Ich brauchte wieder Tropfen in der Nacht. Der Pfleger wusste das inzwischen schon und kam schon beim Klingeln mit dem Becherchen. Einschlafen war trotzdem schwierig, weil ein Strang des Oberschenkelmuskels anscheinend erwacht war und irgendwie keine Ruhe zu finden schien. Als ich dann endlich einschlief, schlief ich aber bis halb sieben durch, das war sehr angenehm.
Beim Messen fragte die Schwester, ob ich wieder duschen wolle und wir einigten uns darauf, dass sie nach dem Frühstück zum Duschpflasterkleben kommen würde. Nach dem Frühstück kam aber erst mal der Assistenzarzt vom Operateur, machte alle Pflaster ab, beschaute sich die Schlauchlöcher (sappeln noch ein wenig) und die Naht und prüfte Streckung und Beugung. Mit allem war er recht zufrieden. Ich auch, das sieht alles sehr schön aus ... auch weil das Bein oben hübsch ist und nur unten blau, das aber ordentlich.
Wegen der neuen Pflaster dachte ich, dass das mit dem Duschen nun doch nix werden würde (am Vortag war mit dem Duschpflaster gleich das Wundpflaster abgegangen), aber das kann man wohl auch getrennt abziehen, Duschen sei gar kein Problem. Also duschte ich erfeut.
Unterdessen war eine neue Zimmernachbarin gekommen, die auf die Abholung zur OP wartete, und auf dem dritten Bett war eine Beinschiene platziert worden. Die schöne Einsamkeit war dann wohl rum.
Die Therapeutin und das Mittagessen kamen gleichzeitig. Wir machten erst mal die manuellen Dinge (Bein beugen, strecken, durchbiegen, Fuß hochziehen), dann durfte ich Mittag essen. Nach dem Mittagskaffee kam sie wieder und ich bekam die Schiene, mit nochmal 10 Grad Beugung mehr eingestellt. Das tat anfangs weh, dann wurde es besser.
Die Beugung geht inzwischen echt gut, kriege ich im Liegen auch relativ weit allein hin (soll heissen, mit dem Bein allein, ohne Unterstützung), aber Streckung ist noch immer problematisch. Ich sehe schon Fortschritte, aber seeeeehr langsam.
Meine neue Bettnachbarin kam nicht zurück. Sie braucht nachts ein Atemgerät und musste deswegen auf der Intensivstation übernachten. Eine dritte Patientin kam aber auch nicht, so dass ich noch immer ein Privatzimmer hatte :-)
Am späten Nachmittag kam ein Herr, der mir meine Krücken brachte. Cooles Schwarz von oben bis unten und ergonomische Griffe. Ob ich von Letzteren so begeistert bin, weiss ich gar nicht, denn da muss man auf rechts und links achten. Aber es gab keine Auswahl, also hab ich die jetzt halt.
Vorm Abendessen ging ich mit den neuen Turbokrücken spazieren und schaute mir auch mal den kleinen Raucherbalkon im Stockwerk unter mir an (ich nahm den Aufzug, nicht die Treppe). Der ist sehr hübsch mitten in den Büschen und Bäumen des Innenhofs gelegen und es schien sogar grad Sonne drauf. Ich hatte aber kein Handy dabei, deswegen gibt’s kein Bild.
Den Abend verbrachte ich wieder mit Hörbuch, Fernsehen, Lagefinden und Übungen.
Ich brauchte in der Nacht nochmal Tropfen, schief sonst aber gut und sogar fast lang (halb sieben).
Weil Sonntag war, kam die Schwester erst kurz vorm Frühstück zum Messen. Es wurde erst mal nur die neue Bettnachbarin gemessen, weil die am Vormittag heim gehen würde. Ich wurde gefragt, ob ich Duschen wolle. Oh, und wie ich Duschen wollte!
Nach dem Frühstück wurde dann ich gemessen und die Pflaster auf meinem Bein wurden mit sehr dünner vollflächig klebender Plastikfolie abgeklebt. Hilfe wollte ich keine, deswegen ging die Schwester dann wieder und ich krückte mit meinem Duschzeug ins Bad. Hach, das war prima!
Ich liess mir Zeit beim Duschen und nutzte auch das Duschstühlchen, weil Stehen mit Augen zu beim Haarewaschen war mir etwas suspekt. Umfallen wäre ja doof. Danach bekam ich noch einen Fön und war - Hui! - sooo frisch! Duschen nach 4 Wochen in Nepal war noch besser, aber das hatte schon auch was :-)
Der Operateur kam kurz vorbei, gerade als ich geduscht und gefönt aus dem Bad kam. Inzwischen hatte ich festgestellt, dass das Knie ein bisserl ‘nackelt’, wenn man es kurz hin und her bewegt und fragte danach. Da sei etwas Spiel im Gelenk und das müsse so sein, bekam ich erklärt, sonst könne man es nicht voll beugen. OK.
Inzwischen war die neue Bettnachbarin heim gegangen und ich hatte das ganze große 3er-Zimmer den restlichen Sonntag allein für mich. Nach dem Mittagessen bekam ich netterweise nochmal die Schiene, sonst hörte ich Hörbücher, sah TV, las ein wneig und versuchte immer wieder das Bein zu entspannen. Es war nicht einfach, aber auch nicht so schlimm, dass ich tagsüber Tropfen brauchte. Nachts nahm ich wieder welche, Schlafen ist wichtig.
Ich schlief die halbe Nacht durch und fand dann keine Ruhe mehr, weil das Bein nicht ruhig zu kriegen war. Ich bestellte nochmal Tropfen und schlief damit bis morgens durch. Yay! Ich war zwar ab halb sechs wach, blieb aber bis sieben (Messen) so ruhig wie möglich liegen, das war sehr angenehm.
Nach dem Frühstück nahm ich mir viiiiel Zeit (es dauert ja alles grad sehr lang) und wusch mich gründlich von oben bis unten. Duschen wäre noch besser gewesen, aber auch so fühlte ich mich echt prima.
Als der Operateur kam, begutachtete er die Röntgenaufnahmen und war sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Auch damit, dass ich das Knie nun schon ein Stück weiter runter bringe. Streckung, betonte er nochmal, üben Sie Streckung!
Vormittags kam eine andere Therapeutin und fragte mich, wie mobil ich sei. ‘So mittel.’, meinte ich und berichtete vom Spaziergang vom Vortag. ‘Aha, also sehr mobil.’ meinte sie und brachte mir Leihkrücken. Mit denen sollte ich 2 Mal das Zimmer auf und ab laufen, wobei sie ein bisserl korrigierte (Schultern nicht hochziehen, Fuß ordentlich abrollen) und mich dann für sehr agil befand. Naja, ich muss bei jedem Schritt noch sehr nachdenken und mit dem rechten Bein auch mal Schwung nehmen, um es nach vorn zu bringen, ich komme mir eher schwerfällig vor. Das liegt wohl dran, was man für einen Maßstab hat.
Danach bog und streckte sie mein Bein ein paar Mal manuell und legte es dann auf die Schiene, damit es da dann eine halbe Stunde bewegt würde. Die ist ein bisserl älter, die Schiene, und sie quietscht, was die neue Bettnachbarin zu ‘Beschwerden’ über ältere Frauen und ihre knarzenden Gelenke animierte ;-) Ich musste lachen, als das Bein gerade in der Beugung war, was gleich ein bisserl stach. Aber es ist ja alles in Ordnung, deswegen versuchte ich die gelegentlichen Piekser nicht allzu ernst zu nehmen.
Nach dem Mittagessen, gerade als der Nachmittagskaffee gekommen war, kam der beste Allgäuer von Allen zu Besuch. Mit dem Zug, denn das Josephinum liegt ja mitten im Zentrum. Das ist dann schon eine ganz schön lange Reise für einen doch eher kurzen Besuch.
Wir unterhielten uns erst ein wenig auf dem Zimmer und gingen dann, damit die neue Bettnachbarin, die ziemlich Schmerzen hatte, ihre Ruhe hatte, in den Cafeteria-Raum (ein paar Sitzmöbel, ein Snack-Automat und ein Kaffee-Automat). Als ich das Bein nicht mehr unten halten konnte, gingen wir wieder hoch, wo es dann nicht mehr lang dauerte, bis der Beste Allgäuer sich auf den umständlichen Rückweg machte. Das war nicht lang, aber fein :-)
Das Knie war dann auch deutlich unzufrieden und war dick und heiss. Ich brauchte viel Eis und ein paar Schmerztropfen. Den Nachmittag und Abend über verbrachte ich wieder mit Lagefinden und ein bisserl Streckung üben. Ich hatte vorab schon viele Hörbücher auf den Player geladen und die aktuelle Serie ist zwar ein wenig albern, aber überraschend und unterhaltsam. Mit Buch im Ohr kann man sich lang und ohne Langeweile im Bett hin und her drehen ...
Wir schliefen zu Doku-Fernsehen ein. Ich hatte kurz vorher um Tropfen gebeten und auch bekommen.
Meine Befürchtungen bestätigten sich (vielleicht auch eben deswegen?), die erste Hälfte der Nacht schlief ich nur in Mini-Häppchen weil ich einfach keine Ruhelage fand. Am besten ging noch Seitenlage mit dem linken Bein über dem Rechten. Dafür saute ich damit das Bett ein, weil das Blut aus dem Verband über den Schlauchlöchern gedrückt wurde. Wurscht.
Gegen zwei Uhr bat ich um Schmerzmittel. Ich bekam eine Infusion, die aber total umsonst war, denn der Zugang war inzwischen so weit rausgerutscht, dass nichts mehr in mich hinein lief. Eine Nachtschwester versuchte noch, das irgendwie zu reparieren, aber es war nichts zu machen. Sie zog den Zugang. Legen dürfen den wohl nur Ärzte, deswegen bekam ich Tropfen, und Wunder über Wunder, die halfen nach einer Weile. Ich schlief so gegen 3 endlich wirklich und echt ein. Bis etwa halb 6 wie üblich, aber richtiger Schlaf ist schon eine tolle Sache, da fühlt man sich gleich 100% besser.
Als ich erwachte, lag das Bein nach rechts gekippt und rührte sich nicht. Ich bewegte mich nur ganz wenig, um es nicht stören, denn es war total toll, völlig schmerzfrei im Bett zu liegen :-)
Natürlich hielt das nicht ewig. Erst kamen die Schwestern zum Messen, kurz drauf der Operatuer, der meinte, an der Streckung müsse ich am meisten arbeiten. Unbedingt. Ziel sei die volle Streckung und 90 Grad Beugung bis zur Reha. Und er betrachtete das Knie, das doch deutlich höher stand als das andere ein bisserl unzufrieden.
Nach dem Frühstück schaffte ich es das erste Mal allein aus dem Bett. Weil das operierte Bein noch immer (und noch eine Weile) den Muskel blockiert, wurschtelt man den linken Fuß, also die Zehen, unter den rechten Knöchel und schwingt dann beide Beine aus dem Bett raus oder eben rein. Wenn man abrutscht, ist das nicht schlimm für das Bein, aber es tut sakrisch weh. Ich hab das gleich beim 2. Mal ausprobiert und war danach viiiiiel vorsichtiger.
Später kam die Physiotherapeutin und übte mit mir Beugung und Streckung. Vor allem Letzteres tat echt weh, die Beugung dagegen spannte bloß ein bisserl. Dann sollte ich ‘richtig’ laufen üben, nämlich Bein strecken (naja, im Prinzip halt, geht ja noch nicht), Ferse aufsetzen und abrollen, weil ich nun jahrelang schon falsch gelaufen bin. Das wird wahrscheinlich noch viel Übung brauchen.
Dann kam die Bewegungschiene dran, 15 Minuten volle Streckung und 80 Grad oder so Beugung. Das war am Ende dann ganz schön Aua, deswegen war der direkt darauf folgende Ausflug zum Röntgen (im Rollstuhl) ganz schön anspruchsvoll. Als ich zurück auf dem Zimmer war, wollte ich nur noch in meine neue Lieblingsseitenlage und Nixtun. Da gab es dann aber direkt Mittagessen. Ich brachte das an der Bettkane sitzend (Anweisung der Therapeutin) hinter mich und dann war erst mal Schluß. Bett flach, Seitenlage, Augen zu, Entspannen. Ich schlief direkt ein.
Ich erwachte, als der Kaffee kam, prima Timing.
Das Bein war danach aber nicht mehr ruhig zu kriegen, deswegen fragte ich irgendwann doch nach Schmerzmittel, was ich auch bekam. Als es wirkte, übte ich noch ein bisserl Streckung, aber ich schaffte es nicht, soviel Druck wie die Therapeutin auf mein Bein auszuüben. Wahrscheinlich Feigheit ;-) Ich ging stattdessen spazieren, ganze 10 Minuten :-)
Den Rest des Nachmittags und des Abends verbrachte ich wieder mit Lageveränderung und Lagefinden und zwischendrin Streckung-Üben. Inzwischen hatte ich kaum mehr richtige Schmerzen, aber das Bein war immer wieder irgendwie unzufrieden und dann half auch die tolle Seitenlage nichts. Ich ließ mir für Nachts Tropfen geben, denn “Leiden muss hier Keiner”.
Die Nacht war viel besser als die letzte, denn ich konnte immerhin stundenweise am Stück schlafen. Irgendwann wacht man halt doch auf, wenn irgendwas weh tut.
Als die Schwestern morgens zum Messen kamen, meinten sie, dass ja heute die Schläuche gezogen würden, und wenn ich wolle, könnten wir danach ins Badezimmer gehen. Ich war sehr dafür, denn Badezimmer = Toilette :-)
Zum Frühstück kam dann aber die Nachricht, dass die Schläuche doch erst am nächsten Tag gezogen werden sollten. Ich war ein wenig enttäuscht, aber weil noch immer Sappel in die Flaschen floß, würde das schon seinen Grund haben. Mit den Schwestern machte ich aus, das ich trotzdem bitte ins Bad und dort auf die Toilette gehen wollte. Nach dem Frühstückstrubel.
Vor den Schwestern kam die Physiotherapeutin und die wollte mit mir Laufen am Gestell üben. Ich wurde also ausgekabelt (Schmerzkatheter) und bekam meine Blutflaschen in die Hand und sollte ein paar Schritte gehen. Das machte ich, quer durchs ganze Zimmer bis vors Bad. Da durfte ich dann erst mal bleiben und das war sehr erleichternd :-)
Kurz drauf kam die Schwester und brachte mir ein neues Krankenhauskleidchen, denn mit der ganzen Kabelei und den Flaschen war das Hemdchen doch die einfachste Lösung. Frisch gewaschen im Bett fühlte ich mich trotzdem besser :-)
Der Schmerzkatheter hatte schon von der ersten Nacht an ein wenig rumgesuppt (ein Teil des Mittels lief daneben, aber anscheinend nicht alles, denn der Oberschenkel war ja taub) und man bestellte die Anästhesistin für den Nachmittag, damit sich die das mal anschauen möge.
Beim Nachmittagskaffee (also der direkt nach dem Mittagessen) kam der Operatur mit seinem Assistenzarzt und die Beiden stellten fest, dass man die Schläuche doch heute schon ziehen muss. Der Assistenzarzt würde das nachher machen. Ich dachte, da gehe ich doch vorher noch schnell aud die Toilette (haha, momentan geht gar nichts schnell) und ließ mir das Bein aus der Schiene vom Bett heben. Und genau da kam die Anästhesistin. Alles wieder zurück aufs Bett.
Dort wurde der Katheterzugang begutachtet und festgestellt, dass der Zugang quasi schon draußen ist. Das Ding wurde also gezogen. Das schnelle Hin und Her mit dem Bein war dann doch ganz schön stressig gewesen und ich ging halt doch nochmal auf den Klostuhl, um für den Assistenzarzt bereit zu sein. Der kam auch bald.
Als erstes schnitt er den kompletten Verband von unten nach oben auf, viele, viele Lagen elastische Binde. Beim Aufschneiden der Polsterung war er dann schon langsamer und vorsichtiger. Und dann wurde mein Bein sozusagen geschält, indem alle Schichten weggeklappt wurden. Und Boah! Die ist ganz schön groß, die Wunde, sauber geklammert von oben bis unten. Und das Knie ist rundrum blau und das Bein ist geschwollen, war nicht anders zu erwarten.
Vorm Schlauchziehen hatte ich ziemlich Bammel gehabt, denn das hat schon ein paar Mal ordentlich weh getan. Aber das machte er super! Ich sollte meine Hände ineinander krallen und tief und langsam ein- und dann ausatmen. Beim Ausatmen zog er die beiden Schläuche, schön zügig und fast schmerzfrei.
Dann kam ein langes Pflaster auf die Wunde, ein Druckpflaster auf das Schlauchloch und alles war fertig. Die Beinschiene nahm er auch gleich mit.
Und da war ich dann mit meinem nackigen unbeschienten Bein und wusste nicht hin und nicht her, nicht rauf und nicht runter. Anfangs war ich so nervös, dass ich die Muskeln gar nicht entspannen konnte und das Bein zu zittern anfing. Und natürlich war es gereizt. Und natürlich konnte ich es nicht strecken. Sollte ich aber.
Die nächsten Stunden verbrachte ich im Wesentlichen damit, irgend eine Lage zu finden, in der ich entspannt liegen konnte. Das war ziemlich vergeblich. Ich sah eine üble Nacht auf mich zukommen.
Zwischendrin durfte ich aber die Menschwerdung vollziehen: Ins Bad gehen und umziehen. Kein Krankenhaushemdchen mehr :-) Yay!
Bei der letzten Schwesternrunde versprach man mir für die Nacht eine Art Betäubungsmittel. Ein starkes Schmerzmittel, das auch müde machen sollte. Während die Bettnachbarin und ich TV guckten, lief das in uns hinein. Ihr wurde gleich schlecht und schwindelig, ich vertrug das gut, aber von Betäubung und müde und Schmerzberuhigung merkte ich erst mal wenig.
Da fiel dann schon auf, dass mein Zugang schlecht lief. Den Zugang hatte ich beim Gestell-Laufen anfangs recht unangenehm gemerkt, später dann weniger und da dachte ich schon, dass er wohl abgedrängt wird.
Die Nacht war nicht schön. Ich konnte wegen Schmerzen (trotz zusätzlicher Medikamente) nicht schlafen. Natürlich schlief ich irgendwie doch, aber immer nur Viertel- oder Halbstündlich (ich sah immer wieder auf die Uhr). Ich versuchte das zu ignorieren, liegen zu bleiben und wieder einzuschlafen, aber das klappte nur bedingt. Mit dem Bein in der Schiene war auch nicht viel Lageänderung möglich.
Zwischendrin stellte ich das Bett mal hoch, mal runter, um wenigstens so eine andere Belastung hinzukriegen. Half auch nichts. Dafür meldete sich mein Magen. Mir war nicht schlecht, aber ich fühlte genau, wie er sich vorbereitete, sich umzudrehen. Und als ich mich mal wieder aufsetzte, passierte das dann auch. Gut, dass da die Schale stand, denn Klingeln und Warten hätte nicht geklappt.
Nach dem Klingeln kam ein junger Pfleger. Er räumte alles auf und stellte mir nochmal eine Schale hin. Die ich später dann auch brauchte, da kam aber so viel hoch, Flüssigkeit vor Allem, dass sie nicht ausreichte und mein Krankenhaushemd und die Bettdecke total eingesaut wurden. Ich bekam neues Zeug und versuchte weiterhin zu schlafen, was weiterhin nur bedingt klappte.
Um sieben kam die Schwester zum Messen und brachte auch Waschzeug mit. Sich waschen zu können war echt angenehm! Um acht gab es Frühstück und da hatte ich voll Hunger und verputzte alles restlos. Nur der Kaffee war etwas wenig.
Nach dem Frühstück kam mein Operateur vorbei und meinte, dass er wirklich viel hätte arbeiten müssen und dass das Knie in einem ganz schön desolaten Zustand gewesen wäre. Streckung -20°, Beugung maximal 90° und das unter Narkose! Es sei wirklich allerhöchste Zeit gewesen. Naja, so fühlte es sich am Ende ja auch an.
Ob ich es denn jemals wieder würde strecken können, wollte ich wissen. Ja, meinte er, jetzt sei es frei, aber da müsse ich heftig dran arbeiten, der ganze Bandapparat sei verkürzt. Ich stelle mich schon mal auf ordentlich Schmerzen bei der Reha ein, so wie wenn jemand an den Faszien rumfummelt. Das wird nicht lustig.
Später kam die Krankengymnastin. Die übte mit mir Aufstehen und wies mich an mit den Füßen zu wackeln und mich gelegentlich richtig zu strecken. Ich bekam auch ein lustiges Blas-Spielzeug, durch das ich gelegentlich atmen solle, um die Lunge durchzupusten.
Am Vortag hatte ich noch eine Bettpfanne zum aufs-Klo-Gehen bekommen, an diesem Tag bekam ich das ‘Upgrade’ zum Klostuhl, für den man immerhin das Bett verlassen muss. Das ist eine ganz schöne Aktion, weil ich das Bein wegen OP-Trauma und Schmerzkatheter, der das Bein lähmt, nicht selbst heben kann.
Also kommt eine Schwester, hebt das Bein aus der Schiene und legt es ohne Schiene aufs Bett. Dann rutsche ich mit dem Hintern zur Bettkante und setze mich auf, wobei bei der Drehung die Schwester das Bein vorsichtig senkt. Dann stehe ich auf, drehe mich auf dem gesunden Bein (nicht das Betäubte belasten, denn das knickt weg) und setze mich auf den Klostuhl. Nach dem Geschäft alles wieder Retour. An jeder Stelle der Prozedur kann es fürchterlich weh tun und danach ist das Knie erst mal sehr unzufrieden. Wenn ich Glück habe, legt sich das bald, wenn nicht, brauche ich Schmerzmittel.
Mittagessen und Nachmittagskaffee kamen kurz hintereinander, da hatte ich kaum Hunger und probierte von allem nur ein bisserl. Es schmeckte gut und der Kaffee war sehr willkommen.
Der Rest vom Tag war matschig. Das Bein tat mal mehr, mal weniger weh. Man wird ganz schön apatisch, wenn einem was weh tut, das hatte ich schon wieder total vergessen. Ist auch gut so.
Fürs Abendessen hatte ich Vollkornbrot bestellt, aber das war ein Fehler, das lag mir schwer im Magen. Wenn man sich nicht bewegt, wird auch die Verdauung träge.
Beim letzten Klostuhlgang war wieder der junge Pfleger dran und er machte irgendwas beim Beinrausheben falsch. Da zuckte ein Schmerz durch, dass ich gleich einen kleinen Schrei los lassen musste. Hinterher war das Bein natürlich total beleidigt und ich bekam nochmal Tropfen. Kurzzeitig dachte ich noch, das seien die Tropfen, auf die ich mit Brechen reagiere, aber das war dann doch nur das Vollkornbrot. Das Knie wurde glücklicherweise schnell besser und ich konnte tatsächlich schlafen.
Der Tag begann früh und zog sich erst mal endlos hin. Ich war um halb sechs wach, was eine ganz normale Zeit für mich ist. Um sieben etwa kam eine Schwester und meinte so gegen neun solle ich die kleidsame Krankenhaus-Kleidung anziehen, sie wisse noch nicht wann ich dran sei.
Gegen neun zog ich mich also um und war bei jedem Tür-Öffnen bereit für die OP. Erst kam eine Mitpatientin, die auch an diesem Tag operiert werden sollte. Dann kamen ein paar Mal Ärzte und Schwestern für sie, eine Reinigungskraft, die Schwesternablöse und dann lang nichts und niemand.
Um halb zwölf wurde die Mitpatientin abgeholt, ich wartete weiter. Nicht besonders nervös, aber das sollte halt schon endlich mal über die Bühne gehen! Und wenn man auf einen ungewissen Zeitpunkt wartet, kann man auch nicht wirklich was anfangen, bestenfalls lesen. Aber auch das macht nicht viel Spaß wenn man eigentlich nur halb bei der Sache ist. Hunger und Durst hatte ich dann auch irgendwann, aber ich musste ja nüchtern bleiben. Gna.
Um 12 schickte ich eine etwas genervte SMS an den besten Allgäuer, damit der weiß, das es noch eine Weile dauern wird, bis ich Vollzug melden kann. Direkt danach kam eine Schwester mit Tabletten und nach nur 40 weiteren Minuten Warten wurde ich abgeholt. Bei der OP-Vorbereitung durfte ich noch ein paar Mal die Fragen nach welches Knie und ob ein Kreuz drauf ist beantworten und erwähnte da auch immer die Sache mit der Nickel-Allergie. Ich fand das sehr gut.
Dann bekam ich einen Zugang gelegt und merkte wie das Narkosemitteln den Arm hinauf lief. Beim Ellenbogen war ich weg.
Ich erwachte total orientierungslos, hatte aber eine nette Schwester am Bett, die mir sagte, wo ich war und was da alles an mir dran hängt. Nach ein paar Minuten war ich wieder bei mir, da war es ziemlich genau 16:00h. Die Schwester beobachte mich dann sicherlich 20 Minuten lang unablässig und fragte immer wieder wie es mir ginge. Das änderte sich die Zeit über nicht: groggy und matschig.
Auf dem Zimmer liess ich mir mein Handy aus dem Safe geben und informierte erst mal alle, dass ich wieder ‘da’ bin.
Um fünf gab es Abendessen, von dem ich aber nicht viel essen konnte. Mit viel Anstrengung schaffte ich ein Brot und einen kleinen Joghurt. Den Rest des Abends döste ich vor mich hin, schllef immer wieder und bejammerte innerlich das operierte Bein, das zwischendrin immer wieder echt weh tat, Schmerzkatheter hin oder her. Ich bekam immer wieder Schmerzmittel, aber gefühlt halfen die nur bedingt.
Egal, das ist nur eine Phase, da muss man halt durch.
Das eine Mal, wo ich aufstehen durfte, nur die Beine aus dem Bett und an einem Gestell festhaltend hinstellen, da wurde mir sofort schwindelig und ich fiel fast um. Die Schwester meint, ich gefalle ihr gar nicht, ich hätte ganz weisse Lippen. Und sie stellte mir eine Spuckschale aufs Nachtkästl.
Ich fing den Tag wie immer recht früh an, also schon bevor der Beste Allgäuer von Allen aufstand. Der frühstückt aber eh nicht und radelte bald ins Büro.
Ich frühstückte erst mal (Schokomüsli, Kaffee) und ging dann gründlich Duschen. Richtig gründlich mit überall rasieren, vor allem die Beine, also das Rechte, damit gar keiner auf die Idee kommt, da trocken irgendwelche Haare wegmachen zu wollen. Ich rasierte vorsichtshalber auch die rechte Hüftbeuge, da soll ja der Schmerzkatheter rein.
Dann gab es nochmal Kaffee und ich loggte mich ins Arbeitsnotebook ein, um zu gucken, wann die Integration meinen Build fertig hatte. War recht bald, aber die Übergabe dauerte dann glatt bis 11, weil ich Freitag wohl nicht so Recht bei der Sache gewesen war und vergessen hatte, die korrekten Label zu setzen. Gut, dass ich das noch selbst in Ordnung bringen konnte, denn das hätte der Kollege nicht merken können und dann wäre das ordentlich daneben gegangen!
Ich hatte die beste Mom engagieren können, mich zum Bahnhof zu fahren. Das war bequem, denn Busfahren mit Umsteigen an der ZUM wäre schon ein bisserl umständlich gewesen. Trotzdem muss ich mich ein bisserl selber loben: Ich hab auch in Kempten an die Öffentlichen gedacht und man kann die tatsächlich nutzen. 20 Minuten von uns bis zum Bahnhof ist echt gut!
Der Zug hatte Verspätung, was doof war, denn es war a…kalt und windig am Bahnsteig. Im Zug brauchte ich eine Weile, bis ich wieder warm war. Ich brotzeitete eine Butterbrezel und eine Nusschnecke von der Bahnhofsbäckerei.
In München marschierte ich zur Ubahn (im Nachhinein: von Seitenbahnhof aus ist das erstaunlich weit, den Bus 100 zu nehmen wäre schlauer gewesen) und dann zum Josephinum (auch hier im Nachhinein: das ist auch ganz schön weit und der Bus 100 hätte fast vorm Eingang gehalten).
Das Josephinum liegt in einer total schmalen Seitenstraße und es hat da noch dazu gerade eine Baustelle, so dass man sich total falsch fühlt, bis dann das - eher unauffällige - Schild ‘Josephinum’ auftaucht. Das ging sogar mir so und ich war da schon 2 Mal ;-)
Die Aufnahme war ein wenig langwierig und zog sich hin, obwohl ich das Anästhesiegespräch ja schon gehabt hatte. War egal, ich hatte ja eh nichts mehr vor. Dafür ist alles schön geräumig und man darf überall Handy nutzen und hat überall freies WLAN. Das lobe ich mir doch sehr :-)
Ich war die erste (und am ersten Tag auch die Einzige) in meinem Zimmer und durfte mir das Bett aussuchen. Ich nahm das am Fenster, ehklar, und den bequemsten Haken für das Handtuch im Bad ;-) Nach vielen Gesprächen mit ähnlichen Inhalten (Aufnahme, Schwesternstation, Assistenzärtzin, noch eine Assistenzärztin, noch eine Schwester) musste ich noch zum Röntgen und mein Bein wurde mit einem großen X mit einem dicken schwarzen Marker verziert. Ich begrüße das :-)
Dann gab es Abendessen (um 17:00h!) und ich war mir selbst überlassen. Ich hängte alle Technik ins WLAN, räumte meine Tasche weitgehend in den Schrank, suchte die besten Plätze für Ladegeräte und richtete mich häuslich ein. Ich werde hier 10 Tage verbringen, da sollte dann alles schon so angenehm wie möglich sein :-)
Zu meinem Erstaunen durfte ich mir für den nächsten Tag schon Mittagessen aussuchen. Ich dachte, da würde ich dann noch auf Intensiv liegen oder so. Na, soll mir Recht sein, wenn das schnell geht :-)
Der Abend war dann recht lang, aber mit Computer und WLAN kriegt man die Zeit schon rum. Den Fernseher brauchte ich gar nicht ...
Das Josephinum liegt arg versteckt in der Seitenstraße hinter der Bushaltestelle
Ohne das Schild wäre es wirklich schwer zu erkennen
Mein Bett liegt am Fenster
Das richtige Bein ist mit einem dicken X markiert