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Lailachspitze

Sonntag, August 19, 2007

Am Mittwoch also der zweite Anlauf für die Lailachspitze (auch ‘Leilachspitze’). Um kurz vor sieben sind wir in Rauth und parken im Gras vor dem Ortschild (die ‘drinneren’ Parkplätze schienen alle privat zu sein und bei der Strecke kommt es auf einen Kilometer mehr oder weniger auch nicht mehr an). Die Lailachspitze können wir schon sehen. Weia, ist die weit weg! Naja, dass der Tag lang werden würde, hatten wir ja gewusst ;-)

Von Rauth aus wandert man in das lange Birkental hinein. Erst mal gemütlich und gemächlich bergan auf einer Fahrspur, die nach etwa einer halben Stunde aufhört und in einen schmalen Wanderweg übergeht. Viel Höhe hat man bis dorthin nicht gewonnen und es sieht auch nicht so aus, als würde sich das in absehbarer Zeit ändern, in leichtem Auf und ab mäandert man am Rand einer tiefen Schlucht ins Tal hinein. Bis man ans Grottental - ein kleines Seitental - kommt, dessen tiefer steiler Einschnitt auf einem fast schon Brenta-würdigen Steig überwunden wird :-)

Danach geht es weiter auf dem schmalen Steig bis zur Höflis-Hütte. Der Ralle berichtet von einer Sendung, die er beim Zappen erwischt hat. Ein schweizer Schafhirte erklärte sein Rezept für niemals erkältet sein: Ein Taschentuch auf einen Ameisenhaufen legen, kurz drauf klopfen und warten, dann tief inhalieren. Unser Pfad strotzt nur so von Ameisenhaufen, klar dass uns das interessiert.

Uff! Was immer die Ameisen mit dem Tuch machen - reinbeissen, drauf pinkeln, sonstwas - es ist sehr, sehr intensiv! Die ersten Schnaufer durch das Tuch fühlen sich etwa so an, wie ich mir Riechsalz vorstelle. Glaub ich gerne, dass jedes Erkältungsvirus, das etwas auf sich hält, da sofort das Weite sucht ;-)

Vor der Höflishütte wäscht der Ralle sein Schweisstuch im Bach aus und wir bekommen die Quittung für die Trödlerei (die sich aber gelohnt hat!): die ersten Nachgänger holen uns ein. 2 sehr schnelle Einheimische, die uns schon mal einen Vorgeschmackgeruch dafür bieten, was in 3 Wochen Nepal ohne richtige Waschgelegenheiten zu erwarten ist, dabei ist es noch früh, nicht das Ende eines langen Tages. Puh! Ich bin gar nicht bös, dass die so schnell sind.

Was dann folgt ist ein typisches Beispiel für Herdentrieb. Weil die beiden falschrum auf die Forststrasse einbiegen, denken wir nicht nach und tappen hinterher. Bis wir das merken, haben die auch schon umgedreht. Dann aber machen beiden alles richtig und laufen dem bezeichneten Steig nach, während wir versuchen, den Steig mit dem Weg in der Karte in Einklang zu bringen, glauben einen Abzweigung verpasst zu haben, hin und zurück und wieder hin laufen und uns zwischenzeitlich von ganzen 10 Leuten überholen lassen. Nicht grad ein Glanzstück orientierungstechnischer Fähigkeiten!

Als wir uns mangels eines Weges, der der Karte entspräche, doch auf den markierten Pfad einlassen, führt uns der (was’n Wunder ;-)) in vielen Kehren und mit höchst gemütlicher Steigung tatsächlich auf die Lailachspitze zu. Der Weg ist an sich schon lang, durch die gemütliche Steigung und die vielen Umwege wird er noch länger, aber nach fast 4 Stunden stehen wir doch endlich vor dem Gipfelaufbau. Ein Steilanstieg und der Weg auf dem Grat fehlen noch. Der Ralle ist fit, aber ich merke den langen gestrigen Tag inzwischen schon ein wenig - so sehr ich mich anstrenge, ich bin langsam.

Als wir den Grat erreicht haben (noch eine knappe halbe Stunde zum Gipfel), wird es mir plötzlich schlecht. So richtig gleich-spei-ich-her-schlecht. Ralles Alles-Heil-Mittel für Magensachen ist Enzian, den er in einem Flachmann in seiner Rucksack-Apotheke hat. Diesmal lasse ich mich gern zu einem Schluck überreden. Das hilft zwar nicht sofort, aber dafür scheine ich eine beachtliche Alkohol-Fahne zu haben. Die beiden Absteiger jedenfalls, die kurz drauf an uns vorbei gehen, schauen mich sehr befremdet an und ich kann sowas wie ‘... hast Du die gerochen?’ überhören. Tja, so schnell ist der Ruf ruiniert ;-)

Der Enzian hilft tatsächlich, langsam wird es mir wieder besser. Die Pause am Gipfel tut ein Übriges und mein ‘Geist’ kommt zurück. Wollte ich vorher lediglich den Aufstieg zuende bringen und auf dem schnellsten Weg wieder absteigen, kann ich inzwischen die Umgebung gebührend würdigen und mich auf den (langen) Weiterweg freuen.

Wir gehen also den ursprünglichen Weg weiter, an der Krottenköpfen vorbei, unter der Lachenspitze vorbei hinab ins Birkental und zurück nach Rauth. Vom Gipfel der Lailachspitze noch wenigstens 4-5 Stunden. Aber in schöner Umgebung und spätestens nach dem Abstieg ins Birkental wieder in schönster Einsamkeit. Viel los ist aber sowieso nicht, ausser uns sind grad mal 4 Leute am Gipfel.

Kurz nach uns steigen sie auf der anderen Seite ab, was gar nicht so gut ist, denn die vier stellen sich ein bisserl ungeschickt an. Normalerweise wäre das deren Problem, doch der Abstieg führt durch eine steile und sehr geröllige Rinne, an ein paar Stellen muss man sogar klettern. Selbst bei grösster Vorsicht rutschen immer wieder Steine ab und die 4 über uns scheinen sich schwer zu tun mit Vorsicht. Wir müssen uns diverse Male vorsichtshalber hinter irgendwelche Felsen ducken, aber glücklicherweise fällt kein Stein bis zu uns hinab.

Davon abgesehen macht der Abstieg aber Spass und der Weg um die Krottenköpfe im Anschluss an den Abstieg ist so schön, dass ich froh bin, nicht aufgegeben zu haben. Immer wieder kommt beinahe sowas wie Brenta-Feeling auf, wenn man im Steilgelände wie auf einem schmalen Band um steile Felstürme wandert.

Den gestrigen langen Tag hatte ich ganz ohne Gummiknie und meist ohne Stöcke hinter mich gebracht, aber bei den 11 Stunden mit 1600 Höhenmetern war das wohl ein wenig vermessen. Heute verwende ich seit der Hälfte des Augstiegs Stöcke und habe am Gipfel das Gummiknie angelegt. Trotzdem fällt mir der Abstieg schwer, hauptsächlich weil mir inzwischen die Füsse furchtbar weh tun. Dem besten Allgäuer von Allen tun ebenfalls die Füsse weh - die Kombitouren der letzten Zeit haben wohl eher unsere Kondition trainiert als die Füsse ;-)

Nachdem wir im (wunderschönen) Birkental den Bach erreicht haben, legen wir eine Pause ein, um die Füsse zu erholen. Wir ziehen Schuhe und Socken aus und stellen die Füsse in den Bach. Der so eiskalt ist, dass man die Füsse kaum eine Minute drin lassen kann, ohne dass sie zu schmerzen anfangen. Wir kühlen also etappenweise und geniessen die Pause :-)

Zwei Stunden nach dem Stopp am Bach erreichen wir Rauth, nach gut 10 Stunden, knapp 1500 Höhenmetern und etwa (geschätzten) 35 Kilometern. Die Tour auf die Lailachspitze ist wirklich schön, aber zusammen mit der Runde um die Krottenköpfe ist das schon verdammt weit. Wer weise ist, macht das nicht direkt im Anschluss an eine Tour, die ebenso lang und weit und hoch war ;-)

Die Jausenstation ‘Klein-Meran’ in Rauth verdient noch erwähnt zu werden :-) Am Mittwoch war dort die Tagesspezialität Schälripple vom Grill, superknusprig und eine Riesenmenge zu einem höchst verträglichen Preis. Obwohl wir mit unserem Kuchen - Erdbeertorte - sehr gut bedient waren, lief uns bei den Wohlgerüchen von hinten und von vorn das Wasser im Mund zusammen.

Von engel am 19.08.2007 10:02 • outdoorberg

Super schöne Tour! Herrlich diese Berge. Ich wünsche euch noch ein gute Erholung von den Wanderstrapazen.
liebe Grüße Heike

[1] Von Heike am 19.08.2007 21:35

Ja, Heike, die sind herrlich, die Berge :-) Immer und immer wieder :-))

[2] Von engel am 20.08.2007 17:18

Wir haben heute die Lailachspitze vom Tannheimer Geißhorn bewundert und habe doch gleich an Deine Tourenbericht gedacht und dass wir das auch gehen wollen :-)

[3] Von Stefan am 24.08.2007 22:48

Machmal, Stefan, ist wirklich eine schöne Runde. Ich vermute, ihr braucht nur maximal halb so lang wie ich ;-)

[4] Von engel am 27.08.2007 06:47
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