Wie nicht anders zu erwarten, wachte ich das erste Mal um ein Uhr auf. Zwar konnte ich problemlos weiter schlafen, aber ich wurde trotzdem noch ein paar Mal wach, bis wir um sieben endlich zum Frühstück durften.
Das Frühstück war gut, auch wenn uns die Sache mit dem Kaffee zunächst einigermaßen verwirrte. Da gab es nämlich eine Kaffeekanne, in der sich sehr sehr wenig, sehr sehr dunkler, kalter Kaffee befand. Erst die sorgfältige Beobachtung anderer Gäste (OK, und das Schild auf der Kanne) lüftete das Geheimnis. Das Zeug war 'Kaffee-Essenz', aufzugießen mit heißem Wasser. Nunja. Der Rest vom Frühstück war aber prima.
Um 9 war das Treffen mit dem Cusco Guide angesetzt. Manuel erwartete uns im Garten des Hotels. Wir stiegen erst mal in den Bus, um nach Sacsayhuaman (Schreibweise aus meinem Peru-Führer, es gibt noch andere) zu fahren. Auf dem Weg dorthin erklärte Manuel schon einiges über Cusco, unter anderem, dass die ursprüngliche Inka-Stadt - das Zentrum des Inka-Reichs - in Form eines Pumas aufgebaut worden war (was man inzwischen nur noch ansatzweise erkennen kann) und dass Sacsayhuaman der Kopf des Pumas und das religiöse Zentrum gewesen war.
Was er immer wieder erwähnte: Die Conquistadores raubten, brandschatzten und zerstörten mit größtmöglicher Sorgfalt alles, was auch nur entfernt nach Inka roch, um die Bevölkerung so gründlich wie möglich zu brechen und unterwerfen zu können. Heutige Erkenntnisse über die Inka bestehen deswegen weitgehend aus Vermutungen und Annahmen basierend auf relativ wenigen archäologischen Funden. Tatsächlichen Aufzeichnungen aus der Inkazeit existieren kaum. Neue Funde ändern nicht selten die aktuellen Erkenntnisse.
Wir fuhren den Berg über Cusco hinauf, bis wir ein Stück über der eigentlichen Stätte von Sacsayhuaman waren und stiegen an einer Stelle mit schöner Aussicht über die Stadt (die sich inzwischen chaotisch und ungeordnet die - teils instabilen - Hänge über dem Tal hinauf zieht) aus. Während Manuel weiter über die Inka im Allgemeinen und Sacsayhuaman im Besonderen erzählte, wanderten wir langsam den Berg hinunter und bestaunten die großen Blockmauern weiter unten.
Im oberen Teil ließ sich eine kleine alte verhutztelte Indígena-Frau mit einem hübschen weißen Alpaka gegen ein paar Soles fotografieren. Mir hatte es vor allem das Alpaka angetan, weil Alpakas so freundliche Gesichter haben. Aber der Schein trügt natürlich, wenn die alte Frau es nicht festhielt, interessierte es sich nur für das magere Gras, freundliches Gesicht hin oder her ;-)
Wir näherten uns Sacsayhuaman von oben und hatten daher von Anfang an einen guten Überblick über gewaltigen gestaffelten Mauern mit den fugenlos ineinander passenden, teil beeindruckend großen und kompliziert geformten Steinen. Die Anlage von Sacsayhuaman sah riesig aus, dabei war es von den Spaniern mehr oder weniger komplett auseinander genommen worden, als die Baumaterial für ihr neues Cusco (Paläste und Kathedralen) benötigten. Manuel wies darauf hin, wo Türme gestanden hatten, wie hoch die vermutlich gewesen waren, usw. Die Anlage musste wahrlich immens gewesen sein!
Wir spazierten an den Mauern entlang und bewunderten die Architektur und einzelne besonders große oder komplizierte Steine. Dann stiegen wir durch ein Felsentor und mehrere Treppen bis zum höchsten Punkt über Cusco und wanderten auf der Stadtseite der Anlage zu einem Aussichtspunkt mit Kreuz. Manuel versuchte, die Puma-Form des alten Cusco zu zeigen, aber das konnte ich nicht so Recht nachvollziehen.
Zum Bus war es dann nicht mehr weit. Als nächstes fuhren wir nach Tambomachay. Laut Manuel war das eine alte Wegstation ('Tambo') aus dem Inkareich, wo sich die Stafetten-Läufer verpflegen konnten. Diese Wegstationen mit jeweils zugeleitetem Wasser gab es im Abstand von ein paar Kilometern auf allen wichtigen Inka-Trails. Wikipedia sagt was ganz anderes, aber ich neige dazu, dem lokalen Guide zu vertrauen. Außerdem ist seine Erklärung schöner.
Danach fuhr uns der Bus zu einer Woll-Kooperative. Vorne draußen war ein Gehege mit Guanakos, Alpakas und Lamas, die man mit Schilf füttern und streicheln konnte. Vor allem die Guanakos schienen das Schilf zu lieben. Drinnen versuchte man uns zu erklären, wo der Unterschied zwischen synthetischer Wolle, Baby-Alpaka, Alpaka, Vicuña und Lama-Wolle war. Ich konnte da aber nur feststellen, dass Vicuña - Wolle wie Fell - am weichsten und kuschligsten war, die anderen Unterschiede gingen an mir vorbei. Danach konnten wir uns umsehen und einkaufen. Ralle erstand einen sehr schönen Mützenschal (also ein Schal, dessen breites Ende eine Mütze ist), ich hab's nicht so mit Gestricktem.
Als letzte Station der Inka-Kultur fuhren wir auf dem Rückweg nach Cusco noch an Quenqo vorbei, wo wir einen Altar (?) in einer Höhle besuchten.
Dann ging es steil hinunter nach Cusco, wo wir in der Innenstadt ausstiegen und noch eine Stadtführung bekamen. Als erstes besichtigten wir die Coricancha und bewunderten die beeindruckenden Inka-Mauern des einstigen wichtigsten Tempel der Inka, auf die die Spanier ein durchaus auch sehenswertes Kloster mit Kirche gesetzt hatten.
An sich wäre danach noch die Besichtigung der Kathedrale von Cusco angesetzt gewesen, aber wir waren alle total geschwächt von den vielen Besichtigungen und brauchten erst mal was zu Essen. Manuel führte uns in einen netten Hinterhof mit lauter Künstlerläden, wo sich auch ein (Touri-)Restaurant befand. Dort gab es erst mal was in die leeren Mägen. Manuel bestellte auch ein großes Glas 'Chicha Morada', das (neben Coca-Cola laut Richie) das Nationalgetränk der Peruaner ist. Ich fand das Zeug nicht schlecht, aber viel zu süß. Man hätte es mit mindestens 2/3 Wasser verdünnen müssen.
Nach dem Essen kam dann noch die Besichtigung der Kathedrale. Die Steirer Buam klinkten sich aus, um irgendwo Fußball zu gucken und Bier zu trinken, Simon, Rolf, Ralle und ich gingen mit Richie zur Kathedrale. Die sollten wir eigentlich mittels eines Audio-Guides erklärt bekommen, aber der funktionierte nicht mal annähernd, so dass wir das Ding bald ausschalteten und die Kathedrale halt einfach so anschauten. Wobei 'die' Kathedrale so nicht stimmt. Das sind eigentlich 3 Kirchen, die ineinander oder aneinander gebaut wurden und eine ist opulenter als die nächste. Alles voller Gold und Statuen und Bildern und ... Zeugs. Ralle und ich waren davon direkt erschlagen und gingen wieder raus, Rolf und Simon nahmen sich Zeit, die Kirchen genauer anzuschauen.
Richie nahm sich dann auch Auszeit und Ralle und ich spazierten allein über die Plaza de Armas. Nach den vielen und länglichen Besichtigungen war uns nach Kaffee, deswegen gingen wir in dasselbe Café wie am Vortag und tranken Kaffee. Ohne Kuchen diesmal, wir waren noch ganz satt vom Mittagessen.
Abends trafen wir uns wieder zum gemeinsamen Abendessen und gingen in ein kleines Restaurant in einer Seitenstraße der Plaza de Armas, das nicht ganz so Touri-mäßig war, wie das vom Vorabend und das vom Mittagessen. Das Essen war einfacher (und günstiger) und schmeckte mir ganz deutlich besser, aber das ist ja oft so ;-)