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Namloser Wetterspitze

Mittwoch, März 28, 2007

Eine lange Tour. Viele Höhenmeter und viele Kilometer. Wenn so eine Tour am Sonntag stattfindet, bestehe ich darauf, dass wir sehr früh losgehen, schliesslich muss ich am Montag um 4 aufstehen, da muss es am Sonntag Abend genügend Zeit zum Aufräumen und Packen geben. Ich rang dem besten Allgäuer von Allen, der nicht so leicht aus dem Bett kommt wie ich, deswegen eine Aufstehzeit von 5:30 ab. Wegen der Zeitumstellung (Funkwecker!) war das aber eigentlich 4:30h, was er aber erst in der Früh bemerkte ;-)

Trotzdem waren wir nicht die ersten, die kurz vor Namlos an der Abzweigung nach Fallerschein parkten. Was aber gar nicht schlecht war, denn so mussten wir (der Ralle natürlich) nicht selber spuren. Mit dem abwechselnd tiefen oder verharschten Schnee war das sicherlich kein reines Vergnügen.

Ausser uns hatten noch viele andere die Idee, auf die Wetterspitze zu gehen. Vor uns waren 3 Gruppen (3-2-4), hinter uns kamen weitere 4 Gruppen (1-2-2-8), später dann noch mehr. Der Weg das lange Tal hinter ist bis Fallerschein langweilig, weil Strasse, im Mittelteil nett, weil er auf dem Sommerweg durch einen kleinen Tobel führt und hinten dann wegen der Landschaft grossartig (aber noch immer vor allem lang).

Nach dem kleinen Tobel erwischte uns dann der Herdentrieb. Wie das so ist, wenn es eine Spur in einem relativ unbekannten Gebiet hat, dann macht man sich relativ wenige Gedanken darüber, wo der Weg eigentlich hingehört. Die Vorgänger werden es schon wissen. Und so stapften wir ziemlich gedankenlos der vorhandenen Spur nach, die ziemlich bescheuert nach links in die steile von Latschen bewachsene Flanke der Wetterspitze hinein führte (noch dazu durch diverse Lawinenschneisen, wie wir auf dem Rückweg feststellten).

Nachdem wir dann erst mal drin waren, in dem Hang, blieb wenig übrig, als der Spur weiter zu folgen. Anfangs in den halbwegs freien Hängen war das auch noch kein Problem, doch bald war nahmen die Latschen überhand, so dass es keine Ausweichmöglichkeiten mehr gab. Gelegenheit zum Spitzkehren Üben gab es haufenweise. Auch Lektionen darin, wie man sich durch Latschen zwängt.

Als wir gerade so weit waren, in der nächsten Schneise zum Bach abzufahren, besann sich auch die Spur und führte hinab zum Bach und auf das Hüttchen im Talschluss zu, wo der eigentliche Weg gewesen wäre. Ab dort stiegen wir den üblichen Weg auf, erst mal links hinauf über eine grosse Mulde zum Sattel unter dem ewig langen Gipfelhang, wo uns ein eisiger Wind erwischte. Nachdem wir unsere Jacken wieder angezogen hatten machten wir uns an die letzten 400 Höhenmeter.

Dass es der Gipfel der Namloser Wetterspitze ordentlich in sich hat, weiss jeder, der schon mal da war. Wir auch. Sobald man in den Hang eingestiegen ist, verschwindet der eigentliche Gipfel hinter der Krümmung. Der Hang steigt sehr steil an und wird nach oben hin sanft flacher. Das hat zur Folge dass man oben ständig etwas sieht, hinter dem man gleiech den Gipfel vermutet. Wenn man nach der nächsten Kehre aber wieder hoch schaut, hat man genauso viel Hang über sich wie vorher. Nur der Blick nach unten zeigt, dass man tatsächlich hinauf steigt.

Die Spaghetti vom Vortag waren bei mir kurz vor dem Sattel durchgefallen und meine Beine fühlten sich an wie Pudding, als ich langsam, langsam den Gipfelhang hinauf stieg. Aber aufgeben gilt nicht, Hauptsache Gipfel. Schritte zählend kämpfte ich mich nach oben, der arme Ralle musste immer wieder warten. Kurz vor dem Gipfel, der ohne Schnee ein grosser Blockverhau ist, rutschte ich dann mit einem Ski weg und knallte mit dem linken Knie (wenigstens nicht das operierte) mit voller Wucht auf eine im Schnee verborgene Kante. Einen Moment lang dachte ich, ich hätte mir die Kniescheibe gebrochen, aber nach ein paar Minuten konnte ich dann doch weiter gehen und hatte es geschafft!

Die Namloser Wetterspitze überragt die umstehenden Berge um einiges und so war der Rundblick von da oben einfach nur wunderbar. Endlich Winter!

Nach einer gemütlichen Pause machten wir uns an die Abfahrt. Vom Zuschauen der ersten Abfahrer hatten wir gelernt, dass es nicht weise war, dem Schnee über dem Blockverhau des Gipfels zu trauen und so trugen wir die Ski hinab zum Skidepot unterhalb des Gipfels, um sie erst dort anzuschnallen. Selbst hier oben machte sich das warme Wetter bemerkbar - der lockere Pulverschnee des Aufstiegs hatte sich bereits zu ziemlich festem nassen Schnee verdichtet.

Die ersten Kurven gingen dennoch ganz gut ... bis ich übermütig wurde und mir zuviel abverlangte. Prompt ging mir die Kraft aus, mein rechter Ski sackte ab und ich flog in hohem Bogen kopfüber in den Schnee. Das war nun ziemlich blöd. Mit dem Kopf und den Schultern steckte ich im Schnee, der rechte Ski war zwar ab, aber der linke Ski und die Stöcke betonierten meine Beine und Arme in den Schnee, so dass ich mich kaum rühren konnte. Dass mein Rucksack über meinen Kopf gerutscht war, verbesserte meine Lage auch nicht wesentlich. Abstützen in dem weichen Schnee ging auch kaum, meine Hände versanken sofort.

Es dauerte ein Weile bis ich mich aus meinem Schnee-Gefängnis befreit hatte. Der beste Allgäuer von Allen hatte nach dem ersten Schreck ziemlich lachen müssen und versicherte mir Abends nachdrücklich, dass ich einen sehr lustigen Anblick geboten hätte. Pfff! Was tut man nicht alles, um den Liebsten zu erfreuen ;-) Ein Foto davon gibt es leider nicht, weil wir die Kameras in weiser Voraussicht oben in die Rucksäcke gepackt hatten.

Je weiter wir runter kamen, umso schwerer wurde der Schnee. Ich kam mit den labberigen Tourenskiern und -Schuhen in dem Zeug nur schwer zurecht (dass jetzt beide Knie lädiert waren und schmerzten half auch nicht wirklich), doch rückblickend sahen wir, dass es anderen Leuten ganz und gar nicht so ging. Weit oben sahen wir 2 Leute locker wedelnd enge Kurven machen. Unserem Selbstbewusstsein tat es allerdings gut zu sehen, dass es abgesehen von den beiden allen Anderen so ging wie uns :-)

In Fallerschein tranken wir auf der Veranda des ersten Häuschens unseren restlichen Tee aus, nur um dann festzustellen, dass in dem morgens noch ausgestorbenen Sommerdorf inzwischen die Kneipe auf hatte (witzig finde ich, dass ich zwischen weiss, wessen Häuschen das ist :-) Die Welt ist ein Dorf.). Wir machten uns aber trotzdem gleich auf den Heimweg, denn so ein Sonntag hält immer noch ein wenig Hausarbeit bereit.

Auch wenn es vielleicht nicht so klingt: Der Tag war spitzenklasse! Und es freut uns ungemein, dass wir es nun doch endlich mal mit Skiern auf die Wetterspitze geschafft haben!

Von engel am 28.03.2007 21:33 • outdoorski

Hmmmmmmmm
Na denn gratulier ich gleich mal.

Ja, das ist schon eine tolle Tour.
Mit elendem Gipfelhang… ich habs trotzdem schon zweimal gemacht.
Das erste mal war richtig schön.
An einem 1. Mai…
In der Früh lag in Fallerschein noch genug Schnee um mit Ski zu gehen, mittags waren die Krokuse herausen. :-)))

[1] Von hawkeye am 28.03.2007 22:26

...klingt verantwortungsvoll

[2] Von Siehe URL am 29.03.2007 07:41

Ja, hawkeye, das ist eine tolle Tour. Und ich bin sicher, wir waren da nicht das letzte Mal oben :-)

Aha, einer der Spurer. Die Welt ist klein :-)
Ich zitiere mal meine Antwort aus dem verlinkten Forum:

Die Lösung wäre wohl gewesen, unten am Bach auf der linken Seite weiter aufzusteigen :-)

Das soll aber keine Beschwerde sein. Jeder ist selbst für seine Spurlage verantwortlich und niemand wird gezwungen, einer existierenden Spur zu folgen. Ich sag nur ‘Herdentrieb’, wir sind nämlich auch dem Latschen-Trial gefolgt.

Von dem Abstecher abgesehen aber herzlichen Dank für’s Spuren, war ohne schon anstrengend genug ...

[3] Von engel am 29.03.2007 13:28

Na- schade das ich verhindert war, aber ich war ja eine woche früher oben , und auserdem kenne ich da eh jede ecke !
aber das basislager - als Kneipe zu bezeichnen -:)
das ist ja stark -:)) , gut das mein schwager - und mein spetzl , die wirterolle übernehmen , die liegt mir nähmlich nicht !
aber ich mag sehr gerne , wenn sich bekannte bei mir einladen ....
also ...-:)))

Lg… einer der die wetterspitze ganz gut kennt !

[4] Von charly am 31.03.2007 02:18

Tja, Charly, dem einen sein Basislager ist der anderen ‘nur’ eine Kneipe. Beim nächsten werde ich das Hüttchen mit anderen Augen betrachten :-) Und gucken, ob wer da ist ...

[5] Von engel am 02.04.2007 08:20
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