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Johannisberg NNO-Wand

Freitag, Mai 30, 2008

Diesmal hüpften wir wirklich alle um kurz vor 6 aus dem Bett. Klarer blauer Himmel draussen, nicht ganz so kalt wie man sich hätte wünschen mögen, aber der Schnee war hart und trug. Damit war klar, dass unsere erste Wahl, der Johannisberg, möglich sein würde. Die Alternative wäre der Grosse Bärenkopf gewesen, wo der Zustieg länger aber die Lawinensituation günstiger war.

Nach dem Frühstück (wo das Brot noch ein Stück schwerer verdaulich zu sein schien), formierten wir uns also wieder zu einer langen Seilschaft und stapften über die obere Pasterze dem Johannisberg entgegen. Ohne Ski und Schneeschuhe, um in der ‘Eiswand’ weniger zu schleppen zu haben.

Ja, die ‘Eiswand’. Von aussen betrachtet sind 45 Grad nicht wirklich wandig und Eis hatte es auch nicht, nur harten Firn. Andererseits sehen 45 Grad von oben betrachtet ganz schön steil aus und wenn man die runterkugelt, ist das durchaus steil genug. Zum Anfangen tun es 45 Grad und 200 Meter Wandhöhe jedenfalls durchaus.

Nach einem strammen Marsch über hart gefroreren Firn gelangten wir zum Wandfuss und teilten uns in Seilschaften auf. Alex und Mali bildeten die Zweierseilschaft. Yak, Berni und Christine bildeten die erste Dreierseilschaft, Hawkeye, Ralle und ich die andere. Es dauerte eine Weile, bis wir uns auseinander sortiert und erneut verbandelt hatten.

Wir waren nicht die einzigen an der Wand. In einem grossen Bogen kam eine Skitourer-Mannschaft zum Berg, hinter uns waren weitere drei Leute aufgelaufen und von der Hohen Riffl kamen dann noch verschiedene Leute den Grat entlang. Es war ganz schön voll, als wir in den Wandfuss einstiegen.

Ausser uns nutzte niemand ein Seil, aber das war OK, wir (zumindest ich) wollten ja ein bisserl Eiswandgehen üben. Über den unteren Absatz gingen wir zwar angeseilt aber noch ungesichert (jaja, macht man nicht, ganz oder gar nicht), vor der Steilwand wurden dann die ersten Stände gebaut.

Die seilfrei gehenden 3 Nachsteiger waren bald verschwunden und hinterliessen schöne Trittspuren im Firn. Die Skitourergruppe stieg ein Stück rechts von uns in einer eigenen Spur auf, so dass wir uns nur noch selber im Weg umgingen. Yak und Berni sicherten ein Stück links von uns Christine abwechselnd hinauf, aber Alex und Mali und Hawkeye, Ralle und ich kamen uns in die Quere. Hawkeye liess Alex und Mali dann vor, weil die zu zweit natürlich schneller waren als wir drei.

Eigentlich war es ganz einfach: Hawkeye stieg vor bis das Seil aus war, baute einen Stand und liess Ralle und mich nachsteigen. Anfangs dachten wir noch, wir müssten gleichzeitig steigen, deswegen durfte ich die Spur verwenden und der des beste Allgäuer von Allen trat sich neben mir eine eigene, was furchtbar anstrengend war. Später stiegen wir dann beide gleichzeitig übereinander in der Spur.

Nach 4 Standplätzen, alle ordentlich aus jeweils zwei Eisgeräten gebaut, die alle gut zu halten schienen (die Möglichkeiten zum Test sind allerdings eher beschränkt, will man nicht versehentlich die ganze Wand runterkugeln), waren wir dann auf dem oberen Absatz unter dem letzten richtig steilen Stück zum Gipfel.

Wir beschlossen, dass wir jetzt genug sichern geübt hatten und stiegen die restliche Wand ungesichert hinauf, obwohl genau genommen der Zustieg zum Gipfel am allersteilsten war. Aber genauso genau genommen hätten wir alle die ganze ‘Wand’ seilfrei gehen können. Also unter diesen Bedingungen, bei Blankeis sähe das dann doch ein wenig anders aus.

Wir waren für einen SAN-Ausflug mit so vielen Leuten ungewöhnlich schnell gewesen und hatten sogar unseren eigenen Zeitplan unterboten, daher liessen wir uns viel Zeit am Gipfel, bevor wir uns an den Abstieg machten.

Ich hätte ja gedacht, dass wir seilfrei bis auf die Pasterze hätten gehen können, wie sollen denn auf einem Grat Spalten sein? Alex erklärte, dass es da aber durchaus grosse und tiefe Spalten habe und bestätigte das kurz drauf, indem er mit einem Bein genau in eine hinein trat. Ui, das war aber tief da unten drunter!

Die Sonne und die Wärme hatten inzwischen den schönen Firn vom Morgen wieder in sulzigen Matsch verwandelt und so war der Abstieg zu Fuss ziemlich lästig. Man brach andauernd ein und musste die Füsse dann wieder mühsam aus dem Schnee ziehen. Ich sah uns schon stundenlang durch matschigen Schnee wühlen, wenn wir erst mal auf der Pasterze waren, aber - oh Wunder! - die Skispuren vom Vortag waren noch immer gefroren und hielten uns aus. Wir konnten beinahe gemütlich zur Hütte zurück spazieren.

Bei der wohlverdienten Pause an der Hütte tat das Wetter dann genau das was vorhergesagt war: es wurde schlecht. Unglaublich schnell zogen rund um uns herum wieder Wolken auf. Aber das hatten wir ja gewusst und deswegen noch für heute den Abstieg geplant - wegen der zu erwartenden nachmittäglichen Lawinen wieder über die Pasterze.

Nach diversen Radlern (und Yaks letzten Chips) ging es also weiter, Ralle und ich mit unseren Mini-Skiern, die Anderen mit den Schneeschuhen. Der Schnee hatte inzwischen noch mehr nachgelassen, das Abfahren war eine echte Qual. Aber besser schlecht gefahren, als schlecht gelaufen, wir waren deutlich von den Anderen am Gamsgrubenweg, wo wir - beobachtet von einem völlig unbeeindruckten Murmeltier nur ein paar Meter über uns - erst mal warteten.

Und wir betrachteten den Weg und den Schnee oben drüber und die so verlockend nahen Gebäude der Franz-Josefs-Höhe. Eigentlich müsste doch der ganze lockere Schnee schon unten sein. Sah nicht mehr allzu schlimm aus da oben. So richtig problematisch schienen nur ein paar Stellen.

Als Yak kam, schloss er sich unserer Analyse an, der Gamsgrubenweg schien mit einigermassen Umsicht durchaus vertretbar. Das sahen auch die meisten der Anderen so, lediglich Alex und vor allem Pet hatten wirklich Bedenken. Nachdem ich aber verkündete, dass das Kemptner Auto oben lang gehen würde, schlossen sich dann doch alle an. Und so begann das Abenteuer Gamsgrubenweg.

Zunächst war der Weg harmlos, dann aber fingen die Schwierigkeiten an, denn die diversen Schneerinnen waren so steil und ausgesetzt, dass wir sie für ein paar Leute sichern mussten. Aus meiner Sicht war das trotzdem um einiges besser als der widerliche Abstieg zur Pasterze, denn mein Knie hatte schon beim Abstieg am ersten Tag was abbekommen.

Schliesslich und endlich erreichten wir dann die beiden Tunnel, durch die wir uns schon am ersten Tag gewunden hatten. Um kurz nach 5 waren wir wieder an den Autos. Nicht schlecht, ich hatte mit 6 oder 7 gerechnet.

Auf dem Rückweg - nachdem wir die Autos den Grossglockner runter gejagt hatten (ich hab auf so langen Abfahrten immer Angst um die Bremsen) - gab es dann noch ein eher mässig gutes Abendessen in Fusch, bevor wir uns trennten. Mit dem heutigen Tag hatte der Ausflug in die hohen Tauern dann doch noch ein versöhnliches Ende gefunden. Hey, eine Eiswand! Mehr davon!!!

Von engel am 30.05.2008 06:04 • outdoorski

Schöner Bericht und der Spruch zum Schluß ist symptomatisch für jeden ders mal probiert hat. Da kommt man nicht mehr von los. Vorbei die Gemütlichkeit der Normalwege mit denen man früher zufrieden war…

Problem ist dass man noch viel mehr auf die Bedingungen achten muß.
Doro (das Mädel das wir oben am Gipfel getroffen hatten) hat mir gemailt dass es am Sonntag wolkig und warm war und der Schnee überhaupt nicht getragen hat, sie ist nur bis zur Oberwalderhütte aufgestiegen, hat nen Tee getrunken und ist wieder runter. Unsere Entscheidung war also goldrichtig !

[1] Von Yak am 30.05.2008 11:56

Dass unsere Entscheidung richtig war, hab ich nie bezweifelt, der langweilige Hohe-Riffl-Tag war mir Lehre genug ;-)

Ja, dass man bei den Eiswänden noch mehr von den Bedingungen abhängig ist, kann ich mir denken. Aber die Eiswände muss man wohl machen so lang sie noch existieren, die Gletscherschildchen an der Franz-Josephs-Höhe haben mich ganz schön geschockt - obwohl ich das natürlich eigentlich wusste. Ist aber doch was Anderes, wenn man das gar so deutlich vor die Nase geknallt kriegt.

Momentan schlucke ich allerdings auch an den Preisen für Eisschrauben und Eisgeräte. Da sag nochmal wer, Bergsteigen sei ein günstiges Hobby!

[2] Von engel am 30.05.2008 12:19

Es war mir ein Vergnügen :-))
Und jetzt hats euch auch erwischt ;-)

Seit ich mal zusammengerechnet habe wieviel die ganze Ausrüstung gekostet hat, bezichtige ich jeden der was von Bergsteigen und günstig erzählt der Lüge *fg

[3] Von hawkeye am 30.05.2008 14:16

Schaut so aus ;-)

Leider hat mein Besuch heute in der sich auflösenden Hochtourenecke überhaupt nichts zum Geld sparen beigetragen, war alles schon weg. Wird also noch ungünstiger als eh schon ...

[4] Von engel am 03.06.2008 21:11
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