Dein Browser kann leider nicht vernünftig mit CSS umgehen. Den Inhalt siehst du, das Design dagegen ist futsch.

Nicht geschafft

Dienstag, August 24, 2004

Schon wieder nicht. Den Kleinen Widderstein nämlich. Das hatten wir ja letztes Jahr schon mal.

Aber ich fang mal vorne an. Gewohnt früh, also so um kurz nach 7.00h (da kann ich nix für, das ist was Genetisches, früh mag ich, spät nicht und mein Allgäuer muss da leider leiden), starteten wir am Parkplatz in Baad. Beim Frühstück waren wir noch gar nicht sicher gewesen, ob das was werden würde mit dem Wetter, aber in Baad verzogen sich die Wolek und der Nebel und der Himmel wurde blau :-) Hier beleuchtet die Morgensonne den Heiterberg.

Erstes Ziel: Der Bärenkopf. Nächstes Ziel: Der Kleine Widderstein (auf dem Bild unten der linke steile Zacken - das rechts ist der Grosse Widderstein). Laut Führer und Karte sollte es Jagdsteige und Steigspuren zum Bärenkopf geben und Steigspuren auf dem Grat zum Kleinen Widderstein, aber keinen bezeichneten Weg. Bis zur ersten Alm war der Weg gut zu finden, wenn auch wegen des Regens der letzten Tage wunderbar schmierig. Lehm in den Sohlen der Bergstiefel macht sich immer gut.

An der Alm nahmen wir dann die falsche der vielen abzweigenden Pfadspuren, was wir aber bis zu einer Jagdhütte mit einem Umweg leicht korrigieren konnten. Ab da war der Weg dann futsch. Und der Berg steil. Und grasig, wie das mit den Allgäuer Bergen halt so ist. Und nass! Wenn man's nicht erlebt hat, glaubt man nicht, wieviel Wasser so eine Almwiese speichern kann. Wir kämpften uns weglos nach oben, bis wir plötzlich wieder auf eine Pfadspur trafen, der wir zum Gipfel folgten.

Es dauerte nicht lang, dann hatten wir beide patschnasse Füsse. Ob das Leder und die Membranen dem Wasser nicht stand gehalten hatten oder ob das Wasser einfach oben zum Schaft hineingelaufen war, liess sich nicht mehr feststellen. Unsere Hosen waren nämlich bis zu den Knien nass. Bäh, eklig!

Kurz vorm Gipfel lief der Ralle plötzlich ganz langsam und bedeutete mir, vorsichtig näher zu kommen. Wenige Meter vor uns stand ein frisches schwarz-weisses Lämmchen, unter dessen Bauch eine frische Nabelschur baumelte. Seine Mutter lief um es herum und versuchte sich zwischen das Lämmchen und uns zu stellen, lief aber nicht weg.

Wir schlichen vorsichtig vorbei und sahen dann, warum die Schaf-Mama nicht weg wollte. Das niedliche Lämmchen hatte ein Geschwisterchen gehabt, das entweder die kalte Nacht nicht überlebt hatte oder tot geboren worden war. Das Schaf versuchte immer wieder das schwarz-weisse Bündel anzustupsen, um es zum Aufstehen zu bewegen, aber da rührte sich nichts. Nur ein kleiner Huf schaute aus dem Knäuel raus und wackelte bei jedem Stupser.

Irgendwie traurig stiegen wir die letzten Meter zum Gipfel empor und trafen dort unser Empfangskomitee:

Brotzeit am Gipfel war so natürlich nicht drin, aber das nasse Gras hätte eh keine Sitzgelegenheit geboten. Wir machten uns direkt auf den Weg über den Grat, scharf und grasig und nass, wie sollte es anders sein, zum Kleinen Widderstein. Bei jedem Schritt konnten wir spüren wie das Wasser in den Schuhen zwischen den Zehen herum lief.

Der scharfe Grat war gut zu gehen, nur am Ende mussten wir mal nach links ausweichen, um einen Felsabbruch zu umgehen. Vor uns hatten wir - wenn die vereinzelten Wolken das zuliessen - den Nordgrat des Kleinen Widderstein. Immer wieder versuchten wir uns die Route vorzustellen. Unten war der Weg klar, aber wo sollte man da oben durchsteigen können? Markiert war da nix.

Dann entdeckten wir einen kleinen scharzen Punkt, der zügig zum Gipfel durchstieg. Gut, zumindest der Weg war nun klar.

In der Scharte deponierten wir unsere Stöcke beim Rucksack unserer Vorsteigers und machten uns an den Einstieg. Nasse Platten, riesige Schritte, eiskalter Fels. Und wir rutschten in unseren nassen Schuhen umher. Nein, so wird das nix. Wir stiegen die 20 Meter, die wir schon in der Route drin waren wieder ab. Wer umkehrt, kann wieder kommen.

Bei der Brotzeit in der Scharte, kam unser Vorsteiger runter. Weiter oben sei es dann trockener, es ginge eigentlich ganz gut, erklärte er in dickem Walser Dialekt. Aber die nassen Bergstiefel und die Vorstellung über die nassen Platten wieder absteigen zu müssen - der Mann hatte dort auch Schwierigkeiten gehabt - und das Ganze ohne Seil und Sicherung. Nein, diesmal nicht.

Beim Abstieg trafen wir dann noch ein kleines Poser-Murmeltier, das gute 10 Minuten für uns auf der Wiese eine Show abzog. Wir kamen bis auf etwa 15 Meter hin. Es schaute immer wieder zu uns rüber, liess sich von uns aber absolut nicht irritieren. Und das obwohl alle seine Kumpel (vorher da war eine ganze Murmel-Sippe auf der Wiese gewesen) schon lang ihre Löcher gesaust waren.

Es war ein wunderschöner Tag. Und - wir kommen wieder, keine Frage :-)

Von engel am 24.08.2004 07:03 • diary

wunderbarer bericht..

(ich überlege gerade, wie man da taktisch vorgehen kann: Gurt, Seil und Bandschlinge mitnehemen? zweite Kletter-Schuhe mitnehmen?)

Wenn Du so weiter machst, wirst Du bestimmt mal eine “alte” Bergsteigerin ;-)

[1] Von hirt am 24.08.2004 08:56

Hoffe ich doch, hirt :-)

Über Taktik haben wir auch schon nachgedacht. Beim nächsten Mal muss es trocken sein. Und wenn es uns dann noch immer zu gefährlich ist, dann kommen wir mit Seil, Klemmkeilen und Friends wieder :-) Der entkommt uns nicht!

Man könnte argumentieren, wir sollten das Zeugs gleich mitnehmen, aber das ist halt schwer und der Anstieg ist so schon anstrengend, weil er aus jeder Richtung steil ist. Und ausserdem, das ist ein IIer! Wir sollten das können.

[2] Von engel am 24.08.2004 09:02

Hei,

das schwierigste am kleinen Widderstein ist eigentlich nur die erste große Platte. Danach ist es nicht mehr so schwierig und bei uns gehen fast alle Einheimischen ohne Seil und Sicherung.

Gruß Stefan

[3] Von Steepe am 24.08.2004 09:48

Ha, dann waren wir ja eigentlich schon über die schwierigste Stelle drüber, Stefan :-) Gut zu wissen.

Glaub ich gern, dass da so gut wie alle ohne Seil gehen. Gesichert klettern ist ja ziemlich aufwendig und ein IIer sollte leicht auch ohne Seil drin sein.  Allerdings müssen die Rahmenbedingungen passen.

[4] Von engel am 24.08.2004 10:27
Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.