Der Tag begann früh mit einem Vortrag um 8, zu dem auch Nadine durfte. Wir unterhielten uns ein letztes Mal mit der uns verlassenden Dame und gingen dann zum Vortragsraum.
Der Vortrag hieß ‘Schutzfaktoren’ und es ging um Resilienz, also darum, wie man mit Schwierigkeiten und Problemen umgeht und sie übersteht. Er wurde von einer Psychologin gehalten und die machte das wirklich super.
Mitgenommen habe ich, dass man, um bestmöglich aus egal welchen Situationen, in die einen das Leben schmeisst, rauszukommen, Folgendes braucht:
Ich hatte während des ganzen Vortrags, der eigentlich eher ein Gespräch war (wir sassen in einem großen Kreis, sie stellte Fragen und erklärte dann), das Gefühl, ‘Jajaja!’ sagen zu müssen, denn genau so, wie die Psychologin das beschrieb, sehe (und mache) ich das auch. Das war prima.
Dann hatte ich eine Pause, in der ich aufs Zimmer ging, bevor der große Physiotherapie-Marathon aus manueller Lymphdrainage, Krankengymnastik und Motorschiene begann. Die Lymphdrainage war leider nicht so gut wie die erste, aber nett war sie natürlich trotzdem. Nicht so nett war, dass ich im Anschluß einen geänderten Therapieplan bekam, in dem die Krankengymnastik fehlte. Die finde ich aber das allerwichtigste (Schmerzen hin oder her) und das nervte mich gewaltig. Was genau gar nichts half.
Ich ging runter ins Bewegungszentrum, um mich aufs Rad zu setzen. Ich nahm 9 Löcher bei 50 Watt und das ging so gut wie die 8 Löcher. Liegt vermutlich daran, dass ich den Sattel wieder runter stellen musste. Bei der Motorschiene hänge ich aber nach wie vor bei 105 Grad und da tut sich einfach nichts mehr. Das Problem dürfte jetzt dasselbe sein wie bei der Beugung: das ging schon seit Jahren nicht mehr und alles ist verkürzt und verhärtet.
Vor dem Mittagessen bekam ich noch Strom, dann ging ich hoch zum Essen. Wir haben nun eine neue Tischdame und ich habe das Gefühl, mit der werde ich nicht warm werden. Schaumermal.
Nach kurzer Pause ging es mit einem Vortrag zu Prothesen weiter. Es ging darum, was man darf und was man nicht darf, was vor allem bei den Hüftprothesen eine Rolle spielt, weil man die Hüfte erst mal nicht weiter als 90 Grad beugen darf. Bei den Knien stand nur, dass man sich wegen der Scherkräfte nicht auf dem Bein drehen soll. Das alles etwa für die ersten 3 Monate. Und danach hängt es mehr oder weniger von einem selbst ab, was man kann und tut oder auch nicht. Eben!
Vor der Wärme ging ich nochmal radeln (15 Minuten, 9 Löcher, 50 Watt) und danach machte ich den Rest meines Trainings. Das ist nach wie vor echt stressig für’s Knie und ich habe aktuell einfach nicht das Gefühl, als ginge da was nach. Training tut an den Endpunkten der Bewegung einfach nur weh, aber die blöden Punkte bewegen sich nicht. Naja, Geduld braucht man auch, wird einem immer gesagt und das stimmt wohl. Ich bin bisher halt verwöhnt von den schnellen Fortschritten.
Weil ich jetzt darf, übe ich auch immer wieder ohne Krücken gehen, bzw. die Krücken nur minimal zu benutzen. Das klappt mal besser, mal schlechter. Wichtig scheint mir, dass man auch ohne Krücken möglichst ‘unhumpelig’ läuft. Das ist noch einigermaßen schwierig.
Am Ende des Trainings radelte ich nochmal 10 Minuten. Momentan steige ich mit dem gesunden Bein auf und mit dem Operierten ab. Da muss ich jetzt mal anfangen, das anders herum zu üben, denn beim Absteigen von einem echten Rad muss man ja gescheit stehen und nicht komisch rumeiern.
Danach stand noch Wassergymnastik zum Selberüben kurz vor dem Abendessen auf meinem Trainingsplan. Ich ging aber lieber direkt runter. Vorher fragte ich noch im Schwesternzimmer, ob ich ohne Folienpflaster ins Wasser dürfe und bekam die Freigabe.
Ich übte all das, was wir in der letzten Gruppe gemacht hatten und es war wieder ziemlich fordernd. Ich blieb eine halbe Stunde und war dann reichlich durchgefroren. Eine lange heisse Dusche behob das aber wieder :-)
Das Abendessen war nicht so nett und lang und ratschig wie sonst. Nadine fehlte, weil sie mit ein paar Anderen zum Pizzaessen ging und irgendwie ergab sich kein richtiges Gespräch. Wir gingen bald alle unserer Wege.