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Schneck

Mittwoch, August 08, 2007

Neben dem ganzen Umzug-Drumrum wäre mir doch beinahe die Wochenend-Tour durch die Finger gerutscht. Das darf natürlich nicht sein, denn wir waren auf dem Schneck. Wem das jetzt nichts sagt, dem sei gesagt, dass der Schneck ein typischer Allgäuer Grasberg ist, von fast allen Seiten nahezu senkrecht und an der dritten mehr oder weniger überhängend und von beeindruckender Gestalt. Wenn man an die Besteigung des Schneck denkt, ist da immer ein kleiner Schauder dabei - auch wenn man wie wir über die Normalroute hinauf will.

Um den geldgierigen Hintersteinern nicht schon wieder viele Parkmünzen in den Rachen schmeissen zu müssen, parkten wir in Hindelang und packten die Bikes aus. Will man Berge im oder am Allgäuer Hauptkamm besteigen, dann ist ein Rad in jedem Fall von Vorteil, sonst ist der Weg zum Berg gar so lang. Auf die 10 Kilometer mehr von Hindelang zum Hintersteiner Parkplatz kommt es dann auch nicht mehr an, die sind eh mehr oder weniger flach.

Die anderen 10 Kilometer, von Hinterstein über das Giebelhaus zur Pointhütte und wegen des neuen Weges sogar noch ein Stück darüber hinaus steigen dann ein wenig an, nicht viel, gerade so, dass man halbwegs gemütlich radeln kann. Unser Problem an diesem Sonntag Morgen hatte eher mit dem nicht-vorhandenen Sommer zu tun - es war saukalt. Wir bereuten bitter, keine Handschuhe mitgenommen zu haben!

Durch das ganze enge Ostrachtal erreichte uns kein einziger Sonnenstrahl. Erst als wir uns der Pointhütte näherten, sahen Wir die Sonne und bald erreichte sie uns auch. Und wir erhaschten den ersten Blick auf unser Ziel:

Nach 20 Kilometern und 500 Höhenmetern stellten wir die Bikes an der Strasse ab und machten uns zu Fuss auf den Weiterweg. Hierher lohnt sich Radeln!

Der Weg aus dem Ostrachtal zum Himmeleck (von wo man auch auf den Grossen Wilden losgeht) ist idyllisch und bietet tolle Blicke über die wilden Verwerfungen der Berge gegenüber (im Hintergrund der Hochvogel, den Kamm vorne dran müsste ich nachgucken).

Auf dem Weg zum Himmeleck kann man die wüste Gestalt des Schneck gut betrachten und man kann auch genau sehen, wo man hoch geht, nämlich genau über den Rücken. Schaut gar nicht so wild aus, wenn man nicht weiss, wie schmal der Grat ist ;-)

Vom Himmeleck aus sieht man dann gar nichts mehr vom wilden Schneck und man steigt zwar recht steil aber unschwer zum sanften grünen Vorgipfel des Schneck auf. Dort oben ist ein Gedenktäfelchen für 2 Bergsteiger, junge Burschen, die 1936 am Rädlergrat verunglückt sind. Beim Blick den Rädlergrat hinunter kann man nur schaudern. Der Grat ist scharf, steil, schrofig - und voller Gras, wie alles hier.

Vom Vorgipfel führt ein ausgesetzter Grat binüber zum Hauptgipfel. ‘I’ steht im Führer, also ‘unschwierige Kletterei’. Mag wohl sein, aber auf den ersten Blick ist der Grat sehr sehr unheimlich, weil es auf beiden Seiten geradeaus und tief nach unten geht. Besondes links ist ‘cool’, da geht es 800 Meter geradeaus runter direkt ins Oytal.

Wir machen uns auf den Weg. Der erste Teil des Grates ist einfach, da geht es nach oben, man braucht die Hände und die Füsse auf grossen Tritten und Griffen. Dann wird es waagerecht. Man kann entweder freihändig auf dem 20-30 cm breiten Grat laufen oder irgendwie rüber krabbeln. Wir probieren beides. Stellenweise bieten sich rechts vom Grat etwa einen Meter unterhalb kleine Tritten zum Queren an, aber immer wieder muss man irgendwie ganz oben drüber. Glücklicherweise ist der Weg nicht weit. etwa 20-25 Meter.

Wir bleiben nicht lang am Gipfel, einen langen Rundblick, den obligatorischen Eintrag ins Gipfelbuch, dann gehen wir wieder zurück. Brotzeit machen wir lieber auf dem sanften Vorgipfel, da haben wir Ruhe und Musse um die grandiose Umgebung zu geniessen. Nach einer angemessenen Pause steigen wir auf demselben Weg ab.

Auf dem Weg vom Himmeleck zum Schneck quert man eine Murmeltier-Kolonie. Die Tiere sind daran gewöhnt, dass immer wieder Leute zwischen ihren Bauten herum laufen. Sie sind zwar nicht direkt zutraulich, aber sie beobachten uns lang genug, um ein paar davon in aller Ruhe ‘abschiessen’ zu können.

Nach knapp 2 Stunden sind wir wieder bei den Bikes. Ich bin den ganzen Weg ohne Stöcke und ohne Gummiknie abgestiegen. Obwohl wir recht schnell gingen, hab ich keine Probleme mit dem Knie. Yeah! Sieht so aus, als würde das doch endlich wieder was :-)

Wir lassen die Räder zum Giebelhaus rollen, wo es den wohlverdienten Kaffee und Kuchen mit Radler gibt. Die 15 Kilometer zurück nach Hindelang ziehen sich dann ziemlich, aber da es fast nur bergab geht und inzwischen auch im Ostrachtal angenehme Temperaturen herrschen, ist die Abfahrt ziemlich gemütlich.

So, nun haben wir den Schneck auch ‘in der Tasche’. Für mich, die ich von meinem Daddy sowas wie absolute Schwindelfreiheit geerbt habe, war das nicht allzu schwierig. Für den besten Allgäuer von Allen, der sich bei senkrechten Wänden sehr konzentrieren muss, damit ihm nicht schwindelig wird, und der zwischendrin warten musste, bis sich seine Sicht wieder geklärt hatte, war es schon um einiges schwerer. Klasse!

Von engel am 08.08.2007 22:33 • outdoorberg

Oh weia, das wäre keine Tour für mich. Ich arbeite zwar an meiner Höhenangst, aber da wäre ich nicht mal auf allen Vieren rübergekrabbelt. Aber die Aussicht ist ja superklasse!

[1] Von Ilona am 09.08.2007 05:57

Es ist wirklich eine ganz eigene Erfahrung, Ilona, und ich kann jede(n) verstehen, der sich das ungesichert nicht zutraut. Immerhin endet bei sowas jeder Fehltritt zuverlässig tödlich.
Bei dem Pärchen nach uns streikte das Mädel, nachdem sie ganz locker den Grat hinaufgeturnt war, bei der waagerechten Querung. Das hat dann nochmal eine ganz andere Qualität von Ausgesetztheit ;-)

[2] Von engel am 09.08.2007 09:26

Ui, das sieht ja wirklich klasse aus ! Ich habe zwar keinerlei Höhenangst, aber mit der Trittsicherheit hapert’s doch hier und da. Dann muss ich halt langsam machen. Müsste gucken, ob ich das da schaffen würde.
Nettes Bild vom Murmeltier. Bei mir hatte es ja jetzt 2 Jahre gedauert, bis ich mal eins erwischt. Im Walsertal sind die anscheinend sehr scheu.

[3] Von Petra am 09.08.2007 12:38

Ohne Dir auf die Füsse treten zu wollen, Petra, aber das sollten wirklich nur Leute machen, die tatsächlich freihändig in 200 Metern Höhe auf einem 30cm breiten unebenen Grat laufen können. Kein Witz. Die Alternative wäre sich anseilen und sichern.

Das soll Dich nicht davon abhalten, beim nächsten Allgäu-Aufenthalt zum Himmeleck und auf den grünen Schneck-Vorgipfel zu wandern. Die Gegend ist *wunderbar*. Allein die Aussicht auf die Höfats von da oben (besonders zur Zeit, wo alles so super-super-grün ist) ist die Anstrengung wert :-)))
Hmmm. Dabei fällt mir auf, dass ich den genialen Höfatsblick gar nicht hier reingepatscht habe. Schade.

[4] Von engel am 09.08.2007 14:15

Habe Deinen Toureneintrag auch schon vermisst. Der Schneck ist schon etwas sehr Besonderes :-)

Welch ein Glück dass Du die Schwindelfreiheit von Deinem Daddy geerbt hast. Meine 2 Brüder haben das auch von unserem Daddy geerbt - nur ausgerechnet ich habe das Gegenteil von meiner Mama geerbt. Gut dass man daran arbeiten kann, aber wirklich schwindelfrei schaffe ich wohl leider nicht ...

[5] Von Steepe am 09.08.2007 15:45

Danke für den Tipp mit dem Himmeleck :-)

[6] Von Petra am 09.08.2007 18:13

Ja, das ist er, Steepe. Alle Bergtouren sind schön, aber die war eine von den extrigen.
So ähnlich wie Dir geht es dem Ralle auch. So lange er etwas hat, das er mit den Händen greifen kann, ist alles OK, wenn die aber frei sind, dann wird es schwierig. Kann man aber trainieren, sagt er auch.

Bitte Petra :-)
Schau Dir das aber mal auf der Karte an, in die Gegend ist es von jeder Seite aus weit (deswegen bietet sich da ja Radeln so sehr an).

[7] Von engel am 09.08.2007 19:41
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