Ich stand wie an einem Arbeitsmontag um 4 auf und fuhr nach München. Mit einer dicken Tasche, in der schon mal eine Ladung München-Wäsche war. Arbeiten hatte ich allerdings nicht vor, sondern ich wollte ‘nur’ die AU-Bescheinigung und allerlei Therapie-Rezepte von meinem Orthopäden. Wenn man so ein geteiltes Leben führt, sind manche Dinge halt ein wenig kompliziert.
Ich hatte lang überlegt, wie ich nach München und zu meinem Doc kommen sollte und war am Ende bei der üblichen Montags-Zeit gelandet, weil ich nur so sicher sein konnte, nicht im Stau zu landen. Zu meiner Wohnung hätte ich eh müssen, um meine Schilddrüsen-Tabletten zu holen. Bus, Zug, Ubahn hatte ich auch recherchiert, aber da hätte ich vor 9 Uhr los müssen ... nix Bayernticket. Und ohne ist Zugfahren ganz schön teuer.
Deswegen also um 4 Uhr losfahren. Nichts, was ich nicht gewöhnt wäre ;-) Gegen 6 humpelte ich langsam in meine Wohnung (mit Krücken, ehklar). Anderthalb Stunden unbeweglich im Auto sitzen hatten dem Bein nicht gut getan. So richtig müde war ich nicht, aber weil ich ja keinen Terminstress hatte, legte ich mich nochmal ins Bett ... und schlief gut und tief bis 8.
Ich frühstückt das übliche München-Frühstück (Kaffee und Cornflakes) und krückte dann zur Ubahn. Ich nahm das als Gehschule und ging sehr sehr ordentlich, anfangs mit viel Stütze, zwischendurch auch mit wenig. Das geht einerseits gut, weil ich gleichmäßig gehe, andererseits aber auch nicht, weil das rechte Bein den lockeren Ablauf des linken Beins (leicht gebeugt mit Muskelspannung aufsetzen, über das beinahe gestreckte Bein abrollen - Ferse, Aussenballen, Innenballen, Zeh - mit dem voll gestreckten Bein abstoßen) einfach nicht schafft. Das geht nur irgendwie, aber nicht ganz und gut. Naja, Geduld, das wird schon noch.
Beim Doc musste ich wie angekündigt eine Weile warten. Nicht ganz so lang vermutlich, wie ich tatsächlich hätte warten müssen, wenn sich nicht ein Herr so sehr drüber aufgeregt hätte, dass andere vor ihm dran kommen, obowhl er schon länger da sei. Danach waren sowohl die Arzthelferinnen als auch der Doc genervt und ich kam auch vor ihm dran. Ich verstehe schon, dass das nervt, aber Leute vor den Kopf stossen hilft bei sowas nicht wirklich weiter.
Ich bekam 3 Wochen AU und wie gewünscht Rezepte für Krankengymnastik und Lymphdrainage. Die Behandlung kann weiter gehen :-)
Auch den Rückweg nutzte ich für sauber Gehen üben und verordnete mir danach erst noch eine Pause in der Münchner Wohnung bevor ich das Bein mit 2 Stunden Autofahrt stresste (richtig schnell geht es nur in der Früh).
Erst als ich kurz vor daheim war, fiel mir dann auf, dass ich mit dem Doc gar nicht über Medikamente gesprochen hatte. Eigentlich sollte ich (Anweisung der Reha-Ärztin) ja noch weiter Ibu nehmen, um die Entzündung in Schach zu halten und potentiell Schmerzen gering zu halten. Ich rief in der Praxis an und das war gar kein Problem. Das Rezept wird mir zugeschickt.
Nachdem sich das Bein erholt hatte, radelte ich noch zum Supermarkt und kaufte Salat und Seele für’s Abendessen ein. Das Radeln war ... anspruchsvoll. Ich kam nicht in den Flow, wo sich das Bein mühelos beugen und strecken lässt. Zu viel Stress mit der Autofahrt und dem vielen Gehen (das waren insgesamt doch gut 2 Kilometer und ich lief teilweise fast ‘ohne’) vielleicht?
An Arbeitstag-Abende zu zweit müssen wir uns erst noch gewöhnen. Wir sassen erst auf der Terrasse in der letzten Sonne, dann ging der beste Allgäuer zum Laufen während ich mich um Orga-Kram kümmerte (AU-Meldung an Krankenkasse und Arbeitgeber) und dann meine Abwesenheitsmeldung im Büro verlängerte. Jetzt hab ich ja meine ‘richtige’ Technik wieder um mich rum und kann mich remote einloggen.
Letzteres war ein Fehler, denn ich schaute natürlich auch in die Mails und das machte ernsthaft schlechte Laune (Transition, Projekt-Über- also Abgaben, Asset-Listen, Verwurfs-Listen, usw. Baaaah!). Ich werde da ja nach aktuellem Stand noch bis September 2020 rumsitzen, aber ob es bis dahin tatsächlich noch was zu tun gibt, wage ich zu bezweifeln. Ich seh mich da am Ende allein rumsitzen und Privat-Kram programmieren.