Der Weg in den Norden Chiles ist weit. Sehr weit. Und man kommt kaum an Iberia vorbei, die auf der Strecke von Madrid nach Santiago wohl die ältesten und zusammengerittensten Flieger der gesamten Flotte einsetzen. Auf dem 13-stündigen Abschnitt von Spanien nach Südamerika bleibt nur Abschalten und Warten.
Wir sind abends von München nach Madrid geflogen und um Mitternacht Richtung Südamerika gestartet. Den ganzen Flug über begleitete uns Dunkelheit, bis schliesslich kurz vorm Ziel die Sonne aufging und schneebedeckte Gipfel beleuchtete. Der Flug von Santiago nach Calama im Norden führt dann knapp 2 Stunden an den Anden vorbei, doch Ralle und ich sassen auf der falschen Seite und konnten nicht mal, als der Pilot auf den Aconcagua hinwies, einen Blick erhaschen.
Calama empfing uns mit Wind, kühler Luft und ... leerer endloser sandiger Weite. Oder um den ersten Eindruck passender zu beschreiben: Haufenweise Dreck! Wenn man aus dem grünen verregneten Allgäu in die Wüste kommt, kann man Calama einfach nicht schätzen. Das geht erst, wenn man zwischendurch dann wieder kommt, dann ist Calama plötzlich grün und eine Wohltat für's Auge. Im ersten Augenblick aber: Ohje.
Bis hierher war alles gut gegangen. Sogar die beiden Taschen Übergepäck und Ralles und meine eigentlich ein wenig zu schweren Taschen waren gut durch die Kontrollen gekommen, aber am Flughafen von Calama stockte der bisher reibungslose Ablauf: Es gab kein Taxi für uns und unseren Riesenhaufen Gepäck. Nachdem die meisten Leute dann verschwunden waren, gab es sogar gar kein Taxi mehr.
Als dann nach einer langen Weile doch schliesslich ein Taxi auftauchte, wusste der Taxifahrer zunächst nichts mit der Adresse der Autovermietung anzufangen, aber nach einigem Hin- und Her (wir auf Englisch, er auf Spanisch), wurde dann doch klar, wo wir hin mussten. Es war nicht weit.
Yak und ich liessen uns mit der Hälfte des Gepäcks zur Budget-Niederlassung fahren, danach holte der Taxifahrer Ralle und Claudine und den Rest des Gepäcks ab. Die beiden Leihwagen abzuholen war langwierig und umständlich. Einerseits wird in Chile die Bürokratie und Form von endlosen Formularen sehr geschätzt, andererseits verkomplizierte die Tatsache, dass unser Spanisch doch eher mässig ausgeprägt (lies: nicht vorhanden) ist, die Angelegenheit beträchtlich.
Schliesslich aber hatten wir unsere beiden 'Geländewagen'. Nissan X-Trail, also SUVs nicht wirkliche Offroad-Fahrzeuge. Einer davon recht neu aber mit Automatik-Getriebe (Claudine und Yak), einer mit Schaltgetriebe, dafür aber schon reichlich gebraucht (Ralle und ich). Beide mit Alufelgen und sportlichen Niederquerschittsreifen ohne wirkliches Profil. Nicht ganz was was wir uns ursprünglich vorgestellt hatten, aber man muss es schon als Erfolg werten, dass wir diese beiden Autos bekommen hatten. Vom Vermieter hatten wir sogar nach einigen Verständigungs-Schwierigkeiten zwei Abschleppseile bekommen, so dass wir hoffen konnten, dass im Fall des Falles das eine Auto das andere würde retten können.
Claudine und Yak lotsten uns dann durch die vielen Einbahnstrassen von Calama zu den Apartementos Ayelen, wo Claudine noch von daheim aus unsere erste Übernachtung gebucht hatte. Ein Apartment mit Frühstück, 2 Schlafzimmer und reichlich Platz um alle Taschen auszukippen und sinnvoll umzupacken.
Claudine und ich durften erst mal duschen während die Herren sich auf die Suche nach einem Baumarkt machten, wo wir Camping-Gas und Reinbenzin zum Kochen und verschiedene sonstige Kleinigkeiten kaufen wollten. Die beiden blieben fast schon beunruhigend lang weg. Als sie schliesslich auftauchten, hatten sie Gas und Benzin detaillierte Ortskenntnisse dabei, die sie sich im Freitag-Abend-Feierabend-Verkehr angeeignet hatten.
Für das Abendessen spazierten wir einmal durch die Fussgängerzone von Calama und gingen dann in ein Restaurant namens 'Club Croatia'. Nicht unbedingt die beste Wahl, denn die Lomos dort waren ziemlich zäh und bestenfalls essbar.