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Kann mir nicht helfen

Dienstag, November 12, 2002

muss das loswerden ...

Irgendwo hab ich mich vor einer geraumen Weile mal öffentlich darüber gefreut, dass wir neuerdings eine weibliche Werkstudentin haben. Ich arbeite in der Hardware-Entwicklung, da sind Frauen wahrlich rar gesät (von den Sekretärinnen mal abgesehen) und so war das eine gute Nachricht. Ich hab mich gefreut.

Auch dann noch, als sie mir zunächst ein bisserl 'unausgegoren', irgendwie profillos, erschien. 'Die ist noch jung.', sagte ich mir, 'Das wird schon noch.' Wobei sie sooo jung gar nicht ist - immerhin 26.

Pustekuchen. Es wurde nicht :-( Inzwischen ist das Mädel schwanger (angeblich ungewollt), fehlt seit etwa 6 Wochen unentschuldigt und hat vorher eher durch unendliche, sich wiederholende Fragen, Unorganisiertheit in geradezu faszinierendem Massstab und kein Ergebnis geglänzt.

Hier herrscht Frust, denn auch wenn man Werkstudenten nur kleine Projekte überträgt, erwartet man ja doch zumindest ein Teilergebnis als Ausgleich für die Zeit und Mühe, die man reinsteckt. Die vorigen Werkstudenten, alles Jungs, waren rechthaberisch, schwer erträglich, seltsam (ja, auch nett und teamfähig und gut zu haben), aber sie haben was abgeliefert. Teils fantastisch, teils nicht so toll, aber irgendwas kam immer raus.

Und jetzt das! So wie ich das sehe, hat dieses eine Mädel die Chancen aller weiblichen Werkstudenten hier auf einen Praktiumsplatz oder ein Diplomarbeits-Thema zu bekommen gradaus unter die Null-Linie getrieben. Vermutlich fallen die jetzt alle schon in der Vorselektion raus. Dabei waren die Chancen vorher nicht schlecht.

Nachdem wir heute (!!!) erfahren haben, dass sie vor 3 Wochen gekündigt hat, haben wir uns ein wenig unterhalten. Ich habe meinen Ärger über das Mädel kund getan (seeeehr moderat - ich wollte wirklich kein weiteres Vorurteil bestätigen) und alle haben zustimmend genickt. Ja, weibliche Werkstudenten werden jetzt wohl schlechte Chancen haben. Mein Kollege drückte das so aus: 'Sie hat alle Vorurteile bestätigt: Blond, dumm und jetzt schwanger.' Toll!

Ich könnte kotzen! Wieso zum Teufel hat sie sich überhaupt die Mühe gemacht, hier anzufangen? Wäre sie nicht erschienen, könnte irgendwann eine Werkstudentin zeigen, dass Frauen und Technik sehr wohl zusammen passen. Aber jetzt? Jaja, ich arbeite auch hier - aber eine Frau allein bricht noch lang kein Vorurteil!

Von engel am 12.11.2002 15:57 • büro

Tja Engel, is einfach so… Meine Einstellung ging übrigens zwecks Genehmigung bis zum Vorstand, der das nach langen Tagungen dann doch freundlicherweise genehmigt hat. Vielleicht weil meine haare alles andere als blond sind ;-)

Im Ernst, ich bin prinzipiell auch die einzige Frau unter 40 Ingenieuren. Prinzipiell deshalb, weil ich seit kurzer Zeit im hohen Norden Deutschlands noch ne Kollegin habe. Die muß mit Deiner Werksstudentin verwandt sein, naja… zumindest schwanger kann se nimmer werden, da ist die Gutste schon altersmäßig drüber. Auch ned grad ne Zierde der Frauen in technischen Berufen, die Dame!

[1] Von Wuschl am 12.11.2002 17:55

Dafür wird die jetzt den Rest ihres Lebens rumrennen und sich als "das wär ich mal fast geworden" darstellen und damit auch durchkommen. Tja.

[2] Von Melody am 12.11.2002 19:06

Au weia, ja, sowas geht schnell. Gottseidank sieht es bei uns etwas anders aus, weil die Hälfte des Teams aus Frauen aller Altersklassen besteht, und allesamt haben sie eine Menge auf dem Kasten. Unsere letzte Praktikantin war auch durchweg in Ordnung. Aber ich habe so etwas, wie Du es erzählst, schon oft gehört. Bei Marc im Büro sieht es nicht viel anders aus als bei Dir, da haben wir auch schon viel drüber diskutiert.

[3] Von Ute am 12.11.2002 19:17

Nee, Wuschl, mit ‘is einfach so’ kann ich mich nicht abfinden. Es muss doch nicht so sein! Es gibt wirklich genügend qualifizierte Frauen in technischen Berufen, manche müssen mühsam Vorurteil über Vorurteil aus dem Weg räumen, eine Sysiphusarbeit. Und dann kommt so eine und schmeisst alles über den Haufen und frau kann von vorne anfangen.

Genau das ist es, Melody! ‘Fast geworden’ und ‘wenn ich damals nicht schwanger geworden wäre ...’. Von wegen! Aargh!

Eben, Ute, so sieht oft aus. Es könnte sich ändern, denn es ist ja nicht so, dass Frauen unqualifizierter wären. Die, die es schaffen, irgendwo reinzukommen schlagen sich (soweit ich das sehen kann) sehr gut. Reinkommen ist dsa Problem, vor allem dann, wenn es eh nicht viele Stellen gibt. Und wenn dann eine Tussi so eine Vosrtellung abliefert, dann ist das Thema ‘reinkommen’ ganz schnell gegessen.

[4] Von engel am 13.11.2002 08:24

Habe es aber auch schon umgekehrt erlebt. In meiner damaligen Baufirma waren zwei Praktikantinnen, die es wirklich draufhatten und später auch Plätze bei guten Architekten bekommen haben - aber eben nur dort, weil O-Ton Oberbauleiter "die Mädels seien einfach zu gut" als daß man sie ranließe. Die besseren Aussichten hatte einer, der nicht so gut war, aber männlich.

So, und da wunder sich mal einer, weshalb viele nicht wirklich Lust haben. Von dieser Durchhängermentalität mal ganz abgesehen. Die ist Mist. Der Vorteil der Männer ist, sie können sich im Beruf besser durchmogeln, während Frauen echt gut sein müssen und dann immer noch in Frage gestellt werden.

[5] Von schaetzeken am 13.11.2002 18:26

Hmm. Auch wenn die beiden den Job nicht bekommen habe, klingt zumindest die Argumentation vernünftig. Jemand der deutlich überqualifiziert ist, ist fehlbesetzt. Genauso wie anders herum.

[6] Von engel am 18.11.2002 22:16

Nicht nur Werkstudentinnen können blöd sein. Ich hatte alles für einen Praktikanten vorbereitet: Arbeitsplatz mit PC und Internetanbindung, Aufgaben, Termine, Hotel für eine erste "Geschäftsreise" und… dann kommt der Kerl nich. Keine Absage, nichts.
So ein A…

Gruß

Le Andriz

[7] Von Andriz am 18.11.2002 23:45

Siehste, Männer können das auch ;-)
Zu den beiden. Die waren nicht überqualifiziert (steckten ja noch im Studium) sondern "zu gut" im Sinne von, könne man den Männern nicht vor die Nase setzen.
Vielleicht deutlicher, wenn ich Dir erzähle, daß dies ein 8000 Mann-Konzern mit ca. 50 Bauleitern im Raum Hamburg-Hannover war, von denen 1 (!) Frau als Bauleiterin auf die Baustelle wollte - und nicht durfte aus irgendwelchen Gründen. Naja, Bauwirtschaft ist vielleicht etwas extrem als Beispiel. War halt merkwürdig.

[8] Von schaetzeken am 19.11.2002 10:36

Das weiss ich, Rod. Mich regt ja nur auf, dass diese eine Tussi hier den Prozentsatz so versaut hat.

Ja, schaetzeken, Männer können auch so sein. Wie gesagt, mich regt eher auf, was sie hier kaputt gemacht hat.
Ob die Bauwirtschaft so anders ist, kann ich nicht beurteilen, aber ich kann mir schon vorstellen, dass die Herren Machos auf Baustellen Probleme mit einer Chefin hätten ;-) Traurig.

[9] Von engel am 20.11.2002 13:33
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