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Verwall- Keine Faselfadspitze

Montag, September 15, 2008

Diese Nacht war nicht so ruhig, denn einer unserer beiden neuen Zimmergenossen schnarchte ziemlich fürchterlich. Auch der hatte das vorher angekündigt und gemeint, man solle ihn schütteln, wenn’s so wäre. Hab ich dann gemacht, zweimal.

Anders als der Wetterbericht vorhergesagt hatte, fing der Tag nicht so strahlend schön an wie der gestrige. In der Früh zeigten sich hohe Schleierwolken statt blauen Himmels, aber die Sonne spitzte schon an ein paar Stellen durch. Die Nachfrage beim Hüttenwirt ergab, dass es ein schöner spätsommerlicher Tag werden sollte und dass sich die für Abends zu erwartenden Gewitter eher aufs Karwendel beschränken sollten. Prima.

Von der Hütte nordwärts in die Mulde unterhalb der Östlichen und Westlichen Faselfeilspitze und rechtshaltend über Platten auf den Grat ...


Zustieg zum Grat

Unserer Beschreibung und den vom Verwall-Führer abgeschriebenen Tour-Details folgend stiegen wir von der Hütte aus nach Norden in die flache Mulde vor der Faselfadspitze. Weglos. Nur um dann festzustellen, das wir bis da runter auch auf dem normalen Zustiegsweg gekommen wären, über den wir ja nicht gekommen waren. Naja.


Über Trümmerfelder

Ab der Mulde querten wir die steilen Gras- und Geröllflanken der Östlichen Faselfadspitze bis zum Grat, was teilweise ziemlich blöd zu gehen war. Da in den steilen Flanken kein Vieh weidete, war das Gras recht lang, so dass man den Grund nicht sah und es gab keine schönen Kuhtritte in die man die Füsse setzen konnte. Man musste die Sohlen teils schon ziemlich fest seitlich ins Gras rammen, um Halt zu finden.


Vor den Platten am Grat

Einmal misslang mir das gründlich. Unter dem Gras war wohl ein glatter Stein. Als ich den linken Fuss belastete, sauste der mit irrer Geschwindigkeit unter mir durch und ich knallte mit dem Allerwertesten auf den Übeltäter. Minutenlang war ich überzeugt, mir das Steissbein gebrochen zu haben, dann liess der Schmerz langsam nach. Jetzt hab ich den Grossvater aller blauen Flecken da hinten. 10 auf 10 cm und leuchtend blauschwarzlila.

Nachdem ich wieder laufen konnte stiegen wir weiter dem Grat entgegen. Wie die Beschreibung versprochen hatte, gelangten wir am Grat auf Platten, eher flach als steil und ziemlich mit Gras durchsetzt (dass das eine knappe Wegstunde von der Mulde war, stand in keiner der Beschreibungen). Wir stiegen bis oben hin und betrachteten die Wand vor uns.


Der Grat zur Östlichen Faselfadspitze

Über ein Flesband an der Nordseite zu einer oben leicht überhängenden Rinne ...

Hmm. Felsband? Rinne? Wir konnten nichts entdecken, was der Beschreibung ‘Felsband’ auch nur im Geringsten entsprochen hätte. Aber wir waren ja auch noch nicht direkt auf der Nordseite.

Wir stapften noch ein Stück um den Berg herum. Ein ‘Felsband konnten wir trotzdem nicht entdecken. Dafür stiegen wir ein Stück eine Rinne hinauf, die im oberen Teil überzuhängen schien. Aber so recht konnte uns diese Rinne nicht überzeugen.


Der erste Versuch

Wir gingen noch ein Stück weiter, bis wir tatsächlich ganz auf der Nordseite waren. Vor uns öffnete sich eine sehr breite Rinne, deren oberes Ende nicht zu sehen war. Vielleicht war die ja oben überhängend. Und vielleicht hatten wir das Felsband ja übersehen. Noch weiter zu gehen sah nicht vielversprechend aus, daher stiegen wir erst mal da hinauf.


Blick zur breiten nordseitigen Rinne

Der Anstieg war steil und sehr geröllig, was sonst. Wir setzten bald die Helme auf und packten die Stöcke weg, da bald immer mehr ‘Handarbeit’ nötig war.


Aufstieg in der nordseitigen Rinne

Wir hatten schon eine Weile lang besorgt den Himmel betrachtet, der statt weiter aufzureissen immer dunkler geworden war. Nachdem wir den ersten Felsabsatz überwunden hatten, fing es leicht an zu tröpfeln. Sollten Regen und Gewitter nicht erst am Abend kommen?

Da wir sowieso nicht von der Richtigkeit des Zustiegs überzeugt waren und es jetzt auch noch zu regnen begann, beschlossen wir umzudrehen. Wer immer die Beschreibung verfasst hat, sowohl die aus dem Verwall-Führer als auch unsere Tourenbeschreibung, muss woanders gewesen sein als wir.


Abstieg im Regen

Nachdem wir wieder zurück bei den Platten des Grats waren, fing es tatsächlich an zu regnen, leichter Nieselregen. Wir beschlossen anstelle der Querung durchs lange Gras erst mal geradeaus auf den Hüttenweg abzusteigen und dann eben wieder zur Hütte aufzusteigen. Auch das war in der zunehmenden Nässe ein bisserl rutschig.

Als wir unten auf den Weg trafen, hörte der Regen wieder auf und der Himmel klarte auf. Was sonst? In unglaublicher Schwüle stiegen wir zur Darmstädter Hütte auf wo wir schweissgebadet ankamen. Es war 13:00h, genau richtig zum Kaffee trinken und Kuchen essen ;-)

An der Hütte mussten wir erst mal dem Hüttenwirt unsere Niederlage eingestehen. Auf die Frage, wo sich denn nun der Einstieg befände, musste der Albert aber passen. Von der Seite sei er noch nie auf die Faselfadspitze gestiegen, da kenne er sich nicht aus. Die beiden anwesenden Gäste wussten auch nichts, dafür unterhielten wir uns eine Weile ganz gemütlich. Ein Foto von uns beiden zusammen mit den Seeköpfen kam auch dabei heraus.


Wir und unser Gipfel (der rechte)

Dann machten wir uns an die lange Abfahrt :-) Langsam und vorsichtig, damit auf den 1100 Höhenmetern nicht die Bremsen überhitzen (was bei Felgenbremsen gern mal zu einem Platten führt). Am Kartellsee bot sich uns nochmal ein schöner Blick auf den Grat zur Faselfeilspitze.


Abfahrt

Aber auch mit dem Gesamt-Überblick von der Ferne konnten wir nicht erkennen, wo der Einstieg hätte sein sollen. Irgendwie scheinen Führer-Autoren eine Sprache zu sprechen, die uns unverständlich ist. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir Probleme mit der Routenfindung haben, da müssen wir eindeutig noch üben.


Und da soll es ein Felsband und eine Rinne haben?

Ganz unten, ein paar Meter oberhalb St Anton passierte es dann doch: erst ein seltsamer Geruch, dann Absteigen und Schieben. Ralles Bike war hinten platt. Naja, so weit unten war das dann auch nimmer schlimm ...


Die letzten Meter müssen geschoben werden

Das Wetter hatte sich inzwischen übrigens wieder besonnen und tat das was der Wetterbericht vorhergesagt hatte, es war halbwegs schön. Naja. Wir fanden aber, dass wir tolle Tage und Touren erlebt hatten und nahmen es dem Wetter nicht krumm, dass es uns irgendwie reingelegt hatte.

Von engel am 15.09.2008 19:50 • diaryurlaubverwall2008outdoorberg
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