In Solenzara, einem Ferienort genau an der Abzweigung zum Col de
Bavella fanden wir ein tolles Hotel, dessen 'Zimmer' winzige allein
stehendene Bungalows waren. Um genau zu sein, waren das richtige
Apartments, denn es war sogar eine kleine Küche drin. In unserem
'Zimmer' war da natürlich alles abgesperrt.
Abends gingen wir nach einem Spaziergang durch den Ort im Restaurant
von unserem Hotel essen und hatten mal wieder Glück :-) Wir bestellten
Paella. Rein zufällig war an dem Abend auch eine grosse Gruppe französischer
Radler anwesend und die hatten schon eine Paella vorbestellt. Als
die Köche dann mit der Paella-Pfanne kamen, um uns ihr Werk vorzuführen,
staunten wir nicht schlecht. Die Pfanne war etwa so gross wie die
in der Fairy-Werbung mit Villa Riva und Villa Baccho ;-) Sie hatte
wenigstens einen guten halben Meter Durchmesser und die Paella sah
wunderschön aus. Es tat uns richtig leid, dass wir keinen Foto dabei
hatten.
Am nächsten Morgen starteten wir recht früh, um nicht unbedingt in
der Mittagshitze auf unseren Berg gehen zu müssen. Wir hatten uns
den Dritten Turm der Bavella-Gruppe ausgesucht (hört sich schlimmer
an als es war - keine Kletterei, sondern eine ganz normale Wanderung).
Zunächst aber mussten wir über den Bocca de Palmarella um zum Col
de Bavella zu kommen. Auf der Karte waren das etwa 30 Kilometer. Wir
rechneten mit etwa 45 Minuten Fahrtzeit.
Kurz nachdem wir in die kleine Passstrasse eingebogen waren, war
uns klar, dass wir uns ziemlich verschätzt hatten. Die Strasse war
grade mal so breit wie ein Auto und bestand aus einem Loch an dem
anderen. Ausserdem war sie extrem kurvig und ladschaftlich geradezu
unverschämt schön :-). Jemandem mit einem instabilen Magen wäre schon
nach einem Kilometer schlecht geworden. Ich sah mich dauernd mit
meiner alten Enduro (so eine Art Geländemotorrad) auf der Strasse
fahren ;-)
Der Ralle fuhr. Es dauerte nicht lang (etwa 3 Kurven ;-)) und er nahm
die korsische Art zu fahren an: Er hatte Spass am schnellen Kurvenfahren.
Ich weniger ;-) Selber fahren ist einfach besser - auch wenn ich's
nicht halb so gut könnte wie er. Die offizielle korsische Methode
vor den Kurven zu hupen und wenn kein Echo kam, zu fahren, als wäre
niemand anderer da, war auf diesem netten Strässchen obligatorisch.
Zunächst hatten wir Glück. Auf rund 20 Kilometern (also etwa 45 Minuten)
kam uns nur ein einziges Auto entgegen und das an einer vergleichsweise
breiten Stelle. Wir kamen gut aneinander vorbei. Dann aber passierte
es: Schon von weitem hörten wir die nebelhorn-ähnliche Hupe von irgendwas
sehr Grossem. Und richtig, drei Kurven später standen wir vor
einem Kieslaster!
Ja, ein Kieslaster! Auf einer Strasse, wo bestenfalls ein Auto und
ein Motorrad aneinander vorbei passten! Rechts gings steil nach unten,
links steil nach oben - wie Bergstrassen das eben so an sich haben.
Ich machte die Tür auf und dirigierte den Ralle bis auf wenige Zentimeneter
an den befesigten Rand der Strasse ran. Auf der anderen Seite schob
sich der Kieslaster mit Gewalt an der steilen Böschung hoch. Zentimeter
um Zentimeter mogelten wir uns aneinander vorbei. Zwischen unserem
Seitenspiegel und dem Hinterrad des Lasters waren grade mal 2-3 Zentimeter
Platz. Geschafft!
Als wir am Col de Bavella aus dem Auto steigen wollten, traf uns
die Kälte wie ein Schlag. Ja, die Kälte! Es hatte höchstens 8-10 Grad
und es wehte ein scheusslicher kalter Wind. Unsere vom Meer und vom
warmen Auto verwöhnten Körper protestierten heftig. Als erstes kramten
wir die warme Kleidung aus den Tiefen unserer Radeltaschen und gratulierten
uns zu dem weisen Entschluss, nahe am Meer zu bleiben. Wir befanden
uns grade mal auf 1000 Meter. Nicht auszudenken, wie kühl unsere
Radtour geworden wäre, wenn wir wirklich in die Berge gefahren wären!
Die Bergwanderung war wunderschön :-) Die Bavella-Gruppe hielt alle
Versprechungen, die die verschiedenen Führer gemacht hatten. Das Wetter
liess zwar etwas zu wünschen übrig (es herrschte ein steter Wechsel
zwischen relativ warmen sonnigen Abschnitten und frostigen Stecken,
in denen wir halb blind im Nebel umher stapften), aber die grandiose
Landschaft machte die Wanderung zu einem sehr schönen Erlebnis. Nur
unsere Radl-gewöhnten Muskeln protestierten heftig ;-)
Nachdem wir von der Wanderung zurück waren, kauften wir noch etwas
korsischen Käse bei der Sennerei auf dem Pass. Die hatten verschiedene
Käses zur Auswahl und nachdem ich für den Ralle audgehandelt hatte,
dass er jeden Käse probieren durfte, hatte ich alle Hände voll zu
tun, zu verhindern, dass auch ich das Zeug probieren musste ;-) Schafskäse!
Brrrr!
Danach wanden wir uns wieder den langen Pass bis zum Meer runter
und fuhren schon mal ein Stück Richtung Bastia. Wir wollten bis Moriani
Plage, etwa 30 Kilometer vor Bastia, und dort nochmal ein wenig Baden,
bevor wir uns am nächsten Tag auf den Heimweg machten.
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