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Zeiger, Seeköpfe und Schochen

Dienstag, Oktober 28, 2008

So langsam wird es schwierig, im Allgäu noch halbwegs einfache Gipfel zu finden, auf denen wir noch nicht waren, doch der beste Allgäuer von Allen grub beim freitäglichen Kartenstudium sogar noch einen ganzen Grat mit insgesamt 5 Gipfeln aus, den wir noch nicht gegangen sind: Der Grat vom Nebelhorn zum Laufbacher Eck, der direkt oberhalb des vielbegangenen Weges liegt.

Will man nicht die Seilbahn benutzen ist es allerdings von allen Seiten weit dort hinauf und man muss zudem recht weit laufen, wenn man wieder ins Tal will. Gut dass wir noch altes Karten- und Führer-Material meiner Eltern haben (so ein 50-Jahre-Führer erfreut teilweise allein durch die Wortwahl :-)). Dort fand sich eine Abstiegsmöglichkeit zurück ins Ostrachtal, die die geplante Gipfelüberschreitung machbar erscheinen liess. Zumindest wenn man das Rad als Zu- und Abstiegshilfe nutzt.

Wie üblich parkten wir in Hindelang, um den gierigen Hintersteinern nicht das Parkgeld in den Rachen schmeissen zu müssen. Wenn die mal wieder einen Tagespreis fürs Parken einführen, fahr ich da vielleicht auch wieder hin. Da das aber unwahrscheinlich erscheint - ist ja immer voll da hinten - wird halt entweder das Rad oder vielleicht auch mal der Bus benutzt.


Nebelradeln im Ostrachtal

Wir luden die Bikes aus dem Auto und starteten beim ersten Licht (naja, um 8 rum) bei Eiseskälte (5 Grad) ins Ostrachtal. So richtig warm wird man erst, nachdem man Hinterstein hinter sich gelassen hat, bis dahin geht es fast nur gradaus. Irgendwie schien es zwar heller vor und über uns, doch je höher wir kamen, desto höher schien auch der Nebel zu steigen, er fing bis zum Giebelhaus direkt über unseren Köpfen an.


Die letzten Nebelschwaden (rechts der Grosse Seekopf)

Danach fuhren wir dann direkt in den Nebel hinein. Und bald auch endlich fast hinaus, über uns konnten wir schemenhaft Gipfel, Sonne und blauen Himmel erkennen :-) Mit dem Rad ist man bergauf nicht so schnell, dass die Sicht durch Nebel ernsthaft beeinträchtigt wird, daher staunten wir nicht schlecht als wir den Nebel schliesslich von oben sehen konnten. Ganz schön dicht!


Rückblick auf den Nebel

Wir parkten die Räder an der Unteren Wengenalpe und stiegen zu Fuss Richtung Nebelhorn auf. Anfangs war es noch sehr frisch, als wir aber in die Sonne kamen, war es angenehm warm und ein T-Shirt reichte aus.


Auf dem Weg zwischen der Unteren und Oberen Wengenalpe

Das änderte sich schlagartig, als wir auf ‘unseren’ Grat kamen. Da wehte nämlich ein leises Lüftchen, das uns ganz deutlich dran erinnerte, dass das mit dem Sommer nun doch schon ein Weilchen her ist. Wir zogen wieder wärmere Sachen an und nutzten die Pause für viele, viele Bilder.


Blick auf das Nebelhorn-Skigebiet und Oberstdorf

Der erste unserer 4 Gipfel war der Zeiger. Das ist eine eher unbedeutende Erhebung im Grat vom Nebelhorn zu den Seeköpfen direkt über dem Skigebiet. Vom Seealpsee kann man da unschwer im Gras aufsteigen, über den Grat ist es ein wenig schwieriger, weil der ein wenig ausgesetzt ist und feucht und rutschig war. Ganz nett zu gehen :-)


Auf dem Weg zum Zeiger

Als nächstes folgt der Grosse Seekopf, dessen Grat vom Zeiger unschwierig aber teilweise ganz schön steil ist. Das macht den Aufstieg einigermassen anstrengend. Wir machten unsere erste Pause dort oben im Windschatten und genossen die Wärme. Drüben auf dem Kleinen Seekopf machten 3 Leute dasselbe, sonst waren sehr wenige Menschen unterwegs.


Zwischen Grossem und Kleinen Seekopf

Als wir uns auf den Weiterweg zum Kleinen Seekopf machten, standen die drei drüben auf und guckten uns zu. Der Grat zwischen den beiden Seeköpfen ist nämlich reichlich schmal und steil (teilweise) und besteht aus eher bröckeligem und ziemlich erd- und grasdurchsetzten Fels. Bei uns war die Erde teils feucht, teils gefroren und insgesamt hab ich mich in IIer-Gelände schon deutlich wohler gefühlt. Ich hab lieber feste Tritte und Griffe im Fels als erdige rutschige Absätze unter den Schuhe und Grasbüschel unter den Fingern. Alles in Allem war es aber weniger schwer als vor allem unangenehm.


Auf dem ausgesetzten Grat

Drüben angekommen waren unsere Zuseher derart voll des Lobes über unsere Fähigkeiten und Mut, dass wir uns recht schnell auf den Weiterweg machten. Das war das erste Mal, dass wir uns unvermutet eine Gruppe Groupies, Fans oder wie immer man das nennen mag, geschaffen haben, und es war fast peinlich. Brauche ich nicht mehr ;-)

Weiter ging es zum Schochen, der einzige Gipfel mit einem Kreuz oben drauf. Der Zustieg ist nicht schwer aber für das Allgäu wohl tyisch: Gras bis oben hin und das bei einem sicherlich 50 Grad steilen Hang. Das einzige Gipfelkreuz an diesem Tag, klar dass wir da ein paar Fotos machten.


Am Schochen

Der ursprünglichen Planung nach hätte nun der Höhepunkt der Runde, die Überschreitung der Lachenköpfe, folgen sollen. Aber es war einerseits schon etwas spät und andererseits, viel wichtiger, meldete mein Knie inzwischen deutlich seinen Unmut. Angesichts der ausgesetzten II-er Kletterei vor uns (diese allerdings mit deutlich weniger Gras und möglicherweise festerem Fels) und dem Abstieg vor uns, schien es mir ratsam, diesmal auf die Lachenköpfe zu verzichten und auf dem Normalweg in die Scharte unter dem Laufbacher Eck zu gehen.


Der Grat zu den Lachenköpfen mit dem Schneck im Hintergrund

Dem besten Allgäuer von Allen fiel das sehr schwer. Sein Vorschlag, uns aufzuteilen, er oben rum, ich unten rum, war jedoch völlig inakzeptabel. Nicht bei so einer Route, entweder beide oder keiner! Ich erklärte mich bereit, doch oben herum zu gehen, doch inzwischen war auch ihm aufgefallen, dass es nicht mehr ganz früh war. Wir gingen also unten auf dem Normalweg, der hier übrigens ganz nett ist und an einer Stelle sogar richtig Brenta-Feeling aufkommen lässt.


Auf dem Weg zum Laufbacher Eck

Der weglose Abstieg aus der Scharte über 2 Alpen (Namen vergessen) war nicht schwierig aber ziemlich schlecht zu gehen, da sämtliche Wiesen von tiefen Kuhtritt-Löchern übersäht waren. Als wir unten angekommen waren, taten nicht nur mir die Knie weh.


Rückblick über den Abstiegsweg zum Laufbacher Eck (Mitte rechts)

Die Räder waren noch da, aber die Sonne hatten wir weit hinter uns gelassen. Die Hoffnung auf Kaffee & Kuchen im Giebelhaus hatten wir schon beim Abstieg begraben, nun ging es drarum. Noch im Hellen ans Auto zu kommen. Wir legten sämliches Warmzeug an. Das wir dabei hatten und sausten los. 20 Kilometer und 400 Höhenmeter bergab.

Es war kalt. Eiskalt. Extra-Super-Arktis-Kalt. Am Oberkörper, wo die Jacken das Schlimmste verhinderten, war es nicht allzu schlimm, aber die Finger (trotz der Handschuhe) und die Beine wurden mit der Zeit fast gefühllos, denn sich mit treten aufwärmen ging auf der langen Abfahrt nicht so recht. Völlig durchgefroren kamen wir am Auto an. Selten hatten wir auf dem Heimweg solche Sauna-Temperaturen, wir heizten auf dem Rückweg was das Auto hergab.

Note to self:
Bei 15-20 Grad Tages-Temperatur abends nicht ohne dicke Handschuhe und winddichte Hosen aufs Bike steigen!

Von engel am 28.10.2008 07:32 • outdoorberg

Huhu Andrea!
Tolle Tour, Hut ab, ehrlich. Das Laufbacher Eck gfällt mir, sieht schön ausgesetzt aus!
Bei uns ist mittlerweile auch zappenkalt sobald sich die Sonne verkrochen hat. Besonders bergab mitm Rad ... Sind die Bilder tatsächlich so utopisch gut oder eher photomatisch :-?
LG andi

[1] Von andi am 28.10.2008 19:53

Ich weiss nicht genau, welchen Berg Du mit ‘ausgesetzt’ meinst, Andi, aber das Laufbacher Eck kann es nicht sein. Das ist der braune grasige Hügel links der Mitte auf dem Panorama-Bild. Vielleicht meinst Du den Schneck (http://www.obadoba.de/engelchronik/comments/schneck/), der ist auf dem Panorama der Gipfel ganz rechts, mit dem wüsten Abbruch auf den linken Seite. Herrje, wie verwirrend.

Die Bilder sind sowohl als auch. Alles mit Nebel und das Panorama sind photomatixt, die Bilder von den Graten sind einfach so wunderschön :-)

[2] Von engel am 29.10.2008 11:53

Tolle Aufnahmen! Da hattet ihr wohl einen perfekten Bergtag.

lG Andi

[3] Von AndiR. am 12.11.2008 20:58

Danke, AndiR :-)
Ja, der Tag war perfekt, Tour, Wetter, Bedingungen ... einfach alles.

[4] Von engel am 13.11.2008 13:30
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