Dein Browser kann leider nicht vernünftig mit CSS umgehen. Den Inhalt siehst du, das Design dagegen ist futsch.

Rechnung beglichen

Montag, Juli 17, 2006

Vor nicht allzu langer Zeit hatten wir uns schon mal ins Oytal aufgemacht, um einen der beiden Wilden zu besteigen. Damals machte uns der Regen und der viele Schnee einen Strich durch die Rechnung, wir mussten umdrehen. Aber die Berge spukten weiter durch meinen Kopf, ganz besonders die Überschreitung, die wir uns irgendwann man in der Karte angeguckt hatten.

Als ich Ilona und Schimmi ein paar Radtouren für's Allgäu zusammenstellte, war auch die feine Route am Stuibenfall vorbei zur Käsers-Alpe dabei. Ja, und da sind ja auch die beiden Wilden. Wir nahmen uns also für Samstag die Überschreitung des Grossen Wilden und eventuell gleich danach die Besteigung des Kleinen Wilden vor. Man soll ja seine Pläne nicht zu einfach gestalten ;-) Und danach könnte man ja eventuell an der Käser-Alpe Ilona und Schimmi treffen ...

Um kurz vor fünf warf ich am Samstag also den besten Allgäuer von Allen aus dem Bett (dem im Gegensatz zu mir das frühe Aufstehen nicht leicht fällt) und um dreiviertel sieben starteten wir wie vor 2 Monaten ins Oytal.


Auf dem Weg ins Oytal

Im Tal hatten wir keine Berge gesehen und das für's Wochenende angekündigte Superwetter liess noch sehr auf sich warten. Je höher wir kamen, umso klarer und schöner wurde es. Als wir auf dem Weg zum Himmeleck endlich in die Sonne kamen, war die Aussicht gigantisch.


Höfats und Älpele-Sattel, im Hintergrund Mädelegabel und Trettachspitze


Der Schneck 'von hinten', links das Himmeleck

Wider Erwarten war der Weg zum Himmeleck einigermassen anspruchsvoll, da er teilweise abgerutscht und grauslich schmierig war. Die Sohlen der Bergstiefel setzten sich komplett mit Lehm zu, eine prima Voraussetzung für den Nordgrat zum Grossen Wilden. Als wir den Nordgrat vom Himmeleck aus betrachteten, wurde uns einigermassen mulmig. Uiuiui!


Der Nordgrat zum Grossen Wilden

Gleich der Anfang hatte es heftig in sich. Die Felszähne nach der ersten Scharte werden rechts umgangen und danach steigt man im steilen (und in unserem Fall feuchten) Gras hinauf zum Grat. Mir war es ausdrücklich unwohl hier, abfallende rutschige Tritte, kaum Griffe und der Gedanke hier eventuell wieder runter zu müssen, liessen meinen Adrenalin-Spiegel abrupt bis an den Anschlag steigen.

Als wir den Grat erobert hatten, erwies er sich um einiges harmloser als wir vermutet hatten. Gut gestuftes Gras wechselte mit Schrofen und kleinen Felstürmen. Kurz vor dem Gipfel mussten wir ein Stück in eine Scharte absteigen. Danach war die eigentliche Schlüsselstelle des Grates zu bewältigen.


Der Gipfelaufbau mit der Plattenkletterei

Der Weg führte direkt über ein paar ziemlich steile aber recht stufige Platten und danach über schrofiges Gelände zum Gipfel. II-er Kletterei, die wegen der gut griffigen Felsen und den guten Tritten zwar spektakulär, aber keineswegs schwierig war. Genusskletterei :-)


Ralle im Aufstieg


Ich steige nach

Am Gipfel, dessen schönes hölzernes Gipfelkreuz schon ein wenig mitgenommen ist und recht schief steht, gönnten wir uns Brotzeit. Die Aussicht war leider nur ins Lechtal gut, von der Allgäuer Seite her drängten dicke Wolken über den Wilden, so dass der Blick ins Oytal völlig dicht war.


Brotzeit am Nord-Gipfel

Der Übergang vom Nord- zum Mittel- und zum Südgipfel war nur am Anfang noch ein wenig schwierig, der Rest war Gehgelände. Auch am Südgipfel hat es ein schiefes Kreuz, das ist aber nur etwa einen halben Meter hoch.


Das Kreuz am Südgipfel

Für den laut Führer schwer zu findenden Abstieg nutzten wir zunächst die noch reichlich vorhandenen Schneefelder. Der Weg entlang der Südwand war tatsächlich nicht ganz einfach zu finden. Wir fanden aber die beschriebenen gerölligen Bänder durch die Südwand schliesslich doch (ziemlich unangenehm, leider kein Foto) und landeten glücklich auf der Rückseite der Wildenfeldscharte, wo wir die letzten 20 Meter mehr oder weniger hochkrabbeln mussten.


Aufstieg zur Wildenfeldscharte

Der Abstieg aus der Wildenfeldscharte erwies sich dann als ein weiteres 'Highlight' der Tour. Sehr steil mit extrem losen Geröll eierten wir mehr hinab als dass wir abstiegen. Das Vorhaben, den Kleinen Wilden 'schnell noch' mitzunehmen, hatten wir eh schon aufgegeben, wir hatten länger gebraucht als ich ausgerechnet hatte und der Abstieg ging quälend langsam vor sich.

Wir mussten ständig stehen bleiben, um zu warten, bis das Geröll wieder zum Stehen kam. Der Untere musste immer erst aus der Fallline krabeln, bevor sich der Obere wieder bewegen durfte, es rollten zwischendurch auch richtig grosse Brocken mit Mordsgetöse hinab. Wenn man im Geröll 'in Fahrt' war, musste man mit einem Ohr nach hinten horchen, ob einen nicht ein grosser Felsen verfolgte und im Fall des Falles schnell zu Seite hüpfen.


Abstieg von der Wildenfeldscharte

Während des Abstiegs verlor ich das Gleichgewicht und setzte mich extrem unsanft auf das harte und spitzige Geröll. Nachdem ich ein paar Meter auf dem Hintern gerodelt war, kam ich wieder auf die Füsse. Es war nicht weiter schlimm, doch nun zieren in schöner Gleichmässigkeit zwei blaue Flecken meinen Allerwertesten. Je einer auf einer Backe. Es sieht ziemlich zweideutig aus ;-)

Weiter unten war es weniger steil und die Steine lagen fester aufeinander, so dass der Rest des Abstiegs problemlos war. Mit etwa einer Stunde Verspätung kamen wir an der Käser-Alpe an, wo Ilona und Schimmi geduldig auf uns warteten. Sie hatten die steile Auffahrt zur Alpe trotz 'nur' Cross-Bikes bavourös hinter sich gebracht.

Nach Russenmass und Kaffee und Kuchen machten wir uns alle auf den Rückweg. Meinereine war inzwischen ziemlich alle, nach 11 Stunden Tour und 1700 Höhenmetern in den Beinen, aber auch mein Allgäuer bekannte Müdigkeit nach dem anstrengenden Abstieg. Die Abfahrt durch's Oytal, wo man kein einziges Mal treten muss, wenn man nicht will, war die reine Freude, die Belohnung für die Anstrengung bei der Anfahrt :-)

Am Sonntag gab es einen gemütlichen Badetag zum Ausgleich, durch der Kempter Wald zum Rottachspeicher und dann ein wenig in der Sonne rumliegen. Hach, was für ein Sommerwochenende!

Von engel am 17.07.2006 06:58 • diaryoutdoor

Rassige Bergtour - Respekt.

Ich denke, da würde ich dann doch davon Abstand nehmen, wenn ich das erste mal dort hinauf-führen(!) sollte.

Da ist die Gefahr schon sehr groß, dass man einen falschen Weg einschlägt und dann können die Schwierigenkeiten sehr rasch ansteigen. Aber zu zweit hat man immer gleich mehr Kampfgeist.

Vorbereitung bei Euch nur mit Führer?

(ich kann es nur leiden wie das Hochwasser, wenn man die Verlässlichkeit von Tritten und Griffen nicht einschätzen kann: Gras, Schutt, feucht und abwärtsgeschichtet - dauerndes Misstrauen ist anstregend..)

 

Dann seid ihr von Kempten aus losgeradelt?

 

Jetzt bin ich schon ein wenig angekratzt, dass ich mir auch wieder anspruchsvollere Touren suche.

(Wenn ich wenig Schlaf so 5 Std. intus habe, dann sind auch 1400 hm für mich “ausreichend”

 

Bei einem nicht markierten Abstieg zu einem Nebengipfel, ist mir am Sonntag ein Tritt, eine morsche Wurzel weggebrochen und der Tritt mit dem ich abfangen wollte, waren nur die Grsbüschel aber nicht der anstehende Boden so dass ich den Sprung rückwärts in die Latschen gemacht habe ;-) (sowas kennt man evtl. vom Winter) - da war ich dann erstmal etwas aus dem Konzept…

 

Evtl. kreuzen sich ja mal die Einträge in den Gipfelbüchern - Augen offen halten ;-)

 

 

[1] Von 15 am 17.07.2006 11:04

Ohja, rassig ist der richtige Ausdruck dafür.

Verlaufen ist auf einem Grat aber nicht wirklich problematisch, man muss nur schaun, dass es immer auf 3 Seiten nach unten geht und der Weg ist klar ;-) Stimmt schon, wir haben einen Vorteil als Team, jeder hat die Verantwortung, da tut man sich leichter. Die Tour ist direkt aus dem DAV-Führer Allgäu, natürlich mit Hilfe der Karte genau beguckt.

 

Nasses steiles Gras ist wirklich so ziemlich das Scheusslichste was man sich vorstellen kann - wir hätten schlimmstenfalls noch Grödel im Rucksack gehabt. Und beim nächsten Mal nehmen wir vorsichtshalber Sicherungsmaterial und Klettergurte mit, einen alpinen IIer sollte man doch nicht auf die leichte Schulter nehmen!

 

Nein, lies richtig, wir sind von der Breitach aus logeradelt. Aus Kempten! Das sind ja nochmal 100 Kilometer extra, die Tour ist so schon lang genug!  Hätte ich übrigens die ganzen 1700 Höhenmeter absteigen müssen, hätte man mich - glaube ich - mit dem Hubschrauber bergen müssen. So waren es 1100Hm zu Fuss und 600Hm per Bike und das reicht auch. Ein Hoch auf die Räder!

 

Vielleicht kreuzen sich unsere Einträge ja tatsächlich mal ... ich überlege grad am Lechtal rum, das ist doch eher Dein Gebiet? Hättest Du ein paar schöne Tipps?

[2] Von engel am 17.07.2006 17:12

Für meinen Teil wird das erstmal die ein oder andere Hüttenetappe quer durch die Lechtaler sein, da kann man oft den ein oder anderen Gipfel mitnehmen. An Gipfeln gäbe es die Dremelspitze, (Parseierspitze), Feuerspitze… Die zahlenmäßig meisten Gipfel haben ja keinen Normalweg.

Dann gibt es ja auch den ein oder anderen imposanten Klettersteig ;-)

Als dankbare Startorte habe ich insbes. Gramais und Kaisers - evtl. auch Stans auf der anderen Seite ausgemacht.

Mal schaun ob das bei mir selber was wird.

Ich denke nur gerade wenn ich vorab 600 hm mit dem Rad fahren dürfte, das müsste ich schon sehr gemächlich angehen, sonst ist man hinterher nur noch platt zu Fuß. Und es wäre nicht das erste Mal, dass dann an den technisch heiklen Stellen irgendwie Kraft und Sicherheit fehlen…

[3] Von 15 am 17.07.2006 21:00

Tolle Tour und ein netter Bericht :-)

Abär 600 hm radln? Da bin ich ja fertig ;-)

 

Da tapp ich ja eher 2000 rauf *grins

[4] Von hawkeye am 17.07.2006 23:31

Danke :-)

Klar ist es raufwärts mit dem Bike anstrengend, aber mir geht’s eher um den Abstieg, hawkeye. Jeder gesparte Meter Abstieg ist ein guter Meter ;-)

[5] Von engel am 18.07.2006 07:10
Dieser Eintrag kann nicht mehr kommentiert werden.