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Teil 9

In Solenzara, einem Ferienort genau an der Abzweigung zum Col de Bavella fanden wir ein tolles Hotel, dessen 'Zimmer' winzige allein stehendene Bungalows waren. Um genau zu sein, waren das richtige Apartments, denn es war sogar eine kleine Küche drin. In unserem 'Zimmer' war da natürlich alles abgesperrt.
 
Abends gingen wir nach einem Spaziergang durch den Ort im Restaurant von unserem Hotel essen und hatten mal wieder Glück :-) Wir bestellten Paella. Rein zufällig war an dem Abend auch eine grosse Gruppe französischer Radler anwesend und die hatten schon eine Paella vorbestellt. Als die Köche dann mit der Paella-Pfanne kamen, um uns ihr Werk vorzuführen, staunten wir nicht schlecht. Die Pfanne war etwa so gross wie die in der Fairy-Werbung mit Villa Riva und Villa Baccho ;-) Sie hatte wenigstens einen guten halben Meter Durchmesser und die Paella sah wunderschön aus. Es tat uns richtig leid, dass wir keinen Foto dabei hatten.
 
Am nächsten Morgen starteten wir recht früh, um nicht unbedingt in der Mittagshitze auf unseren Berg gehen zu müssen. Wir hatten uns den Dritten Turm der Bavella-Gruppe ausgesucht (hört sich schlimmer an als es war - keine Kletterei, sondern eine ganz normale Wanderung). Zunächst aber mussten wir über den Bocca de Palmarella um zum Col de Bavella zu kommen. Auf der Karte waren das etwa 30 Kilometer. Wir rechneten mit etwa 45 Minuten Fahrtzeit.
 
Kurz nachdem wir in die kleine Passstrasse eingebogen waren, war uns klar, dass wir uns ziemlich verschätzt hatten. Die Strasse war grade mal so breit wie ein Auto und bestand aus einem Loch an dem anderen. Ausserdem war sie extrem kurvig und ladschaftlich geradezu unverschämt schön :-). Jemandem mit einem instabilen Magen wäre schon nach einem Kilometer schlecht geworden. Ich sah mich dauernd mit meiner alten Enduro (so eine Art Geländemotorrad) auf der Strasse fahren ;-)
 
Der Ralle fuhr. Es dauerte nicht lang (etwa 3 Kurven ;-)) und er nahm die korsische Art zu fahren an: Er hatte Spass am schnellen Kurvenfahren. Ich weniger ;-) Selber fahren ist einfach besser - auch wenn ich's nicht halb so gut könnte wie er. Die offizielle korsische Methode vor den Kurven zu hupen und wenn kein Echo kam, zu fahren, als wäre niemand anderer da, war auf diesem netten Strässchen obligatorisch.
 
Zunächst hatten wir Glück. Auf rund 20 Kilometern (also etwa 45 Minuten) kam uns nur ein einziges Auto entgegen und das an einer vergleichsweise breiten Stelle. Wir kamen gut aneinander vorbei. Dann aber passierte es: Schon von weitem hörten wir die nebelhorn-ähnliche Hupe von irgendwas sehr Grossem. Und richtig, drei Kurven später standen wir vor einem Kieslaster!
 
Ja, ein Kieslaster! Auf einer Strasse, wo bestenfalls ein Auto und ein Motorrad aneinander vorbei passten! Rechts gings steil nach unten, links steil nach oben - wie Bergstrassen das eben so an sich haben. Ich machte die Tür auf und dirigierte den Ralle bis auf wenige Zentimeneter an den befesigten Rand der Strasse ran. Auf der anderen Seite schob sich der Kieslaster mit Gewalt an der steilen Böschung hoch. Zentimeter um Zentimeter mogelten wir uns aneinander vorbei. Zwischen unserem Seitenspiegel und dem Hinterrad des Lasters waren grade mal 2-3 Zentimeter Platz. Geschafft!
 
Als wir am Col de Bavella aus dem Auto steigen wollten, traf uns die Kälte wie ein Schlag. Ja, die Kälte! Es hatte höchstens 8-10 Grad und es wehte ein scheusslicher kalter Wind. Unsere vom Meer und vom warmen Auto verwöhnten Körper protestierten heftig. Als erstes kramten wir die warme Kleidung aus den Tiefen unserer Radeltaschen und gratulierten uns zu dem weisen Entschluss, nahe am Meer zu bleiben. Wir befanden uns grade mal auf 1000 Meter. Nicht auszudenken, wie kühl unsere Radtour geworden wäre, wenn wir wirklich in die Berge gefahren wären!
 
Die Bergwanderung war wunderschön :-) Die Bavella-Gruppe hielt alle Versprechungen, die die verschiedenen Führer gemacht hatten. Das Wetter liess zwar etwas zu wünschen übrig (es herrschte ein steter Wechsel zwischen relativ warmen sonnigen Abschnitten und frostigen Stecken, in denen wir halb blind im Nebel umher stapften), aber die grandiose Landschaft machte die Wanderung zu einem sehr schönen Erlebnis. Nur unsere Radl-gewöhnten Muskeln protestierten heftig ;-)
 
Nachdem wir von der Wanderung zurück waren, kauften wir noch etwas korsischen Käse bei der Sennerei auf dem Pass. Die hatten verschiedene Käses zur Auswahl und nachdem ich für den Ralle audgehandelt hatte, dass er jeden Käse probieren durfte, hatte ich alle Hände voll zu tun, zu verhindern, dass auch ich das Zeug probieren musste ;-) Schafskäse! Brrrr!
 
Danach wanden wir uns wieder den langen Pass bis zum Meer runter und fuhren schon mal ein Stück Richtung Bastia. Wir wollten bis Moriani Plage, etwa 30 Kilometer vor Bastia, und dort nochmal ein wenig Baden, bevor wir uns am nächsten Tag auf den Heimweg machten.
 

 
Teil 10 ...
 
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