in alle Richtungen eröffneten sich :-)

Die steile schmale Abfahrt vom Misaun liess sich problemlos erledigen, dann gab es erst mal eine lange Pause am Wintergipfel. Was für eine schöne Tour in grossartiger Umgebung! Ob wir nicht doch noch da bleiben sollten? Nein. Ich spuckte inzwischen Unmengen gelben Schleim, der Ralle hatte schon wieder so einen konditionellen Einbruch gehabt. Lieber kommen wir wann anders wieder.

Zurück an der Hütte liessen wir uns noch jeder einen ausgezeichneten Riesenrösti mit Käse, Speck und Ei schmeckten, dann packten wir unseren Kram zusammen und fuhren zur Station Morteratsch ab. Was gar nicht so einfach war. Unterhalb der Hütte war der Schnee schon so faul, dass wir allenaselang einbrachen. Ich stellte vorsichtshalber auf Pflugbogen um. Und unten im Tal hatte sich das weisse Band, auf dem wir so schön hatten aufsteigen können, zu einem grossen Teil schon aufgelöst. Wir mussten unzählige Mal abschnallen.

Auch wenn das von der ‘Ausbeute’ her nun nur ein mässig erfolgreicher Abstecher war, die Landschaft, das Wetter und überhaupt alles Drumherum war es auf jeden Fall wert. Ausbeute ist ja nun wirklich nicht alles :-)


Schattenspiele


Das erste Murmel des Jahres erkundet die Lage


Auf dem Weg zum Piz Misaun


Abfahrt vom Gipfelaufbau


Rückblick


Das weisse Band hat schon Lücken

Von engel am 27.04.2011 21:30 • outdoorski

bernina auf ski, da koennte man schon neidisch werdern

[1] Von rolf am 28.04.2011 18:40

Aber nur fast, oder? Habt ihre nicht bei Euch haufenweise mindestens genauso grossartige Berge?

[2] Von engel am 04.05.2011 06:32

http://www.clubtread.com/sforum/topic.asp?TOPIC_ID=3895ja, berge hats viele nur an den huetten haperts noch ein wenig, skifashren kann man aber reichlich und tiefer koennte der schnee kaum werden.

[3] Von rolf am 04.05.2011 23:52
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