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Südtirol Teil V, Ortler

Montag, September 19, 2011

In dieser Nacht schlief ich nicht gut und wachte Donnerstag in der Früh mit Halsweh auf. Ein schlechtes Zeichen. Nach einem kurzen Frühstück verstauten wir die Übernachtungssachen in einer Kiste im Schuhraum und rödelten komplett auf. Nicht weit von der Hütte entfernt würde uns 2er und 3er Kletterei erwarten und bald drauf Gletscher.

Es war noch dunkel, als wir uns auf den Weg um die Tabaretta-Spitze machten. An der zweiten Scharte schien der Weg nach unten schlicht nicht machbar, daher stiegen wir nach oben und umgingen die Scharte über eine hohe Flanke. Das war aber wohl eine dunkelheit-induzierte Täuschung, denn die nachfolgende Bergführer-Seilschaft stieg die Scharte ab und überholte, als wir die Flanke abstiegen. Das war der einzige Verhauer des Tages.

Nach ein wenig Auf- und Ab- am Grat (nie schwer) kamen wir ans ‘Tschierfeckwandl’, die einzige 3er (-) Kletterei der Tour. Da ist eine Kette drin, die man aber bei so guten Verhältnissen nicht wirklich braucht.

Weiter oben geht es ausgesetzt über den Grat und da ist dann eine Stelle, wo man ohne ordentlichen Tritt und fast ohne ordentlichen Griff über einen 1 1/2 Meter Absatz muss. Rechts und Links geht es weit, weit, weit hinab. Uaah! Das war gruselig!

Danach sind die Schwierigkeiten vorbei und man spaziert quer raus ins Bärenloch, eine Gletschersenke, über die der Aufstieg weiter geht. Nach angemessener Zeit zur Seilentwirrung marschierten wir der gut erkennbaren Spur nach zum Felsen unter dem Bivacco Lombardi. Die eine Führerseilschaft wurde über den Fels hinauf gesichert, die andere wählte den Umweg über Blankeis (ebenfalls gesichert).

Weil Steigeisen auf Fels blöd sind, nahmen wir auch das Eis, aber das erwies sich als sehr steil und blank, durchaus mehr als 35 Grad. Wohl war es uns da nicht ganz, aber wir kamen gut hinauf und standen bald vor dem Steilaufschwung am Grat. Der hatte von unten in der Draufsicht ziemlich übel ausgesehen, aber weil er gut gestuft und der Firn schön fest zum Treten war, war der Aufschwung problemlos.

Über dem Steilaufschwung landet man in einer Bruchzone, die gut zu begehen ist, auch wenn die letzte schmale Brücke über eine grosse Spalte ziemlich abenteuerlich aussieht. Der Rest ist dann ein weitgehend einfacher und flacher Bogen bis zum Gipfel. Da oben wehte ein eisiger Wind, der einen bei jedem Stehenbleiben Frösteln liess.

Von Weitem sah der Gipfel leer aus. Wenn man sich dann aber näherte, sah man alle unsere Vorgänger gemütlich auf der windgeschützten Seite in der Sonne sitzen und Brotzeit machen. Nach den obligatorischen Gipfelbildern setzten wir uns dazu und hatten einen erstklassigen Blick auf den Hintergrat, an dem sich noch weit unten auch eine Seilschaft tummelte. Der Grat sieht gleichzeitig interessant und gruselig aus.

Der Rückweg ging dank der guten Verhältnisse ähnlich problemlos wie der Aufstieg. Das Steilstück beim Bivacco Lombardi seilten wir über die Felsen ab. Das ausgesetzte Gratstück stellte sich also genauso problematisch heraus, wie ich befürchtet hatte. Da sicherte mich der Ralle, sonst wäre ich da wohl stecken geblieben. Er selber stieg da einfach so ab (da sieht man gleich, wer dauernd beim Klettern ist. Beschämend, das.) Am Tschierfeckwandl waren wir beim Abstieg schon froh über das Seil, sonst hätten wir auch da sichern müssen.

Schliesslich liefen wir auf die eine Seilschaft auf, deren Bergführer schon vorher mal gemeint hatte, dass er eine so schwache Seilschaft schon lange nicht mehr gehabt hätte. Zum Überholen schien uns das Gelände ungeeignet, daher übten wir uns in Geduld und machten Fotos. Bald drauf waren wir an der Hütte, wo es feines kühles Radler gab. Den Ortler problemlos geschafft! Yeah!

Der Abstieg nach Sulden war so lang wie befürchtet und da nun die Anspannung weg war, merkte ich auch die aufziehende Erkältung deutlich, die sich oben nur durch Unmengen grün-gelben Schleim aus tiefsten Tiefen bemerkbar gemacht hatte. Schlapp, Halsweh, Kopfweh, der Abstieg wurde teilweise wirklich elend.

Auf der Tabaretta-Hütte gab es wohlverdienten Kaffee und Kuchen. Diese Hütte ist der traditionelle Startplatz für die Ortler-Nordwand-Aspiranten und Bezwinger und bietet innen ein paar Infortafeln zur Wand. Mich hat es jedes einizge Mal geschaudert, wenn ich die steile Eisrinne angeschaut habe, aber andere machen solches Zeug. Der Uwe beispielsweise, der noch dazu einen ausnehmend amüsanten Bericht dazu geschrieben hat :-)

Schliesslich stiegen wir zum Auto ab, alles in Allem etwa 2200 Höhenmeter am Stück. Da ist man dann unten schon froh!

Wäre ich nicht krank geworden hätten wir uns bei dem schönen Wetter vielleicht noch überlegt, wo wir am nächsten Tag hätten hinauf steigen können, so aber blieb nur die Heimfahrt.


Klettern im Halbdunkel


Zustieg zum Tschierfeckwandl


Vor dem Steilaufschwung am Grat


Tiefblick über dem Steilaufschwung


Aufstieg über die schmalste Brücke


Der Ortler!


Tiefblick vom Gipfel, links der Hintergrat


Abstieg durch die Spaltenzone


Abseilen unterm Bivacco Lombardi


Abstieg durch’s Tschierfeckwandl


Endlich, die Payer-Hütte


Abstieg nach Sulden

Von engel am 19.09.2011 20:32 • outdooreis

gratuliere,sieht ja toll aus…irgendwann will ich auch mal…

[1] Von der Reiner am 19.09.2011 23:37

Na, nachdem Du jetzt über den Biancograt auf dem Piz Bernina warst (wenn ich den Tourenbucheintrag richtig interpretiert habe), Rainer, sollte der Ortler eigentlich kein Problem darstellen. Gratulation übrigens!

[2] Von engel am 20.09.2011 06:30

...naja wir haben uns weltmeisterlich angestellt und waren 25h am Stück unterwegs…seit dem zweifle ich etwas an meinen Hochtourenkünsten…aber ansonsten war es ein tolles Abenteuer.. Ortler muss aber auf nächstes Jahr warten, jetzt kommt erst mal Nepal!

[3] Von der Reiner am 25.09.2011 17:49

thx..für deine lobenden worte..

danke für den bericht…der hat mir mein erstes mal ortler wieder ins gedächnis zurück geholt..

an der einsfünzig stufe hatte ich auch meine probleme, und bin davor aber schon ne halbe stunde rumgegeistert um den richtigen weg zu finden..lach

dir gute besserung und dem ralle auch alles gute

ciao

uwe

[4] Von bike-uwe am 30.09.2011 17:45

25 Stunden, Reiner? Das muss ich nachlesen!
Und Nepal? Cool, da bin ich auf Fotos und Bericht gespannt.

Na, das beruhigt mich ja etwas, Uwe, dass Du da auch Problemchen hattest ;-) Und Wegfindung ist in so ner Gegend (alles Felsen, kaum Spuren erkennbar) einfach nicht einfach. Schon gar nicht im Halbdunkel.

[5] Von engel am 30.09.2011 19:35
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