Mitten in der Nacht erwachte ich davon, dass Regen gegen die Fensterläden
prasselte! Schnell rettete ich unsere Badesachen, die wir zum Trocknen
nach draussen gehängt hatten. Ich hoffte, dass das nasse Zeug von
oben morgen wieder verschwunden sein würde.
No such luck! In der Früh regnete es immer noch fröhlich vor sich
hin :-( Wir kramten also unser Regenzeug aus den untersten Tiefen
unsere Taschen, wo wir gehofft hatten, dass es gut verstaut sei.
Nachdem wir die Räder bepackt hatten, überzogen wir unsere Packtaschen
mit den grellgelben Regenhäuten und gingen erst mal frühstücken.
Nach dem Frühstück hatte der Regen nachgelassen, aber es nieselte
noch immer fröhlich vor sich hin. Was also blieb uns übrig, als (unter
den amüsierten und mitleidigen Blicken der anderen Gäste) die schweisstreibenden
Regenklamotten anzulegen :-(
Zunächst war es gar nicht so schlimm, unter der Regenhaut zu radeln,
denn es ging gemütlich mehr oder weniger geradeaus am Meer entlang.
Angesichts der geraden Strasse war es uns ziemlich unverständlich,
was der Fahrer des Jeeps angestellt hatte, der auf dem Dach im Strassengraben
lag. Irgendwie schien das meinen Verdacht über die Fahrweise der
Korsen zu bestätigen. Ich hatte schon länger das Gefühl, dass die
hier umher fuhren wie die angestochenen Wildsäue.
Als es zu userem letzten Pass hochging, mussten wir die äussere,
wasserdichte Schicht ablegen. Sogar mir war's unerträglich heiss,
dabei hatte ich eine GoreTex Jacke an. Unter Ralles KWay, war's bestimmt
noch schlimmer. Das Wetter hatte ein Einsehen und reduzierte die Nässe
von oben auf ein moderates Nieseln.
Es dauerte nicht lange, bis wir die rund 500 Höhenmeter geschafft
hatten und (unter dem Applaus der Insassen von zwei Autos) die Passhöhe
erreichten. Danach gings fast nur noch bergab. Je näher wir Ajaccio
kamen, desto reger wurde der Verkehr, bis wir schliesslich in einer
Schlange von Autos am Hafen ankamen. Nach einer kurzen Orientierung
radelten wir die belebte Hafenstrasse zum Bahnhof entlang. Pfui,
war das scheusslich, sich nach den vielen relativ einsamen Kilometern
durch den dichten Verkehr in der Hauptstadt zu schlängeln!
Unser Zug nach Bastia fuhr erst in 4 Stunden, also gingen wir erst
mal gemütlich essen und trieben uns dann auf den riesigen Bahnhof
(2 Gleise :-)) herum. Unser Züglein aus zwei Wagen stand schon eine
Weile herum und so konnten wir recht problemlos unsere Räder im Gepäckabteil
verstauen. Wir rechneten nicht damit, dass viele Leute mit der Bahn
fahren würden und breiteten uns in der Mitte des vorderen Wagens
aus.
Die Einschätzung war reichlich verfrüht. Zwar waren nicht allzu viele
Leute im Abteil, als wir in Ajaccio losfuhren, doch es stiegen überall
Leute dazu und nur wenige aus. Bis wir in Ponte Leccio ankamen, wo
die Line nach Calvi abzweigte, war das Züglein gestopft voll und wir
hatten unsere Packtaschen auf den Knien und zwischen den Beinen und
sassen eingeklemmt zwischen den Leuten. Nun ja, immerhin sassen wir.
Die Zugfahrt war trotzdem ein Erlebnis. Der kleine Zug wand sich
in endlosen Kurven bis auf rund 1400 Meter hoch und fuhr auf der anderen
Seite in ebensovielen Kurven nach Bastia runter. Das alles in erstaunlichen
Tempo und mir reichlich viel Wackelei. Schade war nur, dass wir von
der grandiosen Aussicht auf Korsikas Bergwelt durch die Seitenfenster
des Zuges nicht alllzu viel sehen konnten. Schade! Alles in allem
war die wackelige Zugfahrt jedenfalls fast so anstrengend wie ein
Tag Radeln ;-)
Wir waren jedenfalls heilfroh, als wir endlich Bastia ankamen. Angestrengt
versuchten wir schon vom Bahnhof einen Blick auf den Parkplatz zu
werfen, wo unser Auto stehen sollte. Unbeschädigt vorzugsweise. Aber
obwohl der Parkplatz direkt vor dem Bahnhof war, konnten wir erst
etwas erkennen, als wir um die Hecke des Parkplatzes herum radelten.
Ja, da war er, unser roter Sunny. Und alles daran sah so aus wie
es sein sollte. Wir waren sehr erleichtert.
Wir liessen das Auto stehen und machten uns auf die Suche nach einem
Hotel. Nachdem wir ja in der Vor-Vor-Vor-Saison unterwegs waren,
hatten wir uns nie Gedanken darum gemacht, ob wir überhaupt eines
kriegen würden. Bisher war das auch kein Problem gewesen, doch diesmal
radelten wir von Hotel zu Hotel. Fast alle hatten schon aussen einen
Zettel mit der Aufschrift (meist in Rot) 'Complet' hängen. Überall
sah man Geschäftsleute herumlaufen. Wir vermuteten, dass es irgendwo
eine Messe oder sowas haben müsse.
Schliesslich fanden wir doch noch ein Hotel. Das Teuerste, in dem
wir in dem ganzen Urlaub übernachteten. Ja, es hatte sogar einen
Fernseher, doch wozu brauchten wir einen Fernseher??? Naja, nach
einer guten Stunde Hotelsuche waren wir froh, überhaupt eines gefunden
zu haben ...
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