An sich hätte dieses Wochenende ja ganz im Zeichen des grossen W wie Watzmann stehen sollen. Geplant war, so wie letztes Jahr um diese Zeit, dem höchsten Berchtesgadner über die Wieder-Route ostseitig aus Haupt zu steigen, orstkundig geführt vom Strauchdieb. Wie letztes Jahr hat es aber reingeschneit in die Wand, das Wetter sah für so eine grosse Tour nicht gut genug aus und so blies der Führer die Tour ab. SchadeSchadeSchade!
Wir nahmen uns für den Samstag, der ja ganz gut angesagt war, einen anderen Berg vor, W wie Widderstein, Grosser. Der ist auch ziemlich hoch und prominent, wenn auch ein ganzes Stück weit entfernt vom Watzmann ;-) Zudem bietet der grosse Widderstein vom Hochtannberg Pass einen ziemlich kurzen Zustieg, 600 Höhenmeter oder so, was für einen so prominenten Berg an dem einzigen wirklich schönen Tag des Wochenendes natürlich nichts Gutes bedeutet. Daran dachten wir aber erst, als wir mitten drin waren, im Pulk. Nunja.
Die Tour fing herbstlich neblig an, so dass wir die eben erst fertig gestellte Schnellstrasse bis Sonthofen gar nicht so recht würdigen konnten. Im Kleinen Walsertal trafen wir mitten in den Vorbereitungen für die Viehscheid ein, so dass die Anfahrt ein wenig behindert wurde.
Alp-Abtrieb
Irgendwas nicht allzu langes sollte es sein, auch nicht allzu weit weg, aber natürlich trotzdem irgendwas Neues dabei, wie immer halt. Zum Beispiel die Oberen Gottesackerwände, an denen wir zwar schon mal waren, deren Gipfel (also den höchsten Punkt der Mauer) wir aber noch nie bestiegen haben. Das Gottesacker-Plateau ist sowieso immer einen Besuch wert, mit seinen seltsamen Kalkstein-Formationen.
Morgensonne im Kleinen Walsertal
Am Samstag liess der beste Allgäuer von Allen seiner Leidenschaft für’s Basteln freien Lauf und hatte danach einen Objektiv-Aufsatz für seine Digiknipse, der es im vollen Zoom erlaubt, noch immer auf deutlich unter einen halben Meter ans Objekt der Begierde zu kommen. Hilfsmittel zum Falter-Fotografieren natürlich ;-)
So war es klar, dass wir am Sonntag irgendwohin wollten, wo die zu erwartende Flapper-Dichte möglichst hoch sein würde. Irgendwas mit viel Gras (sollte im Allgäu ja kein Problem sein) und vielen Blumen. Wir einigten uns auf den Schrecksee hinter dem sich zudem zwei Gipfel befinden, auf denen wir noch nicht waren. Und weil die Bikes noch im Auto lagen (es lebe die Faulheit) durfte ich sogar von Hindelang bis zum E-Werk radeln, 3,5 Kilometer und knappe 100 Höhenmeter etwa :-)
Die Bikes am Strommast
Schon lang hatten mich auf der Karte diese unauffälligen Gipfel zwischen den berühmten Allgäuern angelacht: die Kegelköpfe. Lediglich ein Jagdsteig führt da hinauf, ein guter Orientierungssinn und Trittsicherheit seien nötig, steht in den weisen Büchern. Dass wir trittsicher sind, davon bin ich überzeugt, die Sache mit dem Orientierungssinn dagegen haut nicht wirklich immer hin ;-)
Das Wetter für Freitag war nur solala angekündigt, so dass sich schwierige Unternehmen von allein verboten, gehen wir also mal gucken, ob wir den Weg finden. Und wo wir schon mal da sind, könnten wir ja die grosse Gratrunde über Kreuzeck und Rauheck anhängen. Den besten Allgäuer von Allen köderte ich mit ‘Das ist eine ganz gemütliche Auffahrt nach Gerstruben.’ zum Radeln, um beim Rückweg nicht nicht den elendslangen Weg zum Auto zurück laufen zu müssen.
Kurz vor Gerstruben
Frühmorgens gab es erst mal einen Abstecher nach Ulm, um den Schwiegervater dorthin zu bringen, dann eine 180-Grad Kehrtwendung um ins Lechtal zu sausen und nach 4 Stunden Autofahrt erst mal im M-Preis in Weissenbach ein spätes und sehr gutes Frühstück einzunehmen. Komischer Start in einen Bergtag.
Falscher Kogel und Maldongrat
Es ist zwar fast nicht zu glauben, aber wir waren obwohl wir so viel bergsteigen tatsächlich noch nie auf der Zugspitze. Das muss geändert werden, dachte der beste Allgäuer von Allen und schlug zu meinem grössten Erstaunen eine Abfahrt mit der Seilbahn vor. Bisher stand nämlich die Zugspitze nur als Eintages-Tour rauf und runter per pedes zur Debatte und das traue ich mir und meinem Knie einfach nicht zu. Aber so: Ja, bitte!
Am Montag hüpften wir also fröhlich um 3:00h aus dem Bett und frühstückten, um um 4:00h nach Hammersbach zu starten (lies: wir krabbelten hundsmüde ins Esszimmer und versuchten Müsli zu essen). Der Plan war, um 6:00h in Hammersbach zu starten, um auf jeden Fall die Seilbahn noch zu schaffen. Soll ja lang und anstrengend sein, die Tour durchs Höllental, 8-10 Stunden steht allüberall.
Im ersten Licht auf dem Weg zur Hölltalklamm
Blick über Garmisch
Nach einer normalen und einer anstrengenden Bergtour und einem erst ein wenig frustrierenden dann aber doch sehr erfolgreichen Besuch im Klettergarten, gönnen wir uns heute einen Faultag, weil wir beim Falter-Fotos-Identifizieren sozusagen ‘verhockt’ sind. Achja, es ist mal wieder Urlaub :-)
Ob es schlau war, nach dem samstäglichen Regenfällen am Sonntag einen steilen Grasberg, die Englspitze, zu besteigen, noch dazu in Fivefingers, kann man diskutieren. Der alte Bergbauer am Anfang der Tour, der vermutlich Enzianwurzeln ausgrub, hielt uns offensichtlich für bescheuert, denn nach einer schroffen Begrüssung murmelte er was von ‘Beine brechen’ in seinen weissen Bart.
Die Namloser Wetterspitze
Man hätte es sich denken können, aber wie immer kam die Erkenntnis zu spät, als wir am Samstag, etwa gegen 9:30h den Auflauf am Hindelanger Klettersteig sahen. Superwetter, Feiertag, und die Bahn lief auch schon seit ‘ner Stunde. Unter keinen Umständen stellen wir uns in den Bergen irgendwo stundenlang an, um dann in einer Schlange das zu tun, was Tausende anderer Menschen auch grad machen ...
Schon gar nicht, wenn wir so ziemlich als Einzige ‘by fair means’ da hinauf gekommen sind.
Warten auf hohem Niveau: Anstehen vorm Hindelanger Klettersteig
Aber von vorn: Im Laufe der letzten Wochen kam die Idee auf, doch mal den gesamten Hindelanger Klettersteig von Oberstdorf bis Hindelang zu gehen. Bei bestem Wetter - vor allem ohne Gewitterneigung - müsste das mit zwei Autos durchaus machbar sein. Start in Oberstdorf um 6:00h, Einstieg in den Steig um 9:00h, grad so mit oder gar vor der ersten Bahn. Hatten wir gedacht.
Die aufgehende Sonne beleuchtet Ifen und Gottesackerwände
Das Wetter gefällt sich ja derzeit in Unsicherheit und ständiger Nässe von oben. Da bleibt nichts als es einfach zu ignorieren und trotzdem zu tun was einem gefällt.
So weit die Theorie. In der Praxis klappt das nicht immer und so mussten wir am Samstag den geplanten Klettergarten-Ausflug sausen lassen und sind stattdessen zum Schwimmen gegangen. Ist ja Sommer zur Zeit, da macht man sowas traditionell. Allerdings war es vielleicht nicht wirklich schlau, bei 17 Grad Aussentemperatur in einem etwa 20 Grad warmen See zu kraulen, wenn noch dazu einigermassen Wind weht.
Reingehen war ziemlich schlimm, wenn man aber mal drin war, wäre Schwimmen gar nicht mal so übel gewesen, wenn da nicht dieser Wind gewesen wäre. Nach der halben Seebreite (etwa 250 Meter) taten mir die Ohren weh. Wasser drin und Wind drüber ist eine ungünstige Kombination für Ohren, das nächste Mal nehme ich Ohrstöpsel.
Alles in Allem hab ich das aber ganz gut weggesteckt. Nicht so der beste Allgäuer von Allen, der beim Frühstück um halb fünf für die geplante Sonntagstour (und keine Kleine) so zermatscht aussah, dass sofort klar war, dass wir besser mal umdisponieren. Was im Nachhinein eine gute Sache war, denn im Lechtal regnete es, das verträgt sich mit steilem Fels nicht gut.
Nach einem ausgedehnten Frühstück hatten wir dann die Gaichtspitze als Ausweichziel auserkoren und starteten ins Tannheimer Tal, um an der grossen Brücke am Gaichtpass zu parken. Der Zustieg zur Gaichtspitze ist einerseits um einiges steiler als wir in Erinnerung hatten und war andererseits so nass und schmierig, dass wir teilweise mit zentimeterdicken Lehmklumpen unter den Schuhen herumeiern mussten.
Im Aufstieg
Und dann war da ja noch die kleine Bike-Hike-Kombitour vom Wochenende. Der Samstag war ja viel schöner als wir gedacht hatten, so dass der erste Badetag am See seit Jahren mit einem ziemlich üblen Sonnenbrand bei uns beiden endete. Ich frag mich, wann wir das mal lernen.
Sonntag also Berge. Die Vorhersage sah genauso aus wie für den Samstag, daher waren wir ein wenig erstaunt, dass der Tag mit Regen begann. Immerhin gab es einen wunderschönen Regenbogen :-)
Regenbogen