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Zugspitze übers Höllental

Samstag, August 29, 2009

Es ist zwar fast nicht zu glauben, aber wir waren obwohl wir so viel bergsteigen tatsächlich noch nie auf der Zugspitze. Das muss geändert werden, dachte der beste Allgäuer von Allen und schlug zu meinem grössten Erstaunen eine Abfahrt mit der Seilbahn vor. Bisher stand nämlich die Zugspitze nur als Eintages-Tour rauf und runter per pedes zur Debatte und das traue ich mir und meinem Knie einfach nicht zu. Aber so: Ja, bitte!

Am Montag hüpften wir also fröhlich um 3:00h aus dem Bett und frühstückten, um um 4:00h nach Hammersbach zu starten (lies: wir krabbelten hundsmüde ins Esszimmer und versuchten Müsli zu essen). Der Plan war, um 6:00h in Hammersbach zu starten, um auf jeden Fall die Seilbahn noch zu schaffen. Soll ja lang und anstrengend sein, die Tour durchs Höllental, 8-10 Stunden steht allüberall.


Im ersten Licht auf dem Weg zur Hölltalklamm


Blick über Garmisch

Tatsächlich starteten wir um Dreiviertel sechs mit erstaunlich vielen anderen, die aber dann offensichtlich einen anderen Weg nahmen als wir, denn auf dem Klammweg waren wir völlig allein.


Der Stangensteig

Auch als wir den Stangensteig durch die Wand über der Hölltal-Klamm nahmen (in der Annahme, dass die Klamm selber geschlossen sei), waren wir allein. So allein, dass sämtliche Spinnennetze über dem Steig noch intakt waren. Was vermutlich bedeutet, dass man ausserhalb der Öffnungszeiten einfach durch die Klamm durchgehen kann. Nungut, wir machten also um die 100 Höhenmeter extra, man gönnt sich ja sonst nichts ;-)


Blick von der Brücke in die Klamm


Der erste Blick übers Hölltal bis hinauf zur Zugspitze

Nach der Klamm führen beide Steige wieder zusammen und wir sahen die ersten Menschen, die offensichtlich ebenfalls von Hammersbach aufgestiegen waren. Bald danach erreichten wir die Hölltalangerhütte, wo ein grosses Schild verkündete, dass die Zugspitze nur mit Steigeisen machbar sei. Wir zählen unsere Grödel zu den Steigeisen und stapften erwartungsvoll weiter. Der Blick aus dem Tal auf die Zugspitze war wirklich grossartig.


Die Hölltalangerhütte

Kurz nach der Hütte kamen wir in die Sonne und es wurde sehr schnell sehr heiss. Vor uns waren inzwischen viele Menschen, an denen man ganz gut erkennen konnte, wo der Steig durch die steile Wand vor uns führte. Allerdings verteilten sich die Leute ganz gut über den Steig, Stau war nirgends zu erkennen.


Ralle in der Leiter


In der Leiter

Unter der ‘Leiter’ legten wir das Klettersteig-Zeugs an und stiegen ein. Nach etwa 20 Höhenmetern glatter Wand folgt eine kurze Querung in einfachem Fels, dann erreicht man das ‘Brett’, wo es eine glatte Wand über einem Abbruch auf einer Reihe Eisenstifte zu queren gilt. Das ist zwar einigermassen ausgesetzt, aber nicht weiter schwierig, was den besten Allgäuer von Allen, der sowohl von Leiter als auch Brett eine völlig andere Vorstellung hatte, ein wenig enttäuschte.


Ralle im Brett


Im Brett

Danach waren die Schwierigkeiten erst mal vorbei. Man musste noch ein paar Mal über den einen oder den anderen Absatz krabbeln, der Rest war Gehgelände. Ich fand die Kletterei um einiges anstrengender als das normale Laufen und forderte bald eine Pause ein, die wir auf dem ‘Grünen Buckel’ machten, zufällig mehr oder weniger dem letzten Stück Gras vor den endlosen Geröllfeldern unter dem Gletscher.

Wir waren sehr gut in der Zeit, mehr als die Hälfte der Höhenmeter und etwa 2/3 der Wegstrecke in 4 1/2 Stunden, da konnte die Pause dann auch ein bisserl länger ausfallen.


Blick hinab ins Hölltal

Kurz nach der Pause erreichten wir die Geröllfelder, wo dann wie üblich jeder Schritt nach vorn einen halben zurück bedeutete, was ziemlich anstrengend war. Meine 2 1/2 Liter Getränk nahmen besorgniserregend schnell ab.


Vor dem Gletscher

Am Gletscher legten wir die Grödel an. Wäre nicht unbedingt nötig gewesen, denn in der aperen Flanke, über die das Schmelzwasser in Strömen lief, hatten die vielen Steig-Begeher schon eine richtige Treppe getreten. Die Grödel reichten unter diesen Bedingungen auf jeden Fall völlig aus.


Wir nähern uns dem Einstieg

Der übergang vom Gletscher in den oberen Klettersteig war wie beschrieben die schwierigste Stelle. Glücklicherweise hatte der Gletscher direkt unter dem verlegten Einstieg (die Klammern des originalen Einstiegs sind vermutlich nur noch im Frühjar zu erreichen) eine Nase ausgebildet, so dass man ganz bequem an den Fels kam.


Der Einstieg von oben

Der war ein bisserl glatt und steil mit nach unten geschichteten Tritten. Die meisten hangelten sich am Stahlseil hinauf, wenn man seinen Stiefeln aber vertraute, konnte man die 4 Meter ganz normal hinauf steigen. Kurz drauf war noch eine ausgesetzte Querung zu überwinden, später folgten noch 3 kleinere Aufschwünge, sonst folgt der Steig grösstenteils ganz gut gangbaren Bändern durch die Wand und ist nicht weiter schwierig.


Ralle im Klettersteig

Was er aber ist, ist anstrengend, hauptsächlich wegen der Länge. Am Gipfelkreuz hatten wir laut bereinigtem GPS-Track 15 Kilometer und 2300 Höhenmeter zurück gelegt. In ziemlich genau 8 Stunden.


Im Klettersteig

Der Rummel am Gipfel erschlug uns fast, dabei waren wir den ganzen Tag nicht allein gewesen. Es war ernsthaft schwierig, bis zum frisch vergoldeten Kreuz zu gelangen, weil sich ein paar der Seilbahn-Touristen auf dem zugegeben recht ausgesetzten Gipfelfelsen so fürchteten, dass sie fast schon sauer auf unsere (frei gegangenen) Überholmanöver reagierten.


Das frisch vergoldete Gipfelkreuz

Am Gipfel gönnten wir uns eine erstaunlich gute Bratwurst am ‘Höchsten Bratwurst-Stand Deutschlands’ und ein Almdudler von der ‘Höchsten Kaiserschmarrn-Braterei Deutschlands’. Beides deswegen, weil überall sonst endlose Schlangen standen. War aber beides gut.


Gipfelrummel

Und wir gönnten uns die versprochene Bahnfahrt :-) Allerdings ist die Zahnradbahn so langsam, dass wir bis zum Eibsee wohl besser mit der Seilbahn gefahren wären ;-) Dann hätten wir aber nicht die Mondlandschaft des Zugspitzplatts geniessen können. Das, was Gletscher zurücklassen, ist selten schön, das Platt aber gewinnt fast einen Preis an Hässlichkeit.


Mondlandschaft

Alles in Allem ein sehr schöner Zustieg auf einen oben leider sehr überlaufenen Gipfel. Am Wochenende kann man sich das Unternehmen vermutlich schenken, ich bin ziemlich sicher, dass es da dann furchtbar Stau hat. Die ersten Blicke auf den Jubi-Grat sahen von unten ganz ansprechend von oben eher abschreckend (sah nach Geröll-Hatscher aus) aus. Schaumermal.

Von engel am 29.08.2009 17:07 • outdoorberg
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