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Wallis 2008 - Fluchthorn

Mittwoch, Mai 07, 2008

Auf Lucija war Verlass. Als wir zur ausgemachten Zeit runter kamen, war das Frühstück tatsächlich fertig (ich gestehe, dass ich so meine Zweifel hatte). Nach viel Kaffee starteten wir nach Saas Fee und schafften es tatsächlich um halb Neun an die Bahn, so dass wir kurz nach Neun am Felskinn und Dreiviertel Zehn an der Hütte waren.

Wir legten das Gletschergeraffel an, deponierten das Hüttenzeugs im Trockenraum und fuhren hinab zum Anseilplatz (eigentlich Anfell-Platz). Es hatte deutlich mehr Schnee als im Jahr zuvor, die Abfahrt zum Anseilplatz war durchgängig möglich. Der Schnee war um diese Zeit schon ein wenig aufgegangen, allerdings nicht allzu sehr, so dass die Abfahrt ziemlich holprig war.

Unten am Gletscher war es brütend heiss, doch der Schnee war zum Teil noch immer hart gefroren. An einigen Stellen allerdings lief man bereits durch aufgeweichten Schneematsch. Wir stapften schwitzend bis zur Abzweigung zum Fluchthorn, wo uns plötzlich ein eisiger Wind erwischte, von dem bislang kaum etwas zu spüren gewesen war.

Aber nach der Abzweigung ging es ja dann endlich bergauf, so dass wir dem Wind mit innerer Wärme begegnen konnten. Ausser uns waren noch ein paar Leute am Fluchthorn unterwegs, die meisten waren aber drüben am Strahlhorn, wo wir den Weg zum Pass und dann weiter über den Steilhang sehen konnten. Die ersten fuhren bereits wieder ab.

Wir stiegen gleichmässig unserem Akklimatisationsberg entgegen. Unten, wo es noch flacher bergauf ging, konnte ich noch mit dem besten Allgäuer von Allen Schritt halten, nachdem wir den unteren Felsen passiert hatten und es am Gletscherbruch entlang steiler wurde, zog er mir aber erwartungsgemäss davon.

Verglichen mit dem Vorjahr hatte es zwar prinzipiell deutlich mehr Schnee, aber in den Gipfelbereichen war der Schnee furchtbar abgeblasen. Sogar das eher harmlose Fluchthorn zeigte sich oben abweisend blank. Wo wir letztes Jahr um den Bruch herum auf die linke Seite gewechselt hatten und nahezu gemütlich auf dem flachen Rücken zum Gipfel gelangt waren, war jetzt blankes Eis.

Wir wandten uns nach rechts zum Sattel zwischen Flucht- und Strahlhorn. Der Ralle hatte sich inzwischen von der Spur in weicheren Schnee gewandt, weil die eisige Spur so rutschig war (Sch…-Felle von MPSports!) und war weit voraus. Ein Stück unter dem Sattel sah ich ihn auf mich warten.

‘Ich bin eben in eine Spalte gefallen.’, meinte er als ich mich näherte. Ich glaubte nicht recht zu hören. ‘Wie Bitte?!’. Er wieder holte, dass er eben in eine Spalte gefallen sei und deutete auf ein längliches Loch im Schnee. Mit dem linken Ski war er ohne den geringsten Widerstand eingebrochen, als er auf den Schnee getreten war. Nur weil er eine so schnelle Reaktion hat, hatte er sich sofort nach rechts werfen können und hatte sich wieder rauswühlen können. Puh! Ist schon klar, wer bei uns das Seil trägt, oder?

Kleinlaut begaben wir uns zurück zur rutschigen Spur. Wer ahnt denn, dass es sogar auf sowas Flachem wie dem Fluchthorn solche Löcher hat (blöde Frage, jeder der auf einem Gletscher unterwegs ist)? Wir erwogen kurz, uns anzuseilen, liessen es dann aber angesichts des blanken Eises vor uns dann doch bleiben. Vom Loch bis zum Rand der Felsen stieg man auf Eis mit angefrorenen Schneeknubbeln auf, da konnte nun wirklich keine Spalte mehr sein.

An den Gipfelfelsen stellten wir die Ski ab, wappneten uns mit einer weiteren Schicht Kleidung gegen den eisigen Wind und krabbelten über den halb losen halb gefrorenen schiefrigen Schotter zum Gipfel. Es war ausgesprochen ungemütlich da oben, zumal sich auch die Sonne inzwischen hinter einer dicken Dunstschicht versteckte. Ob das schon das angekündigte schlechte Wetter war?

Wir blieben grad so lang, dass wir ein paar Gipfelfotos machen konnten und krabbelten dann zurück zu den Skiern, um schnellstmöglich abzufahren.

Die Abfahrt war wahrlich kein Vergnügen. Oben das Eis trug natürlich, aber weiter unten, wo wir letztes Jahr die schöne Pulverschnee-Schicht gehabt hatten, gab es Bruchharsch, der mal trug und mal nicht, was man aber leider nicht vorhersagen konnte. Wir übten grosse vorsichtige Kurven, ich vorne weg, weil der Ralle ja das Seil hatte.

Nachdem wir den Skicross durch matschigen Sulz über den Gletscher hinab zur Anseilstelle unter der Hütte hinter uns gebracht hatten (der Schnee neben der Spur war so weich und grundlos, dass dort keine Kurve hinzukriegen war), lag ‘nur noch’ der widerliche Gegenanstieg zur Brittania vor uns, der von der inzwischen wieder aus dem Dunst aufgetauchten Sonne ungebührlich erwärmend war.

Beim Kaffee in der Hütte (wo wir noch auf die nicht-auftauchenden SAN-ler warteten, die angedeutet hatten, sich möglicherweise auch auf der Brittannia akklimatisieren zu wollen), diskutierten wir, wie die seltsame Krankheit wohl heissen mag, die wir haben. Den ganzen Tag über hatten wir uns über die Bedingungen geärgert, den Gipfel hatten wir kaum geniessen können und die Abfahrt war ziemlich bescheiden gewesen. Und trotzdem - wir waren ausnehmend zufrieden, freuten uns aufs Strahlhorn in denselben üblen Bedingungen und hofften auf halbwegs passendes Wetter. Bergsucht wahrscheinlich.

Nachdem die SAN-Leute nicht auftauchten, wurden wir mit einer Vierer-Gruppe Münchner und Augsburger an einen Tisch gesetzt, die unglaublich viel redeten. Was zur Folge hatte, dass wir uns nach dem Essen woanders hin setzten, um selber auch mal ein paar Worte wechseln zu können. Den ganzen Abend beobachteten wir besorgt das Wetter, das ja angeblich schlecht werden sollte, aber es sah einfach nur gut aus.

Von engel am 07.05.2008 19:38 • diaryurlaubwallis2008outdoorski
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