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Reuttener Höhenweg

Dienstag, Juni 26, 2007

Am Samstag war der grosse Bike-Reparatur-Tag, weil mein Bergradl nach der Lechtaler Runde vom letzten Wochenende einen Platten hatte. Freundlicherweise übrigens erst nach der Abfahrt, direkt vor dem Auto. Und wo wir schon mal dabei waren ... die Schaltung des gelben Bikes schluckte den zweiten Gang, Wartungsarbeiten wie Schmieren und Einstellen waren mal wieder nötig und wo wir schon mal wegen des neuen Schlauch im Bike-Shop waren, fiel uns auch sonst noch alles Mögliche ein, was wir unbedingt brauchten. Am Samstag reichte die Zeit gerade noch um einmal quer durch den Niedersonthofener See und zurück zu schwimmen (ein Kilometer vielleicht, zusammengenommen), bevor wir mit meinen Eltern deren Wohnsitzwechsel zurück ins kühlere Allgäu mit Pizza beim Italiener feiern konnten.

Mein ursprünglicher Vorschlag für die wochendliche Sonntagstour war eine anspruchsvolle MTB-Tour mit 2 kleinen Gipfeln hinten dran, um daraus eine tagesfüllende Runde zu machen. Der beste Allgäuer von Allen war einverstanden, beguckte sich die Karte und stellte fest: ‘Guck mal, das kann man doch richtig nett erweitern.’ Und so wurde die grosse Liegfeist-Runde aus meiner ‘kleinen’ Bike-Tour.

Um Dreiviertelsieben starteten wir in Rieden bei Weissenbach im Lechtal. Zunächst ging es erst gemütlich, dann ein bisserl anstrengender das Rotlechtal hinter zum Rotlechstausee. Das Biker-Schild am Stausee warnte, dass die Auffahrt zur Raaz-Alpe, steil und schottrig sei und viele Kehren habe. Dem kann man nicht widersprechen, die Auffahrt ist steil und schottrig und hat viele viele Kehren.

Und sie ist lang! Über 600 Höhenmeter am Stück (200 waren es schon bis zum Stausee), ohne dass die Steigung von 12%-19% jemals nachlässt. Man kann sich höchstens in den Kurven mal kurz erholen. Zusätzlich wird die Auffahrt durch die unebene Forststrasse und den losen groben Schotter darauf erschwert. Andererseits ist genau das die Herausforderung, die Radlerei war so teilweise so anspruchsvoll, dass wir die Anstrengung manchmal gar nicht merkten. Entsprechend oft musste zumindest ich absteigen, was immer gleich eine neue Herausforderung bedeutete: Anfahren!

Als wir nach 3 Stunden die Raaz-Alpe erreichten, war auch der Mann froh, nun endlich vom Bike absteigen zu dürfen. Die Tour sollte ja hauptsächlich eine Bergtour sein, also hatten wir beide keine geplosterten Radhosen an (damit zu laufen ist ein bisserl so, als hätte man Windeln an, auf Dauer eher unangenehm) und so langsam merkten wir die Druckstellen am Allerwertesten.

Wir stellten die Bikes an der Alm ab und beguckten uns die ersten beiden Gipfel (die aus meiner ursprünglichen Planung), Abendspitze und Galtjoch. Etwa 200 Höhenmeter waren es zum ersten Gipfel, nochmal 100 mehr zum Zweiten. Ein kleines Hindernis auf dem sonst völlig problemlosen breiten Wanderweg waren die 2 Pferde der Raaz-Alm, die neugierig und verfressen uns als potentielle Futterquelle betrachteten. Das eine Pferd rückte dem Ralle auf den Leib, das Zweite beschlabberte meinen Höhenmesser und zupfte an meinem Rucksack herum. So ein Pferd ist ganz schön gross! Und selbst ein friedliches Pferd kann man nicht leicht aus dem Weg schieben.

An der Abendspitze machten wir die erste Pause, immerhin waren wir inzwischen seit bald 4 Stunden unterwegs. Anfangs war es trotz der tollen Wettervorhersage noch bewölkt gewesen, jetzt kam das schöne Wetter aus dem Alpenvorland langsam auch zu uns rüber.

Den nächsten Gipfel, das Galtjoch, erreichten wir schnell und nun hatten wir auch unser eigentliches Ziel im Blick, die Knittelkarspitze. Nunja, beinahe im Blick, der Berg zierte sich noch ein wenig und hüllte sein Haupt in Wolkenreste, aber wir konnten die anderen 3 Berge auf dem Weg sehen, Vordere und Hintere Steinkarspitze und den Knittelkarkopf. Zwischen uns und dem Ziel lag der Reuttener Höhenweg, ein kleiner Klettersteig, der sich mehr durch Länge als durch schwierige Passagen auszeichnet und über die beiden Steinkarspitzen verläuft.

Schon beim Anstieg auf den nächsten Gipfel merkte ich, dass mir die lange Auffahrt mit dem Bike ganz schön zugesetzt hatte. Die ersten Schritte bergauf zur Vorderen Steinkarspitze taten in meinen Oberschenkeln regelrecht weh. Nach ein paar Schritten liess der Schmerz nach und es war nur noch anstrengend. Dann hatte ich mich wieder ‘eingelaufen’. Die Prozedur widerholte sich ab da bei jedem neuerlichen Aufstieg und derer gab es viele auf dem Höhenweg!

Die Klettersteig-Passagen sind kurz aber knackig, vor allem die Leiter, die ganz schön wackelig ist (um Missverständnisse zu vermeiden: nicht deswegen, weil sie kaputt oder rostig wäre, sie ist einfach nur lang und wegen eines Überhangs ist ein Stück selten befestigt). Die Hintere Steinkarspitze in der Mitte hat dafür ein wunderschönes neues Holzkreuz.

Als der Höhenweg auf den Normalweg zur Knittelkarspitze traf, schafften wir es, die mit 2 riesigen Schildern und vielen vielen Markierungen gekennzeichnete Abzweigung zu übersehen und zu weit abzusteigen! Das gab glatt noch mal 50 Höhenmeter extra. Der Weg hinter zur Knittelkarspitze ist dann ein ziemlicher Hatsch, die kleine luftige Passage, wo man freihändig über einen schmalen Steg am Grat muss (rechts und links fällt der Berg natürlich steil ab), ist immerhin eine nette Abwechslung. Kurz vor 2 waren wir am Gipfel, gute sieben Stunden nach dem Start.

Jetzt mussten wir ‘nur noch’ zurück, wir waren ja am von der Alpe am weitesten entfernten Punkt. 3 Stunden später, nach einem halbwegs forcierten Marsch (so weit ich zum Schnellgehen noch in der Lage war) durch das Steinkar waren wir dann zurück an der Raaz-Alpe, wirklich froh, erst mal nicht mehr laufen zu müssen. Die Runde ist nämlich neben den vielen Höhenmetern auch noch ziemlich lang.

Die Bewirtschafter der Raaz-Alpe (kein Link, leider) sind unglaublich nett und freundlich und sie spendierten uns zu unserer Leistung (Mei, bis da hinten wart ihr? Und raufgeradelt seid ihr auch?) sogar zwei Schäpse. Ich vertrag ja nicht viel und nach dem Radler und dem Schnaps war ich dann ziemlich knülle. Grad recht für die lange Abfahrt auf dem losen Schotter!

Gleich am Anfang produzierten wir dann beinahe noch einen Unfall, weil der beste Allgäuer von Allen bremste und ich das zu spät bemerkte und einfach nicht schnell genug verzögern konnte. Ich war drauf und dran mit fest gezogenen Bremsen quer schlitternd in ihn hineinzurutschen und konnte nur noch ‘Schneller! schneller!’ rufen. Er schaffte es grad noch rechtzeitig, noch mal anzutreten.

Der Rest der Abfahrt ging dann ohne Probleme vor sich, es war nur ziemlich anstrengend, so viel zu bremsen. Die Abfahrt auf dem losen Schotter war auch bergab fahrtechnisch anspruchsvoll, kein Wunder, dass es schwer war da hinauf zu kommen. Bei manchen Passagen wunderte ich mich wirklich, dass wir das überhaupt hingekriegt hatten!

Mag sein, dass sich das Ganze eher schrecklich als prima liest, aber das täuscht (Schwierigkeiten erzählen sich besser als wenn alles glatt geht ;-)), die Tour war grossartig! Die Liegfeistgruppe ist ziemlich unbekannt weil die Berge für Lechtaler Verhältnisse nicht allzu hoch sind. Entsprechend einsam ist es dort, wir trafen auf dem gut ausgebauten Höhenweg grad mal eine Gruppe Bergsteiger und waren sonst immer allein unterwegs. Die Runde ist sehr sehr empfehlenswert, allerdings tut man sich mit einem Start in Kelmen im Namloser Tal um einiges leichter :-)

Von engel am 26.06.2007 20:59 • outdoorberg

http://charlywinkler.uttx.net/2006/11/05/knittelkarspitze-okt-06/

und

  http://www.sy-binna.de/bergtouren/touren2006/knittelkar2006.10.17/000knittel.html

sind dann wohl die logische fortsetzung ?
den einsam und schön - das ist es da oben - ich bin auch einer - der immer wieder da rauf muss !

du hast recht - die auffahrt ist mörderisch - und schon alleine eine mords Tour ...

von so gewaltstouren kann ich derzeit nicht mal träumen -:)))
aber solange du so ausführlich berichtest- bin ich auch ( fast ) Live dabei !

[1] Von charly am 27.06.2007 08:51

Schöner Bericht. Irgendwann werde ich es auch mal ins Lechtal schaffen.
Das mit den Pferden kenne ich auch irgendwoher. Kann ganz schön lästig sein.
Bei mir hat ein Schnaps und ein Radler evtl. zu ein paar Schrammen geführt und das zu Fuß ;-). Vielleicht wäre ich ohne auch gestürfelt, aber so kann ich es auf etwas schieben ...

[2] Von Steepe am 27.06.2007 08:55

Sauber sag i..
Du liest grad zuviel in Kalles Forum will mir scheinen ;-)
wenn ihr solche Touren macht.

[3] Von hawkeye am 27.06.2007 12:40

Das sieht auch nicht schlecht aus, Charly. Ich stell das mal auf die lange Liste der Touren, die wir irgendwann mal machen wollen :-)
Ich hoffe, Dir geht es bald wieder gut genug zum Bergsteigen :-)

Ja, Steepe, von Dir aus ist das Lechtal schon ziemlich weit weg, zumindest wenn Du anders als zu Fuss dort hin willst ;-)

Nein, hawkeye, für solche Touren brauchen wir Kalles Forum gar nicht, die fallen uns von ganz allein ein ;-) Du bringst mich aber auf eine Idee, wo ich nach weiteren Ideen gucken kann ...

[4] Von engel am 27.06.2007 13:06

Macht ihr mit mir oder uns auch was? Oder sind ich/wir zu unfit oder bringen wir eure Trainingspläne durcheinander? Vielleicht so ne kleine Sonntag-Erholtour. Ich les hier ja jede Tour und krieg jedesmal richtig heimweh! Und bis in 3 Wochen bin ich auch wieder fit! Weil ich nämlich gestern im Garten gearbeitet habe und beim Ausgraben von einem Wurzelstoch einer alten kaputten Rose mir irgendwie das Knie verdreht habe und es jetzt ganz dick ist.

[5] Von Gabi am 27.06.2007 16:14

Ach was! Natürlich machen wir mit Euch auch was, am besten gleich mit den Kids, damit die auch was davon haben. Ich überleg schon, was die Jungs interessant finden könnten, also nicht nur Forstweg-Hatscher. Noch hab ich keine rechte Idee, aber das kommt schon noch. Die Wilden Fräuleins und eine Burg hatten wir ja schon, vielleicht was kleines Klettriges diesmal? Auf jeden Fall etwas mit Kaffee und Kuchen hinterher und vielleicht einem See oder Bach zwischendrin! Ich freu mich jedenfalls drauf :-)

[6] Von engel am 27.06.2007 16:42

Das hört sich nach Rubihorn an: Bach, See, Kaffee und Kuchen, alles dabei. Und für die Kids klettrige Passagen kurz vom See. Wenn ich mich richig erinnere.

[7] Von Gabi am 27.06.2007 19:27
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