Um am schönen Wochenende am Urlaubsende halbwegs allein unterwegs zu sein, hatten wir uns eine Tour mit Minis überlegt. Steigeisen wanderten vorsichtshalber auch in den Rucksack, es war ein Tobel zu bezwingen.
Wir waren früh dran, aber am Parkplatz über Reichenbach standen doch schon einige Autos. Eiskletterer und Nordwand-Besteiger, nahmen wir an. Schwer bepackt stapften wir los und übersahen dann mit Überzeugung die Sperrung des Tobels. Anfangs hatte es lediglich ein bisserl glatt getretenen Schnee, bald wurde aber deutlich, dass die Sperrung schon Gründe hatte: Das von der Seite langsam rein laufende Wasser war in spiegelnden Eisbächen über den Weg gefroren.
Den ersten Eisbach umgingen wir noch, dann holten wir die Steigeisen raus und spazierten direkt auf dem Eis herum. Ich fand das ja schon ein bisserl unheimlich ;-) Die Zacken der Steigeisen hielten natürlich super auf dem Eis und es war überhaupt kein Problem, damit herumzulaufen. Würde man aber stolpern und hinfallen, würde man direkt und komplett haltlos in den Bach rutschen. Passierte natürlich nicht, der Weg ist nicht mal besonders steil, aber ich fühlte mich trotzdem seltsam. Wir hatten viel Spaß im Tobel :-)
Oben hat es das kleine Kraftwerk und von überall kommt Wasser. Das sah natürlich total super aus :-)
Nach dem Tobel legten wir die Steigeisen wieder ab und gingen auf dem Sommerweg weiter. Wo immer die Sonne gar nicht oder nur flach hin schien, hatte es Schnee, im tiefen Schatten war er sogar pulvrig. Wo immer die Sonne hin kam (nicht grad jetzt, aber generell), war alles hart gefroren, ging schon etwas auf oder war sogar matschig. Weiter oben wurde der Schnee mehr und der Matsch weniger. Steigeisen wären vielleicht nicht nötig gewesen, aber wenn man schon welche dabei hat ...
Am Unteren Gaisalpsee machten wir erst mal Pause in der Sonne und stellten dann auf Minis um. Der Schnee war stark unterschiedlich, im Schatten eiskalt und in der Sonne bald sulzig und tief. Meine Mini-Felle kamen mit dem Sulzschnee nicht gut zurecht. Weil sie vorne zu schmal sind und weil es natürlich alte, zusammengeschnittene Felle sind, die nicht mehr allzu gut halten, drückte jeder Schritt vorn Schnee unters Fell und irgendwann fielen die Felle einfach ab. Weil das Adhäsionsfelle sind, musste ich den Schnee nur abwischen und die Felle wieder auf die Ski kleben, aber nervig war das trotzdem.
Bis zum ‘Buckel’ vor dem dem Steilhang zur Scharte war gut zu gehen, dann wurde es anstrengend. Der Schnee wurde mit zunehmender Höhe und Steilheit (und Zeit) immer sulziger und die kurzen Ski hielten immer schlechter. Neben uns stieg eine sehr fitte Lady geradeaus zur Scharte hinauf (sah auch mühsam aus) und von oben kamen ein paar Nordwandbesteiger aus dem rechten Teil der Scharte runter.
Nachdem mir zum 4. Mal beide Felle abgegangen waren, beschloss ich, ebenfalls zu Fuß zu gehen. Das war dann genauso anstrengend wie befürchtet, aber ich brach deutlich seltener unerwartet durch (vor allem, weil es Stufen hatte). Der beste Allgäuer stellte auch bald um und wühlte sich vor mir in die Scharte hinauf. Der Wechten-Durchstieg oben sah nicht einfach aus.
Das war dann auch ganz schön schwierig, weil man den letzten Meter in einem Zug hinauf musste (Stufen hielten einfach nicht). Ich legte die Stöcke oben quer in den weichen Schnee, zog mich daran hoch und rollte mich dann einfach über den Rand. Walross-style. Nicht elegant, aber oben ist oben ;-)
Wir ließen die Minis an der rechten Scharte zurück (dort war die Abstiegsspur) und gingen zum Gipfel rüber. Das war nicht schwer, aber man musste ein echt steiles Schneefeld, das ins Bodenlose abfiel, queren und die Sonne schien schon auf den Schnee. Der war aber netterweise noch hart.
Am Gipfel war die fitte Lady und machte Selfies :-) Als wir ankamen, packte sie gerade zusammen und ging. Wir blieben eine Weile oben, aber es war nicht allzu bequem und noch dazu etwas windig, deswegen gingen wir auch bald. Ich schaute noch nach der Aufstiegsspur der Nordwand und entdeckte auch 2 Abfahrtspuren. Direkt rein in die Nordwand! Holla!
Die Querung des Schneefelds war noch immer problemlos. Wir machten die Minis wieder fest und stiegen in die nicht-ganz-so-steile rechte Rinne ab. Vom ersten Schritt abgesehen (für mich viel zu hoch ich krabbelte rückwärts runter), ging das sehr gut, die Stufen hielten noch. Weiter unten war der Schnee noch mehr aufgeweicht und wir brachen mit jedem Schritt durch. Sowas mag ich eigentlich nicht, aber wenn ich mich drauf einstellen kann, dann geht’s.
Sobald es möglich war, nahmen wir die Minis. Der obere Teil der Abfahrt war nicht schön, weil man immer wieder auch mit den Skiern durchbrach und höllisch aufpassen musste, dass die Spitzen der kurzen Ski nicht einstachen. Ich warf mich diverse Male lieber nach hinten, als Einstechen, einen Salto und einen unkalkulierbaren Sturz zu riskieren. Egal, lieber schlecht gefahren, als schlecht gelaufen ;-) Der beste Allgäuer kam besser zurecht und fuhr sogar einige echt schöne Bogen.
Unten kamen wir in den kalten Schnee und fanden da noch richtig tollen Pulver mit sehr wenigen Spuren vor, in den wir beide super Kurven ziehen konnten. Und wenn wir uns weiter oben nicht so gründlich missverstanden hätten, hätten wir sogar noch mehr davon haben können!
Am See machten wir nochmal Pause und stiegen dann weiter ab. Über die unteren Wiesen könnten wir nochmal ein Stück fahren (schöner Firn), dann war der Schnee aus. Am Tobel schauten wir wieder angestrengt an der Sperrung vorbei und stiegen dann - mit Steigeisen natürlich - durch und über das Eis im Tobel zum Auto ab. Das war nochmal sehr toll :-)
Im Tobel mit Minis am Rucksack
Den ersten Eisbach queren wir ohne Steigeisen
Mit Steigeisen ist dann alles leichter
Eis am Kraftwerk
Eisstufen
Anstieg zum Gaisalpsee
Gaisalpsee mit Ziel
Anstieg mit Minis
Toller Schnee
Es geht zu Fuß weiter
Dort oben müssen wir durch
Durchstieg durch die Wechte
Ich habe die Wechte noch vor mir
Auf dem Weg zum Gipfel
Oben :-)
Abstieg
Der obere Teil der Scharte ist auch rechts sehr steil
Die Spur ist aber gut
Elegante Skifahrerin
Andere machen das besser
Rückblick
Restabstieg erst mal zu Fuß
Unten nochmal ein paar Kurven ...
... das geht schon deutlich besser :-)
Eis im Tobel
Abstieg direkt übers Eis, wenn schon, denn schon
Ich schlief wieder schlecht und erwachte beim Handy-Weckern um 5:30h verschleimt und mit Halsweh (und natürlich hatte ich wieder ordentlich geschnarcht). Erstaunt stellte ich fest, dass im Gegensatz zu gestern noch keiner wach war oder aufstehen wollte. Wir schlichen uns raus und gingen zum Frühstück runter.
Dort war alles dunkel und ein paar Leute warteten schon aufs Frühstück. Aber auch hinter den runtergelassenen Theken-Rollos war nichts zu hören. Ich lief im unteren Stockwerk herum, aber auch da war nichts und niemand zu finden. Der Frühstücksraum füllte sich mit unzufriedenen Bergsteigern. Wir hätten auch nicht ohne Frühstück gehen können, weil auch die Marschteeflaschen noch nicht da standen und ohne Getränke kann man wirklich nicht los.
Eine Gruppe junger Holländer durchsuchte die ganze Hütte und schaffte es schließlich, den Hüttenwirt zu wecken, der tatsächlich verschlafen hatte. Er kam runter, rumpelte eine gute Weile hinter den geschlossenen Theken-Rollos herum und machte schließlich und endlich auf. Da war es dann schon nach 6:00h.
Wir frühstückten relativ schnell und versuchten beide, mehr als nur ein Brot zu essen. Irgendwo muss die Energie für die Touren ja herkommen. Dann packten wir unser Zeug und starteten.
Zunächst ging es runter unter die Hütte zur Randkluft zum Ewigschneefäld. Der Absatz war fast noch höher geworden und ich hüpfte mutig drüber. Ging auch diesmal gut, der Schnee federte mein Hüpferle gut ab. Der beste Allgäuer von Allen stieg rückwärts ab, aber das traute ich mich mit meinen inzwischen erwiesen arg kurzen Frontzacken nicht.
Wir liefen ein Stück das Ewigschneefäld runter und bogen dann nach links Richtung Südliches Eigerjoch ab. Dazu geht erst noch ein Stück runter und dann einigermaßen steil hinauf auf das Gletscherplateau unter der Mönch Nordostwand. Wir stellten beim Aufsteigen fest, dass wir beide relativ schlapp waren. Da schlug wohl die mangelnde Akklimatisation und die anstrengende Tour auf die Jungfrau zu.
Wir querten das Gletscherplateau zum Südlichen Eigerjoch und schauten uns dann den Grat zum Eiger an. Lang ist der, und es geht ordentlich rauf und runter. Und wir waren echt spät dran (eh schon spätes Frühstück und dann noch das Verschlafen) und eigentlich schlapp. Wir entschlossen uns, den Eiger Eiger sein zu lassen und stattdessen auf den Mönch zu gehen. Immerhin hatten wir den Eigergrat jetzt schon mal aus der (relativen) Nähe gesehen. (Beeindruckend.)
Wir marschierten also zurück (der Aufschwung zum Gletscher-Plateau war schon ganz schön weich!) und waren nach knapp 2 Stunden zurück an der Randspalte des Mönchsjochs. Der Weg zum Einstieg zum Mönch ist von da nicht mehr weit.
Wir kamen genau richtig mit den ersten Bahn-Seilschaften am Einstieg an. 2 Asiaten seilten sich gerade an, als eine 3er-Seilschaft (osteuropäischer Führer mit osteuropäischen Gästen) und eine 2er-Seilschaft (Schweizer Bergführer mit einer Kundin) von der Pistenraupenspur heran marschierten.
Während sich die 3 noch sortierten, stieg der Schweizer Bergführer schon mal ein. Also das sah nicht einfach aus. Die Kundin hatte Probleme und dufte sich am Seil hochziehen. Auch die 3 Osteuropäer und dann die beiden Asiaten taten sich schwer mit dem Einstieg. Der ist nämlich glatt und sehr griff- und trittarm. Nicht unerfreulich sind die nigelnagelneuen Bohrhaken, die in der Einstiegswand platziert sind.
Wir lösten die Gletscher-Seilschaft auf und stellten auf Kletter-Seilschaft um. Mutig erklärte ich, den Vorstieg zu machen. Immerhin gehe ich ja seit Jahren wöchentlich klettern, während der beste Allgäuer von Allen eher Joggen und Biken geht.
Tja. Der Einstieg ist wirklich glatt und griffarm. Unter dem Einstieg hat es eine Randspalte (die ist schmal, da kann man nicht komplett rein fallen) und dann kommt ein breiter Dreck-Eis-Haufen, auf dem viele Leute Platz haben. Man könnte also problemlos abspringen, wenn man rutscht, aber abspringen, das ist halt so eine Sache. Ich stieg ein, ging auf einer schmalen Leiste auf und ab, suchte Griffe und Tritte und traute den Stiefeln nicht. Dann kam ich wieder runter. Öööööh.
Der beste Allgäuer von Allen stieg ein, ging auf der Leiste hin und her, suchte Tritte und Griffe und traute seinen Stiefeln nicht. Dann stieg er halt hoch, nahm kurz ein Knie und war am Haken. Wer kann, der kann! (Im Nachstieg schaffte ich das Ganze übrigens.)
Nach der Einstiegsplatte kam eine Querung, eine kurze Rinne, nochmal eine Querung und dann ist man auf den Trittspuren im Geröll, die im Führer beschrieben sind. Ich behaupte jetzt mal, dass dieser Einstieg früher im Jahr und überhaupt frühers ganz einfach nicht aus dem Eis kam.
Danach ist der felsige Teil des Aufstiegs zum Mönch tatsächlich problemlos und im oberen Teil sogar geradezu vergnügliche Kraxelei ... also zumindest, wenn das Ganze nicht gar so anstrengend wäre. Gemessen daran, wie wir - insbesondere ich - auf diesem Aufstieg schnauften, war der Abbruch am viel schwierigeren Eiger-Grat eine gute Idee gewesen.
Etwa in der Mitte des Grates muss man kurz ins Eis, dann geht die Kletterei weiter. Ein weiteres kleineres Stück Eis kann man links umgehen. Oberhalb des ersten Eises machten die beiden Asiaten Pause. Später sah ich, dass sie wieder abstiegen. Wir kraxelten weiter bis zum Anfang des eisigen Gipfelgrates. Da war ein wenig Stau, weil 2 Seilschaften runter kamen und die beiden Bergführer hoch wollten.
Der gesamte Mönchgrat hat in unregelmäßigen Abständen Sicherungsstangen, die unten ordentlich in Fels verankert sind, da oben aber einfach nur im Eis stecken (jedenfalls sieht das so aus und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass man da zum Fels runtergegraben hat). Es gibt da eine tief verankerte Stange, an der oben dran mit Bändern und Rasterbändern eine weitere Stange befestigt ist. Der Grat ist steil und ausgesetzt genug, dass diese Stangen kein Luxus sind.
Sowohl die absteigenden als auch die aufsteigenden Seilschaften nutzen die Stangen. Das dauerte natürlich etwas, bis die aneinander vorbei waren und wir seufzten schon ein wenig wegen der Wartezeit. Dann allerdings stellten wir fest, dass sich unser Seil im Rucksack des besten Allgäuers von Allen hoffnungslos verheddert hatte. Bis wir das auseinander sortiert hatten, hatte sich der Stau auch schon aufgelöst.
Der beste Allgäuer stieg vor, ich stieg nach. Wir stiegen zunächst auf den Frontzacken hinauf, weil das Brösel-Eis auf dem Grat schon relativ weich war und die Stufen der Vorgänger schon abgerutscht waren. Oben wird der Aufschwung flacher, da war wieder ‘normales Gehen’ möglich.
Dann standen wir auf dem Sattel vor dem Restgrat zum Mönchgipfel und sahen zu, wie der Schweizer Bergführer mit seiner Kundin zu uns zurück balancierten. Die Gratschneide zum Mönch-Gipfel war messerscharf und oben gerade mal 2 Füße breit. Als die beiden vorsichtig gingen, fiel auf der Südseite immer wieder ein wenig Schnee runter. Das war auch schon weich.
Wir stellten wieder von Kletterseilschaft auf Eis-Seilschaft mit kurzem Seil um und gingen dann zum Anfang des scharfen Grates. Dort beschlossen wir dann, dass uns der Grat angesichts der späten Stunde und der Wärme zu gefährlich war. Wenn einem da was unterm Steigeisen rausbricht, hat man verloren. Höhenmäßig hat man vor dem Grat den Mönch nahezu bestiegen, es fehlen noch etwa 200 Meter Querung. Also waren wir (beinahe) oben.
Wir stellten also wieder auf Kletterseilschaft um und stiegen gesichert an den Stangen zurück zum felsigen Grat. Wir waren die letzten am Berg.
Auf dem Weg nach unten erwischten wir unterhalb des unteren Eisfelds einen anderen Weg, als den, den wir aufgestiegen waren. Es hat ziemlich viele Trittspuren und unzählige Möglichkeiten dort. Trotzdem war es nicht schwer, bis zum Einstieg zu finden. Allerdings nahm mir das Knie auch diesen Abstieg ohne Unterstützung ziemlich übel. Im unteren Teil nahm ich dann Stöcke, obwohl man auch da andauernd kraxeln muss.
Für die Einstiegswand nahmen wir einen der schönen Haken, die man da freundlicherweise angebracht hatte und seilten über die glatte Stelle ab. Man muss es sich ja nicht schwerer machen als nötig.
Eigentlich war es angenehm warm, als wir unten vor dem Einstieg auf dem großen Haufen ankamen. Es saß da auch ein einzelner Mönchbesteiger (der war noch nach uns gekommen, hatte oben aber vor uns umgedreht) in der Sonne und genoß die Wärme. Gerade als wir unten angekommen waren und anfingen, unser Zeug zusammen packten, kam ein eisiger Wind in Sturmstärke auf, der eine große Staubwolke aufwirbelte. Ab da war dann richtig Wind, einfach so, aus dem Blauen. Zusammen mit dem einzelnen Bergsteiger wunderten wir uns.
Wir packten fröstelnd unser Zeug und gingen dann zurück zur Mönchsjochhütte. Wir hatten schon den ganzen Tag drüber diskutiert und als der doch eher kurze Abstieg vom Mönch dem Knie so arg zusetzte, war dann klar, dass wir absteigen würden. Auf der Hütte wurden dann dafür noch pro Person 5 Franken fällig (Echt? Die war nicht mal halb voll!).
Wir stopften das Hüttenzeug in die Rucksäcke und marschierten zur Bahn zurück (mit eiskaltem Gegenwind). Wo wir dann schon mal da waren, sahen wir uns auch noch Teile der Jungfraujochtour an. Vor allem der Eispalast interessierte uns und das war dann auch noch ein echtes Erlebnis. Man hat da einen langen Rundgang in den Gletscher gehauen, den Boden glatt poliert, Haltestangen angebracht und das Ganze dann mit allerlei Eiskulpturen verziert. Am besten war ‘Top of Europe’, am lustigsten fand ich ‘Scrat’ :-)
Wir kamen gerade richtig zur vorletzten Bahn und bekamen sogar einen Sitzplatz (Was für ein Glück! Inzwischen schmerzte nicht nur das Knie, sondern auch die Füße.). Der Fahrkartenkontrolleur auf der Runterfahrt verteilte Lind-Schokokugeln, das war total überraschend und nett. Bei 190 Chf ist so eine Kugel pro Passagier sicherlich zu verschmerzen, aber eine nette Geste ist das trotzdem. Wir hatten seit dem Frühstück nichts gegessen und da war diese Kugel wirklich ausgezeichnet. Ich hatte aber trotzdem überhaupt keinen Hunger, was Bände dafür spricht, wie angestrengt ich war.
An der Kleinen Scheidegg mussten wir wieder umsteigen und etwas warten, bis das Bähnle losfuhr. Um Dreiviertel Sieben waren wir dann endlich zurück in Grindelwald. Wir beschlossen direkt zum Einkaufen (Bier und was zum Frühstück) und danach gleich zum Essen zu gehen. Einerseits weil es doch schon relativ spät war und außerdem wollte ich ‘den Berg’ nicht 2 Mal hochlaufen und vor allem an diesem Tag nicht mehr runterlaufen.
Wir gingen wieder zu dem großen Fastfood Restaurant und hatten dort beide eine große echt gute Pizza und Bier und Radler. Nebenbei amüsierten wir uns an der Bespaßung einer großen Gruppe Asiaten, die drinnen anscheinend Alphorn blasen durften. Es klang so, als sei es nicht einfach da Töne rauszukriegen. Dann schleppten wir uns ‘den Berg’ hinauf, mit viel Gepäck, vollem Bauch, Bier im Bauch und Bier in der Einkaufstasche.
Im Chalet räumten wir ein wenig aus, duschten ausgiebig und setzten uns dann mit dem mühsam hochgeschleppten Bier auf den Balkon und schauten uns die großartige Umgebung an. Der Eiger hatte sich inzwischen in Wolken gehüllt und von irgendwo hatte es Wetterleuchten. Das sah großartig aus und wir hatten das Gefühl, mit dem Abstieg genau das Richtige getan zu haben :-)
Allzu lang hielten wir es oben allerdings nicht aus, denn das Bier und die Müdigkeit schlugen zu. Trotzdem war es super, da nochmal hochzuschauen und die Umgebung zu bewundern.
Im ersten Licht steigen wir zum Mönchsjoch ab
Anstieg zum Gletscherplateau unter dem Mönch
Eiger mit sehr langem Grat
Spur übers Gletscherplateau unterm Mönch und Ewigschneefäld
Blick zurück aufs Mönchsjoch mit Hütte vom Mönch aus
Erfreuliche Kletterei ...
... am Mönch Südostgrat
Anstieg zum Gipfelaufbau
Der Grat zum Mönchsgipfel
Abseilen über die Einstiegswand
Die letzten Meter
Sphinxstollen
Gedenkplaketten für die Bergarbeiter, die beim Bau der Jungfraubahn gestorben sind
Im Eisstollen
Top of Europe
Scrat :-)
Eiger von Grindelwald aus
Ziemlich kaputt mit Einkaufstasche in Grindelwald
Ich schlief nicht gut, weil ich einen schrecklich trockenen Hals hatte und weil die Matratze auf den Holzbrettern so hart war, dass mir die Hüfte weh tat, wenn ich auf der Seite lag. Ich lag also dauernd auf dem Rücken ... und schnarchte fürchterlich, wie mir der beste Allgäuer von Allen in der Früh mitteilte. Tja, was soll man da machen? Ich hatte jedenfalls einen trockenen Hals, hustete dicken Schleim und hatte Halsweh.
Frühstück gab es erst ab 5:30h, was für Westalpentouren relativ spät ist. Wir hatten am Vorabend lang diskutiert und uns dann für die Jungfrau entschieden, obwohl das die längste Tour in der Gegend ist und wir noch überhaupt nicht akklimatisiert waren. Aber wir dachten, die würden wir hinkriegen, bei den anderen Möglichkeiten waren wir uns nicht so sicher.
Nach dem Frühstück (eine Schale Kaffee, ein Brot - es hätte allerdings auch mehr gegeben) waren wir wie üblich die letzten, die von der Hütte Richtung Jungfrau marschierten. Es war hell genug, dass wir keine Stirnlampe benötigten und wir konnten schon sehen, dass der Tag grandios werden würde. Kurz vor der Station Jungfraujoch verließen wir die Pistenraupenspur und stiegen zum tiefsten Punkt des Jungfraufirns hinab.
Zum felsigen Ausläufer des Rottalhorns führte eine deutliche Spur. Der Weg auf und durch die Felsen war anfangs auch recht deutlich. Erst den steilen Dreck-Eis-Kegel hinauf, dann durch Schutt und eine Rinne zum Regenmesser. Danach kam ein wenig Gehgelände und eine weitere Rinne (zu der steht im Westalpenbuch III, das ist also die schwerste Stelle). Und da wurde das Gelände dann unübersichtlich.
Wir brauchten eine Weile, um rauszufinden, wo der Weg weiter ging, denn vor uns hatten schon viele Leute gesucht und es gab Steigeisen-Kratzspuren und Fußspuren in alle Richtungen. Nachdem wir die Beschreibung nochmal gelesen hatten, nahmen wir den Weg nach links und lagen richtig :-)
Wir querten in gleichbleibender Höhe bis fast zum Gletscher und stiegen dort auf glattgeschliffenen Felsen bis auf den Rücken des Ausläufers auf. Es gab gelegentlich Steinmänner und wir schauten immer wieder zurück, um uns hoffentlich den Rückweg gut einzuprägen. Oben musste ich meine Füße verpflastern, weil die harten Stiefel links innen und rechts an der Ferse zu drücken anfingen. Es war eh Zeit für eine Pause und etwas zu trinken.
Der Weg über den Rücken bis zum Firn unter dem Rottalsattel hatte von unten eher kurz und fast schon bequem ausgesehen. Das täuscht. Der Rücken ist ziemlich steil und der Weg ist lang. Dass man das Ziel - den Sattel - immer vor Augen hat, hilft dabei natürlich überhaupt nicht. Immer wenn man hinschaut, ist man kein Stück näher gekommen, obwohl der Blick nach unten bestätigte, dass wir uns tatsächlich bewegten.
Ein Bergführer mit Gast hatte vor dem Rottalsattel umgedreht und kam uns entgegen. Ein anderer Bergführer mit Gast kam gerade den steilen Eisbruch vom Rottalsattel runter. Vor dem hatte ich mich bei der Planung der Tour etwas gefürchtet, weil der - abhängig davon, wo man über die Randkluft kommt - schon ordentlich steil sein kann und wir hatten nur Pickel dabei, keine Eisgeräte. Wir schauten den beiden interessiert zu.
Der Weg führte deutlich rechts der steilsten Stelle über ein kurzes sehr steiles Stück direkt über der Randkluft und dann fast moderat steil hinauf zum Sattel. Das sah machbar aus, auch wenn der Bergführer jammerte, er hätte die falschen Steigeisen mit den kurzen Zacken dabei. Also so kurz sahen die nicht aus. Meine sind viel kürzer, da schauen vielleicht 2cm der Frontzacken unter dem Schuh raus.
Wir machten nochmal Pause und stiegen dann ein. Der beste Allgäuer von Allen ging vorne weg und stetzte an der unangenehmsten Stelle, da wo man an einem abdrängenden senkrechten Eiswall vorbei musste, eine Eischraube. So konnten wir schon mal nicht gemeinsam in die Randkluft fallen, das war nett. Dann stiegen wir problemlos zum Rottalsattel auf. Es hatte sehr hohe Stufen und eine Spalte in der Mitte.
Vom Sattel zur Jungfrau muss man ein Stück im Firn zum Felsgrat queren und kann dann ein ganzes Stück des Aufstiegs auf schönem festen Fels zurück legen. Wir legten die Steigeisen dafür nicht ab, ich steckte mir aber den Pickel hinter den Rucksack, um die Hände frei zu haben. Der beste Allgäuer von Allen verwendete den Pickel dry-tooling-mäßig zum Klettern. Beides funktionierte gut.
Nach dem Felsgrat kam wieder Firn und Eis über den Jungfraurücken hinauf. Das war zwar ordentlich steil, aber es hatte eine gute Spur. Dieses letzte Stück war dann sehr anstrengend. Nachdem wir dann über die Gipfelfelsen gegangen waren, waren wir tatsächlich oben. Ohne vernünftige Akklimatisation, trotz Wegsuche und obwohl ich mich vor dem Rottalsattel echt gegrault hatte. Ta-Daaa!
Wir waren natürlich nicht allein. Nach uns waren noch 3 2er-Gruppen gekommen, von denen uns 2 im letzten Steilstück überholt hatten. Wir liessen uns Zeit da oben und schauten uns gründlich um und genossen die Aussicht.
Im Abstieg waren wir die letzten, was mir ganz Recht war, denn ich mag mich sowo nicht hetzen lassen (und Schnellere hinter einem hetzen immer, egal was sie sagen und wie geduldig sie sind). Der Abstieg über den steiler werdenden Firn- und Eisrücken war etwas gruselig (erst Eis, dann 3 Felsen, dann Nichts), aber es hatte gute Stufen.
Abklettern mit den Steigeisen war dann echt lästig und wir wechselten im unteren Teil in den Schnee. Diese Idee war allerdings nur so mittelgut. Das war tatsächlich vor allem Schnee und er war weich und trug nicht gut und unten war natürlich wieder ein Abbruch. Wir kamen aber ohne Zwischenfälle runter und standen bald im Rottalsattel.
Die hohen Stufen konnte ich freundlicherweise mit dem guten Knie oben absteigen, dafür war aber das Loch an der Spalte größer geworden und ich musste einen unangenehmen Schritt mit dem kaputten Knie hinlegen. Ging aber.
Ich war vorn und setzte über der Randkluft 2 Eisschrauben. Die Steilstelle war inzwischen ziemlich unangenehm, weil das Bröseleis auf der Oberfläche nicht mehr gut hielt (ich jammerte innerlich auch über die kurzen Zacken).
Der beste Allgäuer von Allen sammelte die Eischrauben ein und benötigte die Zweite dann auch, denn er rutschte im Bröseleis aus und hing dann an der Schraube knapp über der Randkluft. Über der Schneebrücke zwar, aber die Schraube da war schon gut. Sein Pickel rutschte dabei in die Spalte und blieb im oberen Teil liegen. Er musste also auch noch ein Stück in die Spalte absteigen, um den Pickel zu bergen. Das war aber kein Problem, er war ja an der Schraube gesichert und weit war es auch nicht. Schlecht wäre gewesen, wenn der Pickel verschwunden wäre.
Wir machten nochmal kurz Pause, um etwas zu trinken (inzwischen hatten wir schrecklichen Durst, aber wir hatten nur einen Liter Marschtee dabei, das reicht nicht sehr weit), dann stiegen wir ab. Es hatte eine sehr steile Spur den Gletscherbruch hinab und wir hatten uns diese Spur schon die ganze Zeit angesehen und diskutiert. Da ginge der Abstieg sehr schnell und wir würden uns ein paar Höhenmeter sparen, wenn wir dann durch die Station gehen würden. Aber es war halt steil und irgendwo runter gehen, wo man nicht raufgegegangen ist, kann auch Überraschungen bedeuten.
Wir nahmen den Abstieg, er sah einfach zu verlockend aus. Im Endeffekt war der Gletscherbruch weniger steil als der steilste Teil zur Jungfrau hoch und er hatte viel bessere Tritte. Genau genommen war das festgetretener Pulverschnee, was man gut merkte, wenn man mal daneben trat. Dann sackte man ganz schön durch. Und der Pickel war auch nicht anwendbar, der versank meistens einfach.
In der Mitte war eine beeindruckende Spalte zu queren und weiter unten war es zwei Mal total glatt. da mussten wir rückwärts abklettern und dass meine Steigeisen so kurze Zacken haben, machte sich da unangenehm bemerkbar. Das war aber alles problemlos zu meistern, nur mein Knie meldete sich auf halbem Weg und beschwerte sich bitterlich über die fehlende Unterstützung durch Pickel oder Stöcke.
Als wir aus dem Gletscherbruch raus waren und wieder auf dem ganz normalen Jungfraufirn standen, wechselten wir auf Stöcke. Mein Knie freute sich wirklich sehr.
Kurz nach dem Losgehen bekamen wir dann einen Mordsschreck, denn aus der Wand von der Jungfrau zum Jungfraujoch brach ein riesiges Stück vom Hängegletscher ab und donnerte mit Getöse nach unten. Es gab eine riesige Staubwolke und wir waren uns ganz und gar nicht sicher, ob wir jetzt in eine Staublawine geraten würden, dabei standen wir mindestens 200 Meter vom letzten Eisbrocken weg auf dem wirklich flachen Firn. Wegrennen kann man da ja auch nicht wirklich, also standen wir nur staunend da und sahen zu. Die Staubwolke legte sich schnell und kein Bröckchen Eis fiel weiter als die alten Brocken, das war schön. Wir waren allerdings anfangs so überwältigt, dass wir das Fotografieren vergaßen.
Der Weg zurück war dann eine Tortur. Einerseits, weil wir fürchterlich Durst aber nichts mehr zu trinken hatten und andererseits, weil das halt ein elendslanger Hatsch ist. Erst mal mussten wir zurück zur Station Jungfraujoch. Da ging es in relativ weichem Schnee rauf und runter und am Ende nochmal steil hoch zur Aussichtsplattform, wo natürlich haufenweise Leute rumstanden und zusahen, wie wir erst da hinauf keuchten und uns dann vom Seil und Gletscherzeug befreiten. Und dann schauten sie uns zu, wie wir mit den dicken Rucksäcken durch die Station liefen.
Wir gingen als erstes ins Restaurant, kauften was zu trinken und setzten uns. Boah! Was für eine Wohltat!
Der Weg zurück zur Mönchsjochhütte über die völlig aufgeweichte Pistenraupenspur war dann noch schlimmer. Da ging es nur bergauf und es ist noch dazu echt langweilig. Selbst der beste Allgäuer von Allen, meinte, dass wir jetzt dann aber endlich mal da sein könnten. Und irgendwann war es dann so weit: wir waren da! Nach 11:25h! (Im Westalpenbuch stehen 8 1/2 Stunden vom Jungfraujoch aus, so gesehen waren wir gar nicht sooooo langsam.) Uff!
Wir wuschen uns wieder mit den Tüchern und dann war es auch schon Zeit für’s Abendessen. Diesmal war die Hütte deutlich weniger voll. Wir saßen mit 2 Schweizern an einem Tisch, aber abgesehen von den üblichen Dingen beim Essen, unterhielten die sich und wir uns. Wir versuchten wieder, so viel wie möglich zu trinken, aber das ging natürlich nur bedingt.
Wir überlegten, wo wir am nächsten Tag hingehen wollten. Zur Auswahl standen Großes Fiescherhorn und Eiger. Nachdem das Ewigschneefäld so ewig ist und sich die Jungs gestern positiv über den Eiger Südgrat geäußert hatten, fiel die Wahl auf den Eiger, auch wenn da im Westalpenbuch steht, dass der Grat echt lang ist und wegen der vielen Auf- und Abschwünge viel Zeit braucht.
Im ersten Licht vor der Hütte
Jungfrau und Rottalhorn im Morgenlicht
Rückblick auf die Station und den Mönch
Vor dem Einstieg zum Felsgrat
In der Schlüsselstelle der Kletterei
Auf dem Weg über die glatt geschliffenen Felsen
Auf dem Rücken zum Rottalsattel
Vor dem Rottalsattel
Im Rottalsattel vor dem Rottalhorn
Drytooling im Jungfraugrat
Tiefblick (der Pickel hinterm Rucksack muss justiert werden)
Die letzten Meter vor dem Gipfelaufbau
Auf dem Weg zum Gipfel
Oben!
Ausruhen und genießen :-)
Tiefblick auf den Aletschgletscher
Im Abstieg
Vor dem Abstieg durch den Gletscherbruch
Querung der großen Spalte in der Mitte
Rückblick den Gletscherbruch hinauf
Abklettern durch eine der glatten Passagen
Nochmal abklettern
Rückblick auf den Abstieg
Auf dem Weg zur Station
Der lange Weg zur Mönchsjochhütte
Die letzten Meter .... sooo anstrengend!
Wir standen wie am Vortag um 6:00h auf und frühstückten gemütlich. Dann stiegen wir zum Bahnhof ab und kamen genau richtig, um den ersten Zug um 7:17h zu erwischen. Der war schon recht voll, im Wesentlichen mit Bauarbeitern und Bahnmitarbeitern.
An der Kleinen Scheidegg muss man umsteigen, dann fährt der Zug mitten rein in die Nordwand. Das ist natürlich eigentlich langweilig, denn ein Tunnel sieht halt aus wie ein Tunnel, egal wo er sich befindet, aber - Hey! Nordwandtunnel! An der Station Eismeer (quasi auf der anderen Seite der Nordwand), hält der Zug 10 Minuten und man kann aus den großen Panorama-Fenstern auf den wild zerrissenen Gletscher rausschauen. Ich vermute, der Gletscher war mal viel weiter oben vor den Fenstern, jetzt schaut man weit runter, aber das ist trotzdem beeindruckend.
Wir hatten uns schon beim Frühstück und auf der Fahrt gedacht, dass das Wetter wohl nicht so toll sei. Hier kam die Ernüchterung: alles voll dickem fetten Nebel! Tja, da hatte der Wetterbericht dann wohl stark übertrieben mit dem besten aller tollen Wetter bis mindestens Mittwoch :-(
Die Trauer ums Wetter war aber glücklicherweise verfrüht, denn als wir oben am Jungfraujoch an die Panorama-Fenster traten, strahlte der Jungfraufirn in blendendem Weiß unter stahlblauem Himmel mit vereinzelten Schäfchenwolken. Yay!
Wir suchten uns den Weg zum Sphinxtunnel (man muss durch das 360-Grad-Panorama durch und an der Abzweigung zum Gletschertunnel mit einer überdimensionalen Schweiz-Schneekugel vorbei) und traten hinaus auf den Gletscher. Da hat man einen großartigen Blick den Jungfraufirn runter bis zum Aletschgletscher und das Rhonetal. Links ist der Mönch und der Trugberg, rechts das Joch und die Jungfrau. Hach!
Zur Mönchsjochhütte gingen wir betont langsam, in der Hoffnung, mit Nicht-Anstrengung die Akklimatisation zu befördern. Der Weg war trotzdem anstrengend, was vermutlich vor allem daran liegt, dass man da sehr langweilig auf einer Pistenraupenspur läuft. Der Vorteil ist, dass man sich nicht mit Seil und sowas rumschlagen muss.
An der Hütte angekommen, wollten wir direkt einchecken, aber so früh machen die das nicht. Wir sollten erst mal unsere Tour machen und dann wieder kommen. Pfff! Ich hatte gehofft, so früh gute Betten zu bekommen. Wir gönnten uns einen Obstkuchen und Kaffee und räumten dann das Hüttenzeug aus den Rucksäcken, um mit der Akklimatisationstour zu beginnen.
Der Weg zum Walcherhorn begann direkt an der Hütte mit einem guten Meter Eiswall vor einer Spalte, über die man runter und rüber musste. Am einfachsten war es natürlich, einfach zu springen, aber mit Springen tu ich mich ja schwer. Half aber nix und weil danach direkt fast frischer Pulverschnee kam, war das dann doch nicht schlimm.
Dann standen wir auf dem endlosen Ewigschneefäld. Links ging es rauf zu den Eigerjöchern, rechts war der Trugberg (an dem wir vorher zwei Leute echt übel steil hatten Eis und Fels klettern sehen) und vor uns ein riesiges, breites Schneefeld. Ewig halt :-) Vorn war das Walcherhorn, danach kamen die Aufschwünge zu den Fiescherhörnern.
Wir marschierten erst mal ein gutes Stück das Ewigschneefäld runter, bis wir meinten, einen guten Aufstieg zum Walchergrat gefunden zu haben. Da stapften wir dann rauf. Auf dem Grat sahen wir das erste Mal den Eiger quasi von hinten. Ganz schön massig und der Südgrat sah arg lang aus. Unten war der Challifirn (über dem die Station Eismeer liegt) und ich meinte auch, den Weg von da zur Mittelleggihütte erkennen zu können.
An sich hatten wir von da aus über den Grat zum Walcherhorn gehen wollen, aber der Grat sah sehr lang aus und es war nicht mehr ganz früh. Wir beschlossen, doch wieder abzusteigen und über den Gletscher aufzusteigen. Wir gingen also das Schneefeld wieder runter und zurück auf Ewigschneefäld.
Als nächstes galt es einen Felsriegel mit einem Eiswall von vielleicht 30 Metern Höhe zu überwinden. Nach einem Fehlstart, weil man bei sowas dann doch lieber einen Pickel nimmt (bisher waren wir mit Stöcken unterwegs), weil sich drunter natürlich eine große Spalte befand. Gerade als wir wieder losgehen wollten, kam 3 Leute vorsichtig runter. Die einzigen 3 Leute, die uns den ganzen Tag über begegneten.
Wir querten den Wall und stiegen drüben den dort zunächst aperen Gletscher hoch (Südwestseite). Bald lag Schnee auf dem Gletscher und schon kamen Spalten. Die erste war noch gut erkennbar und wir konnten sie mit einem großen Schritt queren. Weiter oben wurde das Ganze schnell sehr unübersichtlich. Es war kaum mehr zu erkennen, wo noch Eis war oder wo wir bereits auf einer Spalte mit Schneebrücke standen. Mal traf der Pickel hartes Eis, mal sauste er fast widerstandslos nach unten. Und es war Nachmittag, der Schnee war schon sehr weich.
Wir verzichteten auf den Gipfel (es hätten noch etwa 50 Höhenmeter gefehlt) und verzogen uns wieder nach unten.
Der Abstieg über den Eiswall war inzwischen auch weicher geworden. Das Eis an sich war hart wie eh und je, aber die bröselige Eiskristallschicht auf dem blauen Gletschereis gab unangenehm nach. Wir setzten zwei Eisschrauben und fühlten uns gleich viel besser beim Abstieg. Man sah auch ganz toll in die Randkluft hinein. Bodenlos, da hätten wir echt nicht landen mögen.
Der Rückweg übers Ewigschneefäld war dann ... ewig. Als wir endlich an der Hütten-Randkluft ankamen, waren wir echt froh :-)
Das Einchecken in der Hütte brauchte dann 3 Anläufe, denn es hat da Regeln (allerdings stehen die nirgends) :/ Weil ich ja gute Betten wollte (dafür waren wir aber eigentlich schon recht spät dran), sauste ich mit Stiefeln und Klettergurt direkt hoch, während der Ralle das Seil auflöste (und entwirrte). Aber: ohne Hüttenschuhe und abgelegtem Gletscherzeug kein Bett.
Ich ging also wieder runter, wir legten alles ab und kamen mit Hüttenschuhen und vollen Rucksäcken wieder hoch. Aber: mit dicken Rucksäcken in der Gaststube kein Bett. Die Rucksäcke müssen draußen bleiben.
Dann schließlich bekamen wir Betten. Allerdings nicht am Fenster, wie ich gern gehabt hätte. In einem 10er-Zimmer, aber kleine Zimmer haben die eh nicht. Und selbstverständlich gab es kaum mehr Platz für unsere Rucksäcke und auch kaum mehr freie Haken. Dafür, dass wir wirklich früh auf der Hütte gewesen waren und noch dazu sogar vorab reserviert hatten, war das ein bisserl enttäuschend.
Die Mönchsjochhütte ist überhaupt etwas enttäuschend. Nicht wegen der Lage, die ist natürlich 1A, sondern wegen des Drumherums (das aber, muss man auch anerkennen, sicherlich zumindest teilweise seinen Grund in der riesigen Menge Leute hat, die täglich als Tagesgäste vom Jungfraujoch kommen).
Mit dem wenigen Platz kann man sich schon abfinden, aber dass es keine Waschräume hat, das ist schon sehr schwach. Es hat einen einzigen ‘Waschraum’ mit 2 Hähnen, der aber erst nach dem Abendessen geöffnet wird. Sonst gibt es an der Außentoilette noch ein einziges Minibecken mit Wasserhahn. Nach der Tour waschen ist so schlicht und ergreifend nicht möglich (vor aller Augen halb nackt im Abendwind auf 3600m waschen?). Und ganz ehrlich - das mit dem Waschen, das mache ich schon gern. Es muss nicht exzessiv sein, aber sich halt so ein bisserl vom Schweiß des Tages befreien, das wär schon was.
Ich hatte glücklicherweise, weil der Weg vom Jungfraujoch halt nicht sehr weit ist, ein Päckchen Baby-Reinigungstücher dabei. Unsere Zimmer-Mitbewohner mussten dann halt da durch, dass wir uns auszogen und damit abrieben. Umweltfreundlich ist das mit den Tüchern nicht, aber immerhin fühlten wir uns danach wohler.
Sonst sind die Hüttenmädels sehr nett und freundlich (der Hüttenwirt selbst ist ein Grantler), das Essen ist OK und reichlich und die Preise sind für die Schweiz im Allgemeinen und Grindelwald im Besonderen wirklich gut.
Weil wir den ganzen Tag sehr wenig getrunken hatten und man für die Akklimatisation ja eigentlich viel trinken soll, versuchten wir abends jeder 1 1/2 Liter zu trinken (kein Alkohol). Zusammen mit dem Abendessen und in der Kürze der Zeit war das aber nicht ganz möglich. Immerhin gaben wir aber unser Bestes.
Sonst war der Abend ganz nett, denn wir saßen an einem Tisch mit lauter Kleingruppen (ein sehr mitteilungsbedürftiger Schweizer, 2 Deutsche, die den Mittelleggigrat komplett gemacht hatten und Vater und Sohn, die eben erst angekommen waren) und es ergaben sich über den Abend interessante Gespräche.
Berge im ersten Licht (vlnr: Finsteraarhorn, Agassizhorn, Kleines Fiescherhorn)
Ausblick aus der Station Eismeer
Ausgang Sphinxstollen
Blick über den Jungfraufirn zum Konkordiaplatz und Aletschgletscher
Mönch
Rückblick zur Station, dahinter die Jungfrau und das Rottalhorn (noch dahinter keine Ahnung)
Mönchsjochhütte
Wir laufen das Ewigschneefäld runter
Vom Walchergrat: Mönch und der lange Grat zum Eiger mit dem langen Mittelleggigrat
Aufstieg über den Eiswall
Die erste Spalte, über die wir noch drüber stiegen
Ewig langer Rückweg übers Ewigschneefäld
Fast zurück an der Hütte!
Die Hütte!
Großes Fiescherhorn im Abendlicht
In dieser Nacht schlief ich nicht gut und wachte Donnerstag in der Früh mit Halsweh auf. Ein schlechtes Zeichen. Nach einem kurzen Frühstück verstauten wir die Übernachtungssachen in einer Kiste im Schuhraum und rödelten komplett auf. Nicht weit von der Hütte entfernt würde uns 2er und 3er Kletterei erwarten und bald drauf Gletscher.
Es war noch dunkel, als wir uns auf den Weg um die Tabaretta-Spitze machten. An der zweiten Scharte schien der Weg nach unten schlicht nicht machbar, daher stiegen wir nach oben und umgingen die Scharte über eine hohe Flanke. Das war aber wohl eine dunkelheit-induzierte Täuschung, denn die nachfolgende Bergführer-Seilschaft stieg die Scharte ab und überholte, als wir die Flanke abstiegen. Das war der einzige Verhauer des Tages.
Am Mittwoch frühstückten wir gemütlich um sieben und stiegen dann zum Auto am Rigugio Forni ab. Dort packten wir in der Sonne die Rucksäcke um (im Wesentlichen wurde Unnötiges rausgeworfen, die Daunenjacke beispielsweise) und machten uns auf den Weg auf die andere Seite des Massivs. Diesmal wirklich übers Stilfserjoch.
Am Pass oben dann die Erkenntnis: ‘Ja, genau! Da wollen wir hin!’
Zu Motorradzeiten sind wir unzählige Male übers Stilfserjoch gefahren, aber dass der grossartige Berg, auf den man zufährt, der Ortler ist, das wurde uns erst jetzt schlagartig klar, als wir das erste Mal mit dem Auto dort drüber fuhren. Das erforderte eine ungeplante Pause, wo wir die Payer-Hütte und den vom Joch aus prima einsehbaren Aufstieg studierten. Ein Fernglas wäre nicht schlecht gewesen.
Ausser uns wollte am Dienstag niemand früh los, daher bekamen wir ein Thermos-Frühstück in einem kleinen kühlen Raum hinter dem Schuhraum. Das machte das Frühstück nicht unbedingt besser, weil der Kaffee nämlich trotz Thermoskanne ziemlich kalt war. Schade.
Zum Palon de la Mare geht man erst mal ein gutes Stück an der Zunge des Forni-Gletschers entlang (auf der alten Randmoräne also gute 100 Meter oder mehr über dem Eis) und biegt dann in die Rinne ab, wo der Bach des Mare-Gletschers hinab sprudelt. Spätestens hier wird es anstrengend weil es steil und geröllig und auch ein wenig klettrig wird.
Das Wetter hielt sich mal wieder nicht an die Vorhersage und es schüttete in der Nacht zum Montag heftig. Frühstück war um fünf Uhr und da hatte der Regen grad eben erst aufgehört und der Himmel hing voll dicker dunkler Wolken. Mit uns war ein Südtiroler Pärchen und eine grössere Gruppe von München Oberland aufgestanden. Wie wir beschlossen auch die anderen, zumindest mal loszugehen.
Die Südtiroler frühstückten typisch italienisch (Kaffee und nix) und waren bald weg, die Münchner brauchten länger als wir, daher starteten wir allein im Halbdunkel Richtung Gletscher. Wir hatten uns den Weg vorher schon angeschaut und fanden mit Hilfe des GPS ziemlich problemlos hinab zur linken Seite des aperen Forni-Gletschers. Der Himmel wurde langsam heller und es liess sich schon der eine oder andere blaue Fleck zwischen den Wolken sehen.
... und ein klitzekleines bisschen Praxis beinhaltete das Wochenende. Für die Theorie besorgten wir uns den nigelnagelneuen Alpin-Lehrplan Nummer 3: Hochtouren und Eisklettern. Auch wenn wir das meiste des ersten Teils schon kennen (und teils auch können), ist speziell der zweite Teil des Lehrplans, der sich mit dem Eisklettern befasst, sehr informativ.
Der heutige Tag sollte zum Eisklettern dienen, unter Anderem auch deswegen, weil der Wetterbericht Schneefall vorher gesagt hatte. An sich hätte Yak - der mit dem Eiskletterführer - ja gerne einen Start um 9 Uhr angesetzt, weil Claudine und er schon heute wieder abreisen wollten, doch das war für die Alm-Übernachter wegen des Frühstücks nicht machbar. Wir setzten 9:30h an, aber auch das war zu knapp, bis alle runtergerodelt und von Ski- auf Eiskletter-ausrüstung umgestellt hatten, war es dann doch fast 10 Uhr.
Nach einer knappen Stunde Fahrzeit (die Alm ist wirklich weit weit weg) parkten wir dann schliesslich in einem Nebental an einem Wasserkraftwerk. 5 Minuten Zustieg hiess es im Eiskletterführer.
Angekommen