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Die letzte Woche

Sonntag, September 28, 2003

Engel vor der FinailspitzeSpäter hätten wir uns nicht mehr mehr entschliessen dürfen, doch noch ein paar hohe Berge in Angriff zu nehmen. Ab heute haben die Ötztaler Hütten - zumindest die weit oben - geschlossen. So aber hatten wir ein paar der am häufigsten bestiegenen 3000er des Ötztals so gut wie allein für uns und in der Hütte war es angenehm leer :-)

Mittwoch: Aufstieg zur Martin-Busch-Hütte (2051m)

Eigentlich sah das Wetter in der Früh kein bisschen gut aus und auch der Anruf in der Hütte ergab nur ein lapidares 'Sie sagen, dass es gut werden soll.' Wir vertrauten dem Wetterbericht, packten unsere Siebensachen und fuhren gegen Mittag bei Nieselregen los. Martin-Busch-HütteZwischen Fernpass und Sölden regnete es nicht mehr, dafür fuhr eine nahezu endlose Traktor-Schlange vor uns her, die kaum zu überholen war. Erst im Venter Tal war wieder freie Fahrt - und Nieselregen.

Als wir losgelaufen waren, hörte zwar der Regen wieder auf, dafür aber gelangten wir in die tief hängenden Wolken, Sichtweite etwa 50m. Ob das wirklich eine gute Idee war, hierher zu kommen?

Die Martin-Busch-Hütte tauchte völlig unvermutet eine halbe Stunde früher als wir erwartet hatten vor uns auf. Wir sahen sie praktisch erst, als wir direkt davor standen. Ausser uns waren nur 5 andere Gäste oben.

Donnerstag: Similaun (3606m)

Um 6.00h klingelte der Wecker und der erste Blick aus dem Fenster zeigte funkelnde Sterne über den schwachen Konturen der Berge. Yeah! Wir beglückwünschten uns zu unserem Vertrauen zum Wetterbericht :-)

Frühstück gab es zwar später als erwartet (6:30h), aber wenn man so hoch oben anfängt, ist ein richtig früher Start nicht ganz so wichtig. Gegen 7:30h gingen wir los, über den Marzellkamm zum Similaun. Da wir am Vortag ja nichts von der Gegend gesehen hatten, liessen wir uns viel Zeit beim Aufstieg. Boah! Was für eine Umgebung!

Similaun vom Marzellkamm

Als wir den flachen Similaun-Ferner erreichten, der nahezu aper war (es lagen etwa 10cm Neuschnee auf dem blanken Eis), beschlossen wir, den Gletscher ohne all das Gerödel zu begehen, das eigentlich zu einer ordentlichen Eis-Tour gehört. Das war auch kein Problem. Die wenigen Spalten auf dem Marzellkamm und die Randspalte oben waren prima zu sehen und leicht zu überschreiten.

Aufstieg zum SimilaunEin letzter Firngat und dann waren wir oben, vor uns, hinter uns, rechts und links Berge über Berge und unter einem tiefblauen Himmel eine Fernsicht wie man sie sich nur wünschen kann. Hach!

Ausser uns waren nur 4 andere Leute auf dem Gipfel. Die allerdings redeten furchtbar viel. Naja, man kann nicht alles haben und ich bin sicher, dass an den sonstigen schönen Hochsommerwochenenden da oben Platzkarten verteilt werden müssten.

GletschergerödelWegen des eisigen Gipfelgrates nahmen wir zum Abstieg Steigeisen, die nachher zum Trocknen an meinen Rucksack gehängt wurden. Auf der Similaunhütte, wo es empfehlenswert guten Kuchen gibt, hatte ich damit beachtlichen Erfolg ;-) Und dann ging es auf den langen Marsch zurück zur Martin-Busch-Hütte, wo abends deutlich mehr Leute waren.

Ein junger Mann zeigte allzu deutlich, wie unerotisch Dummheit ist. Eigentlich nett anzusehen, wollte man (ich) ihn knebeln, sobald er den Mund aufmachte. Ralle drückte das so aus: 'Wenn Dummheit weh täte, würde der den ganzen Tag vor Schmerzen schreien.' Hätte nicht viel gefehlt und wir wären schon vor 22.00h ins Bett geflüchtet.

Freitag: Hintere Schwärze (3628m)

Volle AusrüstungEigentlich war die Finailspitze geplant, aber der lange Weg zur Similaunhütte schreckte uns ab und überhaupt - was ist so ein Felszacken gegen einen 'richtigen' Gletscherberg? Eigentlich war's mir nicht ganz wohl dabei, denn im Führer wird die Hintere Schwärze wegen der vielen Spalten als anspruchsvoll bezeichnet. Aber wir hatten den Gletscher ja schon vom Marzellkamm aus begutachtet und meinten es wagen zu können.

Im Vergleich zu der Beschreibung im Führer mussten wir erst mal gut 200 Höhenmeter extra zurücklegen, um auf einem Umweg (neuer Weg) auf den deutlich zurück gegangen Gletscher zu gelangen. Dort legten wir die volle Ausrüstung an und stapften los. Erst mal in der Mitte geradeaus nach oben. Im Steilstück vor den wirklich grossen Spalten wechselten wir nach links, querten 2 kleinere Spaltengebiete im Steileis über feste Eisbrücken und hatten den den schwierigen unteren Teil bald hinter uns.

Ralle vor einer Eisbrücke

Der obere Teil hatte ebenfalls Spalten zu Genüge, die waren aber zum Teil mit Neuschnee zugeweht. Ralle trat auch direkt in eine davon hinein. Sie war allerdings so schmal, dass nur sein Bein verschwand, so dass ich nicht probieren musste, ob ich allein einen Schweizer Flaschenzug hinkriegen würde. Im weiteren Verlauf passte er besser auf und fand jede Spalte mit dem Pickel.

Kurz vor dem Gipfel erwartete uns der steile Firngrat, bei dem der Führer empfahl, unter umständen auf den Westgrat (Fels) auszuweichen. Diese Option bot sich uns erst gar nicht, denn die Randspalte zum Westgrat war unüberwindlich breit. Noch dazu war der 'Firngrat' ein reiner Eisgrat mit schätzungsweise wenigstens 35% Steigung. Oooh, mir war's gar nicht wohl, vor allem weil dieser Grat direkt in die Nordwand überging, eine steile Eiswand mit locker 60-70% Steigung.

Hintere Schwärze

Fatalerweise löste sich dann auch noch mitten auf dem Grat mein linkes Steigeisen, so dass ich das erst wieder fest machen musste. Ich war heilfroh, als wir oben waren. Die letzten Meter Kletterei bis auf den Gipfel waren ein Klacks. Die Sicht war nicht ganz so Klasse wie am Donnerstag, aber trotzdem war das Panorama ein Genuss. Ich vermied tunlichst, an den Abstieg zu denken ;-)

RückblickIrgendwann war es dann aber so weit. Und siehe da, der Abstieg über den Grat war deutlich einfacher als der Aufstieg. Es war ganz leicht, jeden Schritt sauber aufzusetzen und einfach den Grat entlang nach unten zu laufen (selbstverständlich mit aller gebotenen Vorsicht, ein Stolpern hätte unweigerlich eine Rutschpartie über den Nordhang bedeutet). Erstaunlich.

Der Rückweg über Schnee und den aperen Gletscher war recht anstrengend, aber da wir unseren Spuren folgten, nicht allzu schwierig.

Dass das letzte Wochenende bevorstand, merkte man gleich an der Belegung der Hütte. In unser schönes kleines Zimmerle zogen zwei Italiener ein und in der Gaststube ging es relativ turbulent her, da offensichtlich eine Firma einen Betriebausflug hierher gemacht hatte.

Samstag: Saykogel (3355m)

Auf die Finailspitze hatten wir beide keine Lust gehabt (wegen des langen Zustiegs und weil wir ja wieder zurück nach Vent mussten), obwohl wir da an der Ötzi-Fundstelle vorbei gekommen wären und so hatten wir uns entschlossen, über den Saykogel und das Hochjoch-Hospitz zu gehen. Ein anderes Tal, neue Berge, neue Sicht und einen guten Blick auf die beiden Eisberge, die wir bestiegen hatten, dachten wir.

Hintere Schwärze und Similaun

AbstiegDa der Saykogel der offizielle Übergang von Martin-Busch-Hütte zum Hochjoch-Hospitz ist, hatten wir uns nicht viel vom Weg selber erwartet. Aber im Hochgebirge ist nicht nur alles höher und weiter - da sind auch die Normalwege anspruchsvoll. So war der Weg richtig nett zu gehen und wir hatten ordentlich Spass dabei.

Der Abstieg über die nahezu endlosen Schuttfelder des Saykogels war allerdings gegen Ende ziemlich anstrengend für die Knöchel und das karge Hochjochtal bot wenig für's Auge. Das allerdings wurde durch den hübschen Tirschenthaler Weg im Rofental aufgewogen.

Kurz vor Vent kamen wir an die Hängebrücke vor den Rofenhöfen. Die muss erst vor relativ kurzer Zeit erneuer worden sein. Schade, denn in den alten Büchern wird die Brücke höchst respektvoll beschrieben. Sie ist aber auch in ihrer neuen Form durchaus beeindruckend und schaukelt ganz wunderbar, wenn man es drauf anlegt ;-)

Sonntag: Ausruhen

Bilder gucken, Zeug verräumen, nicht bewegen. Irgendwie muss man sich ja auf den stressigen Arbeitsanfang vorbereiten ...

Von engel am 28.09.2003 18:01 • outdoor

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