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Gemütlich ist anders ...

Montag, Februar 19, 2007

... aber interessant war es allemal ;-)

Samstag morgen packten wir bei strahlendem Frühlingswetter (‘Winter-’ traue ich mich kaum mehr zu schreiben) in aller Ruhe unsere Rucksäcke und machten uns dann auf ins Gunzesrieder Tal, wo wir um kurz nach eins ankamen. Wie nicht anders zu erwarten war es prügelwarm. Anders als wir erwartet hatten aber gab es dort tatsächlich Schnee, auch wenn der am ersten Hang noch sehr mager aussah.

Nachdem wir diesen ersten Hang hinter uns hatten, erwartete uns tatsächlich eine geschlossene Schneedecke, erstaunlicherweise noch immer hart gefroren. Eigentlich hatten wir die Minis nur für den Fall der Fälle und weil sie nicht mehr viel Unterschied machten, an die grossen Rucksäcke geschnallt. Dass sie nun verwendbar waren und uns den Aufstieg erleichterten, war angesichts der erheblichen Last auf unseren Rücken sehr positiv.

Der kurze Anstieg aufs Rangiswanger Horn war um einiges anstrengender als wir gedacht hatten. Nach guten 2 Stunden waren wir am Gipfel. Die extrem wechselnden Bedingungen, nasser Sulzschnee und noch immer eisiger Pulverschnee, hatten uns viel ‘Freude’ mit stollenden Fellen bereitet. Oben am Gipfel bot sich uns ein wunderbarer Blick übers Illertal und es wurde sehr deutlich, dass die Oberbayern den Allgäuern wettermässig einiges voraus hatten. Bei uns war es schön, aber diesig, drüben im Osten war wie abgeschnitten strahlend blauer Himmel.

Nach einer gebührenden Pause, in der wir verschiedene Optionen für das weitere Vorgehen diskutierten, fuhren wir um kurz nach vier Uhr in die Mulde zwischen Rangiswanger Horn und Grossem Ochsenkopf ab. Die Abfahrt war teilweise wunderbar (etwa 10 Zentimeter Pulver auf hartem Firn) teilweise grässlich (Sulz auf Bruchharsch). Besonders die Stellen, wo wir einbrachen, waren mit den 25-Kilo-Rucksäcken und dem halben Meter Mini-Ski unter Bergstiefeln kaum fahrbar. Wir legten uns beide mehrere Mal höchst unelegant in den Schnee.

Schliesslich kamen wir aber doch bei der Ochsen-Alpe (die heisst möglicherweise auch anders) an und beguckten uns die Lage. Viel Zeit blieb uns nicht mehr bis es dunkel wurde. Es dämmerte schon. Nach einiger Diskussion und mit Hilfe einer vorsorglich mitgebrachten Paketschnur schliesslich hatten wir genau mit der Dunkelheit das Zelt aufgestellt.

Wie man ein Zelt, das nur über eine Mittelstange verfügt (also nicht ‘von allein’ stehen kann) im Schnee aufstellen kann, war uns vorher nicht ganz klar gewesen. Im Sulz hätten wir aus den Heringen kleine T-Anker machen können, wäre der Firn nicht nur oberflächlich gewesen sondern tief, hätten wir vielleicht die Heringe im Schnee verankern können, so aber hielten unsere Heringe weder in der viel zu dünnen Firnschicht noch im lockeren Pulver darunter. Wir gruben schliesslich Löcher bis zum Grund (etwa 30cm tief) und schlugen die Heringe in den Boden darunter, in der Hoffnung, dass sie über Nacht nicht unverrückbar einfrieren mögen. Hier kam die Paketschnur zum Einsatz, ohne die wir Zelt und Heringe nicht hätten verbinden können. Natürlich fand der Handwerker die Lösung, nicht die Ingenieurin, Theorie und Praxis, Ihr wisst schon ...

Nachdem wir unsere leichten Trekkingmatten auf den Schnee gelegt hatten (also ins Zelt, aber der Boden unseres Sommerzeltes ist nur ein dünne Plane) und die Schlafsäcke darin ausgebreitet hatten, machten wir uns daran, das Abendessen zuzubereiten. Erbseneintopf mit Wienerle, dazu eine Zwiebel-Seele, danach Glühwein, um noch irgendwie ein wenig Zeit totschlagen zu können. Wie versprochen hier übrigens ein Bild der coolen Eisbär-Mütze mit dem Fell obendrauf in Aktion. Sehr warm und angenehm die Mütze übrigens :-)

Der Platz an der Alpe war gut gewählt, da es einerseits fliessendes Wasser gab (Schnee schmelzen ist verdammt unergiebig und langwierig) und andererseits Sitzgelegenheiten in Form von hölzernen Hackblöcken. Wir schafften es, uns die Zeit ohne allzu sehr zu frieren bis etwa 21.00h zu vertreiben.

An sich war es sehr schön und friedlich vor der Hütte. Sobald wir die Stirnlampen ausgemacht hatten und nur noch unsere ‘Kerzenlaterne’ (ein Teelicht im Glas) brannte, spannte sich über uns ein genialer Sternenhimmel, der ausreichend Stoff zum Gucken und Diskutieren bot. Auffallend ist die massive Überflugfrequenz von Jets über dem Allgäu. Mir scheint, bei uns ist ein Flugverkehr-Knotenpunkt.

So richtig fror keiner von uns, unsere Ausrüstung war den paar Minusgraden vor der Hütte leicht gewachsen. Einzig die Füsse wurden kalt und kälter, denn Bergstiefel sind für’s Laufen gemacht, nicht für’s Rumsitzen.

Als der letzte Rest Glühwein weg war (Jaja, eigentlich ist Glühwein, also Alkohol, ganz und gar falsch für Kälte, Gefäss-Erweiterung und absinkende Kerntemperatur und so, aber so ein bisserl Gemütlichkeit sollte doch sein.), liessen wir vor der Hütte alles stehen und liegen und begaben uns ins Zelt. Von den kalten Füssen abgesehen, war es zunächst ganz angenehm im Schlafsack. Nur mit der Weile wurde es kühl von unten, so dass man die Stellung wechseln musste. So wurde die Nacht in viele kleine Abschnitte geteilt, wo man sich immer wieder umdrehen musste.

Dass man beim Schlafsack die Kopföffnung so weit zu machen kann, dass nur die Nase rausguckt (die Dinger heissen nicht umsonst ‘Mumien-SChlafsack’), lernte ich im Lauf der Nacht. Auch dass Füsse, wenn sie erst mal kalt sind, sowo einfach nicht mehr warm werden. Von der Sache mit der Kühle von unten aber abgesehen, war es mir annehmbar warm. Mein Daunen-Schlafsack ist also wintertauglich. Dem besten Allgäuer von Allen ging es weniger gut. Ihm wurde erst halbwegs warm,. als er sich im Schlafsack seine Daunenweste anzog und kalte Füsse hatte er auch. Sein Microfill-Schlafsack taugt trotz vergleichbarer Randwerte also im Winter nichts. Daunen sind überhaupt genial, wiegen nichts, lassen sich winzig klein zusammen knüllen und wärmen geradezu unglaublich. Nur nass dürfen sie nicht werden.

In der Früh hatten wir erst mal Probleme den Kocher in Gang zu bringen. Bei Minus-Graden verweigern handelsübliche Gasfeuerzeuge den Dienst, wenn man sie nicht vorher ordentlich anwärmt. Dass unser Trangia-Kocher bei Kälte nicht allzu gut ist, wussten wir schon. Wir wärmten erst den Kocher selber, dann zündeten wir den Spiritus darin an. Es gab viel Kaffee und Tee für die Fortsetzung der Tour.

Während wir frühstückten und unseren Kram zusammenräumten (Oh Wunder, alle Heringe liessen sich bergen) und in die Rucksäcke stopften, hob um uns herum ein strahlender Wintertag mit Kaiserwetter an. Tief unten in unserer Mulde bekamen wir zunächst nicht allzu viel davon mit, doch bald schon leuchteten rund um uns rum alle Gifel und unser nächstes Ziel, der Grosse Ochsenkopf lachte uns an. Von der Nacht hatten wir beide noch immer eiskalte Füsse, so dass wir uns richtig darauf freuten die paar Höhenmeter zum Gipfel und in die Sonne zurück zu legen.

Meine Füsse waren schon beim Aufstieg wieder warm geworden. Als wir den Gipfel erreichten war es mir sogar schon wieder so heiss, dass ich mich sämtlicher Unterschichten entledigen musste. Ralles Füsse waren wohl um einiges kälter geworden, denn er hatte trotz des einstündigen Aufstiegs noch immer eiskalte Füsse. Am Gipfel war es warm mit wunderschöner Aussicht und wir waren ganz allein dort oben. Wir liessen uns viel Zeit mit dem zweiten Frühstück und Ralle konnte mit Massieren und Besonnen lassen wieder Leben in seine Füsse bekommen.

Als die ersten Skitourer auftauchten, machten wir uns vom Gipfel. Vom Grossen Ochsenkopf wandten wir uns nach Süden und dann nach Westen hinunter zur Printschen-Hütte zwischen Ochsenkopf und Dreifahnenkopf. Wider Erwarten (schliesslich war das Abfahren gestern ziemlich katastrophal) war die Abfahrt zum grössten wunderbar, Pulver auf Firn, genial!

Erst als wir unten im Ostertal waren, wurde das Abfahren beschwerlich, weil wir abwechselnd entweder einbrachen oder der Schnee ohne Auflage beinhart in Hubbel und Knubbel gefroren war. Spätesten beim Abfahren in der Auto-Spur auf der Ostertal-Strasse hatte der Spass ein Loch, diese Aktion war nur noch anstrengend. Da es aber um einiges schneller ging als denselben Weg zu laufen hielten wir bis zum allerletzten Stückchen Schnee(-Matsch) durch, bevor wir die Ski abschnallten und zu Fuss weiter gingen.

Folgende Erkenntnisse kann man nach Abschluss des Experiments festhalten:

  • Wir brauchen bessere Sitzkissen.
  • Wir müssen uns irgendwas überlegen, wie man seine Füsse warm kriegt und halten kann. Auch im Schlafsack.
  • Wir müssen die Super-Leicht-Therm-A-Rest-Matten durch die Luxus-Variante ersetzen.
  • Der Ralle braucht unbedingt einen neuen Schlafsack
  • Zündhölzer mitnehmen
  • Gaskartuschen statt Trangia-Kocher

Alles in allem war es sehr interessant wenn auch zugegeben stellenweise ziemlich unbequem. Verglichen mit dem, was man von den Übernachtungen der Extrem-Bergsteiger liest, kann man das aber als Luxus-Übernachtung einstufen ;-) Gänzlich abseits jeglicher Zivilisation wäre das Experiment sicherlich um einiges abenteuerlicher gewesen, aber das sollte ja ‘nur’ ein Materialtest sein. Wir wollten in der Lage sein, jederzeit abbrechen und ins warme heimische Bettchen zurück zu können. Von der Alpe aus hätten wir in 30 Minuten das Auto erreichen können. Im Garten schlafen wäre dann doch zu langweilig gewesen (ausserdem hat es da keinen Schnee mehr) ;-)

Und am Ende hab ich mir dann - trotz Sonnencreme - noch einen leichten Sonnebrand im Gesicht geholt ...

Von engel am 19.02.2007 23:10 • outdoorberg

Schööööööööööööööööön :-)))))))))))
a bissl Neid ;-)

Die Westabfahrt vom Rangiswanger zur Ochsenalpe
(ja, sie heisst wirklich so) ist eine der Schönsten im Gebiet…wenn man weiss, wo es am Grat oben weg geht.

Zu den Erkenntnissen:
Taschenöfen helfen im Schlafsack.
Dickere Thermarests bringen nach meiner Erfahrung bei Schnne und Eis nicht viel, weil nämlich die Luft da drin auch kalt wird. Ich lege zusätzlich eine ganz dünne Alumatte(ähnlich gemacht wie die Sitzkissen)drunter oder eine dünne, normale Isomatte.
Ein Feuerzeug kommt mit in den Schlafsack. Zündhölzer hatten manche Leute schon zu wenig dabei ;-)
Gaskartuschen sollten mit Propan oder einem Mix sein, das verträgt Kälte besser.
Auf Schnee ist ein Kuppelzelt, das nicht unbedingt Heringe braucht von Vorteil.

[1] Von hawkeye am 19.02.2007 23:37

Ah, da spricht der Experte :-)
Das mit dem Feuerzeug ist uns wirklich was neues gewesen, das mit dem Kocher nicht. Eine dickere Matte hätte vor allem auch den Vorteil bequemer zu sein. Die ganz leichte Matte ist schon sehr dünn. Taschenöfen muss man re-aktivieren und dann machen sie trotz relativ viel Energiebedarf nur mässig warm. Meine Eltern schlugen mit heissem Wasser gefüllte Aluflaschen als Wärmflaschen vor ...
Was heisst da Neid? Ich hab grad eben ein Bild von Dir mit staubendem Pulverschnee vor blauem Himmel gesehen. Da kommt Neid auf :-)

[2] Von engel am 20.02.2007 07:13
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