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Kein Hindelanger Klettersteig

Montag, August 17, 2009

Man hätte es sich denken können, aber wie immer kam die Erkenntnis zu spät, als wir am Samstag, etwa gegen 9:30h den Auflauf am Hindelanger Klettersteig sahen. Superwetter, Feiertag, und die Bahn lief auch schon seit ‘ner Stunde. Unter keinen Umständen stellen wir uns in den Bergen irgendwo stundenlang an, um dann in einer Schlange das zu tun, was Tausende anderer Menschen auch grad machen ...

Schon gar nicht, wenn wir so ziemlich als Einzige ‘by fair means’ da hinauf gekommen sind.


Warten auf hohem Niveau: Anstehen vorm Hindelanger Klettersteig

Aber von vorn: Im Laufe der letzten Wochen kam die Idee auf, doch mal den gesamten Hindelanger Klettersteig von Oberstdorf bis Hindelang zu gehen. Bei bestem Wetter - vor allem ohne Gewitterneigung - müsste das mit zwei Autos durchaus machbar sein. Start in Oberstdorf um 6:00h, Einstieg in den Steig um 9:00h, grad so mit oder gar vor der ersten Bahn. Hatten wir gedacht.


Die aufgehende Sonne beleuchtet Ifen und Gottesackerwände

Die schönen Pläne wurden vom Wecker (oder von mir, weil ich das erste Gewecker überhörte) und komischen Umleitungen bei Sonthofen durchkreuzt, so dass wir in Oberstdorf eine halbe Stunde Verspätung hatten. Optimistisch hofften wir darauf, dass es doch so schlimm nicht sein könne da oben und starteten durch.


Im Fallenbachtobel

Der Aufstieg von Oberstdorf zum Nebelhorn ist lediglich im unteren Bereich, wo man durch den Fallenbachtobel läuft, ganz nett. Der Teil, wo man auf der Teerstrasse von der Seealpe ins Tal hinter tappt und dann auf derselben Teerstrasse ungemütlich steil in Kehren zur Station Höfatsblick aufsteigt, hat was von Strafbergsteigen. Schön einsam war es aber und hinten raus sah man sehr schön auf Ifen und Gottesackerwände.


Rückblick zum Seealpsee

Am Höfatsblick ging es schon ziemlich rund, was wegen des Klettersteigs etwas besorgniserregend war. Froh endlich die Strasse verlassen zu können, stiegen wir dennoch über den Grat zur Gipfelstation und betrachteten besorgt die erste Leiter des Steigs, wo sch schon eine Schlange formte. Am Gipfel wurde uns der Zugang zum Kreuz dann von einem jungen Mann verwehrt, der den vermutlich für bedrohlich viele weiss-uniformierte Menschen mit Musik-Geräten frei hielt.


Hochbetrieb am Nebelhorngipfel

Wir verzogen uns eilends zum Klettersteig, zunächst noch ohne Gerödel, weil der Anfang des Steigs nicht allzu schwierig ist. Unsere Eile wurde jäh gestoppt, als wir nach den ersten Felsen auf die Leiter schauen konnten. Da standen mindestens 50 Leute in einer Schlange und warteten darauf, einsteigen zu können.


Weil es so ‘schön’ ist, nochmal die Warteschlange


Und nochmal ein Blick auf den Massenandrang

Oh Nein, so nicht! Wir stiegen wieder ab, um über’s Koblat zum Grossen Daumen zu Laufen. Das nahm der grossen Tour ganz schön den Wind aus den Segeln. Wir waren ziemlich enttäuscht und machten an einer schönen Stelle im Koblat eine lange Pause, in der wir die viele Gestalten am Grat begucken konnten. Nein, war schon gut, dass wir hier unten waren.

Der Weg übers Koblat wird von wunderbaren Blicken in die umgebenden Berge begleitet, so dass unsere zunächst etwas gedrückte Stimmung bald wieder aufgehellt wurde. Auch ohne den Klettersteig würde das eine prima Tour werden!


Der grosse Daumen kommt in Sicht

Den Grossen Daumen erreichten wir vor dem grossen Pulk der Klettersteig-Begeher und waren dort noch relativ allein. Weiter ging es über den Grat zum Kleinen Daumen, wobei der erste Teil des Weges bis zum Abstieg ins Retterschwanger Tal ganz einfach ist und der Weiterweg zum Kleinen Daumen dafür lustig und luftig oben über den Grat führt.


Überblick über den Weiterweg vom Grossen Daumen

Am Kleinen Daumen gab es dann nochmal eine Pause, wobei wir beide feststellten, dass wir mit unseren je 2 1/2 Litern Getränk wohl nicht hinkommen würden. Wir hatten beide ziemlich Durst, mussten uns aber bereits einschränken. Nachfüllen ist bei dieser Tour leider nirgends möglich.


Der Kleine Daumen

Der Abstieg vom Kleinen Daumen zur Heubatspitze ist oben in den Felsen recht nett und führt dann immer auf dem Grat entlang bis hinunter zum tiefsten Punkt vor der Heubatspitze, von wo man noch etwa 10 Minuten heissen steilen Grasanstieg zur Heubatspitze und den darauf folgenden Hohen Gängen hat.


Der Kleine Daumen

‘Wir könnten doch noch die Rotspitze mitnehmen.’, schlug an dieser Stelle der beste Allgäuer von Allen vor. Bitte? Eine Extra-Dreiviertelstunde auf der eh schon langen Tour? Aber ich liess mich breit schlagen, schliesslich hatten wir ja schon den Klettersteig auslassen müssen.


Auf dem Weg zur Rotspitze

Auf dem Rückweg von der Rotspitze zur Heubatspitze ging dann mein Getränk zuende. Ohje! Vor uns lagen noch die Hohen Gänge und der Abstieg vom Breitenberg, das konnte ja heiter werden!


In den Hohen Gängen

Wurde es auch erst mal, denn die Hohen Gänge sind wirklich nett. Machen sogar dann Spass, wenn man schon einigermassen Fuss- und Knielahm ist ;-)


In den Hohen Gängen


In den Hohen Gängen

Der Abstieg vom Breitenberg wurde nach dem Häbelesgrund dann wie erwartet ein wenig zur Quälerei. Nachmittags und abends knallt da die Sonne voll rein und der Wald ist noch nicht erwachsen genug, um nennenswerten Schatten zu spenden. Ralles Getränk war auch schon lang leer, so dass uns beiden bald das Zäpfchen am Gaumen klebte. Selten derart Durst gehabt!

Die Füsse beschwerten sich natürlich auch bereits heftig, wir waren froh, als wir schliesslich um 20.00h am Auto angekommen waren. An der Tankstelle in Hindelang kauften wir uns jeder 2 Liter Fanta und Sprite und tranken den ersten Liter fast auf einmal leer. Unglaublich wie gut so pappig süsses Fanta schmecken kann ;-)


Der Gesamt-Überblick darf natürlich nicht fehlen

Alles in Allem 2200 Höhenmeter und 26 Kilometer mit netten Klettereinlagen in 13 1/2 Stunden mit 3 ausgedehnten Pausen. Auch wenn es sich am Abend nicht so anfühlte, das Knie hat das Ganze einigermassen unbeschadet überstanden. Allerdings brauchten wir den ganzen Sonntag (den wir zur Abwechslung mal daheim in unserem Garten verbrachten) um das Flüssigkeitsdefizit wirklich wieder zu beheben.

Von engel am 17.08.2009 21:27 • outdoorberg

Also, am Sonntag, 16.8. (ich hatte schon ähnliche Befürchtungen) verteilten sich die “Massen” (wohl deutlich weniger als am Sa) recht großzügig über den Steig. Wir sind mit der Bahn hoch, auch nicht mit der ersten, und kamen gut voran. Eine langsame 6er-Gruppe haben wir freundlich ;-) um Überholmöglichkeit gebeten, die uns auch gewährt wurde; und dann hatten wir nach vorne weitgehend freie Bahn. Je nachdem wo man Pause macht, trifft man dieselben 3-5 anderen mehrmals im Steig wieder. Nach 3,5 Std. waren wir durch und sind kurz vorm Engeratsgundsee abgestiegen.
Und stimmt auch, 1,5 l Getränk sind für den Steig zu wenig - die Radlermass am Edmund-Probst-Haus verdunstete zischend zwischen Zäpfchen und Speiseröhre ... ;-)

[1] Von Uli am 17.08.2009 22:23

Schade, mich hätte ja ein Bericht von diesem Klettersteig mächtig interessiert, aber DAS ist ja wirklich unzumutbar. Echt der Hammer, die Schlange! So schlimm war es ja nicht mal am Säntis.

Aber die “Ersatztour” ist ja auch klasse! Ganz schön heftiges Pensum, aber ihr seid ja fit! Und Wassermangel beim Wandern ist mächtig unangenehm und erzeugt bei mir regelmäßig ziemlich schlimmes Kopfweh.

[2] Von Ilona am 18.08.2009 07:46

Ja, das hab ich völlig erstaunt gelesen, Uli ;-)
Klettersteige - besonders natürlich die, die so bequem zugänglich sind - sind ja immer ein bisserl ‘gefährlich’, was Stau angeht, aber das übertraf wirklich alles, was ich je erlebt habe.

Einen Bericht vom Hindelanger - wie bei der Höfats aber eher mager und nur mit wenigen Bildern - hab ich hier, Ilona:
http://www.obadoba.de/chronik/1999/aug/aug13.htm
Der Steig ist aber im Netz ganz gut beschrieben. Wie sehr Dir das Ausgesetzte was ausmachen würde, kann ich nicht beurteilen. Wenn Du die Hohen Gänge kannst, kannst Du den auch. Er ist natürlich ungleich länger, aber an der Fitness fehlt es Euch ja nicht :-)

[3] Von engel am 19.08.2009 14:37

Sieht ja aus wie im Supermarkt anner Kasse am Ostersamstag. Da stell ich mich nicht hinten an.

[4] Von andi am 19.08.2009 21:26

Eben, Andi.

[5] Von engel am 20.08.2009 06:09

Weißte was mich wundert, ich hab oft Beschreibungen gelesen über diesen Klettersteig, weil er mich interessiert hat. Und daß er lang, anstrengend, wasserlos, bei unsicherem Wetter gefährlich und nix für Anfänger sei. Außerdem deutlich länger als vier Stunden. Und jetzt stehen da die Massen an und warten auf nen Stehplatz in dem Theater. Und die können das alle klettern?
Naja macht nüscht. Gibt ja auch noch andere Kletterziele ,-)
Liebe Grüße

[6] Von andi am 20.08.2009 06:23

Stimmt alles, Andi, lang und anstrengend und wasserlos und so weiter. Aber halt auch mit der Seilbahn problemlos erreichbar. Ja, die können das bestimmt alle, sooo schwer ist der nicht, bloss ziemlich ausgesetzt und anstrengend halt.

Nicht abschrecken lassen. Uli hat ja bewiesen, dass man den Steig durchaus gehen kann, ohne sich da in die Schlange stellen zu müssen. Wir waren auch schon zwei mal da, ohne so einen Auflauf. Unter der Woche beispielsweise.

[7] Von engel am 20.08.2009 07:06

Hm, danke für den Link. Ihr seid da mitm Anfänger durch und der hats auch geschafft. Was ich da an Bildern sehe, macht mir eigentlich keine große Angst. Respekt, ja, aber ich glaub, mittlerweile würd ich mich das trauen.

Aber nicht als Massenexpedition mit Schlange stehen und auch nicht mit vorher Seilbahn fahren oder sowas. No way!

[8] Von Ilona am 20.08.2009 09:38

Ich denk, Du kannst das schaffen, Ilona, ganz ehrlich!

Der Steig ist auch wirklich grossartig, sowohl vom Stieg selber und dem Fels her als auch von der Aussicht und der Umgebung. Inzwischen sind auch für die Zwischenabstiege ordentliche Wege angelegt worden, so dass im Fall des Falles ein Abbruch kein allzu grosses Problem mehr ist. Und das mit dem Schlange-Stehen - das ist nicht normal so.

Ich warte dann gespannt darauf, Deinen Bericht davon zu lesen :-)

[9] Von engel am 20.08.2009 15:13

Na ja, wenn man sooo in der Schlange steht und geht, kann man doch die geplante letzte Abfahrt mit der Bahn (16:50 ab Höfatsblick) sofort knicken, denn der Rückweg übers Koblat zieht sich auch nochmal ganz arg. Aber man hat ja inzwischen mindestens 4 Zwischen-/Not-Abstiege.
Und ohne dass das jetzt überheblich klingen soll: Aber mit nem Anfänger (es seid enn der ist schnell unterwegs) wird man schon sehr genau die Uhr im Blick haben müssen ... Und einige, die wir gesehen haben, hatten sowohl an den gesicherten wie an den ungesicherten Stellen doch gewisse Mühe und einen rechten Zeitaufwand; da frag ich mich schon, wie weit die realistisch kommen, sofern sie nicht auf ne gemütliche Abfahrt verzichten wollen. Wenn man z.B. nachmittags um 15:00 Uhr noch welche am Östl. Wengenkopf rumklettern sieht ...

[10] Von Uli am 22.08.2009 11:38
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