Nach der regnerischen Woche sollte es am Wochenende endlich schön und trocken werden. Wir diskutierten ein paar Optionen und nahmen dann eine teilweise weglose Tour in einem Seitental, in dem eh schon nicht viel los ist. Am Grenztunnel war schon in der Früh um 7 Stau (vermutlich Blockabfertigung), deswegen fuhren wir übers Tannheimer Tal und parkten in Kelmen. Da wird man am Parkplatz nett gebeten, bitte 2€ in die Box zu werfen, was wir natürlich taten.
Der Weg fängt direkt am Parkplatz schon hübsch an. Erst geht es quer über eine Wiese und eine Weide (mit Hochlandrindern und Pferden), dann geht es in den Wald. Gleich danach quert man einen Bach und steigt dann weiter im Wald hoch. Dem Bach war deutlich anzusehen, dass es in jüngster Zeit viel geregnet hatte - haufenweise frisches Geröll und Kies lag im Wald herum. Wir balancierten über den Bach (viel Wasser) und stiegen im Wald weiter hoch.
Nach dem Wald öffnet sich das Hochtal etwas und man muss die Talseite wechseln. Der Weg führt dann auf der linken Seite direkt am Bach entlang ... und war teilweise ganz einfach weg. Eine große Schuttreise spült wohl öfter mal den Weg weg und das war auch diesmal so. Auch am Bach selbst und bei einer weiteren Schuttreise fehlten Stücke des Wegs. Aber wo es grundsätzlich lang geht, ist immer klar, deswegen kamen wir mit nur kurzen Umwegen in den Talschluss, wo es in Serpentinen erst auf der einen, dann auf der anderen Seite des Wasserfalls (eher ohne Serpentinen und reichlich steil) ins Kelmer Kar hinauf geht.
Der Weg durch die Latschen zum Hüttchen brauchte ein wenig Suchen. Dort machten wir erst mal eine Pause und schauten uns den steilen Grashang zum Sattel zwischen Kaltem Stein und Engelspitzle an: Das sah anstrengend aus!
War es auch. Anfangs fanden wir einen guten Anstieg, am Ende wurde es dann aber doch sehr steil. Wir kamen aber gut hoch. Wir landeten auf dem halben Weg zum Kalten Stein und mussten erst zurück in den Sattel absteigen. Von dort sah der Anstieg zum Engelspitzle übelst steil aus! Es war dann aber doch nicht ganz so wild, weil es Trittspuren hatte - die allerdings waren im steilsten Teil, wo es nur kleinteiliges Geröll und Kies hatte, von den Unwettern der letzten Zeit weggespült worden. Der Anstieg über diesen Teil war sehr anspruchsvoll.
Vom Engelspitzle bis zum Seelakopf sieht es unheimlich weit aus, aber das täuscht ein bisserl, weil das Seelakopf-Kreuz recht klein ist. Die Engelspitze selber hat kein Kreuz und weil nicht offensichtlich ist, welche der vielen Graterhebungen der eigentliche Gipfel ist, gingen wir erst mal an allen vorbei bis zum Seelakopf. Der Weg über den Grat ist einfach, wird im steilen Schlussanstieg noch mal kurz anstrengend und bietet ganz am Ende noch ein ganz kurzes Kletterstück. Das war dann der dritte neue Gipfel des Urlaubs :-)
Wir schauten uns lang um (und machten Fotos, ehklar), ließen die Pause dann aber wegen der Flugameisen-Invasion da oben ausfallen. Auf dem Rückweg zum Engelspitzle nahmen wir dann doch noch die Engelspitze mit (identifiziert übers Navi) und machten dann dort Pause in der grasigen Gipfelmulde. Wunderbar allein :-) Insgesamt hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt 4 Leute gesehen und 2 getroffen.
Wir hatten kurz überlegt, ob wir auf dem Weg nach Namlos absteigen sollten, um den steilen, weglosen Abstieg ins Kelmer Kar zu vermeiden (vor allem den steilen Geröllbuckel), aber Aussicht, am Ende eine gute halbe Stunde oder länger nach Kelmen zurückhatschen zu müssen, hatte dann den Ausschlag gegeben: Lieber der Steilabstieg ins Kar.
Der Abstieg war dann auch genauso unangenehm wie erwartet. Wir gingen mit aller gebührenden Vor- und Umsicht und kamen heil im Sattel an. Für den Abstieg ins Kar fanden wir einen besseren Weg. Der war zwar genauso steil oben, aber nicht ganz so grasig und hielt besser. An der Hütte machten wir noch mal Pause.
Für den Abstieg zurück nach Kelmen nahmen wir Trittspuren direkt vom Hüttchen bis zum Wasserfall, um nicht wieder durch die Latschen zu müssen, aber das war eine eher so mittelgute Idee, weil steil und rutschig. Im Gesamtbild der Tour mit den vielen weglosen Passagen spielte das dann aber auch keine Rolle mehr ;-)
Beim Auto angekommen, hatte ich schmerzende Füße, aber das Knie hatte das alles problemlos mitgemacht. Wird :-)
Wir beschossen den schönen Tag ins Stanzach im Jamdo mit Abendessen. Das war ganz OK, aber nicht so gut wie erhofft. Für den Heimweg war das prima, denn der ganze Stau von Fernpass bis zum Grenztunnel hatte sich inzwischen aufgelöst und wir konnten problemlos nach Hause sausen.
Freundlicher Start in Kelmen
Anstieg zum Kelmer Kar
Bach queren beim Wasserfall
Wegloser Gras-Anstieg (unten links die Hütte)
Wegloser Anstige mit Blick zum Engelspitzle
Im steilsten Teil (war noch steiler als es aussieht)
Anstieg zum Engelspitzle
Am Engelspitzle
Auf dem Weg zum Seelakopf
Schlussanstieg
Die letzten Meter
Am Seelakopf
Auf dem Rückweg
An der Engelspitze
Abstieg vom Engelspitzle
Sehr vorsichtige Querung
Abstiege ins Kar
Auf den letzten Metern ins Kar
Abstieg nach Kelmen
Bachquerung
Fast schon beim Auto
Die Hochlandrinder