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Biberkopf Südwand

Sonntag, August 10, 2008

In den Forums der SAN war ein kurzer Bericht über eine Klettertour am Biberkopf, die mich sofort ansprach:

Den Gipfel haben wir natürlich erreicht. Über die Südwand, NLA jauchzte ob der wunderbaren und sehr luftigen Kletterei (6 Seillängen fast durchgängig III+ mit leichten Ausrutschern nach oben) im erstaunlich festen Fels.

Das ist genau das was, wir grad üben wollen, IIIer Kletterei. Und fester Fels ist ja eh die Empfehlung schlechthin. Für meine Nerven gibt es nichts Schlimmeres als bröckeliges Zeugs unter Händen und Füssen. Ich wollte also da hin, der beste Allgäuer von Allen meinte nur ‘OK.’, weil er Vorschläge von mir sowieso so gut wie immer für gut befindet. Die Hochtouren in den Berner Alpen waren wegen des Wetters ja gekippt, so hatten wir Zeit für’s Lechtal. 2 Tage, genau so lange sollte es nämlich schön bleiben. Allerdings hatten wir vor, uns ein Zimmer zu nehmen, der Kangoo-Umbau ist noch nicht ganz fertig.


In Lechleiten beginnt der Weg zum Biberkopf

Am Sonntag starteten wir also in das hinterste Eck des Lechtals, Lechleiten, um dem Biberkopf südseitig auf Haupt zu steigen. Mit im Gepäck ein Foto mit der eingezeichneten Route und ein Topo auf dem die ‘klassische Südwand’ ebenfalls zu sehen war, beides von freundlichen SAN-Menschen zur Verfügung gestellt. War auch gut so, denn sonst hätten wir diese Südwand-Route niemals nie nicht gefunden.


Bei der Hundskopfhütte

Der Zustieg war erst ziemlich schmierig (nasse Erde, Steine und Wurzeln dank des Samstag-Regens), dann ziemlich anstrengend (weil steil und weglos). Immer wieder verglichen wir das Foto und das Topo mit dem Berg vor uns, doch erst als die Sonne so richtig in die Wand fiel, war endlich klar wo es entlang gehen sollte.


Die Südwand. Wo war da nochmal die Route?

Anfangs glaubten wir noch beinahe, erst halb um den Berg herum zu müssen, um den Einstieg zu finden, denn die wirklich markante Schlucht in der Wand war auf dem Nachmittagsbild nicht mehr zu erkennen. Als dann mit der Zeit aber mehr Licht in die Wand fiel, wurde unsere Route endlich klar.


In schönem festen Fels verstiegen.

Auf dem Weg zum Einstieg verstieg sich der beste Allgäuer von Allen dann sogar, weil er so viel Freude an dem schönen festen Fels hatte, schliesslich landeten wir aber wohlbehalten am oberen Ende eines kleinen Schuttkars und zogen uns um. Den ersten Stand bastelten wir noch gemeinsam, dann stieg der Ralle vor.


Blick vom Einstieg zum ersten Stand

Unten war der Weg noch relativ einfach zu finden (alte Haken fanden wir allerdings keine), als wir an die Kante kamen, entlang der theoretisch der weitere Aufstieg erfolgen sollte, wurden wir unsicher. Aussen oder Innen? Beides schien möglich und beides schien schwerer als die III, die in der Beschreibung und im Topo angegeben war. Immerhin war es aber kletterbar und zurück wollten und konnten wir eh nicht. The only way is up.


In der ersten Seillänge

Nachdem er ‘aussen’ angefangen hatte, wechselte der Ralle dann doch nach ‘innen’, wobei der Übergang eigentlich am schwierigsten war. Im Nachstieg ist eh alles einfacher, man muss weder die Route suchen noch meterhohe Stürze in Kauf nehmen, ich folgte ganz einfach. Dafür erwischte ich kurz unter dem dritten Stand einen Griff, der zunächst ganz fest schien (natürlich hab ich vorher dran gewackelt), der jedoch bei Belastung dann doch ausbrach. Da meine Füsse gerade keinen festen Tritt hatten, rutschte ich einen knappen halben Meter ab, bevor ich mich abfangen konnte. Das treibt den Adrenalin-Spiegel dann trotz der Sicherung von oben ganz schön in die Höhe.


Am Standplatz vor der vierten Seillänge

Als der Ralle dann endlich mal auf einen Haken traf, waren wir ziemlich erleichtert. Von unten war dennoch nicht zu erkennen, wo genau es weiter gehen sollte. Nach der dritten Seillänge diskutierten wir eine Weile und entschieden uns dann für einen Riss ein paar Meter in der Wand und nicht für die Kante. Der Ralle stieg weiter und fand nach 15 Metern einen Haken und einen Ring, die einen perfekten Stand abgaben. Wir verlegten unseren Stand nach oben, in der Hoffnung, damit nun wirklich in der Route zu sein.


Die vierte Seillänge von oben

Waren wir. Je weiter der beste Allgäuer von Allen nach oben kam, umso klarer wurde, dass der Riss tatsächlich die richtige Wahl war. An allen wichtigen Stellen steckten Haken, so dass er nicht mühsam Zwischensicherungen basteln musste. Allerdings war unser Seil dann doch ganz schön knapp, obwohl es ein 50m-Seil ist, je näher der Ralle dem Ausstieg kam, umso weniger Seil blieb übrig.


In der vierten Seillänge: Ralle am Standplatz

Meine Hinweise (noch 10 Meter, noch 5 Meter, noch 2 Meter), hörte er zwar, aber es gab keine Gelegenheit für einen Stand. Mit einem knappen halben Meter Seil-Reserve stieg er schiesslich oben aus der Wand. Ich löste meinen Seilknoten (ich war mit einer Bandschlinge am Stand gesichert), um ihm ein wenig Bewegungsfreiheit zum Standbauen zu geben. Das war knapp!


Blick vom Standplatz über der vierten Seilänge zum Einstieg und Zustieg

Diese vierte Seillänge (oder viereinhalbte, wir hatten ja den Stand verlegt) war zwar nominell die schwerste, aber sie machte den meisten Spass. Erstens waren wir endlich sicher, in der richtigen Route zu sein und zweitens was der Fels wunderbar fest, die Kletterschuhe klebten sich förmlich an den Fels und sowohl Tritte als auch Griffe waren an den richtigen Stellen. Alles in Allem einfach nur ein Genuss :-)

Wir befanden uns auf einem gerölligen Absatz, an dem es endlich mal Gelegenheit zum Sitzen, Strecken und andere wichtige Nebensächlichkeiten gab. Noch zwei Seillängen laut Topo. Wir stapften mit dem Seil in den Armen ein paar Meter weiter hinauf und machten uns an die letzten Klettermeter. Die erste der beiden verbleibenden Seillängen hatte was von Spazierengehen auf sanft geneigtem Fels ;-)


Ralle in der fünften Seillänge (Spazierenklettern)

Die letzte Seilänge war angeblich die schwerste, doch das kurze Stück Gratkletterei beinhaltete lediglich einen grossen Schritt über viel Luft, sonst war es keineswegs schwierig, danach war die eigentliche Kletterei zu Ende.


‘Zusatz-Seillänge’ zum Gipfel

Wir stiegen als siebte Seillänge noch dem Grat folgend zum Gipfel, was ein bisserl ausgesetzt aber nicht weiter schwierig war, dann waren wir oben. Ganz allein :-)


Gerödel am Gipfel

Die Füsse freuten sich unbandig darüber, endlich den beengenden Schuhen zu entkommen, daher machten wir eine wirklich ausgedehnte Pause, bevor wir uns an den Abstieg machten.


Ralle im Abstieg

Im Abstieg hat man ein paar Mal einen wirklich guten Blick auf die Route, Dort kann man dann auch gut feststellen, dass das was in der Wand fast senkrecht aussieht, doch eher ‘nur’ 70 Grad sein können.


Seitenblick auf die Biberkopf Südwand

Der Spätnachmittägliche Blick auf die Wand enthüllte dann auch das Geheimnis des Routenbildes: Wenn die Sonne so schräg in die Wand fällt, ist die markante Schlucht so perfekt ausgeleuchtet, dass sie nicht zu sehen ist ;-)

Alles in Allem eine rundrum perfekte Tour, herzlichen Dank an strauchdieb für den Tipp :-)


Rückblick

Wir fuhren zurück nach Holzgau, von wo es am nächsten Tag weiter gehen sollte und bezogen ein sehr gemütliches Zimmer im Gästehaus Stobl (genau genommen war es eine Ferienwohnung, die grad noch eine Nacht frei war, das ausgezeichnete Frühstück gab es bei der Mutter der Vermieterin im Haus gegenüber). Das Essen in der Dorfstube war leider nicht ganz so gut wie erwartet, vielleicht hätten wir doch in einen der Riesenschuppen gehen sollen. Immerhin war das Essen reichlich und die Leute waren nett. Pappsatt und müde fielen wir danach ins Bett.

Von engel am 10.08.2008 11:32 • outdoorberg

Herrlich :-) Und lauter super Wetter da was?
Die Kraxelei schaut deutlich schwieriger als drei aus…  Grußl andi

[1] Von andi am 15.08.2008 16:22

Ja, Andi, an diesem einen Tag, da war wirklich super Wetter :-)

Im Führer und auf dem Topo steht bei den meisten Seillängen III oder III-, die vierte hat IV-, das stimmt schon so. Ganz oben steht IV im Topo, aber da zweifeln wir, das war leichter. Ich glaube aber, dass wir uns im unteren Bereich irgendwie verhaut haben, das war dann vielleicht IV. Wär’s mehr gewesen, hätte ich es nicht geschafft.

[2] Von engel am 16.08.2008 07:06
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