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Touching the Void

Donnerstag, Juni 17, 2004

1985. 2 junge Briten, Joe Simpson und Simon Yates, wollen den Siula Grande in den Peruanischen Anden ersteigen. Beide sind fit und gute Bergsteiger und so schaffen sie es trotz widriger Umstände am dritten Tag auf den Gipfel. Doch die Schwierigkeiten sind damit nicht vorbei. Der Abstieg über den Nordgrat ist deutlich anspruchsvoller als angenommen.

Auf dem Abstieg bricht sich Joe Simson das linke Bein. In dieser Höhe und Gegend, wo es weder Menschen noch Möglichkeiten zur Rettung gibt, gleicht das einem Todesurteil. Simon schafft es dennoch unter schwierigsten Umständen, seinen Freund fast bis nach unten abzuseilen, dann rutscht Joe über den Rand eines Abbruchs.

Das ist eine Patt-Situation, denn Joe kann wegen seines gebrochenen Beines nicht am Seil hinaufsteigen und Simon - der nicht mal weiss, warum das Seil nicht entlastet wird - kann nichts tun, als festzuhalten. Dann fängt er an, langsam im Schnee abzurutschen. Er hat die Wahl, mit Joe zusammen abzustürzen oder das Seil durchzuschneiden ...

Simon schneidet das Seil durch und Joe stürzt in eine grosse Gletscherspalte. Wo er nach einem 25-Meter-Sturz auf einem schmalen Band liegen bleibt. Simon macht sich auf den Weg zurück ins Lager, zerrissen und gebrochen von Schuldgefühlen.

Joe ruft lange nach Simon, versucht aus der Spalte zu klettern, was selbst mit einem gesunden linken Bein schwierig wäre, und scheitert. Als ihm klar wird, dass er absolut allein ist und er entweder auf den sicheren Tod warten oder irgendwas, egal was, tun kann, seilt er sich weiter in die bodenlos scheinende Spalte ab. Was er kaum zu hoffen wagte tritt ein - er findet einen Weg aus der Spalte hinaus.

Das ist aber nur der erste Schritt auf dem Rückweg. Vor ihm liegt noch der Weg duch den grossen zerrissenen Gletscher am Fuss des Siula Grande und einige Kilometer Felsen und Schotter, bis er das Lager auch nur sehen kann. Und er kann nicht laufen, nur kriechen.

Verzweifelt über die Grösse der Aufgabe, krabbelt er erst mal bis zur nächsten Spalte. Und dann zur nächsten. Und zu nächsten. Es dauert 3 Tage und es ist eine unfassbare Qual, doch Joe schafft es bis zum Lager.

Die Geschichte ist wahr und inzwischen beinahe eine Legende. Der Film ist eine Mischung zwischen Spielfilm und Dokumentation. Während der echte Joe und Simon ihre Geschichte erzählen, wird zwischen den Erzählern und der nachgespielten Story hin und her geschaltet. Was Joe durchmacht, ist so gut gefilmt, dass man beinahe körperlich mitfühlt. Beinahe - was dieser Mann überstanden hat, kann man kaum glauben und ganz bestimmt nicht nachfühlen.

Trotz des brisanten Themas ist der Film völlig ohne Pathos, ohne Helden und Bösewichte gefilmt. Wer traut sich, vom warmen sicheren Kinositz aus einen Mann zu verurteilen, der in einer ausweglosen Situation die einzig mögliche Entscheidung trifft? Beeindruckend ist auch, mit welcher Offenheit die beiden Bergsteiger ihre Erfahrung schildern.

Fazit: Unbedingt gucken. Bergsteiger sowieso, aber auch alle anderen. Es lohnt sich.

Website: http://www.pathefilms.co.uk/touching_the_void/

Von engel am 17.06.2004 21:30 • diary

Da gibt sich Buch von Joe Simpson, dt. Titel: “Sturz ins Leere” bei Verlag Piper.

Wenn man den Film zuerst im Kopfkino sieht, dann ist das absolut packend - und man hat slebst vor sden kleinen Bergen wieder ein bisschen mehr Respekt ;-)

.. wie der den Krabbelweg zurück anhand der Toilettenhäufchen findet - sehr beeindruckend.

U. a. kann man sich evtl. vorstellen, was ein Unfallchirurg ao alles auf den Tisch bekommt.

 

Bergsteiger mit erforenen und amputiereten Gliedmaßen, insbes. Zehen soll es ja recht viele geben - auch wenn mich das nicht wirklich trösten würde..

 

 

[1] Von hiert am 20.06.2004 16:52

Theoretisch kommt heute in Kempten ein Päckle an, in dem sich ‘Touching the Void’ befindet, hirt. Ich muss das unbedingt lesen, in Joe Simpsons eigenen Worten.

Ich weiss auch schon wem ich diese DVD schenken werde, allerdings müsste dazu eine deutsche Version rauskommen. Mal schaun ...

Kennst du übrigens die beiden Bücher ‘Sicherheit und Risiko in Fels und Eis’ vom Sicherheitskreis des DAV? Sehr lesenswert! Und man kann da einiges draus lernen.

[2] Von engel am 21.06.2004 16:20

Ja engerle da habe ich mit Dir schon mal drüber geredet - die zwei Bücher vom Pit Schubert sind wirklich gut. (wenn auch manchmal etwas einseitg)

Man könnte schon einiges aus den Büchern lernen.

In einem Buch sind Bilder von seinen Füssen und seinen derzeitigen Bergschuhen…

[3] Von hiert am 21.06.2004 18:06

OK, Ok, hirt. Ich empfehle die Dinger immer wieder, da kann ich mir unmöglich merken, wen es schon getroffen hat.

Also ich hab da schon einges draus gelernt. Das was mir am deutlichsten im Gedächtnis blieb ist: ‘Nimm niemals das Seil zwischen die Zähne, auch wenn dir grad eine dritte Hand fehlt!’ Ich mag meine Zähne.

[4] Von engel am 23.06.2004 16:04

das ist der Vorteil wenn Du oben und unten Vollprothesen im Mund hast - die schiebst Du dann einfach wieder rein ;-))

Auch schmucke Ringe an den Fingern und dgl. entalten im Falle des Falles ungeahnte Wirkungen…

 

Ach mich trifft das derzeit eh nicht, da ich höchstens mit dem Kinn am Schreibtisch aufschlagen kann.

[5] Von hirrt am 23.06.2004 17:03
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