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Tage die so anfangen ...

Montag, Februar 24, 2003

... können eigentlich nur besser werden.

Als ich heute morgen in aller Herrgottsfrüh meine Siebensachen packen und zum Auto gehen wollte, um nach München zu fahren, traute ich meinen Fingern kaum. Die Jackentasche, die normalerweise angenehm schwer und beulig ist, war leicht und flach. Mein Geldbeutel war nicht da!

Hektische Suche im Haus und intensives In-mich-gehen (auch den besten Allgäuer von allen weckte ich kurz) brachten kein Ergebnis: das Ding war weg! Dabei hatte ich ihn das ganze WE lang nicht ein einziges Mal gebraucht. Aber jetzt, wo eine Bahnfahrt, eine Wagen-Miete und ein paar Hotel-Nächte anstanden, da musste ich meine Kreditkarte haben. Unbedingt.

Ich düste nach München (diesmal wirklich viel zu schnell) und was ich gehofft hatte, war wahr: Ich hatte den Geldbeutel gar nicht erst mitgenommen, als ich Freitag Nachmittag in aller Eile ins Allgäu fuhr. Friedlich lag er im Schreibtisch in der Firma und harrte meiner. Puh! So sitze ich jetzt im ICE München-Kassel und bin zumindest bedingt froh ...

Das Wochende war wunderbar. Viel Sonne, zum grossen Teil noch immer wunderbarer Schnee und eine kleine nette komplette und eine ebenfalls kleine aber beeindruckende und abgebrochene Skitour liessen mich soviel Landschaft und Erholung tanken, dass ich eine weitere Woche Hotel in Fremdstadt wohl überstehen werde.

Schon am Freitag empfing mich der beste Allgäuer von allen mit der Nachricht, dass er den grossen Krottenkopf (2656m), den höchsten der Allgäuer Berge, besteigen wolle. Uff! Nix gegen Skitouren, aber soviel wollte ich dann doch nicht machen. Und das nach der Stresswoche und wo doch wieder so eine Stresswoche vor mir lag. Aber wie soll man diesem flehenden Blick widerstehen? OK, der grosse Krottenkopf sollte es sein - auch wenn mir furchtbar vor den 1500 Höhenmetern Anstieg graute.

Am Samstag verpennten wir erst mal den Wecker. Für den grossen Berg war es zu spät, als wir aufwachten, und so nahmen wir eben am Samstag einen kleineren in Angriff. Der Tennenmosskopf im Gunzesrieder Tal hat eine schöne steile Nordseitige Abfahrt, in der wir hofften, schönen Pulverschnee zu finden. Fanden wir auch, wenn auch recht zerfahren.

Oben am Gipfel hatten wir viel Zeit und machten endlich mal einen Ausrüstungstest: Ralles Spaten ist schwerer als meine Schaufel, dafür kann man damit besser in verfestigten Schnee stechen. AUf meine Schaufel geht dafpür mehr drauf. Und mit der Lawinensonde kann man wunderbar sonden ... 155 - 185 cm Schnee massen wir auf dem Gipfel dieses kleinen Vorberges. Ehrlich gesagt, waren wir selber total überrascht, dass wirklich so viel Schnee lag.

*räusper* Wie gesagt, wir hatten viel Zeit da:

Am Sonntag klappte das mit dem Aufstehen und wir machten uns auf den langen Weg ins Lechtal, nach Holzgau, um den höchsten Allgäuer Berg sozusagen von hinten zu besteigen. Holzgau hat eigentlich nur 20 Häuser und eine Kirche, trotzdem schaffte ich es, mich da einmal zu verfahren, bevor wir zum Parkplatz fanden. Wahrscheinlich war das ein Zeichen ...

Zum Einstieg der Tour mussten wir erst mal mühsam ein Holzgatter von der Brücke in den Höhenbachtobel wegheben, auf dem ein Schild in riesigen Lettern verkündete: 'Wegen Lawinengefahr gesperrt!' Nunja, so ist das mit Skitouren - es kann Lawinen geben. Der Tobel war eine Schau. Alles dick vereist, rechts und links senkrechte Felswände und am Ausgang ein kleiner Klettersteig. Nunja, ein mit Seilen gesicherter schmaler Pfad. Er war durchaus auch mit Ski zu begehen, auch wenn eine gewisse Vorsicht auf dem hart gefrorenen Schnee durchaus angebracht war. Durch den ganzen Tobel mussten wir immer wieder mal über alte Lawinen steigen. Kleine zwar, aber sie unterstrichen die Nachricht auf dem Schild mit Nachdruck.

Nach dem Tobel folgte ein ziemlich langer Talhatsch, bei dem wir recht froh waren, dass vor uns 3 andere Skitourer unterwegs waren. So ganz klar war uns nicht, wo es aus diesem Tal mit den steilen Wänden nach oben gehen sollte. Wenn da schon eine Spur war, war das mit dem Weg finden weniger kritisch ... dachten wir.

2 Stunden später jammerte mein eingebauter Richtungssinn so laut, dass es nicht mehr zu überhören war: Wir sind hier falsch! Ein Kontrollblick in die Karte bestätigte: Wir hätten vor einer Stunde etwa 400 Höhenmeter weiter unten nach rechts abbiegen müssen. Die 3 denen wir folgten gingen ganz woanders hin. Aus der Karte war schwer zu erraten, wo die hin wollten, aber es war zu spät, um umzudrehen und richtig abzubiegen. Wir beschlossen, den Spuren weiter zu folgen. Das Wetter war Klasse, die Landschaft grossartig - was sollte da schon schief gehen?

Eine halbe Stunde später wussten wir was: die Spur führte geradewegs in einen sonnenbeschienen steilen Hang, der über und über mit (noch) hart gefrorenen oberflächlichen Schneebrettern aus den noch steileren Latschenhängen darüber bedeckt war. Es war furchtbar zu gehen und ich sah es vor mir, wie sich am Nachmittag der von der Sonne aufgeheizte Schnee aus dem steilen Latschenhang lösen würde. Noch dazu würde es keine Freude sein, durch den teils sulzigen, teils gefrorenen Schnee zu fahren. Ich streikte.

So ganz unrecht war's dem Ralle wohl nicht, denn ich brauchte nicht lang, um ihn z6um Umdrehen zu überreden. WIr fuhren zu einer Alpe ab, um da Brotzeit zu machen und zu bereden, wie wir weitermachen sollten.

Gar nirgendwohin beschlossen wir. Hier war's schön, einsam, warm. Ich hatte eine Blase, Ralle eine Druckstelle und warum sollten wir nicht die grossartige Landschaft völlig ohne Stress geniessen? Der Krottenkopf würde uns nicht wegrennen ...

Und so wurde aus der vermeintlichen Stresstour ein gemütlicher Ausflug in ein Hochtal. Das letzte Highlight war dann die Abfahrt durch den Tobel und hier besonders der kleine Steig. Auch wenn der Schnee ein wenig weich geworden war, wurde man auf dem schmalen Weg, wo das Bremsen recht schwierig war, bedenklich schnell ;-)

Von engel am 24.02.2003 12:05 • outdoor

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