Nachdem wir Dienstag und Mittwoch mit Freunden heftig geplant und diskutiert hatten, stellten der beste Allgäuer von Allen und ich am Mittwoch Abend unsere gepackten Hochtouren-Rucksäcke in den Gang und gingen erst mal Essen. Wo uns dann auffiel, dass wir die so heftig beplante Hütte noch gar nicht angerufen hatten. Rückfrage beim Yak ergab: Nein, um die Hütte hatte sich tatsächlich noch niemand gekümmert.
Ich sah das als nicht allzu problematisch an, rief aber nach dem Essen dort an. Ja, Donnerstag und Freitag sei kein Problem, da gäbe es 4 Plätze. Aber am Samstag sei die Hütte voll. Kein einziger Platz mehr frei. Ja klar, ab Samstag lief die Bahn zur Punta Indren, was den Zustieg zur Hütte von 1700 Höhenmetern auf 300 oder so verkürzt. Und die andere Hütte in der Gegend nahm nur Reservierungen per Mail entgegen. Um 10 Uhr abends war es dafür dann aber zu spät, denn wir wollten um 5 Uhr am Donnerstag losfahren. Zähneknirschend begruben wir die Pläne vom 4000er-Sammeln im Wallis. Oooh, das hat weh getan!
Die Neffen, die während des (Ex-)Südfranzosen-Umzugs ins Donauland bei der weltbesten Mama (meine, deren Oma) zwischengeparkt worden waren, gaben uns auch einen Korb. Die wollten lieber Neuschwanstein angucken statt mit uns im Regen zum Gaisalpsee zu wanden. Nunja, ist vielleicht auch verständlich. Neffen-Fazit zu Neuschwanstein übrigens: solala.
Nun trotzig auf Bergsteigen gepolt, starteten wir am Donnerstag bei mittelstarkem Regen in der Früh ins Tannheimer Tal, um aufs Gaishorn zu gehen. Erstaunlicherweise regenet es dort nicht, sondern es war nur trüb und feucht. Gutes Wetter, um diversen Alpensalamandern bei Revierkämpfen zuzuschauen. Am Gaishorn hatte es kein Gipfelkreuz, dafür aber einen Haufen Bergwachtmenschen, die da mühsam ein neues Loch frei pickelten. Das waren die einzigen Menschen, die wir den ganzen Tag über trafen, bis wir in der Vilsalpe einkehrten. Der Regen fing übrigens erst an, als wir den Gipfel erreichten. Dann blieb er aber.
Am Freitag sausten wir schnell noch aufs Rubihorn, bevor wir die letzten Einkäufe für das strahelnd schön angesagte Wochenende im Rätikon einkauften und packten. Seit geraumer Zeit stand ja der Kangoo-Wohnmobil-Test aus. Die eigens dafür angeschaffte Kühlbox ist nun leider gelb-blau und nicht giftgrün, was ich wirklich schade finde ;-) Am Rubihorn war es übrigens von Anfang bis Ende trocken.
Als wir am Samstag fast pünktlich ins Rätikon starteten, war es trüb. Es war noch immer trüb, als wir den Kangoo am Parkplatz der Lünerseebahn abstellten. Und es war reichlich kühl. Wir nahmen natürlich nicht die Bahn sondern stiegen zu Fuss zum Lünersee auf, wo es uns schnell warm wurde. Schön ist, dass man da zwar unter einer Bahn aufsteigt, aber trotzdem gleich ‘weg’ ist von der Zivilisation. Keine Forststrasse, sondern ein schöner Steig. Mit schönen Steigen ging es dann auch weiter, erst über den schmalen ausgesetzten Saulasteig zum Saulajoch und dann hinauf auf den Saulakopf (nicht den Klettersteig, den Normalweg). Oben blies es uns fast weg und der Wind war eisig kalt. Die Wolken machten nicht den Eindruck in absehbarer Zeit verschwinden zu wollen. Stattdessen entluden sie sich auf dem Weiterweg zur Lünerkrinne. Nunja. Immerhin hörte es beim Abstieg wieder auf zu regnen, so dass wir getrocknet beim Auto ankamen. Alles in allem eine sehr feine Tour.
Mit Mordshunger im Bauch wollten wir uns zum Abendessen einen ordentlichen Gasthof (einfaches Essen, dafür aber viel und gut) in Brand suchen. Zufällig war Schützenfest in Brand, so dass die Auswahl an Gaststätten etwas eingeschränkt war, aber der Heuboda machte einen rustikalen Eindruck. Das war aber eine arglistige Täuschung, denn der gehört zu einem ****-Hotel und die Portionen haben entsprechende Grössen und Preise. Dass das Essen gut war, half nicht drüber weg, dass wir nach dem Essen noch beinahe so hungrig waren wie vor dem Essen. Blöder Heuboda!
Den Kangoo kann man mit wenig Aufwand in ein sehr gemütliches Schlafgemach umbauen. Nachdem wir mit Kaltgetränken auf einem nahen Bänkle dem Rest von Tag beim Dunkelwerden zugesehen hatten, konnten wir uns da hineinkuscheln und eine gemütliche Nacht verschlafen.
Nach einem eher späten Frühstück fuhren wir Sonnstag bei strahlendem Wetter zurück zur Lünserseebahn und stiegen diesmal das schmale steile nette Weglein auf den anderen Seite des Talkessels zum See empor. Dort schlossen wir uns dem Pulk an, der gerade von der Seilbahn zur Schesaplana startete. Vielleicht hätten wir doch früher aufstehen sollen? Nachdem wir aber die meisten auf dem Weg zur Totalphütte überholt hatten, wurde der ‘Verkehr’ deutlich weniger. Am Gipfel hatte es natürlich Leute, aber das Gedränge hielt sich in Grenzen. Für den Abstieg trennten wir uns. Während ich jedes Schneefeld zum knieschonenden Abfahren nutzte, stieg der Ralle nebendran zu Fuss ab, weil ihm die Abfahrerei nicht gut bekommt. Wir waren gleich schnell ;-)
Nach feinem Kaffee und Kuchen an der Totalphütte ging es zurück zum Auto und auf den Heimweg. Man kann sich schon ganz schön blöd anstellen. Natürlich war uns klar, dass es am Pfändertunnel Stau haben würde. Und natürlich kann man den Pfändertunnel ganz gut über den Bregenzer Wald umfahren, wenn man ins Allgäu will. Warum wir dann glaubten, der wenige Verkehr auf der Autobahn würde keinen Stau bedeuten, obwohl auch das Navi diesen Stau meldete, kann ich nicht erklären. Jedenfalls landeten wir erst im Pfändertunnelstau und als wir dann bei Bregenz abbogen, dann auch noch im Citytunnel, weil wir auf der falschen Spur waren. Bregenz ist am Sonntag Abend natürlich auch dicht :-( Nach geschlagenen 45 Minuten konnten wir uns dann endlich durch den Bregenzer Wald Richtung Heimat schlängeln. Für diesen Patzer belohnten wir uns dann mit einem Kolbenfresser (Grillspiess mit 3erlei Fleisch und einem Berg Wedges) beim Haxenwirt. So nahm der Tag doch noch ein schönes Ende.
Alpensalamander beim Streiten
Einstieg in die Gaishorn Nordwand
Wir werden aufmerksam beobachtet
Überm unteren Gaisalpsee
Der Lünersee bei eher trübem Wetter
Am Saulakopf
Gemütlich :-)
Gipfelbesucher der Schesaplana
Nochmal der Lünersee, diesmal in voller Pracht