Irgendwie war uns nach Ausschlafen am Samstag, daher starteten wir nach einem gemütlichen Frühstück ebenso gemütlich von der Sonnenklause zu einem unserer meistbestiegenen Berge: Der Sonnenkopf.
Der beste Allgäuer von Allen hatte beim Zappen irgendwo mit einem halben Ohr mitbekommen, dass die Pilzsaison bereits gestartet sei (genau genommen ist das ganze Jahr über Pilzsaison, wir kennen aber nur die Spätsommer/Herbst-Pilze) und hatte hoffnungsfroh einen Beutel und ein Messer dabei.
Ich glaubte ja nicht an Pilze, die früheren Sorten haben wir noch nie bei uns gefunden, daher staunte ich nicht schlecht, als wir 500 Meter nach dem Parkplatz dieses Prachtstück von Marone entdeckten.
Mal wieder was Neues dachten wir uns und vor allem was Sommerliches. Mir war schon vor einer Weile mal auf der Karte das Retterschwanger Tal ins Auge gefallen, in dem wir zwar öfter sind, in dessen weit hinten liegenden Ende wir aber noch nie waren.
Warum also nicht mal da hinter radeln? Und wo wir dann schon da sind, besteigen wir schnell mal den Entschenkopf, sozusagen ‘von hinten’ und gehen auf diesem schönen Rundweg, der da in der Karte eingezeichnet ist, zurück zur hinteren Entschenalpe. Sah prima aus, also packten wir am Samstag alles Nötige ins Auto und starteten Sonntag in der Früh nach Hindelang.
Nach einer ausnehmend kurzen Nacht, deren Schlaf-Qualität durch die beiden Neuen in unserem Zimmer, die gefühlt alle halbe Stunde abwechselnd aufs Klo gingen, nicht direkt verbessert wurde, warf ich um Viertel nach drei Ralle und Yak aus dem Bett. Jan hatte zwar solidarisch mit uns aufstehen wollen, aber der sollte von unserem Lärm wach werden - oder eben nicht.
Das Frühstück schmeckte um diese Zeit nicht besser als um Vier. Wir zwangen etwas hinein, räumten unsere Schlafstätten auf und machten uns etwa um Vier mit Stirnlampen auf den Weg. Die Jungs der Vierergruppe vom Nebentisch, die sich am Vorabend nach den Verhältnissen erkundigt hatten und nach eigenem Bekunden ebenfalls die Nordwand der Hinteren Schwärze besteigen wollten, zeigten uns wie man es auch machen kann: gar kein Frühstück und direkt aus dem Bett raus loslaufen. Sie starteten etwa 10 Minuten vor uns.
Um Vier in der Früh wurschtelten wir uns aus den Betten, vernichteten das von der Wirtin schon am Vorabend bereit gestellte Frühstück (nicht ganz einfach so früh), und stiefelten in Richtung Similaunhütte los.
So richtig toll schien das Wetter nicht zu sein, es hingen noch ganz schön viele Wolken zwischen den Gipfeln herum, aber es war immerhin trocken und schien auch so zu bleiben.
Irgendwie hatte sich aus einer kleinen Bemerkung (Eiswände) in einer Mail zu einem völlig anderen Thema in erstaunlich kurzer Zeit der Plan geformt, das Wochenende im Ötztal zu verbringen. Angesichts der Länge der Hütten- und Bergzustiege dort war schnell klar, dass das unbedingt die Anreise noch am Freitag erforderte.
Schnell war der Freitag für Heimarbeit im Allgäu freigeschaufelt, so dass wir am Freitag packen und ins Ötztal fahren konnten. Ziel: 19:00h in Vent. Bald war klar, dass wir das nicht schaffen würden, es war zuviel los auf den Strassen. Aber auch Yak smste, dass das mit sieben Uhr in Vent nichts werden würde. Nunja, es ist ja lang hell um diese Jahreszeit.
Was macht man, wenn man vom Vortag noch reichlich geschädigt ist (hat erstaunlich reingehauen, die kleine Schattwald-Runde) und wieder Erwarten und Wetterbericht die Sonne beim Frühstück zum Fenster hinein scheint? Genau, man geht zum Radeln.
Die Sonne hatte sich allerdings bereits verzogen, als wir mit den Bikes zum Blender aufbrachen und es war erstaunlich frisch in den kurzen Radhosen. Wir schafften es grad noch zum Blender hinauf, bevor uns die aufziehende Regenfront, die wir von den Bergen auf uns zukommen sahen, zur beschleunigten Abfahrt und Heimweg bewogen.
Gut getroffen, es fing genau dann an zu regnen, als wir die Haustür hinter uns zu gemacht hatten :-)
Die Wetterfrösche haben uns ganz schön reingelegt am Samstag, denn das tatsächliche Wetter hatte mit der Vorhersage nur am Rande zu tun. Andererseits wären wir ohne die wohlwollende Vorhersage (Sonne und Wolken gemischt, trocken) vielleicht gar nicht los gegangen ;-)
Losgehen wollten wir aber, weil sich der beste Allgäuer von Allen inzwischen auch Fivefingers zugelegt hat. Die Vorstellung quasi-barfuss in den Bergen rumzulaufen gefiel ihm sehr und meine Erfahrungen waren ja auch durchweg positiv (von dem blauen Fleck unter der linken Fussohle vielleicht mal abgesehen ;-)).
Auf den Grünten, mit kleiner Erweiterung über’s Burgberger Hörnle, um noch ein paar Höhenmeter zu machen und weil es immer schöner ist, eine Runde zu gehen als denselben Weg rauf und runter zu laufen.
Die Gewitterwolken hingen im Allgäu den ganzen Vormittag unverrückbar über den Gipfeln, also war sichtmässig meist wenig geboten. Stattdessen haben wir uns darauf konzentriert, zu trainieren. Soll heissen, so schnell wie möglich zu gehen, so eine Art ‘Nordic Mountain-Walking’ oder sowas.
So, inzwischen sind auch wir im Frühling angekommen. Ja, im Frühling, auch wenn anderswo schon fast Sommer ist ;-)
Die erste ‘normale’ Bergtour des Jahres führte uns auf die Rotspitze. Wie inzwischen üblich, erst mal mit dem MTB alles, was irgendwie fahrbar ist, hinauf und erst den Rest zu Fuss. Natürlich wurde in Hindelang geparkt. Seitdem die Hintersteiner so unverschämte Parkgebühren haben, werfen wir denen kein Geld mehr in den Rachen. Und die paar mehreren Kilometer traineren ja zusätzlich.
Diesmal hüpften wir wirklich alle um kurz vor 6 aus dem Bett. Klarer blauer Himmel draussen, nicht ganz so kalt wie man sich hätte wünschen mögen, aber der Schnee war hart und trug. Damit war klar, dass unsere erste Wahl, der Johannisberg, möglich sein würde. Die Alternative wäre der Grosse Bärenkopf gewesen, wo der Zustieg länger aber die Lawinensituation günstiger war.
Nach dem Frühstück (wo das Brot noch ein Stück schwerer verdaulich zu sein schien), formierten wir uns also wieder zu einer langen Seilschaft und stapften über die obere Pasterze dem Johannisberg entgegen. Ohne Ski und Schneeschuhe, um in der ‘Eiswand’ weniger zu schleppen zu haben.