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Linker Wildenbachfall, 1. Stufe

Montag, Januar 12, 2009

Yak und Alex sind schuld. Erst ne Nordwand, dann Steileistraining und schliesslich Eisgeräte und so ein Einsteigerfall im Gesäuse - irgendwann mussten wir ja mal allein losziehen.

Das erste Mal schon am Feiertag vor einer Woche (Heilig-Dreikönig), aber da waren in dem einfacheren Fall in der Starzlachklamm erstens schon Leute drin ausserdem war uns beim Zugucken dann doch irgendwie unwohl, 3 Seillängen, WI3 und gemein steil das Teil, ein Stand muss mitten in der oberen 70-Grad Flanke gebaut werden und überhaupt waren wir beide ja noch krank vom Gesäuse.

Alles Ausreden natürlich, mir war da einfach ziemlich bang, ich mein WI3! Wir zogen etwas beschämt wieder ab (was durch 2 Männer mit 4 Kindern (!!!), die alle mit schneebedecktem Eiszeug versehen zurück kamen, noch verstärkt wurde, die müssen aber woanders gewesen sein, nicht an dem steilen Fall).

Am Samstag aber war es so weit, ein leichter Wasserfall sollte unserer sein. Aus dem eilends organisierten Eiskletterführer Allgäu hatten wir uns das Wildenbachtal rausgesucht. Da muss man erst mal anderhalb Stunden zu den Eisfällen laufen und es hat auch Fälle der Stufe WI2, die ich mir dann schon eher zutraue. Bei LWS 1 kann man auch einen Wasserfall in einem derart engen Tal mit steilen Flanken verantworten.


Vor dem Linken Wildenbachfall

Nicht ganz so früh wie gedacht (die Skifahrer-Horden fangen auch immer früher an), stapften wir am Samstag mit mordsschweren Rucksäcken und Tourenskiern von Schwendle aus das Wildenbachtal hinter bis ins letzte Eck, wo der unterste Fall des linken Wildenbachs schon von weitem sichtbar war.

Die untere Stufe sah auch schon ganz schön beeindruckend aus. Steil und hoch und breit. Dass ich nicht vorsteigen würde, war eh klar (ich bin ein Angsthase), also hängten wir all unser Zeug (immerhin 9 Eisschrauben) an den Ralle und der machte sich bereit zum Einsteigen.


Ralle steigt ein

Just in dem Moment kamen noch zwei Eiskletterer und machten sich ebenfalls bereit, an ‘unserem’ Fall zu klettern. So ganz recht war mir das ja nicht, aber zugegeben, der Fall ist einigermassen breit da unten, da können auch mehrere Leute klettern und ein Anrecht auf den ganzen Fall kann man als Erster ja auch nicht wirklich fordern.

Der Ralle stieg ein und verschwand bald über die erste Stufe nach oben. Meist fielen nur kleine Eissplitter den Fall hinuter, aber wenn er eine Sicherung setzte, rieselte es ganz schön. Neben mir stieg die andere Seilschaft ein und deren Vorsteiger drosch ganz andere Löcher mit seinen Eisen, als der Ralle mit den ‘normalen’ Steigeisen.


Da geht es hinauf

Bald war auch der Nebenkletterer verschwunden und es fiel deutlich mehr Eis von oben auf uns beide Sichernde. Der Ralle hatte inzwischen einen Stand gebaut und ich war dabei, unten alles aufzulösen, als plötzlich grosse Brocken Eis von oben auf mich zu sausten. Ich duckte mich und das meiste fiel auf den Helm und rutschte an meinem Rücken runter, ein Brocken donnerte aber gradaus auf meinen rechten Daumen, so dass der gleich taub wurde. Zu der Zeit muss auch ein anderer Brocken auf meinem linken Knie gelandet sein, denn das hat inzwischen einen ‘wunderschönen’ riesigen blauen Fleck. Gemerkt hab ich das aber erst daheim. Aber ich hatte Recht, zwei Seilschaften im selben Wasserfall sind nicht toll.

Der Schmerz im Daumen liess bald nach und ich stieg ebenfalls ein. Hui! Das war aber ein ganz anderes Kaliber Eis als das an dem weichen Fall im Gesäuse oder das bereits stufen-getretene Eis des Pitztaler Gletschers. An den steileren Stellen (immerhin ja um die 70 Grad) und vor allem da wo das Eis richtig blank und hart war, drangen die Spitzen meiner Eisen kaum ins Eis und mein Vertrauen auf die Füsse - das was ich beim Klettern im Fels am allerbesten kann - liess rapide nach. Zum Ausgleich musste ich mich natürlich an die Eisgeräte klammern, was bei der eher wenig vorhandenen Muskulatur und Ausdauer der Armmuskeln bald ganz schön anstrengend war. Aber zurück ging nicht, da musste ich nun durch.

Drei Mal rutschte mir ein Bein weg, aber die Eisgeräte und das andere Bein hielten immer. Natürlich ist es nicht schlimm, wenn man von oben gesichert irgendwo rein fällt, aber trotzdem fand ich den Aufstieg aufregend. Der Ralle hatte seinen Stand im letzten richtig guten Eis des Falls gebaut. Da sassen die Eisschrauben zwar perfekt, aber dafür war es schwierig zu stehen und zu sichern. Er stieg auch die zweite Seillänge vor, bis wir aus der ersten Stufe des Falls raus waren und im (steilen) Hang über dem Wasserfall standen.

Der linke Wildenbachfall hat nach dieser unteren Steilstufe weiter oben noch eine weitere Steilstufe, die ähnlich steil aber deutlich länger ist. Man erreicht sie über ein paar Meter Schneestapfen. Die Cracks können dann rechts oben noch eine dritte Stufe anhängen, die irgendwie Mixed 5-7 oder sowas ist, die anderen brauchen dann bloss noch oben links rauslaufen.


Im Abstieg

Der beste Allgäuer von Allen wäre auch noch weiter gestiegen, aber ich hab mir das nicht mehr zugetraut. Nicht mit diesen Eisen. Wir stiegen in einem grossen Bogen über eine steile Rinne rechts des Wasserfalls zur Basis ab. Das war insgesamt auch gar nicht so ohne.


Im Rückwärtsgang hinab

Unten bauten wir im Eisfall dann noch jeder eine Eissanduhr, um mal zu testen, was so ein Ding aushält. Immerhin ist die Idee, sich an einer Eissanduhr abzuseilen ja schon ziemlich abenteuerlich. Das erste Problem am Sanduhr-Bohren ist schon mal, mit der zweiten Bohrung das Loch der ersten Bohnung zu treffen. Mit ein paar Mal Nachbohren hatte ich das dann endlich geschafft (beim Ralle hat das natürlich auf Anhieb geklappt). Aber statt einer tiefen Sanduhr mit viel, viel Eis drumrum, war bei mir lediglich eine ziemlich flache Sanduhr rausgekommen. Ich konnte beide Zeigefinger reinstecken und die Fingerspitzen berührten sich. Die vom Ralle war natürlich viel tiefer, da war nix mit Fingerspitzen-berühren.


Und das soll halten???

Dann war es ziemlich fummlig, da eine Reepschnur durchzuziehen (das Seil durchzuziehen ist ja wohl hypothetisch), aber schliesslich hatten wir auch das geschafft. Der Belastungstest meiner Mini-Sanduhr brachte Erstaunliches zutage: auch wenn zwei Leute mit aller Gewalt daran Rucken und Rütteln und Ziehen, tut das dem Eis überhaupt nichts. Bei der dickeren Sanduhr passierte natürlich erst recht nichts. Ob man sich daran nun wirklich abseilen kann, ist vermutlich noch eine ganz andere Geschichte, aber die Festigkeit dieser doch recht dünnen Eissäulen hat uns ziemlich überrascht.


Unsere Route

Das war insgesamt doch weniger Eis, als wir uns vorgenommen hatten, aber wir haben immerhin in einem Eisfall der Klasse WI2 um die 40 Höhenmeter geklettert. Genau genommen sind vermutlich nur die unteren 20 Meter WI2 und der Rest ist WI1, aber egal, es war gar nicht so schlecht.

Was mir jetzt noch fehlt, sind bessere Steigeisen (bereits bestellt :-)), eine Portion Mut und Technik-Vertrauen und Übung. Letzteres besonders für die linke Hand, die zu dumm ist, das Eisgerät in einem geraden Bogen ohne Schlenker zu führen. Aber das lässt sich üben, die Sache mit dem Mut ... schaumer mal. Ich werd mich allein schon dem besten Allgäuer von Allen zuliebe zusammenreissen müssen :-)

Von engel am 12.01.2009 21:12 • outdooreis

Ok, dann bin ich halt schuld ;-)

Da kann ich mit leben ! Is scho geil, oder ? Vor allem der erste allein, das kribbelt !?
Aber 9 Eisschrauben ? Respekt ! Die hätt ich auch gern. Ich könnt am Donnerstag welche brauchen aber ich vermute mal Du hast sie im Allgäu liegen !?

[1] Von Yak am 12.01.2009 22:10

Ja, 9 :-)
Aber wir sind ja zu zweit und Du bist allein mit den Schrauben. Ja, leider, die liegen im Allgäu.

Und ja, das prickelt, und wie! Wenn ich jetzt dann ordentliche Eisen habe, muss ich auch mal Vorstieg üben, so kann das ja nicht weitergehen, immer feige hinter dem Mann verstecken!

[2] Von engel am 12.01.2009 22:25
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