Nach einem langen Frühstück (draussen regnete es) vermachte ich mein altes Handy dem besten Allgäuer von Allen, der damit den Vormittag verbrachte. Ich standradelte unterdessen eine Runde und machte den wichtigsten Teil meiner Übungen (Stecken, Beugen, die neuen Kraft-Übungen).
Draussen wurde es unterdessen erst trocken, dann sogar schön (wenn auch arg schwül). Wir machten gemütlich Pfannkuchen (mit Alkoholika, ehklar) und hingen danach noch eine Weile auf der Terrasse rum. Unter dem Sonnenschirm, anders wäre das nicht auszuhalten gewesen.
Dann ging ich auf meine nächst-längere Reha-Radl-Runde und der beste Allgäuer zum Laufen. Meine Radlrunde war sehr nett. Ich hatte einen Haufen neuer Wege in der OSM entdeckt und die verschiedentlich mit dem Illerradweg kombiniert. Auf dieser Runde entdeckte ich einsame Wege und Gehöfte hinter dem Industriegebiet, die ich da nie und nimmer vermutet hatte. Das war sehr schön und sehr vergnüglich :-)
Da wo ich von der geplanten Runde abwich, landete ich prompt in Gestrüpp und Gebüsch. Die gute Nachricht dabei: das Bike auf schmalen Wegen durch Gestrüpp schieben geht inzwischen echt gut. Keine Schmerzen, kaum Humpeln und vermutlich keine Nachwirkungen. Die schlechte: Mücken. Gna! :-(
Pferde am Hof unter der Autobahn
Ungewohnter Weitblick von der anderen Seite der Iller
Tja, spontanes Abweichen vom Plan geht nicht immer gut
Als ich in der Früh aufstand, tat mir das linke Knie weh. Ein Stechen unter der Kniescheibe beim Auftreten. Links! Vom Schlafen?! Echt jetzt, wer braucht denn so einen Schmarrn?
Dafür wird aber die Belastung des rechten Knies täglich besser. Jeden Tag nur ein klitzekleines Bisserl, aber im Vergleich ist seit Freitag vor einer Woche, dem Heimkommtag, schon wieder einiges nachgegangen. Natürlich humple ich noch deutlich, vor allem direkt nach dem Aufwachen oder nach längerem Sitzen mit gebeugtem Bein, aber nach kurzem ‘Einlaufen’ fühlt es sich schon fast normal an.
Nach dem Frühstück ging ich standradeln und meine Übungen machen und sah von oben wie der Postbote mit einem kleinen Päckchen kam. Ich nahm an, das sei der neue Kopfhörer, auf den der beste Allgäuer wartet, aber es war für mich. Mein neues Handy!
Wegen dem habe ich fast ein schlechtes Gewissen, denn das alte funktioniert noch einwandfrei, aber bei den Optionen zur Vertragsverlängerung bei meinem Mobilfunk-Anbieter war ein neuer Vertrag mit einem neuen Handy deutlich günstiger als den alten weiter zu führen. Dann halt so. Mit dem neuen Handy verbrachte ich dann einen vergnüglichen Nachmittag.
Am späten Nachmittag ging ich nochmal standradeln und machte den zweiten Teil der Übungen. Einen Teil davon, denn da brauche ich einen stabilen Tisch (also den Küchentisch), machte ich parallel zum Kochen. Da sag noch wer, Multitasking sei nicht möglich ;-)
Terrasse und Clio von neuen Handy
Der beste Allgäuer hatte an diesem Brückentag frei. Ich warf ihn trotzdem (wie ausgemacht) um 7 aus dem Bett, damit wir gemütlich gemeinsam frühstücken konnten. Um 20 nach 8 hatte ich nämlich eine Therapie-Session.
Die fiel länger als erwartet aus, weil mein Therapeut S., mit dem ich, glaube ich, einen echten Glückstreffer gelandet habe, hatte nach mir eine Lücke und die nahm ich natürlich sofort. Es war ja eh schwierig, alle Termine für Therapie und Lymphdrainage so kurzfristig in den 3 Wochen unter zu bringen. Momentan liegen noch 3 in der Zeit danach.
Ich bekam erst mal eine wirklich ausgiebige Lymphdrainage und er versuchte, das noch immer verklebte und geschwolle Gewebe über dem Knie zu lösen und zu entwässern, dann bekam ich noch 2 Übungen gezeigt, die ganz speziell die Muskeln rechts und links des Knies und den Innenkopf des Quadrizeps über dem Knie trainieren sollen. Vor allem Letzteres sei schwierig, weil ganz schnell der mittlere und der linke Kopf die Arbeit übernehmen, wenn man nicht aufpasst. Aber man braucht halt alle für ein stabiles Knie.
Wir unterhielten uns auch über die Propriozeptoren, diese Sensoren, die dem Hirn sagen, welche Körperteile gerade wo und wie stehen und angesprochen werden müssen. Von denen fehlen mir nun einige, denn da wo die waren, ist nun Metall (es wurden ja auch beide Kreuzbänder entfernt und die sind für die Stellungsanalyse scheints auch sehr wichtig).
Das erklärt - glaube ich - auch, warum ich noch immer Probleme habe, den Unterschenkel moderiert zu bewegen. Das geht beispielsweise beim Treppensteigen noch immer recht stakkato-mäßig, erst zu viel Ausschlag und dann muss ich schnell mit dem Bein wieder zurück. Mir knickt auch immer noch gelegentlich das Bein weg, was, so S., daran liegt, dass der innere Quadrizepskopf noch nicht arbeitet und auch daran, dass das Hirn noch nicht gelernt hat, mit dem Ausfall der Sensoren direkt im Knie zurecht zu kommen. Er beruhigte mich aber: das kommt.
Sonst unterhielten wir uns über Skitouren, Berge und Allgäu- und Lechtal-Bilder, von denen viele in den Therapieräumen hängen, alle vom S. Ich sag ja, ein Glückstreffer.
Nach der Therapie-Session ging ich direkt ins Stadtbad, weil ich schwimmen wollte. Ich war da schon ewig nicht mehr und wenn man davon absieht, dass inzwischen der Haupteingang oben beim Cambomare ist, sieht alles noch ziemlich genauso aus wie vor knapp 50 Jahren (meine Güte, das klingt besorgniserregend). Wie im Hallenbad hat es im Schwimmerbecken 2 abgesperrte Schwimmerbahnen und ich hatte die eine fast komplett für mich. Auf der 50-Meter-Bahn 1000 Meter abspulen ging viel schneller als ich erwartet hatte :-)
Daheim wartete des beste Allgäuer auf mich, denn er hatte versehentlich nach dem Joggen am Vortag seinen Hausschlüssel an meinen Schlüsselbund geclippt (ich dachte schon, dass der Bund recht schwer sei, führte das aber darauf zurück, dass da jetzt die Ersatz-Fahrradschloss-Schlüssel dran hängen) und deswegen nicht wie geplant zu seinem Sport gegangen. Tja, ungewohntes Zusammenleben hat halt auch ungewohnte Probleme.
Am späteren Vormittag ging ich Einkaufen (ein Fest: Kirschen, Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Kiwi ... hach!) und nach einem kleinen Mittagssnack eine kleine Runde Reha-Radeln. 11 Kilometer und nur 50 Höhenmeter, ich soll ja nicht übertreiben. Hier nur wenige Höhenmeter zu machen ist eh anspruchsvoll. Das ging aber nur so mittelgut, ich kam nur selten dazu, ohne Nachdenken treten zu können.
Abends fiel mir auf, wie effektiv die Lymphdrainage gewesen war: das Knie war deutlich dünner! Die neuen Übungen verlachlässigte ich allerdings leider. Als mir einfiel, dass ich die noch machen wollte, hatte ich gerade frischen Kaffee neben mir und dann reichte die Zeit vor der Abendessen-Einladung beim Schwiegervater und seiner Freundin nicht mehr.
Ganz schlecht, Andrea, üben ist wichtig!
Stadtbadschwimmerbecken
Nach einem gemütlichen Frühstück hingen wir erst noch ein wenig herum, dann ging ich auf einen der Spaziergänge, die ich mir aus der OSM rausgesucht hatte. Halbwegs interessant, wenige Höhenmeter und nicht allzu lang.
Der Spaziergang war auch wirklich nett. Erst mal runter zur Iller (naja, nicht so nett, weil erst mal Straße und unübersichtlich zum queren), dann ein wenig am Fluß entlang und an einer Bank einen versteckten Weg im Ufergestrüpp hinauf nach Zollhaus und dann zurück nach Hause. Nicht so nett war, dass ich - sehr langsam und konzentriert unterwegs - da unten fast von Mücken aufgefressen wurde. Die stachen sogar durch meine 3/4 Hose durch, eine direkt neben die Narbe, daran hatte ich dann noch viel Freude.
Am Rückweg sah ich hinter unseren Häusern schon ein fettes Gewitter mit sehr schwarzen Wolken von den Bergen her heran ziehen. Wen ich auch sah, war der beste Allgäuer, der eben los lief, um an der Iller zum laufen zu gehen. Der würde nass werde, ganz klar, aber er meinte, ob er von innen oder von aussen nass würde, sei ja egal. Wohl wahr.
Als der patschnasse Allgäuer zurück war, duschten wir, assen etwas und verdaddelten den Nachmittag jeder für sich mit seinen Projekten. Zwischendurch standradelte ich ein wenig. Übungen machte ich keine, dem Knie war unwohl. Ich überlegte besorgt, ob ich übertrieben hätte. Nächstes Mal Radeln! Gegen Abend kam die Sonne noch ein wenig raus und wir legten uns noch kurz auf die Terrasse.
Zum Abendessen gab es mittelscharfes Thai-Essen. Ich war sehr vorsichtig mit Nachschärfen, denn inzwischen waren wir scharf ja schon nicht mehr sehr gewöhnt, aber da wäre schon noch was gegangen. Nächstes Mal ;-)
Illerweg
Uferwaldweg
Das mit dem ‘im eigenen Bett schlafen’ ist noch kein voller Erfolg. Ich wache immer wieder auf und muss mich anders hinlegen, weil das Bein jammert. Nicht schlimm aber halt doch so, dass ich davon kurz aufwache. Na, wird schon noch werden.
Nachdem ich am Vortag ja nochmal intensiv über die Prothese und wie ich damit zurecht kommen will nachgedacht hatte (recherchiert hatte ich natürlich auch, aber TEP-Reha und sonstige Maßnahmen werden nur für wirklich alte Menschen beschrieben, nicht für welche, die damit echt aktiv sein wollen), hatte ich ja eine neue Vorgehensweise beschlossen. Zu der gehörte auch - als ausgleich sozusagen - nochmal ein eher Pausetag.
Am Vormittag ging ich 15 Minuten radeln, machte Pause und danach meine Übungen mit nochmal Radeln vorne weg. Dann gönnte ich dem Knie Eis und machte Essenspläne und einen Einkaufszettel. Vor dem Einkaufen warf ich noch Wäsche in die Maschine. Treppe steigen geht inzwischen gut genug, dass ich den Wäschekorb auf der Hüfte tragen kann. Eine Hand brauche ich aber am Geländer. Für die Klappentreppe unterm Dach ist deswegen noch der beste Allgäuer von Allen zuständig, da trage ich noch nichts rauf oder runter, weil ich beide Hände brauche.
Einkaufen ging ich ohne Krücken und das ging ganz gut. Ich muss allerdings schon sehr konzentriert gehen, um nicht zu humpeln. Oder wenig zu humpeln. Es fanden auch wieder Erdbeeren ihren Weg in meine Kiste und die waren deutlich besser als die letzten :-)
Daheim war dann nochmal Pause und ich überlegte, ob und wie ich irgendwo laufen solle. Das Knie war gut warm und ich beschloß, einfach nichts zu tun. So ein fast normaler Alltag ist ja schon Stress genug und eigentlich war es mir draußen eh zu warm. Ich standradelte stattdessen nochmal, übte an Streckung rum und las einen kleinen Teil der angesammelten Zeitschriften nach.
Abends grillten wir, was wieder sehr gut war.
Ich schlief eigentlich gut, aber irgendwann in der Früh schmerzte das Bein aus nicht ersichtlichen Gründen so sehr, dass ich aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte. Da piepste dann aber eh der Wecker und ich stand halt auf. Nach ein paar humpeligen Schritten war dann aber alles normal.
Der beste Allgäuer verschwand zum Arbeiten, ich frühstückte fürstlich (Kaffee, Mango, Aprikosen, Pfirsich, Kirschen) und gemütlich und ging dann 15 Minuten auf dem Standrad strampeln. Dann packte ich die Stöcke und fuhr mit dem Auto zum Kalbsangsttobel, um den noch in relativer Vormittagskühle probieren zu können.
Das Wetter war großartig und der Ausblick nach Süden auch. Es war aber auch schon ganz schön warm, ich freute mich, gleich im Wald verschwinden zu können. Der Tobelweg ist zwar relativ schmal aber sehr gut zu gehen. Überhaupt fand ich das Gehen ziemlich gut, ich konnte, obwohl ich nur Bergstöcke hatte, ziemlich gleichmässig und ordentlich gehen. In der Mitte etwa liegen 2 grosse Bäume quer drüber, aber ich konnte sie problemlos übersteigen. Oben setzte ich mich kurz auf eines der Bänkle und schaut in die sonnige Landschaft.
Der Runterweg wie erwartet nicht so gut. Das Bein kriegt die Belastung beim Abwärtgehen (Bein gestreckt aufsetzen, mit dem Oberschenkel abfedern, gestreckt drüber gehen, hinten abwinkeln) weder flüssig noch sonstwie ordentlich hin. An der flacheren Stellen war ich fast zufrieden, an den steileren Stellen war nichts zu machen als Doppelstocktechnik und irgendwie drüber mogeln.
Danach ging ich zum Einkaufen und holte mir mehr Obst und Gemüse. Ich hab grad viel Zeit zum Zubereiten und geniesse eh, dass es Frühling, bzw. fast Sommer ist und man so viel frischen Zeug bekommt. Die Erdbeeren waren leider nur solala. Da geht noch was!
Daheim dann Beinkühlung und Recherche, wie ich am besten zur Physio-Praxis mitten in der Stadt komme, denn Parken ist da genauso blöd wie überall in Innenstädten. Mit dem Bus wäre eigentlich schnell und einfach gewesen, wenn es da nicht bei uns herum diese blöde Baustelle gäbe und die Bushaltestelle ums Ecck ganz einfach ausgelassen würde. Wenn ich hin- und rückwärts so lang rumkrücken muss wie der Bus braucht, ist das ja auch nicht grad sinnvoll.
Dann also mit dem Rad. Ich nahm mir vorsichtshalber viel Zeit für den Weg und steckte einen Bergstock mit Gummipoppel unten dran in den Rucksack. Das Radeln ging echt gut. Ich war eine halbe Stunde zu früh dran, das war aber ganz gut, weil ich mit der Praxis ja nur die ersten Paar Termine ausgemacht hatte. Ich bekam fast alle Termine in den nächsten 3 Wochen unter.
Der erste Termin war Lymphdrainage und natürlich machte der Therapeut erst mal Anamnese. Und dann rückte er mir den Kopf ein wenig zurecht. Denn bei meiner Vorgeschichte - das Knie wurde immer dick, Schmerzen hielten sich meistens in Grenzen - hat das Knie ‘gelernt’, auf Überlastung mit Gewebswasserauschüttung zu reagieren. Und wenn ich diesen Zyklus brechen will, muss das Knie jetzt erst mal frei von Wasser werden.
Momentan ist es noch geschwollen, hat Wasser zwar nicht drin (was gut ist), aber aussen rum (was nicht gut ist, aber normal). Deswegen: Bewegung ja, Last nein. Und auf keinen Fall überlasten für mindestens die nächsten 4 Wochen. Und dann nannte er noch Beispiele, was sinnvoll ist (Radeln und ordentlich Gehen im Flachen, die Übungen) und was er für schlecht hält (Bergab gehen! Bergauf gehen eventuell auch. Zuviel von allem.). Ich hatte direkt mit schlechtem Gewissen die Wallberg-Expeditionen und den Kalbsangsttobel vor Augen.
So detailliert hat das bisher noch keiner ausgeführt. Es hiess immer nur: ‘Darf nicht schmerzen. Darf nicht heiss werden. Darf nicht anschwellen.’ So war das ja immer auch, auch am Wallberg und auch am Kalbsangsttobel. Keine Schmerzen, keine Hitze, kein Anschwellen. Ich war der Meinung, es sei sinnvoll, mich möglichst bald fordern - nicht überfordern! - um den Muskelaufbau zu fördern. Jetzt meine ich, das mit dem Muskelaufbau kommt dann schon, besser erst mal wirklich, wirklich, wirklich langsam tun. Oh weh, das wird schwer!
Ich radelte an der Iller entlang zurück, das war sehr schön. An der Iller zur Praxis hinradeln geht aber leider nicht, weil der Berg an der Burghalde so steil ist (der war mir schon vor der ‘Zurechtrückung’ zu steil). Na, so habe ich wenigstens einen schönen Rückweg.
Als der beste Allgäuer von Allen am späten Nachmittag kam, beschlossen wir, noch zum Eschacher Weiher zu gehen. Er radelte (in persönlicher Bestzeit), ich nahm das Auto und die Krücken. Und ja, am Weiher geht es auch runter, aber manches muss halt sein. Leider zogen inzwischen Gewitter auf, so dass es am See bald kühl wurde. Ich war diesmal aber trotzdem drin. Ganz. Ohne wirklich zu schwimmen allerdings, den Brustbeinschlag bekomme ich noch nicht hin und ‘hundepaddeln’ ist irgendwie doof.
Eingang zum Kalbsangsttobel
Hindernis
Blick vom Bänkle oben
Berg- und Weiher-Blick
Der Himmel verdunkelt sich
Ich stand wie an einem Arbeitsmontag um 4 auf und fuhr nach München. Mit einer dicken Tasche, in der schon mal eine Ladung München-Wäsche war. Arbeiten hatte ich allerdings nicht vor, sondern ich wollte ‘nur’ die AU-Bescheinigung und allerlei Therapie-Rezepte von meinem Orthopäden. Wenn man so ein geteiltes Leben führt, sind manche Dinge halt ein wenig kompliziert.
Ich hatte lang überlegt, wie ich nach München und zu meinem Doc kommen sollte und war am Ende bei der üblichen Montags-Zeit gelandet, weil ich nur so sicher sein konnte, nicht im Stau zu landen. Zu meiner Wohnung hätte ich eh müssen, um meine Schilddrüsen-Tabletten zu holen. Bus, Zug, Ubahn hatte ich auch recherchiert, aber da hätte ich vor 9 Uhr los müssen ... nix Bayernticket. Und ohne ist Zugfahren ganz schön teuer.
Deswegen also um 4 Uhr losfahren. Nichts, was ich nicht gewöhnt wäre ;-) Gegen 6 humpelte ich langsam in meine Wohnung (mit Krücken, ehklar). Anderthalb Stunden unbeweglich im Auto sitzen hatten dem Bein nicht gut getan. So richtig müde war ich nicht, aber weil ich ja keinen Terminstress hatte, legte ich mich nochmal ins Bett ... und schlief gut und tief bis 8.
Ich frühstückt das übliche München-Frühstück (Kaffee und Cornflakes) und krückte dann zur Ubahn. Ich nahm das als Gehschule und ging sehr sehr ordentlich, anfangs mit viel Stütze, zwischendurch auch mit wenig. Das geht einerseits gut, weil ich gleichmäßig gehe, andererseits aber auch nicht, weil das rechte Bein den lockeren Ablauf des linken Beins (leicht gebeugt mit Muskelspannung aufsetzen, über das beinahe gestreckte Bein abrollen - Ferse, Aussenballen, Innenballen, Zeh - mit dem voll gestreckten Bein abstoßen) einfach nicht schafft. Das geht nur irgendwie, aber nicht ganz und gut. Naja, Geduld, das wird schon noch.
Beim Doc musste ich wie angekündigt eine Weile warten. Nicht ganz so lang vermutlich, wie ich tatsächlich hätte warten müssen, wenn sich nicht ein Herr so sehr drüber aufgeregt hätte, dass andere vor ihm dran kommen, obowhl er schon länger da sei. Danach waren sowohl die Arzthelferinnen als auch der Doc genervt und ich kam auch vor ihm dran. Ich verstehe schon, dass das nervt, aber Leute vor den Kopf stossen hilft bei sowas nicht wirklich weiter.
Ich bekam 3 Wochen AU und wie gewünscht Rezepte für Krankengymnastik und Lymphdrainage. Die Behandlung kann weiter gehen :-)
Auch den Rückweg nutzte ich für sauber Gehen üben und verordnete mir danach erst noch eine Pause in der Münchner Wohnung bevor ich das Bein mit 2 Stunden Autofahrt stresste (richtig schnell geht es nur in der Früh).
Erst als ich kurz vor daheim war, fiel mir dann auf, dass ich mit dem Doc gar nicht über Medikamente gesprochen hatte. Eigentlich sollte ich (Anweisung der Reha-Ärztin) ja noch weiter Ibu nehmen, um die Entzündung in Schach zu halten und potentiell Schmerzen gering zu halten. Ich rief in der Praxis an und das war gar kein Problem. Das Rezept wird mir zugeschickt.
Nachdem sich das Bein erholt hatte, radelte ich noch zum Supermarkt und kaufte Salat und Seele für’s Abendessen ein. Das Radeln war ... anspruchsvoll. Ich kam nicht in den Flow, wo sich das Bein mühelos beugen und strecken lässt. Zu viel Stress mit der Autofahrt und dem vielen Gehen (das waren insgesamt doch gut 2 Kilometer und ich lief teilweise fast ‘ohne’) vielleicht?
An Arbeitstag-Abende zu zweit müssen wir uns erst noch gewöhnen. Wir sassen erst auf der Terrasse in der letzten Sonne, dann ging der beste Allgäuer zum Laufen während ich mich um Orga-Kram kümmerte (AU-Meldung an Krankenkasse und Arbeitgeber) und dann meine Abwesenheitsmeldung im Büro verlängerte. Jetzt hab ich ja meine ‘richtige’ Technik wieder um mich rum und kann mich remote einloggen.
Letzteres war ein Fehler, denn ich schaute natürlich auch in die Mails und das machte ernsthaft schlechte Laune (Transition, Projekt-Über- also Abgaben, Asset-Listen, Verwurfs-Listen, usw. Baaaah!). Ich werde da ja nach aktuellem Stand noch bis September 2020 rumsitzen, aber ob es bis dahin tatsächlich noch was zu tun gibt, wage ich zu bezweifeln. Ich seh mich da am Ende allein rumsitzen und Privat-Kram programmieren.
In dieser Nacht schlief ich gut. Das gelegentliche Aufwachen wegen Bein liegt nicht gut spielt ja keine Rolle.
Wir frühstückten gemütlich und erwarteten die angekündigten Schauer und Gewitter. Die schienen sich aber auf die Berge zu beschränken, bis zu uns kam bis zum Abend nichts und es hatte sogar gelegntlich Sonne.
Nach dem Frühstück radelte ich 10 Minuten auf dem Standrad und machte dann im Trainingszimmer des besten Allgäuers meine Übungen. Da ist alles vorhanden, was ich brauche. Das was ich im Bewegungscenter auf einer Liege gemacht hatte, erledigte ich hier halt auf einer Matte auf dem Boden.
Später nahm ich mein schönes Ghost und machte den echten Biketest, nämlich eine Runde in der Gegend rumradeln. Der Anfang war wie vorher schon sportlich, aber nach ein paar Umdrehungen hatte das Bein sich an die Beugung gewöhnt. ‘Anfang’ ist aber auch Wiederantreten nach einer geraden oder abfallenden Strecke, so eine Radrunde hat deswegen viele Anfänge.
Auf den bissigen Plattform-Pedalen des Ghost rutschte mein Fuß auch nicht nach vorn wie auf den eher glatten Pedalen der Standräder im Bewegungscenter oder bei uns oben, deswegen blieb die Beugung länger anspruchsvoll. Geradeaus radeln war gar kein Problem, mäßig steil ging auch ganz gut, da merkte ich aber schon, dass richtig steil noch nicht drin sein würde. Der Anstieg zum Haldebuckel von Süden war gerade so noch drin. Wäre er steiler, hätte ich absteigen müssen.
Absteigen übte ich auch und das war in jeder Situation problemlos möglich. Anfahren dagegen schaffte ich nur im Flachen oder bei ganz minimaler Steigung. Insgesamt war ich - kein Wunder - recht langsam. Um mit dem Rad in die Innenstadt zur Therapie zu kommen, reichte das aber locker aus. Parkplatzprobleme würde ich also keine haben :-)
Der Rest vom Tag war gemütlich. Würstel und später Kaffee auf der Terrasse, zwischendrin Computer und Hausarbeit (im Wesentlichen Wäsche, wobei ich mir alles tragen liess). Abends gab es Lachs. Das war das letzte Daheim-Gericht, auf das ich mich total gefreut hatte. Das Essen in Bad Wiessee war wirklich gut, aber Spargel und Lachs hatte es nicht gegeben.
Zum Haldebuckel
Im eigenen Bett schlief ich eigentlich gut (2 mal kurz aufgewacht), aber um halb 4 war ich wach. Richtig total wach. Völlig unverständlich. Ich stand auf, las ein wenig und ging gegen 6 wieder ins Bett. Um halb 8 stand ich zusammen mit dem besten Allgäuer ‘richtig’ auf.
Wir hatten ein feines Frühstück und hingen dann ein wenig gemeinsam rum. Dsa Wetter war nicht so schön, wie wir gehofft hatten und es wehte ein ziemlich stürmischer Wind. Am späteren Vormittag radelte ich 15 Minuten auf dem Standradl zum Aufwärmen. Unterdessen sauste der beste Allgäuer auf seinem MTB schon mal los.
Ich setzte mich ins Auto und fuhr (nachdem ich erst mal einen Bremstest gemacht hatte) zum Parkplatz am Eschacher Weiher. Dann stakste ich mit Bergstöcken statt Krücken zum Weiher runter. Es war ziemlich windig und weil die Sonne kaum durch die Wolken kam, leider auch ziemlich kühl. Am Weiher suchte ich einen windgeschützten Platz, aber das war vergeblich. Ich legte mich also in die noch ungemähte Wiese und da war es dann ziemlich OK, weil das hohe Gras den Wind recht gut brach.
Bald kam auch der beste Allgäuer von Allen und wir lagen gemeinsam am See herum und schauten den Wolken zu, die mal dicker und mal dünner waren und überhaupt da oben recht blöd umher waberten. So richtig Sonne kam kaum durch. In den Bergen hinten wurde es dunkler und dunkler.
Wir überlegten kurz, ob wir ins Brotzeitstüble gehen sollten (ich bin sicher, dass ich das geschafft hätte), liessen den Gedanken dann aber zugunsten von Pfannkuchen auf der Terrasse fallen. Der beste Allgäuer ging noch schwimmen, ich versuchte das auch, drehte dann aber um, als das Wasser mir etwa bis zum Bauch ging. Brrrrr!
Auf dem Heimweg machte ich noch ein paar Besorgungen im Aldi (weder Krücken noch Stöcke, dafür aber den Einkaufswagen zum Stützen), dann gab es Pfannkuchen auf der Terrasse. Mit Grand Marnier, Amaretto, Baileys, Marmelade und Zimtzucker. Ein Fest!
Am Abend gab es dann einen Riesenhaufen Spargel mit einem Mini-Putenschnitzel für mich und weniger Spargel mit einem größeren Putenschnitzel für den besten Allgäuer von Allen. Dazu natürlich Sauce Hollandaise und Kartoffeln.
Wunderbar, das hatte ich mir genau so gewünscht :-)
Weiherblick
Ich war früh wach wie immer und warf nach Duschen und Zähneputzen meinen restlichen Kram in die Tasche. Der Technik-Rucksack ging leider nicht mehr hinein, weil ich ja die schöne Schale verpacken musste. Na egal, eine Tasche und 2 kleine Rucksäcke wären auch mit Krücken zu schaffen.
Beim Frühstück traf ich nochmal alle Tischdamen, dann sausten die zu ihren Terminen und ich ging wieder hoch, um den Rest zu erledigen. Teekanne und Spritzenbox abgeben, letzte Geschäfte im Bad, nochmal alle Schubladen und Fächer aufmachen.
Dann ging ich runter. Natürlich war ich viel zu früh, aber mein Transport war trotzdem schon da. Wohl deswegen war plötzlich alles eilig und durcheinander und ich vergaß, nach dem Arztbrief zu fragen, der eigentlich an der Rezeption für ich breit liegen sollte (und wenn nicht, hatte es geheissen, würde er mir zugeschickt, war also eigentlich egal).
Der Transport war kein Taxi, wie ich angenommen hatte, sondern ein Krankentransport. Kein Rettungswagen wie bei der Fahrt vom Krankenhaus, sondern ein Bus, in dem vorne 3 Leute sitzen und hinten 2 Leute liegen konnten. Ich war aber allein, ins Allgäu muss vom Tegernsee wohl selten jemand.
Der Fahrer war erst recht gespächig (glücklicherweise fand er alle seine Themen selber, denn mitreden kann ich durchaus, nur selber was anfangen nicht so gut) und später dann nicht mehr so. War mir alles Recht, ich saß hinten drin und freute mich wie ein Schnitzel an der Landschaft da draußen und wie die bekannten Landmarken immer näher kamen :-)
Und dann war ich daheim!
Ich fühlte mich wie von einem langen Urlaub heimgekehrt :-)
Ich machte erst mal den Sonnenschirm auf der Terrasse auf, zog den lästigen Kompressionstrumpf aus, eine kurze Hose an und setzte mich mit einem Eiskaffee ohne Eis (also einfach kalter Kaffee mit Milch) raus. Soooo schön!
Als nächstes kam der wichtige Biketest. Ich holte das Ghost aus der Garage und stieg mit dem Lenker an die Wand gelehnt vorsichtig auf. Erste Erkenntnis: Aufsteigen geht, man muss aber drauf achten, das Bein eher vorn zu haben, wenn Last drauf kommt. Absteigen ging problemlos, nicht anders als vom Standradl im Bewegungscenter. Und Treten war zwar etwas anspruchsvoll (volle Kurbellänge, ehklar) aber doch gut machbar und erfahrungsgemäß wird das Treten ja mit der Zeit besser. Dann nahm ich das Rad mit auf die Straße raus und fuhr ein paar Mal hin und her, mehrfach auf- und absteigen inklusive. Biketest bestanden!
Als nächstes testete ich das Standrad, das wir oben stehen haben und auch das kann ich problemlos benutzen. Sonst trainierte ich aber nichts, ich hatte mir einen Pausetag verordnet. Nach 4 Wochen kann man den schon mal haben und ich lief in haus und Garten eh ohne Krücken rum, das trainiert auch. ‘Unhumpelig’ gehen war aber schwierig, das sind alles so kurze Strecken, da kommt man gar nicht richtig ins Laufen.
Später kam der beste Allgäuer von Allen, wir tranken draussen Kaffee, planten das Wochenende, gingen Einkaufen (da nahm ich brav die Krücken mit, aber das war total lästig) und grillten später. Super Einstieg ins Daheimsein :-)