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Grand Canyon du Verdon
21.10.2006

Da der Tag in der kleinen Schlucht von Verdon so nett gewesen war und die Fahrt trotz aller Länge doch noch halbwegs verträglich gewesen war, hatten wir auf dem Rückweg beschlossen, an unserem letzten Wandertag die grosse Verdonschlucht zu bewandern und zwar unten lang, oben waren wir vor Jahren schon mal. Neben der etwa 7-Stündigen Wanderung war aber auch eine Menge Fahrzeit zu bewältigen, so dass ich diesmal vor dem Aufsteh-Termin der Schwester-Familie ins Haus schlich (wo mich natürlich der Hund begeistert begrüsste um dann ins Schlafzimmer zu sausen, um die tolle Nachricht zu überbringen. Leise übrigens, dieser Hund bellt so gut wie nie.). Es tat uns richtig leid, das Hundi nicht mitnehmen zu können, aber im Führer war die Rede von einer sehr langen Leiter, was für einen Hund mit Höhenangst nicht ideal ist.

Eine gute Stunde früher als die letzten Tage verliessen wir Calas und sausten zum Verdon. Und wieder hatten wir uns von den kleine Strassen im französischen Hinterland reinlegen lassen. Statt einer halbe Stunde länger als zur Basse Gorge brauchten wir fast eine Stunde länger, so dass wir erst um halb 11 am Startpunkt loslaufen konnten. Der Weg zum Chateau de la Maline (kein Schloss sondern ein solides Haus des CAF) war übrigens Klasse. Von Palud en Verdon aus ging es über eine superschmale Strasse (Einbahn!) direkt an der Seitenwand des Grand Canyon entlang. Wären die Wolken nicht so tief gehangen, dass wir Nebel hatten, wäre die Aussicht sicherlich wunderbar gewesen.

Grand Canyon du Verdon
Blick über den Grand Canyon du Verdon vom Chateau de la Maline aus.

Ich hatte im Kopf überschlagen, dass wir mit 7 Stunden Gesamtzeit (6 Stunden Laufzeit laut Führer, der Rest für Pausen und Fotografieren) zwischen 17.00h und 18.00h am anderen Ende ankommen würden. Dann müssten wir da ein Taxi organisieren und zu unserem Auto zurückfahren, was bestimmt eine weitere Stunde dauern würde und dann noch knapp 3 Stunden zurück fahren. Ein langer Tag, aber machbar - die grösste Unsicherheit war die Sache mit dem Taxi am Point Sublime. Dass hier die Saison zuende war, war mehr als offensichtlich.

Wir gingen also los. Erst mal hiess es die 300 Meter in die Schlucht absteigen. Der Weg war breit und gut zu gehen, um uns herum leuchteten die Seitenwände der Schlucht in herbstlichen Farben und ausser uns war nur ein einziger Mann unterwegs. Wer kann schon von sich sagen, allein in der Gorge du Verdon unterwegs gewesen zu sein?

Herbst am Verdon
Unten angekommen zeigt sich die Verdonschlucht in schönen Herbstfarben.

Nachdem wir den Verdon erreicht hatten, ging es erst mal eine Weile lang in sanftem Auf und Ab durch die herbstliche Vegetation, die mal dichter und mal weniger dicht war. Immer wieder sahen wir Wildschweinspuren und so langsam konnten wir auch rausfinden, wie Wildschweine riechen (wer weiss wofür das mal gut ist). Gerade als uns langweilig werden wollte, wurde der Weg interessanter, weil die Wände der Schlucht näher zusammenrückten und der Weg folglich ausgesetzter wurde.

Nach einem kleinen Abstecher ein Stück die Seitenwand hinauf und über ein steiles Schotterfeld hinunter gelangten wir an die Stelle wo der Verdon einen scharfen Knick machte. Dort musste die lange Leiter sein, die laut Führer mit mehr als 240 Stufen 100 Höhenmeter überbücken sollte. Ersz mal allerdings mussten wir diese Höhenmeter hinauf steigen. Oben angekommen, standen wir auf einer kleinen Aussichtskanzel hoch über dem Knick des Verdon, von der man einen prima Blick in alle Richtungen hatte. Nach oben weniger allerdings, da war noch immer Nebel.

Und dann kam sie, die Leiter. Genau betrachtet war das eher eine steile Treppe, in der Mitte sogar gewendelt, die wir dem Hundi wirklich nicht hätten zumuten können. Es sei denn wir hätten einen Rucksack ausgeleert und den Hund da hinein gesteckt ;-) Für Brenta-geübte Bergsteiger war die Leiter natürlich überhaupt kein Problem, aber sie ist ein beeindruckendes Bauwerk und sie wurde natürlich ausführlich dokumentiert.

Leiter
Der erste Blick auf die lange Leiter.

Treppe
Nach dem Absatz geht die Treppe noch um einiges weiter.

Die Kanzel mit der Leiter war ausserdem der Point of no Return. Wenn wir hier nicht umdrehten, müssten wir uns am Point Sublime mit dem Taxi-Problem auseinander setzen. Wenn wir zurück gingen, hätten wir halt nur einen Teil der Schlucht gesehen. Wir wählten das Taxi-Problem und gingen weiter.

Nach dem Abstieg folgte erst mal eine lange Strecke etwa 30 Meter über dem Verdon, die uns zum Ausgang der Schlucht führte. Hier war die Schlucht ziemlich breit und auf unserer Seite sogar annähern sanft ansteigend, so dass der Weg eher gleichförmig und annähernd langweilig (vom schönen Anblick des Canyon mal abgesehen). Beim Couloir Samson kurz vor dem Ausgang verengte sich die Schlucht und es wurde wieder interessant. Die Wände rückten ganz nah zusammen und wurden glatt und senkrecht, der Verdon unter uns wurde schneller und wilder.

Herbstfarben
Herbststimmung in der Schlucht.

Bald folgte auch der erste Tunnel, der noch ziemlich kurz war und auch ohne Lampe zu schaffen gewesen wäre. Der zweite Tunnel dagegen war fast einen Kilometer lang. Deswegen hatten wir uns bei einem der Neffen eine Taschenlampe ausgeliehen. Ein tolles Teil, vom Taschengeld vollständig selber gekauft, das auch orange-farben blinkleuchten konnte und das er uns detailliert erklärt hatte. Wir verbrachten ein paar witzige Minuten damit, Taschenlampenbilder zu machen ;-)

Der lange Tunnel war vor dem Ende von einem Loch unterbrochen, das mitten hinein in die Steilwand des Couloir Samson zu einem Klettergebiet (gut erkennbar an den vielen Haken und Ketten, überhängenden Routen und sogar ein Seil hing von oben runter). Das Loch, Baume de Pigeon, war von einem Gitter versperrt, Was uns aber natürlich nicht davon abhielt, drüber zu klettern und zu gucken wie es in der Steilwand aussah. Steil natürlich mit für uns völlig unkletterbaren schweren Routen direkt über dem tosenden Verdon.

Taubenloch
Andrea klettert über das Gatter aus dem Taubenloch hinein in die Steilwand.

Nach dem zweiten Tunnel trafen wir plötzlich auf Leute. Kein Wunder, wenige Meter weiter war die Zivilisation in Form einer kleinen Strasse mit einem Parkplatz. Einen kurzen Moment lang befürchteten wir, ab jetzt die Strasse zum Point Sublime hinauf laufen zu müssen, doch direkt hinter dem Platz führte unser Wanderweg weiter. Von genau diesem Weg stapfte eine kleine Herde bunter Ziegen mit gedrehten Hörnern auf den Parkplatz, gerade als wir von der anderen Seite dort ankamen. Wir dachten, jetzt würden wir angebettelt werden (Ziegen können ganz schön aufdringlich werden), aber die Tiere scherten sich um keinen der Zweibeiner auf dem Parkplatz sondern gingen einfach weiter.

Ziegenbock
Der Herr der Ziegenherde.

Eine Viertelstunde später erreichten wir den Point Sublime. 17.00h, tolle Zeit, viel früher als ich ausgerechnet hatte. Aber der Rest war wie befürchtet: Gähnende Leere am grossen Parkplatz. Die Bar war zugenagelt (wörtlich zu nehmen, das ist ein kleines Holzhäuschen), die Auberge du Point Sublime hatte die 'jährliche Schliessung' und am gut erkennbaren Taxiplatz stand lediglich eine Telefonzelle. Und ein Schild mit einer Telefonnummer. Immerhin.

Ich rief die Nummer an und nach längerem Klingeln (während dem mir das Herz ein wenig in die Hose rutschte) meldete sich ein wenig atemlos ein Mann. Ja, er könne uns zum Chalet de la Maline fahren, aber nicht gleich, er brauche noch etwa 40 Minuten. Sehr erleichtert, dass wir überhaupt ein Taxi erreicht hatten, warteten wir. Und tatsächlich, Schlag 40 Minuten später tauchte ein Taxi auf und lieferte uns bei unserem Auto ab :-)

Die Rückfahrt dauerte natürlich genauso lang wie die Hinfahrt. Wir kamen grad noch vor der Bettzeit der Jungs bei Schwesterle an, so dass wir immerhin noch ein wenig mit den Kindern spielen und lesen konnten.

Ein eindrucksvoller wenn auch langer Tag!

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