Die Bikerunde vom Wochenende war vielleicht doch ein wenig viel gewesen? Ich schlief nicht gut, weil mich das Knie plagte, und als ich um 3 dann nahezu endgültig war war, fuhr ich halt nach München und schlief da nochmal eine Stunde. Das Knie war weder heiss noch geschwollen (es ist generell dicker als das andere, seit Jahren schon), aber es motzte. Nach dem Frühstück nahm ich dann doch eine Ibu.
Um 8 war Termin beim Operateur und ich hatte befürchtet, er würde schimpfen, weil ich das Bein ja noch immer nicht vollständig strecken kann. Aber er war recht zufrieden. Er meinte sogar, die volle Streckung würde ich möglicherweise nie erreichen bei der Vorgeschichte (ich habe fest vor, das hinzukriegen!). Mit der Beugung war er sehr zufrieden und da würde vielleicht noch ein bisserl gehen, aber nicht viel. Ich soll in einem Jahr nochmal kommen.
Auf meine Fragen, was ich denn jetzt darf und wieviel ich darf, kamen leider keine klaren Ansagen. Einerseits: ‘Die Prothese ist fest, Sie dürfen alles.’ und andererseits: ‘Sie mussen da schon vorsichtig sein. Das ist Metall da drin, das kann ermüden. Also nicht übertreiben.’ Ja, was denn nun?
Mir ist schon klar, dass man keine verbindlichen Aussagen machen kann, was ein Patient mit so einer Prothese am Ende tatsächlich machen kann oder auch nicht. Aber so ein bisserl mehr ‘Guideline’ hätte ich mir schon gewünscht. Natürlich hängt es ganz stark auch davon ab, wieviel und welche Prothese da drin ist, um eine Aussage zu Belastung und Möglichkeiten zu machen.
Ich stehe also weiterhin relativ allein auf weiter Flur und muss halt rumtesten. Vorsichtig natürlich und in kleinen Schritten, das versteht sich von selbst. Ich nehme an, das bedeutet, dass ich noch eine ganze Weile lang nicht durchschlafen werde, weil das Knie nachts rummotzen wird. Tagsüber ist es inzwischen meistens so OK, dass ich total vergesse, dass da was ist. Ausser ich übe gerade Streckung oder stehe auf.
Er testete auch das Spiel der Prothese, also das was ich als ‘Nackeln’ wahr nehme. Offensichtlich ist auch da alles, wie es sein soll.
Nachgelesen:
Titan hält weniger aus als Stahl (mehr Abrieb, weniger Festigkeit). Das finde ich jetzt sehr ungünstig, denn ich habe Titan im Knie, weil ich eine blöde Nickel-Allergie habe. Das hätte ich ja auch nicht gedacht, dass mich diese Pipfax-Allergie mal in den Hintern beissen würde. Inwiefern das relevant ist, ist schwer zu sagen, aber das heisst, dass ich noch mehr drauf achten muss, alles mit Muskeln zu machen und nicht das Gelenk arbeiten zu lassen.
Schon auf dem Weg zum Doc hatte es geregnet. Auf dem Weiterweg ins Büro regnete es noch mehr und als ich mich am Nachmittag auf den Heimweg machte, schüttete es wie aus Giesskannen. Ich kam ein wenig durchgeweicht am Fitness Center an. Die Sportklamotten im Rucksack waren aber noch trocken :-)
Ich ging 30 Minuten auf dem Crosstrainer. Schön langsam und meistens schön sauber (zwischendurch verlor ich mich in meinem Hörbuch, da ließ das mit dem sauber vermutlich etwas nach) und es kamen 2,5 Kilometer dabei raus. Dem Knie ging es dabei, selbst wenn ich wirklich auf die Streckung achtete, sehr gut. Genau gemommen geht der Crosstainer viel besser als ‘richtig’ laufen, das war immer schon so (soll heissen: auch vor der OP). Damit kann ich weiter machen, denke ich, und langsam die Schnelligkeit und die Länge steigern.
Danach trainierte ich noch ein wenig an Geräten und beschränkte mich wieder nur auf Bein-Training, weil das halt gerade das Allerwichtigste ist. Bislang bin ich noch beim geringsten Gewicht, ich versuchte aber, den Bewegungsumfang bei Beinstrecker und Beinbeuger zu steigern. Beides ist noch schwierig. Ohne Last sind beide Bewegungen gut möglich, allerdings bisher nur langsam und mit Konzentration, sonst ‘zwickt’ es irgendwo (meistens in der Kniekehle).
Ich radelte im Gewitterregen nach Hause und kam da total durchgeweicht an. Nachdem ich trockene Klamotten angezogen hatte, wurde mir auch wieder warm. Ich ging früh schlafen.